Kleine Weisheiten für die Trainerbank

  • Nach etwas anderen Schwerpunkten im samstäglichen Kleingruppentraining habe ich jüngst mal wieder Wurftraining mit Videoanalyse gemacht. Zwei Talente von auswärts und ein Talent von mir. Schlag- und Sprungwurf mit Video, zum Abschluss noch etwas Einführung Sprungwurf über das falsche Bein. Schlagwurf plus Video ist bei mir immer etwas zu kurz gekommen, so dass es mal wieder ganz aufschlussreich war, hier zu korrigieren. Gemeinsam mit den Mädels suchen wir Verbesserungspotenzial:

    - Länge des Stemmschritts

    - einhergehend: Gibt das Knie des Stemmbeins nach?

    - Oberkörperverwringung/Schulterachse

    - Ausholbewegung (keine Kurbel, Winkel/Höhe des Wurfarms)

    - Schulterachse beim Wurf (ich möchte keinen Stopp bei der Normalstellung sondern ein kurzes "Überdrehen")

    - Armbewegung nach Loslassen des Balls (der Arm peitscht weiter, stoppt nicht und fällt runter

    - Zusammenarbeit Rumpf + Arm durch Körperspannung

    - beim Schlagwurf noch weniger, beim Sprungwurf dann spannend: Holt der andere Arm derweil Schwung oder stört er gar?

    Und dann kommt beim Wurf immer wieder die schräge Körperachse, die Achse kippt nach vorn. Korrektur Nichtstemmbein.

    Was soll mit dem Bein auf der Wurfarmseite passieren? Das Stemmbein stemmt (Schritt darf nicht zu lang sein, Knie bleibt (fast) steif, gibt nicht nach), das Wurfarmseitenbein:

    - ankert hinten

    - wird gemächlich nachgezogen

    - macht das "Holzbein", schwingt steif im Halbkreis nach vorn

    - schnellt hinten nach oben, Körperachse kippt extrem nach vorn

    Die Wurfarmgegenseite geht in die Vollbremsung, erlaubt die Beschleunigung auf der anderen Körperhälfte.

    Der Oberkörper/die Schulterachse schnellt nach vorn.

    Der Wurfarm schnellt nach vorn.

    Und das dazugehörige Bein... bremst.

    Korrektur: "Ball führt Fuß! Mach unter dem Wurfarm den (vierten) Schritt mit."

    Einen "normalen" Schritt, nicht die Holzbeinvariante.

    Und wenn ich mit Fortgeschrittenen soweit bin, dass

    - die Schulterachse über die Normalstellung hinaus dreht

    - das Bein der Wurfarmseite den Schritt mitmacht,

    dann kann ich damit anfangen, dass die Hüfte Einzug in den Wurf hält und ebenfalls mit nach vor schnellt/dreht.

    Spiegel online berichtet: "Deutscher soll zum Mond fliegen"

    Ich nominiere Uli Hoeneß!

  • Altersklassenumbruch. Der '11er Jahrgang wechselt in die C, der '13er Jahrgang kommt aus der E zu uns in die D. Teils hatten wir schon '13er und auch '14er Mädchen letzte Saison im Training und auch in den Punktspielen dabei. Die restlichen Spielerinnen kannten wir bereits aus einem Schnuppertraining vor einigen Monaten. Jedes Jahr stehen in dieser Phase drei Dinge auf dem Plan: Abwehr, Abwehr, Abwehr.

    Die Mädchen kommen aus dem 2x3:3 bzw. haben teils bei den Jungs mitgespielt und dort über das gesamte Feld. Manndeckung allenorts (so jedenfalls meine Hoffnung). Der große Umbruch ist das bisherige Verteidigen gegen Prellen in großen Räumen hin zu Verteidigung im 1:1 in etwas kleineren Räumen. Die Gegenspielerin wird allmählich mehr Waffen an die Hand bekommen, um einen Zweikampf zu gewinnen, als bloß den Richtungswechsel beim Prellen. Die Abwehrspielerin muss nun mehr Werkzeug an die Hand bekommen als bloßes Rausprellen, denn "Ballgrapschen" wird bald nicht mehr reichen. Körperkontakt muss her. Einführung Abwehr im 1:1.

    An anderer Stelle schon mal im Rundumschlag beschrieben, hier im Detail:

    - Hütchentor verteidigen

    Zwei Hütchen/Pylonen etwa 3m auseinander. Abwehrspielerin verteidigt Hütchentor. Angreiferin soll mit etwas Anlauf durch das Hütchentor durchlaufen.

    Ablauf A:

    Abwehrspielerin zwischen den Hütchen (und vor jedem neuen Zweikampf dorthin zurück), Angreiferin ein paar Schritte entfernt. Kein Ball, zur Vereinfachung auf erster Stufe läuft die Angreiferin rückwärts. Sie soll an der Abhwerspielerin vorbei, nicht 'durch sie durch' ("Kein Kraftwettkampf!"). Soll immer wieder neuen Anlauf nehmen, wenn sie gestellt wird. Abwehrspielerin soll Angreiferin nach vorne rausschieben, bei mehr Gegendruck seitlich an den Hütchen vorbeischieben.

    Die Aufgabe im Parallelbetrieb mit allen Spielerinnen gleichzeitig, dann Wechsel zum nächsten Hütchentor. Abwehrspielerin bleibt. Zunächst kein Zeitdruck, bei Stau notfalls mal ein Tor überspringen.

    Korrekturen:

    - Abwehrspielerin wartet im Hütchentor und wird von anlaufender Angreiferin überlaufen/beiseite gedrückt

    "Du bist die Angreiferangreiferin! Sobald die Angreiferin den ersten Schritt macht, läufst Du ihr entgegen und 'tanzt' mit ihr. Nach vorne raus oder an einem Hütchen vorbei."


    - Angreiferin dreht sich zu leicht raus.

    Die Kraft ist entweder nicht verteilt (beide Hände zu den Schultern, nicht mittig) oder wird nicht "zurückgegeben". Übt die Angreiferin auf einer Seite mehr Druck aus, weil sie sich dorthin dreht, kommt auf der Seite entsprechend mehr Gegendruck. Achtung beim plötzlichen Richtungswechsel!

    - Angreiferin schiebt Abwehr rückwärts/drängelt sich vorbei, vor allem bei Mismatch

    Die Abwehrspielerin hat 'Wurzeln geschlagen' und wird nun über den Hallenboden geschoben. "Tanz mit ihr! Kleine Schritte, immer in Bewegung bleiben, beschäftige sie!" Bis der Zweikampf vorbei ist, darf die Abwehrspielerin nie stehen bleiben. Hacken auf Boden sind ohnehin verboten.

    - Abwehrspielerin bleibt in Bewegung, verliert dennoch den Zweikampf, wird überlaufen

    "Kleine Schritte! Füße maximal schulterbreit auseinander!" Gehen die Füße zu weit auseinander, kann nicht mehr angemessen auf den Gegendruck reagiert werden.

    - Angreiferin verschafft sich Vorteil, macht sich klein, schiebt Hintern raus und wurschtelt sich durch

    Ergibt sich immer wieder in dieser Übungsform, im Kinderhandball sicher auch mal im Punktspiel. Ist mit Schulter/Schulter nicht mehr zu verteidigen, die Kraft geht unter die Abwehrarme und wird sich durchsetzen. "Hochtief!" Hände gehen nun beide von Schulter/Schulter zur Wirbelsäule (Hochtief), unten wird mehr gedrückt als oben, maximale Kraft auf das Rausschieben.

    - Abwehrspielerin schiebt Angreiferin optimal Richtung Hütchen, dann kommt doch noch der Durchbruch durch Kraftvorteil

    "Bis zum Hütchen verteidigen wir 'höflich', unmittelbar vor dem Hütchen werden wir 'unhöflich'." Schieben bis an den Rand des Hütchentors, nun in der Gefahrenzone zupacken, ggf. heranziehen und die letzten beiden Schritte mit Kraft durchschieben.


    Ablauf B:

    Die erste Steigerung im Schwierigkeitsgrad. Statt rückwärts zu laufen, bekommt die Angreiferin einen Ball, muss ihn mit beiden Händen hinter dem Rücken festhalten, läuft aber nun vorwärts. Das Handicap, damit der Anlauf etwas verlangsamt wird und die Angreiferin sich nicht mit den Armen den Weg freimachen kann, bzw. die Schultern "offen" für die Abwehrspielerin sind.

    - Angreiferin dreht sich raus und bricht durch

    Im Moment der Drehung sofort loslassen, von hinten wieder übernehmen. Nun noch intensiver rausschieben, Angreiferin mit Rücken zur Abwehrspielerin führt nie Gutes im Schilde. Zweite Drehung, wieder loslassen und von vorn übernehmen. Immer weiter tanzen, die drei Schritte der Angreiferin verbrauchen.

