Tätlichkeit nach dem Spiel

  • Also bei meine D-jugend hat am Wochenende gespielt.
    Es war eine harte, aber meist faire Partie, die wir am Ende klar gewonnen haben.
    Vorallem mein Kreisläufer hat sich mit seinem Gegenspieler ein intensives Duell geliefert.
    Jedenfalls passiert nach dem Spielende eine unschöne Sache.
    Also mein Kreisläufer wollte seinem Gegenspieler nach dem Schlusspfiff die Hand reichen. Dieser hat ihm daraufhin eine ins Gesicht gewischt. Mein Spieler war ziemlich erschüttet...
    Ich hab die Szene leider nicht genau verfolgen können, weil ich beim Schiri war.
    Jedoch hat der andere Trainer dies gesehen und seinen Spieler zurecht gewiesen und sich bei uns mehrmals entschuldigt.


    Meine Frage:
    kann der Schiri die grobe Unsportlichkeit nach dem Spiel noch bestrafen, obwohl er sie selbst nicht gesehen hat?
    und welche Möglichkeiten hätte ich gehabt als Trainer? Wenn der anderer Trainer nicht so reagiert hätte, hätte dies nicht so auf sich beruhen lassen können, auch wenn es sich nur um eine D-Jugend handelt.


    Danke schon mal für die Antworten!

  • Nach 16:11 letzter Absatz (Nach dem Spiel: c) schriftliche Meldung.) hätte der Schiedsrichter die Möglichkeit gehabt eine schriftliche Meldung zu machen. Allerdings - wie im Spiel selber - nur hinsichtlich eigener Wahrnehmungen.


    Deine Frage mit dem Zusatz: ".. obwohl er sie selbst nicht gesehen hat" kann nur mit "Nein" beantwortet werden.


    Möglich wäre allenfalls ein Bericht etwa:
    "Der MV XYZ informiert mich, dass der Spieler A (AVerein) den Spieler B (BVerein) nach Spielende ..... hat. Dies haben 1,..., 2. .... gesehen. Ich selber habe diesen Vorgang nicht wahrgenommen/wahrnehmen können."


    Du hättest einen eigenen Bericht an den Verband machen können in dem du die beteiligten Spieler und Zeugen angibst und dann hätte möglicherweise der Verband tätig werden können/müssen.


    Ich finde das Verhalten des gegnerischen Trainers - so wie du es beschreibst - löblich!

  • Ich spreche jetzt mal als Trainer: Wenn jemand in der D-Jugend so nach dem Spiel reagiert, dann muss genau hingeschaut werden. Wichtig ist, dass beide Trainer miteinander reden. Wenn der andere Trainer die Szene gesehen hat, wird er Konsequenzen ziehen müssen. Welche aber ? = für ein Spiel sperren von sich aus, ausgiebige Diskussion im nächsten Training, Reden mit den Eltern und dem Spieler im separaten Gespräch etc.. Ich hatte mal die Situation, dass beim gemeinsamen Gang nach dem Spiel in die Umkleidekabinen ein Spieler von mir von einem Gegenspieler geohrfeigt wurde. Ich hatte alle Hände voll zu tun, den Vater zu beruhigen. Der Schiri hat sich verdrückt (junger Bursche..), die Gegnermannschaft hat ihre Kabine von innen abgeschlossen und hat sich geweigert incl. Trainer, darüber auch nur zu reden. == Ziemlich traurig, solche Vorfälle. Natürlich gab es ein Rückspiel. Was glaubt Ihr, was da los war ? Gegner kam mit einem neuen Trainer, der alte war gegangen worden... Da hat sich alles dann wieder beruhigt und in Friede Freude Lassen-wirs-gut-sein aufgelöst. --- Da würde ich als Schiri sogar beide Trainer plus Spieler "zwingen" per Drohungen, dass die sich sofort zusammensetzen und die Sache klären. Da hat Pädagogik Vorrang vor den Regeln, meine ich. :mad:

  • Wir als Trainer haben nach der Aktion natürlich miteinander gesprochen, obwohl wir während dem Spiel bei einigen Spielsituationen unterschiederlicher Meinung waren. Man sollte in diesem Punkt auch als Vorbild fungieren.
    Wir haben auch noch mit den jungen Schiri über die strittigen Spielsituationen gesprochen.
    Welche Konsequenzen der andere Trainer zieht, sollte man ihm selbst überlassen. Ich glaube, dass sein Spieler auch schnell begriffen hat, welchen Bock er geschossen hat.
    Ich war nur froh, dass der andere Trainer schnell und vorbildlich reagiert hat und das Verhalten seines Spielers nicht so einfach toleriert hat. Leider gibt es genügend Trainerkollegen, die darüber einfach hinweg sehen. Deshalb auch meine Frage, um richtig reagieren zu können.

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  • LagoTrainer

    (...) Der Schiri hat sich verdrückt (junger Bursche..)... Da würde ich als Schiri sogar beide Trainer plus Spieler "zwingen" per Drohungen, dass die sich sofort zusammensetzen und die Sache klären. Da hat Pädagogik Vorrang vor den Regeln, meine ich.

