Eintracht Hildesheim - VfL Gummersbach

  • Ein letztes Mal durchmogeln
    VON ERIK EGGERS, 28.12.06, 20:18h



    Düsseldorf / Köln - Gestern flog Gudjon Valur Sigurdsson außerplanmäßig nach Island. Anlass war aber keine Hiobsbotschaft: Der 27-jährige Kapitän des VfL Gummersbach, den seine Kollegen als besten Spieler der Bundesliga-Saison 2005 / 06 gewählt hatten, wurde am Abend in der Heimat als „Sportler des Jahres“ geehrt. „Das hat er sich wirklich verdient“, freute sich VfL-Coach Alfred Gislason mit seinem Linksaußen, und mit Genugtuung nahm er auch zur Kenntnis, dass der Handball dem Fußball im Nordatlantik weiterhin überlegen ist. Nur Zweiter wurde nämlich Eidur Gudjohnson, der Stürmer des großen Fußballklubs FC Barcelona. „Eine Bestätigung dafür, wie populär unser Sport in unserer Heimat ist“, findet Gislason. Allein Fußballprofi Asgeir Sigurvinsson (früher VfB Stuttgart) durchbrach zweimal (1974, 1984) die Phalanx der Handballer.


    Eine willkommene Abwechslung stellt die Auszeichnung für Sigurdsson dar. Noch am Abend zuvor, beim mühsamen 28:27-Sieg in Düsseldorf, hatten sich im 30. Pflichtspiel der Saison auch beim Anführer der Mannschaft Verschleißerscheinungen bemerkbar gemacht. „Der Körper machte nicht, was der Kopf befahl“, berichtete der Linksaußen, der derzeit als Halblinker im Rückraum aushelfen muss. Sie alle haben die psychischen und physischen Grenzen erreicht.


    Für Sigurdsson hat das letzte Bundesligaspiel vor der WM-Pause daher „einen Charakter wie ein Endspiel“. Am Samstag (18 Uhr) tritt der Rekordmeister in Hannover gegen das Tabellenschlusslicht Hildesheim (4:28-Punkte) an, das zuletzt zwei Heimpleiten gegen Wetzlar (31:32) und Lübbecke (29:33) einstecken musste. „Dass wir uns mit nur sieben Minuspunkten in der Bundesliga so weit durchmogeln konnten, sehe ich als Riesenerfolg“, sagt Gislason. Kompliziert macht die Aufgabe in Hannover, dass der serbische Rückraumspieler Momir Ilic in Düsseldorf tatsächlich den befürchteten Mittelhandbruch erlitt und sechs bis acht Wochen lang ausfällt. Da Daniel Narcisse (Zehenbruch) weiterhin geschont wird, ist plötzlich der lange malade Francois-Xavier Houlet „unser Haupttorschütze im Rückraum“, konstatiert Gislason. Daher kündigt er für einen Sieg eine Party während der Rückfahrt an: „Sollten wir Hildesheim auch noch packen, wird erst mal ordentlich gefeiert.“


    Quelle:http://www.ksta.de)

    "Wat? Dä Papst tritt zurück? Und wat säht sing Frau dozu?"


    BIELSTEINER JECK
    ungläubig auf die Nachricht vom Rücktritt Benedikts XVI.
    (aus OVZ vom 12.02.2013)

  • Und der Vorbericht vom VfL:


    28.12.2006 - Das 31. Pflichtspiel

    Am 26. August begann in diesem Jahr die Saison 2006/2007 für den VfL mit einem Heimspiel gegen Eintracht Hildesheim. Wenn am Samstag in der TUI-Arena in Hannover (Anwurf 18 Uhr) gegen diesen Aufsteiger das erste Rückrundenspiel als letzte Aufgabe vor der Weltmeisterschaft auf dem Programm steht, können die Gummersbacher Handballer auf ein wahres Mammutprogramm zurückblicken, das bekanntlich auch schon seine Opfer forderte. 18 Bundesligaspiele, acht Champions-League-Duelle, drei Auftritte im nationalen Pokalwettbewerb und zwei Begegnungen um die Vereins-Europameisterschaft summierten sich in vier Monaten dann auf 31 Pflichtspiele. Dazu kamen noch für neun Gummersbacher Nationalspieler die Lehrgänge und Länderspiele. Die Liste der Ausfälle ist lang und wurde am Mittwoch wieder um einen neuen Unglücksfall erweitert. Nach Denis Zakharov, Zouzou Houlet, Sverri Jakobsson und Daniel Narcisse erwischte es in Düsseldorf Momir Ilic. Der Rückraumspieler brach sich die Wurfhand bei einer Angriffsaktion, fällt jetzt wohl acht Wochen aus und wird damit die Qualifikationsspiele für sein Heimatland nicht bestreiten können. Da sich Alexis Alvanos bekanntlich seit Wochen mit Adduktorenschmerzen quält und Zouzou Houlet nach fast sechsmonatiger Pause erst zwei Kurzeinsätze hatte, sind die taktischen Möglichkeiten im Rückraum für VfL-Trainer Alfred Gislason sehr begrenzt.