    - Angreiferin dreht sich, Abwehr verliert das Gleichgewicht, Durchbruch

    Abwehrspielerin lehnt sich in die Gegnerin hinein, baut eine 'Brücke', gibt ein gesundes Gleichgewicht auf. "Aufrichten, ein Fuß bleibt unter den Händen. Arbeite mit den Füßen in die Lücke zwischen Euch hinein!"

    - Abwehrspielerin rennt raus und wird überlaufen

    Der optimale Abwehrraum muss erlernt werden. Bleibe ich zu tief, sammelt die Gegenspielerin Momentum, läuft einfach vorbei/drückt zur Seite. Laufe ich zu weit entgegen, droht der Richtungswechsel, das Umdrehen, das Überlaufen werden. Einen vorläufigen einfacher zu verteidigenden Abwehrraum festlegen (Linie auf dem Hallenboden, Schrittzahl) und für jeweilige Gegenspielerin ausprobieren und anpassen.

    - Abwehrspielerin läuft raus, läuft sofort in eine Täuschung

    Unmittelbar vor dem Kontakt einen Stemmschritt machen, um einen sicheren Stand zu haben. Gern etwas überschießende Kraft in die Kontaktaufnahme geben, die Gegenspielerin leicht aus dem Gleichgewicht bringen.

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  • Fortsetzung:

    Es bleibt beim Hütchentor. Die Aufgabe/der Schwierigkeitsgrad ändert sich:

    Ablauf C

    Angreiferin soll nun prellend durch das Hütchentor gelangen, ohne den Ball vor dem Tor aufzunehmen. Abwehrspielerin verteidigt Hütchentor. Damit die Übung einen Sinn ergibt, darf sich die Angreiferin nicht doof stellen, braucht individualtaktischen Input:

    - Augenmerk Angreiferin

    Die Ballführerin wird nicht auf direktem Wege durch das Hütchentor prellen können, muss das mit

    a) Richtungswechsel

    b) Tempowechsel

    c) am liebsten Kombination aus beidem oder (wie ich mittlerweile gelernt habe, danke Enrica!):

    d) durch Ausnutzen eines Kraftvorteils

    lösen.

    Die Angreiferin soll links oder rechts anprellen. Taktisch richtige Hand. Sie darf direkt auf die Abwehrspielerin zuprellen, wenn sie einen ganz, ganz tollen Plan hat. Ansonsten die Abwehrspielerin aus der Mitte ziehen und eine große Lücke vorbereiten, sich die Abwehrspielerin hinstellen.

    Gesicht zum "Feind", die Zwerge drehen sich gerne um und prellen rückwärts, Hintern voran und ausgestreckt.

    Rückwärtsgang nicht vergessen, wenn es nicht klappt, zurück und neuen Anlauf nehmen.

    Sicherheitsabstand beibehalten, Körperkontakt meiden. Bei Kraftvorteil Ballführerin, nicht beirren lassen, Abwehr wegschieben.

    Natürlich Handwechsel beim Prellen bei Richtungswechsel. (Warum wird das nirgends in der E-Jugend geschult?!)

    - Augenmerk Abwehrspielerin

    E-Jugend ist vorbei! Ballgrapschen/Rausprellen wird zunehmend weniger Erfolg haben. Querstellung zur Prellhand, ERST mit einer Hand Kontakt zur Prellschulter (spiegelverkehrt), DANN mit freier Hand den Ball bedrohen/angreifen. Ist die Prellschulter außer Reichweite, die andere Schulter packen und Druck aufbauen.

    Angreiferin prellt einfach durch: Abwehr hat Wurzeln geschlagen. Auf der Prellseite entgegenlaufen und sofort Kontakt zur Schulter suchen. Vom Hütchentor weit entfernt eine Hand anlegen und ausbremsen, in der Gefahrenzone unmittelbar vor dem Hütchentor beide Hände und schieben. Zweite Hand bereit, um den Ball anzugreifen. Auch hier: Wurzeln schlagen verboten, Hacken hoch, "tanzen". Füße sind immer aktiv.

    Angreiferin überläuft Abwehr: Entweder startet Angreiferin unerlaubt schon mit drei Schritten ohne zu prellen (Korrektur) oder Abwehrspielerin hat sich zu weit vom Hütchentor entfernt/rauslocken lassen. Die optimale Distanz zum Angreifen finden.

    Abwehr lässt sich zurückdrängen, da Angreiferin mit Hintern voran schiebt: Hände Hoch/Tief (s.o.) und maximal rausschieben.

    Mismatch und Angreiferin drängelt sich einfach durch: Beide Hände nun zur (Prell-)Schulter und maximal schieben. Eine Hand hält sich bereit für den Angriff auf den Ball. Die Angreiferin mit kurzen Kontakten beschäftigen. Immer wieder Attacke auf den Ball. Aufgegeben werden nur Pakete bei der Post, keine Zweikämpfe.

    Ablauf C für Fortgeschrittene

    Ich kann mit einer guten Mannschaft in der D oder C mit einer Manndeckung alle schwächeren oder gleichstarken Mannschaften gut in den Griff bekommen. Für die übrigen Teams ist das A und O, dass die Abwehrspielerin nicht mit oder vor allem ohne Ball überlaufen wird. Das Thema "ohne Ball" kommt später, das Thema "mit Ball" bedeutet, die richtige Distanz VOR dem Zweikampf finden und einnehmen (die drei Schritte und der Antritt sind die große Gefahr). Ich habe mal geprobt und irgendwo hier geschrieben, dass wenn noch genug Tiefenraum da ist, erst "den zweiten Preller" angreifen. Dazu brauche ich immer Sicherheitsabstand. (Und in der E steht die Abwehrspielerin flächendeckend Bauch-an-Bauch, hüpft und quiekt.) In der Übung z.B.:

    Beide Spielerinnen Aufstellung fünf, sechs Meter vom Hütchentor entfernt, Abwehrspielerin weiter zwischen Ballführerin und Hütchentor. Pass zur Abwehr, starten, Abwehrspielerin streckt Ball nach vorn raus/legt ihn hin/prellt ihn einmal. Angreiferin muss sofort prellen/darf später drei Schritte machen vor dem Prellen. Abwehrspielerin sinkt sofort zurück, in Querstellung zur Prellseite und greift erst den zweiten Preller an. Darf in der Zwischenzeit natürlich nicht überlaufen werden, ggf. bremsen und mit beiden Händen Kontakt. Ziel ist es, möglichst schnell in eine sichere Ballklaudistanz zu kommen.

    Ablauf D

    Ohne Ball, dafür mit Zeitdruck. Angreiferin muss lediglich eins der beiden Hütchen anticken (nur von vorn). Alle Paare parallel, etwa 6 Sekunden Zeit. Trainer zählt runter.

    Wichtige Lektion, da nun dauerhaft mit Richtungswechseln zu rechnen ist:

    - Wir verteidigen nach vorn.

    - Wir verteidigen nach hinten.

    - Zur Seite verteidigen wir NUR MIT KÖRPERKONTAKT!

    Ausnahme: Zweikampf ist bereits verloren, ich muss retten/aushelfen. Jede Seitwärtsbewegung der Abwehrspielerin wird unweigerlich eine Täuschung provozieren.

    Alle Übungen mache ich vorwiegend in der Rotation und unter Zeitdruck. Angreiferin bekommt 5 bis 7 Sekunden Zeit. In der Regel zwei Durchgänge, also meist sechs oder acht Zweikämpfe in immer wechselnder Besetzung. Dann wissen alle, was sie getan haben.

    Spiegel online berichtet: "Deutscher soll zum Mond fliegen"

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  • Fortsetzung:

    Und in der Praxis gleich die Tücken der individuellen Abwehr erlebt, wie dicht Freud und Leid beieinander liegen. Neuzugang Carlotta ist ein Leichtgewicht. "Pound for pound" aber ein Abwehrmonster. Verteidigt mit Leidenschaft Gegenspielerinnen mit anderthalbfachem Gewicht (mal grob geschätzt). Beim Ulzburgcup verteidigen wir gewohnt offensiv auf 12, 13 m. Die Mädels bilden von sich aus eine Raumdeckung, obwohl wir ein recht bunt zusammengewürfeltes Team sind. Ich hatte das Thema aber gar nicht angeschnitten, hatte mir eigentlich eine Manndeckung vorgestellt. Carlotta stürzt sich also auch weit vor dem Tor in Zweikämpfe gegen deutlich größere Gegner und sucht den Kontakt schon bei der Ballannahme. Mal klappt es, Prinzip Abschreckung, mal zieht sie aber im Kräfteduell den Kürzeren und wird beiseite gedrängt.

    "Das Kräftemessen kannst Du gegen so große Gegnerinnen nicht gewinnen. Versuche das Kopfduell zu gewinnen. Sinke vor dem Prellarm zurück, lass sie prellen, greif den zweiten Preller an!" (Und natürlich nicht wie in der E-Jugend zuerst den Ball, sondern zuerst die Prellschulter.)

    Läuft wie geschmiert, an ihr kommt in dem Spiel niemand mehr vorbei. Ein Spiel später organisieren sich die Mädels von selbst sehr defensiv, verteidigen nun vom Neuner aus. Der Gegner tut sich damit schwer, ich greife nicht ein, weil das eine wertvolle Erfahrung darstellt. Nur Carlotta ist gekniffen, die ja gerade gelernt hat, vor dem Gegner zurückzusinken und wird nun dreimal in Folge düpiert, weil der doofe Trainer die Regel nicht auf die genaue Stellung im Raum konkretisiert hat.

    18 Mädchen im Training, wir können in drei Sechsergruppen auf Trainerin, Betreuerin und Trainer mit unterschiedlichen Schwerpunkten aufteilen (jeweils eine Viertelstunde inkl. Trinkpause). Bei mir drei Matten im großen Dreieck, lange Seite zur Mitte, pro Matte eine Verteidigerin, Angreiferinnen sollen binnen sieben Sekunden vom Zentrum des Dreiecks auf ihre Matte prellen (einen Fuß auf die Matte setzen). In der Anfängergruppe starten wir mit Abwehrspielerin unmittelbar an der Matte. Nichts Neues, s.o. 7 Sekunden Angriff, Angreiferin rotiert eine Matte weiter, 7 Sekunden Angriff, usw. Zwei Durchgänge = 6 Zweikämpfe, Aufgabenwechsel.

    Zweiter Schritt (Fortgeschrittene und Experten starten hier) Markierung auf etwa vier Metern vor der Matte. Abwehrspielerin auf der Markierung, nun etwa auf halber Strecke zwischen Matte und Angreiferin. Angreiferin soll nun gezielt überlaufen/überprellen. Abwehrspielerin sucht sich den richtigen Raum, die richtige Distanz, um erfolgreich verteidigen zu können. Darf nach vorn, könnte aber zum einfacheren Überlaufen führen. Andererseits kann es die richtige Entscheidung gegen eine schwächere Angreiferin sein. Darf sinken. Sollte nur nicht Wurzeln schlagen. Wieder 7 Sekunden pro Angriff, dann Rotation.

    Dritter Schritt. Pass zur Abwehrspielerin auf der Markierung, die den Ball ausgestreckt hinhält. Angreiferin läuft an, ergreift Ball, soll überlaufen und durchprellen. Extrem kurze Reaktionszeit Abwehrspielerin. Muss stark auf den Antritt der Angreiferin achten. Bei großer Dynamik sofort in den Körperkontakt, ansonsten schnell zurücksinken und das Prellen angreifen. Starke Abwehrspielerin macht Stopfoul, Angreiferin braucht dann Unterstützung (Kurbel, Abdrehen, Zurücksinken).

    Die Anfängergruppe war komplett überfordert mit dem Zurechtfinden im Raum und der Orientierung zwischen Ort der Angreiferin vor sich und der Matte hinter sich. Die mittlere Gruppe war auch nicht so doll, die Cracks zeigten, dass sie zu verstehen begannen. Schritt 3 passt nicht in die Reihe, die Reaktionszeit ist zu kurz. Mit dem Griff zum Ball kann die Angreiferin schon kurbeln und durchbrechen, bzw. Abwehrspielerin kann stoppen, die Übung hat dann nichts mehr mit Orientierung im Raum zu tun. Nächstes Mal: Pass, Fangen, hart tippen und zurücksinken, Angreiferin darf erst mit dem Tippen starten.

    Größte Baustelle/größtes Potenzial für die Abwehr: Auch wenn die Übung keinen Abschluss mit Wurf beinhaltet und daher die Wurfarmseite nicht ultimativ kriegsentscheidend ist, lohnt doch die Konzentration der Abwehrspielerin auf die Prellseite. Zumindest mit größerer Wahrscheinlichkeit als auf der Gegenseite wird sie dort zum Erfolg kommen. Kein spiegelverkehrtes Zurücksinken vor der Angreiferin, Querstellung und den Raum vor der Prellhand beherrschen. Sichere Abwehrspielerin kann den Raum auf der Prellhandgegenseite (bei Mädchen in Exotenfällen nicht die Wurfarmgegenseite) sogar aufmachen, wenn sie schnell genug auf den Beinen ist, um die Prellseite abzudecken.

    Wer auf der "bösen" Seite überlaufen wird, muss umso mehr auf der Prellhandgegenseite beidhändig schieben. Je dichter wir an der Matte sind, umso eher die zweite Hand an die Gegnerin, je weiter wir weg sind, umso risikofreudiger mit einer Hand den Ball bedrohen/klauen. Wer auf der guten Seite überlaufen wird, greift mit einer Hand den Ellenbogen des Prellarms an und drückt ihn an den Körper. Ja.... es soll Mädchen geben, die aus der E-Jugend hochkommen und NICHT mit der taktisch richtigen Hand prellen...

    Spiegel online berichtet: "Deutscher soll zum Mond fliegen"

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  • Danke, dass du dein Wissen und deine Erfahrungen teilst. Ich lese gerne mit.

    Nur damit ich es richtig verstehe, frage ich lieber jetzt nach:

    Bei Ablauf C und Augenmerk Abwehrspielerin: Mit welcher Hand greife ich die Prellschulter an? Welches ist die freie Hand, welche den Ball angreift?

    Wir können ja für dieses Beispiel annehmen, dass die Ballführerin mit ihrer rechten Hand in Richtung meines Hütchentores prellt.


    Generell wären Bilder (gerne auch in der Handballtraining) oder Videos super. Ich kann mir beim Mattendreieck zum Beispiel nicht vorstellen, wie weit die Matten auseinander liegen.

    Vielleicht schaffst du ja im nächsten Jahr eine Videoreihe zur Abwehr in der D-Jugend. Ich würde es mir gerne anschauen.

  • Prellen von vorn verteidigen: Spiegelverkehrte Hand zur Prellschulter, nicht über Kreuz.

    Von der Seite: Körpernahe Hand, nun sind wir aber mehr im Bereich des Abdrängens und weniger des Klauens/Rausprellens. Allerdings je nach technischen Möglichkeiten der Ballführerin.

    Das beschriebene Mattendreieck innerhalb einer Spielfeldhälfte (reguläre Größe) fast maximalweit auseinander, sprich gleichseitiges Dreieck innerhalb der Spielfeldgrenzen. Oben ging es auch um das Überlaufen/Überprellen, so dass ich aus dem Zentrum ein wenig Anlauf brauchte. Bei 1:1 ohne Prellen kürze ich den Anlauf, Matten liegen enger. Wenn wir die Trainingsgruppe nicht dreiteilen können, ist das Dreieck eher mal ein Fünf- oder Sechseck, sprich fünf oder sechs Zweikämpfe zeitgleich. Dreieck ist natürlich wesentlich dankbarer zu korrigieren.

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  • Am Wochenende war der Auftakt der Beachturniere des HVNB in Cuxhaven, das erste von vier Turnieren im Stadion am Meer. Wetter war schottisch, zwischendurch Turnierunterbrechung, Siegerehrung auch überdacht, danach wieder strahlender Sonnenschein. Turnier Eins mit E bis C.

    Beobachtungen im Sand

    - Wechselsysteme

    Ich habe überwiegend wD Spiele gesehen, weil ich zwei Teams gecoacht habe. Wir selbst waren stark gehandicapt, unser Beachplatz wurde saniert und erst genau letztes Wochenende wieder freigegeben. Zwei Einheiten zur Vorbereitung, eine weitere Einheit nach der Hälfte durch die Sintflut abgebrochen. Zwei gleichstarke Mannschaften gebildet, wenig Aussicht auf die Titelverteidigungverteidigung.

    Viele Teams mit Wechselei ohne Sinn und Verstand. Auch das klassische "Vorn 3 raus, hinten drei rein". Einladung für einen Wechsel vorn und Langpass vom Tor. Ich hatte hier schon einmal was zu den von mir beobachteten Systemen und ihren Vorteilen geschrieben.

    Unsere wC hat mit Spezialistenwechsel Abwehr/Angriff gespielt. Spart auf Wechselseite jegliches Laufen nach vorn/zurück und bietet dadurch riesige Vorteile (Hase und Igel!). Ab der C und vielleicht mit Aufgabenwechsel nach der Halbzeit ein prima Sytem. In der D will ich keiner Spielerin sagen müssen, dass sie eine Halbzeit/das ganze Spiel nur Abwehr spielt.

    Wir haben unser System (Läufer plus Rotation vorn rein plus Rotation hinten rein) mangels Vorbereitung dies Jahr aufgegeben. Stattdessen Läufer plus 2 hinten raus/2 vorne rein, da das wesentlich einfacher für Anfänger ist. Die Vorteile haben wir allerdings nicht ausgespielt. Im Training war die Vorgabe, eine läuft schräg fünf Schritte ins Zentrum und die andere nur zwei Schritte für den Langpass ins Feld. Letztere im Idealfall dann auch an den Kreis. Ein Team hat gegen uns in etwa so gespielt und wir hatten immer eine Bedrohung im Rücken auf wechselferner Seite. Ich war nach zweieinhalb Einheiten noch nicht im Sandmodus, so dass ich bei uns da nicht ausreichend drauf geachtet habe. Meine Mädels blieben nicht in der Gefahrenzone, rannten eher Richtung Zentrum.