    So wird die letzte Aufgabe dieses Jahres gegen Eintracht Hildesheim kein Selbstläufer, auch wenn der Tabellenletzte auf dem Papier mit seinen vier Pluspunkten als krasser Außenseiter in dieses Bundesligaduell geht. Dass das Team um Trainer-Urgestein Gerald Oberbeck, der den glücklosen Valerij Gopin Ende Oktober wieder ablöste und seine fünfundzwanzig Dienstjahre auf der Bank als Hildesheimer Coach damit in Personalunion als Manager verlängerte, aber durchaus ernst zu nehmen ist, bewiesen die beiden Heimsiege gegen die SG Kronau/Östringen und GWD Minden. Und im Pokal scheiterten die Norddeutschen nur denkbar knapp in der Verlängerung mit einem Tor gegen den HSV Hamburg. "Nach den letzten Niederlagen gegen die direkten Abstiegskonkurrenten Melsungen, Wetzlar und Lübbecke stehen wir mit dem Rücken zur Wand", sagt Vereinssprecher Mathias Behnke, "unsere Mannschaft hat wohl ein Problem mit der Psyche, denn ohne Druck wie gegen Hamburg machte sie eines der besten Spiele der letzten Jahre." Acht Abgänge und sieben Neuzugänge gab es im Sommer, doch es spielt in erster Linie die Besetzung der Aufstiegsmannschaft. Nur der vom TBV Lemgo ausgeliehene Sven-Sören Christophersen habe sich durchgesetzt in dem mit achtzehn Spielern nicht gerade kleinen Bundesligakader, der kurzfristig noch mit dem dänischen Linksaußen Mathias Hofmann (kam von Conversano/Italien) erweitert wurde.


    Der Standortwechsel in die niedersächsische Landeshauptstadt ist im Übrigen der zweite Versuch, neue Zuschauerpotenziale anzusprechen. "Am 18. November bei der 25:34-Niederlage gegen den THW Kiel kamen immerhin 7000 Besucher, das ermutigte uns schon im Herbst zu einem Umzug zum günstigen Termin zwischen den Feiertagen", sagt Mathias Behnke. Außerdem sei die Entfernung zur TUI-Arena kein Problem, denn bis zum Standort auf dem Expo-Gelände im Süden Hannovers müssten die Fans aus Hildesheim nur 25 km über die Autobahn fahren.



    Alfred Gislason (VfL Gummersbach):
    Wir fahren mit einem großen Handicap nach Hannover. Der Handbruch bei Momir Ilic bringt uns in eine sehr schwierige Situation. Wir haben im Rückraum kein Aufgebot einer Spitzenmannschaft mehr, im linken Rückraum fallen jetzt beide Rechtshänder aus, und wir müssen improvisieren. Daniel Narcisse ist auch in dieser Notsituation kein Thema. Es ist beschlossen, dass er mit seinem Zehbruch nicht mehr spielt. Dabei wird es bleiben.
    Das ist aber nicht unsere einzige Sorge. Alexis Alvanos ist noch immer nicht fit, die Adduktoren schmerzen. Robert Gunnarsson hat eine Grippe, aber mit ihm rechne ich wieder. Dass wir uns mit nur sieben Minuspunkten in der Bundesliga soweit durchmogeln konnten, sehe ich als Riesenerfolg.


    Hildesheim müssen wir sehr ernst nehmen. Sie haben einen großen Kader, der typische Ergebnisse für einen Aufsteiger abliefert. Gute Phasen wechseln mit vielen Fehlern, nach dem souveränen Aufstieg haben sie mit der Gegenwehr und der höheren Qualität in der Ersten Liga Anpassungsprobleme.