    - Spinshot

    Auffällig und wenig überraschend, wesentlich mehr Spinshots bei den Jungs. Und auch mit deutlich anderer Technik. Die Mädels eher flach eingesprungen und mit gestrecktem Körper wie eine Schraube, manche mit Landung auf den Knien. Die Jungs:

    • dynamisches hohes Einspringen und druckvoller Landung wie auf ein Sprungbrett mit extrem harten Federn
    • Schräglage Richtung Wurfarmgegenseite, Wurfarm so oben
    • beide Beine werden angezogen
    • deutlich bessere "hang time"

    Ich habe im Hallentraining noch nie ein Sprungbrett eingesetzt. Für die Spinshottechnik werde ich das nun nachholen.

    - Spinshot Täuschung

    Im Finale der wC eine Technikmaus mit auffälliger Täuschung. Die größte Bedrohung aus dem Angriff einer Nicht-Shooterin der Spinshot. Sie springt also dynamisch vor einer Lücke ein, die Abwehr schließt, es folgt der no look Handgelenkspass zur freien Außen auf Wurfarmseite. Spektakulär und effektiv.

    - Spinshot verteidigen

    Im Finale (irgendwie hat es eines unserer Teams doch wieder geschafft) deckt uns der Titelfavorit in der ersten Halbzeit mit Spinshots ein. HSG Stuhr sicher mit deutlich mehr Vorbereitung im Sand als wir. In dem Team bei mir eine einzige Spielerin mit sicherer Technik (nach nur zweieinhalb Einheiten), unzählige beim Gegner. Wir lagen schon hoffnungslos zurück, als ich aus der Starre aufwache und Torhüterin Monsta Marit einweise. Ansatz zum Spinshot: Drei Schritte entgegen und groß machen. Sicher nicht jeder Torhüterin gegeben. Ab da droht das Spiel zu kippen, wir schließen auf. Aber wir hatten Gegenwind, so dass wir unsere böse Waffe nur sporadisch einsetzen konnten. Zweite Halbzeit Rückenwind... Monsta Marit erschießt den Gegner Coast-to-Coast. Im Shootout dann ohne echte Vorbereitung keine Chance.

    - Tore coast-to-coast

    Bei der wD ein einziger Gegner mit geladener Waffe im Tor. Billigere zwei Punkte gibt es nicht als von Tor zu Tor Treffer. Bei uns eine Mannschaft mit zwei Shootern in Personalunion als TW. Regelmäßige zwei Punkte. Monsta Marit kam wie ein Racheengel über das Turnier, wie schon letztes Jahr in der D, und fast hätte es mit einer Shooterin und einer Spinshotspezialistin ohne Vorbereitung gereicht. Ähnliches konnte ich weder bei mD, mC oder wC beobachten, wo ich allerdings auch wenig Spiele anschauen konnte.

    Nicht nur hatten wir in beiden Teams geladene Waffen im Tor. Auf den Tipp eines erfahrenen Beachschiedsrichters hin haben wir auch als einzige schnell nachgeladen. Neben unserem Tor zwei Spielerinnen mit Ersatzball. Während alle anderen Torhüterinnen den verirrten Bällen nacheilten, hatten wir sofort einen Ersatzball zur Hand und konnten sofort schießen. Ein Schieri hat das nicht mitgemacht, im Eifer des Gefechts habe ich ihn nicht nach dem Regelbezug gefragt.

    Edith sagt: IHF Regel 3:2 sieht vier Bälle pro Spiel vor. Ein Spielball, ein Ersatzball beim Zeitnehmer und je ein Ersatzball hinter den Toren in einem gekennzeichneten Bereich. In den Turnierbestimmungen finde ich keine Abweichung. Einen eigens gekennzeichneten Bereich haben wir auch nicht gefunden, sondern selbst Abhilfe geschaffen und eine Spielerin mit Ersatzball neben das Tor platziert.

    - Kempa

    Innovativ eine wD mit Kempaversuchen aus der Fernwurfzone. Warum nicht, gerade in der wD mehr Sicherheit. Albern natürlich unter dem Gesichtspunkt des "spektakulären Tors" im Regelwerk. Führte immerhin zu einem Tor gegen uns, allerdings bei reichlich verunglückten Versuchen. Keine wD mit Kempa in den Torraum. Bei der mD schon häufiger, bei mC sowieso. Erfolgreichste Variante mit großem Kreisläufer und Bogenlampe mit extremem Bogen. Fast nicht zu verteidigen, weil nicht blockbar.

    - Blocken

    Für uns reichte die Trainingszeit nicht, teils Mannschaften zu zweit mit in den Torkreis eingesprungenem Block. Die Spinshots bei den Kindern überwiegend automatisiert einfach drauf. Wer seine Hausaufgaben in der Deckung gemacht hat, hat einen Riesenvorteil bei ein oder zwei Blockspezialisten.

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    2 Mal editiert, zuletzt von Zickenbändiger (11. Juni 2024 um 13:02)

  • Gemeinsames Training männliche und weibliche D

    Bis wenige Wochen vor Ostern (dann Skandinavientraining, s.o.) haben wir diese Saison erstmals komplett gemischt mit mD I und wD trainiert. Auch das Trainingslager bestritten wir gemischt. Jahrelang undenkbar im Verein, da die mD immer bloß ein oder zwei Überflieger hatte, ansonsten die Mannschaft nie mit den Mädchen mithalten konnte. Diese Saison zehn talentierte Jungs mit Papa-Trainer mit je einem Zwilling in beiden Mannschaften. Also haben wir uns zusammengetan. Im Training und im Trainingslager bildeten wir zwei oder drei homogene Leistungsgruppen. Die Jungs profitierten von über dreißig Jahren Trainererfahrung, die Mädchen hatten gegen die Jungs eine echte Aufgabe. Eine meiner Spielerinnen spielte bis kurz vor Saisonende auch ausschließlich wC und mD, erst in Personalnot holte ich sie zur wD dazu.

    Beide Teams spielten über Ostern Turniere in Kolding bzw. in Frederikshavn. In der Vorbereitung auf den Rödspätte Cup kündigte ich die Kooperation auf. Wir bereiteten uns auf ein skandinavisches Turnier vor, die Jungs spielten ein deutsches Turnier auf dänischem Boden, mussten also nicht auf Positionsspiel gegen 6:0 vorbereitet werden. Ein befreundeter Trainer, der monatelang bei uns hospitiert hatte, übernahm für mich und sprang mit seinem immensen Fachwissen als Co-Trainer ein, so dass auch der Rest der Saison reichlich Fachkompetenz in der Halle war.

    Diese Kooperation war nicht unerfolgreich. Ein Vize-Meistertitel, ein Meistertitel und am letzten Wochenende waren beide Teams in der Endrunde der Mini EM, der inoffiziellen Landesmeisterschaft Niedersachsen/Bremen als einziger Verein im Verband unter den jeweils besten Acht vertreten. Die Jungs hielten die Spannung bis zur letzten Minute hoch und boten ihrem Angstgegner aus der heimischen Liga einen harten Kampf. Wir hielten das Finale gegen eine Bundesliganachwuchsmannschaft das halbe Spiel lang offen, bis unsere Entscheidungsspielerin Rot sah und ich danach konsequent bunt durchwechselte. Zweifache Vize-Landesmeisterschaft, entsprungen aus einer einzigen Trainingsgruppe.

    Eine solche Kooperation wird es bei uns vielleicht nie wieder geben, die einstige Minitrainerin sprach liebevoll von einem "Jahrhundertjahrgang". Ich dagegen habe es deutlich leichter, bereits in der D Talente von auswärts zu gewinnen, habe mit der wD I immer eine konkurrenzfähige Mannschaft. Die Chemie zwischen den Trainern muss passen. Wir hatten die Konstellation, dass der Jungstrainer zwar Sportlehrer mit hoher Sozialkompetenz war, der Handballhintergrund fehlte aber völlig und er kam zu seinem Posten wie die Jungfrau zum Kinde. So hatte ich bis zur Trennung die gemeinsame sportliche Leitung der Trainingsgruppe. Zwei fachliche Alpha-Männchen wäre deutlich schwieriger zu handhaben gewesen. Jederzeit wieder, muss nur wieder ein Jahrhundertjahrgang bei den Jungs heranwachsen mit lernwilligem Trainer. Die Zukunft beider Teams aufgrund der Grundausrichtung des Vereins grundverschieden. Die Mädchen rücken in den Unterbau von A- und B-Jugend Bundesligamannschaften. Alle zehn Jungs haben sich nach der Saison auf drei im männlichen Bereich wesentlich engagiertere Vereine verteilt.

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    Einmal editiert, zuletzt von Zickenbändiger (18. Juni 2024 um 16:47)

  • Nur mal ein paar Gedanken zum Kinderhandball:

    Trainingsschwerpunkt seit dem Altersklassenumbruch ist bei uns in der weibliche D gerade individuelle Abwehr (s.o.) auf der einen Seite, Trainerkollegin Christiane macht in der anderen Hallenhälfte den Klassiker "Ballannahme in der Vorwärtsbewegung". Wir haben eine Mischung aus Alt- und Jungjahrgang D-Jugend plus vier regelmäßige Gäste aus dem Altjahrgang E. Meistens sind es 18 Mädchen, die wir in drei Gruppen teilen und eine B-Jugendliche macht noch Kontrasttraining auf dem Seitenstreifen. Im Hauptteil Rotation mit 15 Minuten pro Station inkl. Trinkpause.

    Ich habe die Prüfungsaufgabe "Passkontinuum im Rückraum" bei der Sichtung für die Landesauswahl mit D-Jugendlichen Ende des Altjahrgangs immer im Hinterkopf. Die Mädels haben noch nie gegen eine defensive Deckung gespielt (wenn sie nich im Ausland auf einem Turnier oder auf dem Dorfe gespielt haben) und sollen nun hohe Passqualität/-geschwindigkeit im Stoßen abliefern. Ich schmeiße mich immer weg, dass derselbe Verband, der die offensive Deckung vorschreibt, von den Kindern verlangt, wie gegen eine defensive Deckung spielen spielen zu können (wie früher 3:2:1 Deckung in den C-Jgd. Ligen unterhalb Oberliga verbieten, in der Auswahl aber voraussetzen). Ab der C wird die Stoßbewegung dann immerhin praxisnäher.

    Wir haben in der Vorbereitung für den Rödspätte Cup immer den Schwerpunkt schnelles Passspiel, Durchspielen, Stoßen tief in den Neuner, Torgefahr ausstrahlen. Also B-Jugend Training für die D. Zeitgleich läuft aber noch die Saison und im Alltag ist das Skandinavientraining natürlich nicht nur zu nichts zu gebrauchen (wenn nicht gerade wieder ein Eigenbrödler Fleischmauer spielen lässt), das klassische "Stoßen" gegen Deckungsreihen, die sich gar nicht sicher sind, ob sie gerade Mann- oder Raumdeckung spielen (nehme ich uns gar nicht von aus), jedenfalls deutlich vor dem Neuner agieren... ist Murks.

    Ballannahme in der Vorwärtsbewegung in all seinen Spielarten ist im Training nicht grundverkehrt... ist in der Praxis aber nur die halbe Miete. Das Training müsste viel mehr Freilaufen zum Ball/weg vom Ball berücksichtigen, sprich Ballannahme in der Vorwärts- und Seitwärtsbewegung. Fußspitzen am liebsten immer/meistens Richtung Tor. Schnelle Richtungswechsel. Tempowechsel. Dauerbrenner bei uns: Laufrichtung vor der Lücke. Stichwort Kraftvektoren. Laufe ich vor der Abwehr quer oder eine Lücke flach an, kann ich mit zwei Fingern durchgeschoben werden. Anlaufrichtung gerade auf ein Lücke, sprich eben noch seitwärts (Füße dennoch Richtung Tor), in die Kurve und dann gerade. Benötigt viel mehr Kraft, sich dagegen zu stemmen.

    Werde ich wohl noch mal vertiefen müssen.

    Spiegel online berichtet: "Deutscher soll zum Mond fliegen"

    Ich nominiere Uli Hoeneß!

  • Hach ja, die gute alte deutsche Pflicht-offene Abwehr. Mich würde mal deine Meinung dazu interessieren. Also konkret zu dieser Regel.

  • Zickenbändiger

    Schon einmal darüber nachgedacht, deine Erkenntnisse nicht "nur" mit uns zu teilen, sondern als Buch zu veröffentlichen?

    Nee... hier spontan die aktuellen Hirngespinste unterzubringen, liegt mir mehr.

    Hach ja, die gute alte deutsche Pflicht-offene Abwehr. Mich würde mal deine Meinung dazu interessieren. Also konkret zu dieser Regel.

    Hatten wir schon mehrfach in anderen Threads.

    - Fleischmauer bei den Minis/in der E-Jugend halte ich für tödlich für das Zustandekommen eines Spiels und konterkariert den Bewegungsdrang der Zwerge. Sechs Zwerge in einem so engen taktischen Korsett, nebeneinander stehen, Arme hoch, Banküberfall... hier muss die Manndeckung Pflicht sein.

    - In der C-Jugend, bei den Mädchen die Altersklasse vor dem Wechsel auf den 2er Ball UND danach plötzlich Positionsspiel gegen Beton... da würde ich mir wünschen, dass die zweite Halbzeit die Deckung freigegeben würde, um schon mal Erfahrung sammeln zu dürfen.

    - D-Jugend ist schwierig. Ich selbst sehe eine Fleischmauer als sportliche Herausforderung. Ich vermute aber, dass 90 % aller Mädchenmannschaften/wD Trainer daran scheitern würden. Jedes Mal, wenn irgendwo phasenweise oder bewusst in der D 6:0 gedeckt wird, endet Handball in dieser Altersklasse. Muss, bei den Mädchen zumindest, so weiter geführt werden. Gäbe es bei uns - endlich - eine überregionale D-Jugend Staffel, wo sich wirklich nur die starken Mannschaften tummeln, kann gerne die Deckungsform freigegeben werden. Müssen die dann Lösungen finden. In der großen Breite werden die großen Räume aber dringend benötigt.

    Spiegel online berichtet: "Deutscher soll zum Mond fliegen"

    Ich nominiere Uli Hoeneß!

  • Zitat

    Ich habe im Hallentraining noch nie ein Sprungbrett eingesetzt. Für die Spinshottechnik werde ich das nun nachholen.

    Ist nun nachgeholt. Samstag einmal im Einzeltraining mit einem auswärtigen Talent, Montag in der Gruppenrotation mit der kompletten Mannschaft.

    Weichbodenmatte im Torkreis. Sprungbrett zum Tor hin ausgerichtet unmittelbar am Torkreis. Absichtlich kein TW, stattdessen Kasten quer auf Torlinie mit kleinem Kasten als "Kopf".

    ohne Ball (vom Leichten zum Schweren, die Technik lässt sich gut zergliedern)

    - links, rechts, Hüpfer auf Sprungbrett, einfacher Sprung auf Matte

    Schwerpunkt auf dem Hüpfer in den Absprung. Hoch - druckvolle Landung - tief in die Knie.

    - nun plus Anziehen beider Knie in der Luft

    Beim letzten Turnier ein Merkmal vieler Jungs, dass sie deutlich die Knie anzogen und zur Wurfarmgegenseite wegkippten.

    - plus halbe Drehung, Landung auf den Füßen

    Bei der Landung auf dem Sprungbrett eine kleine "Gegenschraube" nach außen, also gegen die Drehrichtung, um Schwung zu holen.

    - plus ganz Drehung, Bauchklatscher auf die Matte

    Nun noch mehr Fokus auf den "Drehschwung" beim Absprung.

    mit Ball

    Absichtlich kein TW, der ggf. noch Fehler machen könnte und unplatzierte Würfe durchlässt. Das Torzentrum ist zu, Treffer nur links und rechts möglich. Die Spinshotanfängerin wirft nicht auf das Tor, sie kommt aus der Drehung und schmeißt den Ball nach vorn. Und das immer brav mittig. Und nach unten. Das wird sich auch erst einmal bei Anfängerinnen auch so schnell nicht ändern. Also Korrektur: "Etwas früher loslassen oder etwas später." So kommen wir am Kasten vorbei.

    - Spinshot mit Torwurf

    • Füße schon beim Absprung ein Viertel in Sprungrichtung gedreht: würde bei strengen Schieris nicht zählen, Füße zeigen zum Tor
    • keine Höhe: hoch und mit Gewalt in das Sprungbrett hineinspringen
    • Dreivierteldrehung: mit der Landung auf dem Sprungbrett zunächst ganz kurz "gegenschrauben", mit dem Ellenbogen des Nichtwurfarms Drehschwung holen
    • Flachköpper: auf etwa 45° Absprung korrigieren ("Spring Richtung Latte, nicht zu den Füßen der Torhüterin!")
    • auf den Knien landen: will ich per se nicht haben, weder auf Sand noch Matte, Beine strecken, Landung im Liegestütz
    • Kasten wird mittig abgeworfen: s.o.
    • Ball wird aus der Drehung heraus geschleudert: kontrollierte Bewegung aus dem Unterarm muss her

    Ist sicher nicht jeder Spielerin gegeben, eines Tages einen perfekten Spinshot hinzubekommen. Andererseits habe ich früher versucht, in der D den Fokus auf (Mini-) Kempa zu legen, weil reihenweise Spielerinnen immer am Spinshot scheiterten. Mit etwas Geduld und ein paar Talenten im Team können es zügig mehrere Spielerinnen erlernen. Zukünftig starte ich damit auch in der Halle, die Hilfe des Sprungbretts hilft ungemein beim Technikerwerb. Die mit Abstand schönste Technik hatte nach einer bloßen Viertelstunde nicht eine meiner Cracks, sondern eine athletische Spielerin, die vor kurzem noch E-Jugend gespielt hat.