    Die Belastung der Spieler hat die Grenze des Zumutbaren überschritten. Die internationalen Termine wie WM und EM müssen nach meiner Ansicht unbedingt gestreckt, der World- oder Supercup ganz abgeschafft werden. In der Konkurrenzsituation mit Spanien, wo es keine Mittwochspiele gibt, ist die Bundesliga zu groß. Deshalb ist es ein kleines Wunder, dass wir bei dieser extremen Belastung mit unserem Kader auch noch in der Champions League im Viertelfinale stehen. Sollten wir Hildesheim auch noch packen, wird erst mal ordentlich gefeiert.

  • Hildesheim könnte eine Überraschung gelingen. Irgendwie glaube ich auch daran, wenn so viel Glück wie gegen Düsseldorf wird man nicht noch ein zweites Mal hintereinander haben.


    Die einzige Chance vom VfL wird es sein viele schnelle Tore über Sigurdsson zu machen und sicher in der Abwehr zu stehen.

  • Hildesheim ist derzeit wohl nicht in der Verfassung, Gummersbach zu schlagen. Ich rechne mit einem knappen Sieg von Gummersbach

  • 34. Spielminute.


    Der VfL führt mit 22:15



    Der VfL siegt mit 31:38


    Jörg Lützelberger bei 10 Versuchen 10 Tore. :respekt:

    "Wat? Dä Papst tritt zurück? Und wat säht sing Frau dozu?"


    BIELSTEINER JECK
    ungläubig auf die Nachricht vom Rücktritt Benedikts XVI.
    (aus OVZ vom 12.02.2013)

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  • Jappadappadu..Na also ein versönlicher Jahresabschluss. 2 Punkte.
    Der müde VfL hat sich wohl noch mal aufgerafft. mmm... 10 von 10 für Lützelberger scheint mir doch der obligatorische Tickerfehler zu sein!
    Wenn nicht Hut ab. Obwohl 10 Tore auch mit Fehlversuchen schon Klasse sind.
    Guten Rutsch an alle Handballfans....


    PS: Lützelberger hat anscheinend tatsächlich ene 100%ge Wurfausbeute. Gratulation

  • Da bin ich einmal nicht dabei und dann sowas :D


    Freut mich aber, dass es so ein deutlicher Sieg geworden ist, bin dennoch über Augenzeugenberichte gespannt..

  • Eintracht Hildesheim - VfL Gummersbach 31:38 (13:18)

    Geschafft! Im 31. Pflichtspiel dieser Saison mobilisierte der VfL vor der sechswöchigen Weltmeisterschaftspause noch einmal die letzten Kraftreserven und gewann vor 5476 Zuschauern in der TUI-Arena mit seinem Rumpfaufgebot sicherer und lockerer als es die gut einhundert Hardcore-Fans in der niedersächsischen Landeshauptstadt vor dem Anpfiff zu träumen wagten. Ohne die beiden verletzten Rechtshänder Daniel Narcisse und Momir Ilic traten die Gummersbacher in Hannover an und auch im Fall Robert Gunnarsson, der in den letzten Tagen durch einen Infekt geschwächt worden war, erfüllten sich die Hoffnungen auf einen Einsatz nicht.


    Einen Versuch brach Trainer Alfred Gislason in der ersten Halbzeit schon nach zwei Minuten ab, sein Landsmann war einfach noch zu schlap auf den Beinen. Im Rückraum begann der VfL mit Zouzou Houlet als Spielmacher und Bennet Wiegert sowie Alexis Alvanos auf den Halbpositionen. Hildesheim wähnte mit diesem Trio wohl keine Gefahr für das eigene Tor und entschied sich für eine defensive 6-0-Abwehr. Otto Fetser warf das 1:0 und ließ den Tabellenletzten träumen.


    Zwar konnten die Gummersbacher sich mehrfach mit zwei Toren zum 4:6, 6:8 und 7:9 absetzen, doch nach zwei Treffern von Pierre Lindberg und Sven-Sören Christophersen durften die norddeutschen Fans bis zur 19. Minute und dem 9:9 auf eine Überraschung hoffen. Der Traum zerplatzte wie eine Seifenblase, als der bis dato glücklose Gudjon Sigurdsson mit drei Toren in Folge das Spiel kippte. Doch an diesem Abend war nicht der Isländer der Star, denn zwei Teamkollegen, die normalerweise nicht im Rampenlicht stehen und nur geringere Spielzeiten haben, hatten fast sensationelle Auftritte. So gelang Milan Vucicevic gegen die defensive Deckung fast alles, er hämmerte den Ball auch aus zehn Metern über und neben den Block ins Tor, so dass der VfL auch eine Phase mit vier Feldspielern gegen sechs Hildesheimer ohne Schaden überstand.