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  • Ferientraining, etwas weniger als halbe Besetzung, daher auch nur halber Beitrag.

    "Mach doch mal bitte in den Ferien individuelles Abwehrtraining. Das kann meine Tochter gut gebrauchen."

    "Das können alle gut gebrauchen, deswegen mit Sicherheit nicht in den Ferien."

    Und außerdem stand das vor den Ferien wochenlang am Stück auf dem Stundenplan. Also ein paar Basics Sprungwurf. Hatte ich an anderer Stelle schon beschrieben. Vom Kastenoberteil mit Knie des Schwungbeins Schaumgummipommesschranke hochschlagen. Mit Wurfhand Pommes wegschlagen in der Wurfbewegung. Tennisball führen. Tennisball werfen. Handball werfen. Vom Leichten zum Schweren. (Bei Techniktraining in der Kleingruppe dann drei Mädchen und mit Videoanalyse. Der Absprung vom Kasten erlaubt einen höheren Sprung, sprich mehr Korrekturmöglichkeit in der Zeitlupe, beim Standbild).

    Nun mal im Wechsel Sprungwürfe aus dem Rückraum (Kastenoberteil und auf der vorderen Turnmatte landen - hoher Sprung) und von Eckenaußen (vom Kastenoberteil auf der hinteren Matte landen - hoch und weit). Rückraum leicht, denn Wurfrichtung = Sprungrichtung. Anlauf von Eckenaußen schwierig, denn Wurfrichtung ungleich Sprungrichtung:

    - Wurfarm wird von oben nach unten geführt: Ball landet immer genau auf der Torhüterin

    - Wurfarm wird ganz ordentlich geführt: Ball landet immer knapp neben dem langen Pfosten

    Später:

    - Wurfarm wird seitlich geführt, fortgeschrittene TW hält jeden Ball durch Bewegung zur langen Ecke.

    - Wurfarm holt Schwung parallel zum Knie des Schwungbeins

    - volle Streckung des Wurfarms nach oben (hier wird AIM [Alles Ist Möglich] - Position wirklich mal interessant)

    - Wurfarm seitlich "fallen lassen" >> wie mit Tennisschläger rumschwingen

    - Handgelenk ist nach hinten geklappt, beim Wurf nach vorn klappen (die letzten Zentimeter des Balls Richtung Innenpfosten)

    TW soll für Anfänger ausschließlich kurz stehen und mit Pfosten kuscheln. Später:

    - TW beobachten und je nach Bewegung den Wurfarm wieder fallen lassen oder eben von oben nach unten "hämmern" für Wurf in die kurze Ecke (dafür brauchen wir die volle Streckung).

    Und wenn bei Anfängern das "Rumziehen" des Arms immer noch zu schwierig erscheint, der Wurfarm gegen die Hüftstellung kämpft, dann greifen wir tief in die Trickkiste: Setze den Fuß des Sprungbeins nicht in Sprungrichtung (natürliche Bewegung), sondern in Wurfrichtung (unnatürliche Drehung "nach Außen", Richtung Tor)! Die Hüfte kann gar nicht anders als nun mitzurotieren und erleichtert den Wurf, der nicht in Sprungrichtung geht.

    Spiegel online berichtet: "Deutscher soll zum Mond fliegen"

    Ich nominiere Uli Hoeneß!

  • Sommerloch, mal ein paar allgemeine Gedanken. Weiter oben hatte ich geschrieben, wie man systematisch Talente versauen könnte, wenn man nur den Schwachsinn zusammenträgt, der so in den Vereinen Praxis ist. Muss ich mal schauen, ob ich schon genug Material habe, um ein Update zu bringen. Nun anders herum, Talentförderung bei den Jüngsten:

    Wer eine "Inselmannschaft" hat, sprich entweder oben und unten gar keinen (qualitativen) Anschluss oder nur Anschluss mit egomanischen/unkooperativen/selbstzweifelnden/bekloppten Trainern... vielleicht könnt Ihr unten dennoch etwas Honig raussaugen.

    - Training pimpen

    Hatte ich jüngst schon reichlich dazu geschrieben. Wir haben fast eine ganze Saison mit einer der stärksten mD Mannschaften des Landesverbands gemischt trainiert. Vom Trainingslager über gemischte Kleingruppen im Training bis hin zu Einsätzen einiger weniger Talente der wD in den Punktspielen bei den Jungs. Anfangs mussten sich die Bengels im Abschlussspiel noch gewaltig strecken, im Laufe der Saison nahm dann die Biologie ihren Lauf. Meine stärkste Spielerin war jedoch in der mD kaum wegzudenken und auch meine TW konnte ab und an die Jungs verstärken.

    Wenn es leistungsmäßig passt (E und D-Jugend) und die Trainer miteinander klarkommen, ein Gedanke zur (Talent-) Förderung der Mädchen. Im Training zwei, drei homogene Gruppen bilden, rotieren, dann haben alle was davon. Ich konnte in die Waagschale werfen, dass der Mädchentrainer über dreißig Jahre Erfahrungsvorsprung hatte, so dass wir uns schnell einig wurden. Und im Laufe der Saison haben die Bengels sogar vernünftig verteidigen gelernt.

    - Spielbetrieb Jungs

    Spielbetrieb der Mädchen gibt keine sportliche Herausforderung. Vorab der Blick in die Durchführungsbestimmungen. Da gibt es allerhand Unterschiede, allerhand Schwachsinn und das muss der Trainer vorab sondieren. Bei uns z.B. waren Jahrzehnte lang keine Mädchen bei der mD zugelassen, bis ein neuer Verein einfach mal den Antrag auf der Jahreshauptversammlung gestellt hatte, weil der aufstrebende Verein weder genügend Jungs noch Mädchen für eine vollständige D hatte. Teils komplett verboten, teils zahlenmäßig beschränkt, teils auf bestimmte Ligen beschränkt, vielleicht auch mal ganz offen. Meines Wissens hat Blomberg letzte Saison mangels jeglicher Konkurrenz bei den Mädchen in der männlichen D gespielt. Hab ich auch schon, der Verband hat dann... sucht es einfach im Handballtagebuch.

    Wo nur "gemischte Mannschaften" erlaubt sind, gibt es natürlich mehrere Möglichkeiten:

    - die Mädels haben mir einen Fußballtorwart mitgebracht, den wir mit einem Pass versahen: Wir waren eine "gemischte" D-Jugend! Und der Bursche hat sich tatsächlich auch mal echte Handballtorwarttechniken abgeschaut und angeeignet.

    - zwei kleine Brüder aus der E-Jugend eingesetzt und wir waren "gemischt"

    - die Regel insgesamt ignoriert, eine Saison lang störte es nicht, erst dann schrieb man mir in die Durchführungsbestimmungen: "max. 4 Spielerinnen gleichzeitig auf dem Feld"

    - kleinen Bruder mit Spielerpass versehen, ins Spielprotokoll eintragen, ein Eis in die Hand drücken, auf die Bank setzen >> gemischt!

    - vielleicht gibt es ja auch sportlich sinnvolle Lösungen innerhalb eines Vereins, ohne den Verband zu verarschen und die Regeln auszuhebeln

    Spielerinnen, die bei mir oder meiner Vorgängerin ein Jahr als Jungsmannschaft gespielt haben: 1x Bundesliga Frauen, 1x Jugendvize-Europameisterin, 1x aktuell dänische Bundesliga A-Jugend, 1x Juniorinnennationalspielerin USA - hat ihnen sicher nicht geschadet!

    - Spielbetrieb

    Spielen lernt man durch spielen. Auf der Bank spielt man nicht. Im Kinderhandball haben keine sieben Kinder was auf der Bank verloren. Bei mir maximal fünf Kinder auf der Bank, ggf. eine weitere Torhüterin. In der Theorie spielen alle Feldspielerinnen gleich viele Minuten. Möchte ich ein Spiel gewinnen, schummele ich bei den Spielanteilen, teile das aber offen mit. Ist der Gegner viel zu schwach, schummele ich bei den Spielanteilen und erkläre meinen Talenten, warum sie mal lange auf der Bank sitzen. Innerhalb eines Turniers kann ich auch meist die Spielanteile so angleichen, dass alle zufrieden sind.

    - Durchlässigkeit der Altersklassen

    Liebe Dorfvereine... ich könnte kotzen, wenn ich wieder und wieder höre, wie dort Talente klein gehalten werden. Bloß kein Talent zur nächsten Altersklasse hochgeben. Bloß keine interne Konkurrenz für meine Mädchen durch Talente aus der jüngeren Altersklasse. Wir bilden so aus, dass die Mädchen maximal Kreisliga Damen spielen werden...

    Meine Trainerkollegin hat neulich mal beim Turnier unserer E-Jugend über die Schulter geguckt und wen entdeckt. Gestern Debüt für Leonie bei uns im Ferientraining. Jungjahrgang E, bis um Ostern rum noch Minis, gestern im "Leistungszentrum D-Jugend" im Training. Eine meiner Jüngsten, Jungjahrgang D, wird kommende Saison nur zweimal bei uns trainieren, einmal bei der Regionalliga C-Jugend und zu Saisonbeginn vielleicht als jüngste Spielerin der Liga in der C auflaufen. Meine TW hatte im gleichen Alter letzte Saison Einsätze in der höchsten C-Jugend Liga. Wenn die Unterforderung schon weh tut, schmeiße ich eine Spielerin ein Jahr vorzeitig ganz aus der Altersklasse (allerdings die große Ausnahme).

    Kommende Saison koordiniere ich nicht nur Aushelfen in der C I, sondern auch (endlich wieder) Aushelfen in der D I. Monat für Monat frage ich die Talente Jungjahrgang C/ D I wie auch Jungjahrgang D/ E-Jugend ab, wer im Folgemonat zu welchen Spielen der C I / D I Zeit hat. Dann teile ich so ein, das wir Festspielen / 48 Stunden Regel umgehen. In der D I heißt das sogar, dass um maximal 12 Mädchen einzusetzen, bei zwei Gästen pro Spiel jedes Spiel eine Stammspielerin aussetzen wird, um einer jüngeren Spielerin Platz zu machen. Die aussetzenden Mädchen wiederum haben aber alle noch C II Einsätze.

    - Phantommannschaft als Ausbildungsmannschaft

    Wir haben - zum Glück - in der C-Jugend keine vollen zwei Mannschaften. Zahlenmäßig eher eine / meist anderthalb. Die C trainiert in einer Trainingsgruppe für sich. Seit einigen Jahren melde ich dennoch eine C II in die zweithöchste Liga. Mein Kader ist der vollständige Jungjahrgang C (minus Ausnahmetalente) und der Altjahrgang D (plus Ausnahmetalente). Die C II trainiert nie gemeinsam. Wir treffen uns zum Punktspiel und gehen dann wieder auseinander. Im Idealfall haben wir halbe/halbe C und D. Die C-Mädels führe ich an das Oberliganiveau heran (neu: Regionalliga). Die D-Mädels gewöhne ich an die C. Viel Manndeckung, später sehr offensive 1:5. Die Gegnerinnen kennen das schon gar nicht mehr, bzw. meine Mädels zwinge ich in maximal viel 1:1, wo ich unendlich viel korrigieren kann. Langzeitverletzte aus dem Altjahrgang C holen sich nach der Pause bei uns wieder Spielpraxis.

    - Kleingruppentraining

    Wer noch irgendwo eine halbe Halle für zwei Stunden über hat... Samstags von 10:00 bis 12:00 hole ich mir Talente zusammen. Meine D-Jugendlichen, C-Mädels, B-Mädels, gemischt, Talente aus anderen Vereinen. Wurftraining mit Videoanalyse (max. 3 Spielerinnen), Kreisläufertraining, Kooperation Rückraum/Kreis, 1:1 mit Täuschungen, individuelle Abwehr... zwei bis sechs Spielerinnen. In der Saison keine hohe Belastung, aber viel individuelle Korrektur.

    - 25:50:25

    Ein befreundeter Trainer schickte mir neulich einen Link zu einem Podcast. Interview mit Martin Berger (http://www.handballinspires.de). Weltreisender in Sachen Handball, hospitiert überall in Leistungszentren und schaut wirklich mal über den Tellerrand. Und der hat mich doch echt mal ins Grübeln gebracht. Ich bin immer darauf bedacht, die Talente an ihre Grenzen zu bringen und auch gezielt zu überfordern. Und doch weiß ich, dass Talente z.B. eine Führungsrolle eher lernen, wenn sie mal Leitwolf sein dürfen und nicht Schaf unter Schafen oder gar Lamm sein müssen! Spielt in meiner Philosophie bislang aber eine untergeordnete Rolle.

    25:50:25 - die skandinavische Philosophie.

    25% der Zeit unterfordern

    50% an die Grenze führen

    25% überfordern

    Beispiele waren, die großen Talente auch in der eigenen Altersklasse belassen oder gar in einer niedrigeren Altersklasse mittrainieren lassen. In einer niedrigeren Altersklasse im Trainingsspiel mitspielen lassen.

    Bei uns/mir sind an die Grenze führen/überfordern eine Selbstverständlichkeit. Das gezielte Unterfordern, damit die Granate lernt, Verantwortung innerhalb eines Teams zu übernehmen... Da habe ich noch viel Luft nach oben, weil das bei mir kaum eine Rolle spielt. Dabei habe ich selbst erlebt, wie große Talente sich unter älteren Kindern verstecken oder dort gar stagnieren. Und ich habe auch mal bewusst eine Ausnahmespielerin wieder zurück in ihre Altersklasse geholt, damit sie auch Leitwolf sein darf.

    Spiegel online berichtet: "Deutscher soll zum Mond fliegen"

    Ich nominiere Uli Hoeneß!

    2 Mal editiert, zuletzt von Zickenbändiger (23. Juli 2024 um 17:27)

  • Lt. Col. Frank Slade: "Are you listenin' to me, son? I'm givin' ya pearls here."

    Re-start nach den Sommerferien mit der D-Jugend. "Ballannahme in der Vorwärtsbewegung", eines meiner Lieblingsthemen. Wenn die Passspielchen abgearbeitet sind, geht es ins Stoßen/Parallelstoßen/Zurückstoßen über. Grundübung mit Erweiterungen, die ich vor vielen, vielen Jahren Renate Schubert abgeguckt habe und mich auch nicht scheue, im Gastspiel bei einem wB Trainingslager einzustreuen:

    - Alle Feldspielerinnen in einer Reihe auf Linienaußen, bis auf Nr. 1 haben alle einen Ball. Die Reihe führt von Linienaußen Richtung Eckenaußen, Blickrichtung Tor in gegenüberliegender Hallenhälfte.

    - Auf der benachbarten Rückraumposition RL oder RR eine Markierung/Pylone.

    - Nr. 1 sprintet um Markierung herum, bekommt von Nr. 2 den Pass in die Vorwärtsbewegung (kein Tippen, GROSSE Schritte), nun Richtung Tor in eigener Hälfte. Folgehandlung (Wurf, Pass zum Parallelstoß, Täuschung).

    Wir starten in die Übung mit hoher Dynamik, durch Hütchentore steuere ich die Anlaufrichtung. Später besetze ich RM und noch später die gegenüberliegende Rückraumposition. Start auf der Nachbarposition, wenn der Wurfarm mit Ball hochgeht. Ein Parallelstoß/zweiter Parallelstoß oder Zurückstoßen. Ich kann um nachlaufenden/gegenziehenden Kreisläufer erweitern. Gutes Baukastensystem, wenn auch ein guter Freund von mir immer kritisiert, in Deutschland gebe es zu viel "Hütchentraining" und zu wenig Training mit Kontakt.

    Wir werden Anfang September in die Saison starten. Die wD I spielt geschlossen, verstärkt um einige wenige junge C-Jugendliche, auch wC II. In der C-Jugend kann das Stoßen umgesetzt werden. In der D-Jugend erwartet uns jedes Spiel was Neues. Raumdeckung auf 14 m, auf 11 m, innerhalb des Neuners, Halbfeldmanndeckung, unfreiwillig gemischte Systeme, Chaosdeckung. Die klassische "Ballannahme in der Vorwärtsbewegung" ist tatsächlich nur bedingt praxistauglich. Ich kann entweder vertrösten auf spätere Zeiten, wenn die Gegner "richtigen" Handball spielen. Oder ich muss das Trainingsthema um Seitwärtsbewegungen erweitern. Das an sich sehr nützliche Grundgerüst werde ich nicht aufgeben, nur eben modifizieren.

    Erster Versuch gestern: Auftakt mit Pass auf RL, torgefährlich machen, Parallelstoß mit RM. RM macht sich torgefährlich, bricht ab, "Prellmove" zur Hand mit ganz kleinem Rückwärts/Seitwärts/Vorwärts (Ball wird zunächst nach hinten geführt, Füße zeigen stets zum Tor, kleine Rückwärtskurve, die ganze Aktion nur auf den Ballen, Tempo!). Abschluss von 8,5 / 9m.

    Im nächsten Schritt zieht sich RL nach Pass gerade zurück. RM macht Prellmove von RL weg, torgefährlich, Rückpass in das Zurückstoßen zur RL. Abschluss.

    Nächste Woche stelle ich mir Airbodies des armen Mannes (Kastenmittelteile mit Leibchen) auf HR, VM und gegen KL sowie KR. Erst einmal nur auf der linken Angriffsseite (hab keine Linkshand) und nur bis zur Mitte. HR stelle ich extrem offensiv. So nur ganz kurze Stoßbewegung RL, Abbruch.