    Übertroffen wurde der Linkshänder aber noch von Jörg Lützelberger, der Kreisläufer machte nicht nur das beste Spiel im Gummersbacher Trikot, sondern vielleicht sogar das Spiel seines Lebens. Der ehemalige Juniorennationalspieler harmonierte mit dem neuen Rückraum prächtig, setzte sich am Kreis immer wieder ab, fing nicht nur jeden Ball, sondern versenkte ihn auch im Netz. Zehn Versuche und zehn Tore dokumentierte die Statistik am Ende für den alles überragenden Kreisläufer, der natürlich nach dem Schlusspfiff zu Recht gefeiert wurde, denn eine derartige Hundert-Prozent-Quote hat in der Bundesliga auf dieser Position Seltenheitswert.


    So geriet der VfL nach der relativ klaren Führung auch in der zweiten Hälfte nicht mehr in Gefahr. Zouzou Houlet hielt durch, nachdem der Kapitän auch mal von Alexis Alvanos auf der Mitte entlastet wurde. Über 15:22 (34.), 21:29 (44.) und 27:34 (53.) verteidigte der VfL seinen Vorsprung und es war wohl ein sichtbares Zeichen für den unbändigen Kampfgeist und Siegeswillen an diesem Abend, dass ausgerechnet Zouzou Houlet nach den wenigen Trainingseinheiten das 38. und letzte Gummersbacher Tor in der 59. Minute erzielte.


    Alfred Gislason (VfL Gummersbach):
    Ich freue mich riesig. Dieses Spiel ist besser gelaufen, als man hoffen konnte. Milan Vucicevic und Jörg Lützelberger haben heute ein Riesenspiel gemacht. Hildesheim hatte wohl im Kopf , dass wir mit unserem neuen Rückraum nichts bringen. Es war aber auch eine sehr starke Leistung der gesamten Mannschaft, jeder hat seinen Teil zu diesem wichtigen Sieg beigetragen. Die Torhüter haben super gehalten und mit dem Abwehr-Innenblock perfekt harmoniert. Deshalb muss ich auch meine beiden Isländer Arnarsson und Jakobsson für ihren Einsatz loben. Klasse war, wie wir bei der Unterzahl von vier gegen sechs wichtige Bälle geklaut haben. In der zweiten Halbzeit waren wir ja schnell mit sieben und acht Toren weg, so war ein höherer Sieg am Ende möglich.


    Ich bin erleichtert nach dieser kämpferisch und spielerisch sehr guten Leistung. Es hat sich ausgezahlt, dass wir im Trainung immer klare Vorgaben und eine klare Arbeitslinie haben, die jeder kennt und immer wieder übt. So konnte auch unser neuer Rückraum heute diese taktischen Elemente so schnell umsetzen und Jörg Lützelberger sich am Kreis immer wieder frei machen.




    Infos zum Spiel
    Schiedsrichter: Hagen Becker, Axel Hack
    Zuschauer: 5.476
    Siebenmeter: 3/5 - 4/4
    Strafminuten: 8 - 6 Minuten


    Torschützen VfL


    Jörg Lützelberger 10 Tore


    Verdan Zrnic 7 Tore
    Gudjon Valur Sigurdsson 7 Tore
    Milan Vucicevic 6 Tore
    Bennet Wiegert 4 Tore
    Francois-Xavier Houlet 2 Tore
    Alexandros Alvanos 1 Tor
    Michael Spatz 1 Tor


    Torhüter - gehaltene Bälle
    Nandor Fazekas 12 Paraden
    Goran Stojanovic 7 Paraden
    Christian Ramota 1 Parade


    Quelle: vfl-gummersbach.de
    ___


    Super Jörg! :klatschen:

  • Also der Rausschmiss von Valeri hat sich ja unheimlich positiv ausgewirkt, in Hildesheim geht man anscheinend mit dem "Neuen" Trainer, wesentlich freundlicher um. Aber der hat die Mannschaft ja auch nicht zusammen gestellt. :(

    MsG
    ATOM

  • Wer wissen will, was Christian Ramota nach dem Spiel gemacht hat, sollte sich folgendes Video anschauen und ein klein wenig Geduld haben... ;)


    Video


    (Hoffe das ist nicht zu sehr offtopic, habe ich zufällig entdeckt...)

  • Da fragt man sich nur, wer da mehr intus hatte.. Der Typ mit dem Mikro oder Eros :D

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