    - Aushelfen RM zum Ball, Abschluss/Rückpass nach Überlaufen RL gegen HR

    - Aushelfen KL zum Ball in den Tiefenraum, Abschluss

    - Prellmove RL zur Hand, Abschluss/Parallelstoß/Anspiel nachlaufenden KR

    HR kommt wieder zurück auf 9m. VM extrem offensiv. Parallelstoß RL auf RM, die nun abstoppen muss

    - Aushelfen RL zum Ball usw.

    - Aushelfen KR oder KL im Tiefenraum usw.

    - Prellmove RM zur Hand/gegen die Hand usw.

    - Prelldurchbruch RL in die geöffnete Lücke, Abschluss/Parallelstoß

    HR und VM extrem offensiv.

    - Aushelfen KL im Tiefenraum, Pass LA auf KL usw.

    - Lauftäuschung RL mit Durchbruch ohne Ball usw.

    - Aushelfen RM Richtung Ball, Expresspass LA auf RM usw.

    - Prellmove RL zur/gegen die Hand usw.

    Ich muss nicht auf später vertrösten, ich passe die Übung an die Realität an. Stoßen ist nicht das individualtaktische Mittel in allen Lebenslagen, schon gar nicht in der D-Jugend. Ballannnahme in der Bewegung ist nahezu immer das individualtaktische Mittel der Wahl, es kommt nur eben auf die Laufrichtung an. Prellen darf nicht verteufelt werden, ist bei den Zwergen bei Einführung des Positionsspiels gegen Raumdeckung unverzichtbar. Und beim "usw." setze ich immer darauf, nicht nur Plan A und B zu haben, optimalerweise gibt es immer auch Plan C. Ab jetzt also Ballannahme in Vorwärts- und Seitwärtsbewegung.

    Spiegel online berichtet: "Deutscher soll zum Mond fliegen"

    Ich nominiere Uli Hoeneß!

    6 Mal editiert, zuletzt von Zickenbändiger (20. August 2024 um 15:09)

  • Sonntagmorgen, einmal quer durch die Stadt mit der Straßenbahn, einen Kilometer zu Fuß zur Halle. Mit der Saison beginnt wieder das Scouten. Auf der positiven Seite: Vielleicht entdecke ich ja noch ein Talent. Die Kehrseite der Medaille: Ich bekomme nicht immer nur Handball zu sehen...

    Die Heimmannschaft hat einen Plan, Kreisläuferin am Kreis, die Außen tatsächlich auf Außen und der Rückraum auch im Rückraum. Und Rückraum Mitte nur einfach und nicht dreifach besetzt. Die Gastmannschaft spielt den berüchtigten 5:1 Angriff. 40 Minuten bleiben die Außenpositionen vollkommen unbesetzt. Es tummeln sich 5 (f-ü-n-f!) Spielerinnen im Rückraum.

    >>Aber dann verdichtet sich doch die Deckung im Zentrum, also genau dort, wo ich keine Verdichtung gebrauchen kann!?<<

    >> Jupp!<<

    Feldmann'sche Regel Nr. 1 für den Angriff: Den zentralen Spielraum öffnen!

    Hier die konkrete Folge: Durchbrüche im Zentrum werden maximal erschwert. Die Deckung steht nun vor dem Neuner wie eine Wand, kann ihr Glück kaum fassen. Das wiederum beflügelt die mutigste Angreiferin zu höchst albernen Sprungwürfchen von 10, 11m. Im Tor eine Feldspielerin, die es mit der Fußabwehr nicht so hat. Die Würfe landen entweder weit über dem Tor oder, wenn ein Wurf tatsächlich mal flach kommt, im Tor und wird dann von der Bank bejubelt und damit abgesegnet. Dass das Vorgehen keine Zukunft hat... egal. Die Heimmannschaft ist klar besser, die Gastmannschaft hat aber eine pfiffige Torhüterin. Mit strukturiertem 3:3 Angriff würde das Spiel sogar eng werden. So endet das Spiel 27:17. Die Differenz hätte sich locker halbieren lassen können.

    Neben dem 5:1 Angriff gehört der 0:6 Angriff zu den imposantesten Eigentoren, die ich in den Hallen im Kinderhandball sehe. Nach und nach driften erst die Außen in den Kreisläuferbereich der Nahwurfzone, später folgen alle drei Rückraumsspielerinnen, wenn sie ausgestoßen haben und den Rückwärtsgang nicht finden.

    Wie stelle ich mir die Deckung maximal doof selbst in den Weg?  5:1 oder 0:6 Angriff dürften so ziemlich die geschicktesten Schachzüge sein, sich die Durchbruchräume selbst zu verstellen. Dichter bekomme ich die Lücken nicht.

    Die Mädels kommen - bei uns - aus dem 2x3:3 heraus, also aus großen Räumen. Und selbst dort wird sich gerne der zentrale Spielraum selbst zugestellt, wenn sich wieder alle drei Angreiferinnen im Zentrum auf 9m zusammenrotten und mit den drei Abwehrspielerinnen kuscheln. Beim Übergang zum Spiel auf dem ganzen Feld werden als Erstes die Außen an die Außenlinie gekettet:

    "An die Außenlinie! Du darfst jederzeit mit Ball Richtung Mitte durchbrechen, Du darfst Ausflüge an den Torkreis machen, dann aber wieder zurück auf Außen an die Linie!"

    Sind die Außen erst einmal aus dem Weg, muss nun der Rückraum aus dem 9m Kreis raus. Hilfsmittel Nr. 1 nach Feldmann ist - falls vorhanden - die Basketball 3-Punkte-Linie. Das ist quasi die verbotene Rumstehzone. Mit oder ohne Ball mit hoher Geschwindigkeit rein, dann aber (rückwärts) wieder raus! Gestern störte mich etwas bei der Hallengeometrie. Dauerte etwas. Basketball und Handballfeld waren nicht symmetrisch, das Basketballfeld etwa 2 m seitlich versetzt! In aller Regel allerdings schon symmetrisch und die 3-Punkte-Zone eignet sich prima, um den Rückraum zu sortieren.

    Die Regel oben allein genügt einer Mannschaft jedoch nicht. Letzte Saison habe ich bei einer befreundeten wD Mannschaft zugeschaut, der 3-Punkte-Halbkreis war dort, wo er sein sollte, nur die Rückraumspielerinnen nicht. Ich habe mich in der Halbzeit eingemischt. Zweite Halbzeit war prima, alle Rückraumspielerinnen hatten verinnerlicht, dass der Fußboden innerhalb des schwarzen Halbkreises brennt und furchbar heiß ist. Die Deckung zog sich automatisch auf, der zentrale Spielraum war geöffnet. Der Angriff hatte aber nun so einen Respeckt vor dem heißen Fußboden innerhalb der 3-Punkte-Zone... niemand traute sich mehr dort hinein. Und ich hatte in der Halbzeit ein kleines Wunder versprochen. Blieb dann bloß bei einer optischen Verschönerung.

    Spiegel online berichtet: "Deutscher soll zum Mond fliegen"

    Ich nominiere Uli Hoeneß!

    Einmal editiert, zuletzt von Zickenbändiger (3. September 2024 um 10:18)

  • Zitat

    Die Kehrseite der Medaille: Ich bekomme nicht immer nur Handball zu sehen...

    Eigentlich ist es fast einen Tagebucheintrag wert. Ich fahre raus auf 's Land, um mir ein Spiel in der Vorrunde zur Regionsoberliga der weiblichen D anzusehen. Die Vorrunde ist nominell die zweithöchste Liga im Verband. Gastgeber hat erstmals seit zwanzig Jahren wieder eine wD, ist ansonsten ausschließlich Herrenclub in der Jugend. Gäste kommen von einem Traditionsverein vom Dorfe. Vor etwa zwanzig Jahren auch mal wC Niedersachsenmeister. Inzwischen aber eher reiner Breitensport. Ich bin skeptisch, was die Meldung der Gastgeber oberhalb der Regionsklasse angeht. Und auch wenn ich immerhin 12 Mädchen sehe... zu Recht. Die Gäste auch nicht viel stärker.

    Das Spiel beginnt. Mir stockt der Atem. Bei den Gästen ist Rückraum Mitte dreifach besetzt. Also Rückraum Mitte Links, Rückraum Mitte Mitte und Rückraum Mitte Rechts. O.k., kann in der D mal vorkommen, wird sicher gleich korrigiert. Nein, in den 17 Minuten, die ich ertrage, bleibt es dabei. Lässt sich allerdings noch steigern! Die Gastgeber mit Rückraum Mitte Links, Rückraum Mitte Rechts... Rückraum Mitte Mitte Hinten und Rückraum Mitte Mitte Vorne!

    Noch mal: Die zweithöchste von drei Leistungsklassen. Ich wundere mich bei Olympia nun über nichts mehr, wenn das die Basisarbeit ist. Dann brauche ich mit "den zentralen Spielraum öffnen" nicht zu kommen, wenn den Jugendtrainern die Angriffspositionen im Handball nicht mal bekannt sind.

    Immerhin habe ich eine Linkshänderin entdeckt...

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