    Falsch. Als Schiri habe ich da nicht wirklich einzugreifen, dass ist Sache der Trainer. Einzig einen schriftlichen Bericht anzufertigen wenn ich etwas gesehen habe, mehr nicht. Die Trainer zwingen sich zusammen zusetzen, da hat man zum einen rechtlich und regeltechnisch gar keine handhabe und außerdem wäre dies auch kein besserer Akt...

  • Ich denke, als erfahrener SR darf und kann man da schon moderierend eingreifen und versuchen zu vermitteln. Aber sich pauschal hinzustellen und zu sagen "ist nicht unsere Aufgabe, keine Rechtsgrundlage" halte ich für den falschen Weg - damit macht man es sich zu einfach - diese Art von SR sind in meinen Augen (bei Jugendspielen) unbrauchbar. Ich denke ein ruhiges Wort abseits des Regelwerks bewirkt manchmal "kleine" Wunder, die sich nicht in Regeln und Durchführungsbestimmungen pressen lassen, sondern einfach mit Fairplay und Sportsgeist zu tun haben. Und wenn einem 11- oder 12-jährigen nach einem hitzigen Spiel die Emotionen durchgehen, dann ist es umso wichtiger, dass die Trainer, SR und Eltern besonnen reagieren, schlichten und natürlich auch Konsequenzen ziehen...


    (Zu einem Gespräch kann man natürlich niemanden zwingen - weder als SR noch als Trainer)

  • diese Art von SR sind in meinen Augen (bei Jugendspielen) unbrauchbar.


    Da sind wir wieder bei einem großen Problem des Schiedsrichterwesens: Die Jungschiedsrichter werden dort zuerst eingesetzt, wo sie eigentlich hoffnungslos überfordert sind: Bei C- und D-Jugendspielen. Da ist mehr Erfahrung gefragt als "frische Regelkenntnis".


  • Da sind wir wieder bei einem großen Problem des Schiedsrichterwesens: Die Jungschiedsrichter werden dort zuerst eingesetzt, wo sie eigentlich hoffnungslos überfordert sind: Bei C- und D-Jugendspielen. Da ist mehr Erfahrung gefragt als "frische Regelkenntnis".


    Gegenfrage: Wo sollen Jungschiedsrichter eingesetzt werden? Im Seniorenbereich? Sind sie da nicht überfordert? Ist "Erfahrung" da nicht so entscheidend?

  • Erfahrung ist durch nichts zu ersetzen außer noch mehr Erfahrung. Und damit kommen wir zu dem, wo die Ausbildung stark verbesserungswürdig ist. Warum versucht man nicht, alte erfahrene Schiedsrichter die aufgehört haben zu reaktivieren, um Neulinge zu begleiten.


    Gebt Ihne Rechte als Spielaufsicht einzugreifen und bezahlt Ihnen Spesen und Fahrtkosten. Und vorallen Dingen setzt Sie an. In 5 Jahren können wir dann die ersten Ergebnisse einfahren.


    Gruß Frank

  • @ Frank1706:
    Vollkommen richtig, und das fängt hier PfHV (Pfälzer Handballverband) bereits seit einiger Zeit an (ohne das Recht ins Spiel einzugreifen) und nennt sich "Coaching".


    Im Endeffekt müssen es die Vereine aber bezahlen und dann frag da an der Basis mal an, wozu die bereit (und in der Lage) sind.

  • Ist aber Kleinkariert gedacht!


    Wenn die Entwicklung so weiter geht wie bisher, dann haben wir bald an der Basis den ein oder anderen Schiedsrichter, der mit Krücken das Spiel leiten wird, weil er ohne altersbedingt nicht mehr laufen kann. Wenn die Vereine das wollen, dann müssen Sie so weitermachen.


    Aber da wird selbst bei kleinen Vereinen lieber viel Geld in die Erste investiert um ja Landesliga zu spielen aber vergessen, dass die Mehrkosten für die Mannschaft und die Fahrerei und alles was da so dazu gehört durch die 10 Zuschauer mehr gar nicht aufgefangen wird.


    Gruß Frank


  • Da sind wir wieder bei einem großen Problem des Schiedsrichterwesens: Die Jungschiedsrichter werden dort zuerst eingesetzt, wo sie eigentlich hoffnungslos überfordert sind: Bei C- und D-Jugendspielen. Da ist mehr Erfahrung gefragt als "frische Regelkenntnis".

    Von Jung-SR hab ich keine Silbe gesagt - und die habe ich auch nicht gemeint. Die meisten Jung-SR werden schon wegen ihrer Unsicherheit und fehlenden Erfahrung versuchen, solchen Situationen aus dem Weg zu gehen bzw. sich nicht einzumischen. Das ist m.E. auch vollkommen in Ordnung. Aber ein erfahrener SR, der vielleicht selbst auch Jugendtrainer ist, könnte schon schlichtend und moderierend eingreifen. Aber einfach zu sagen: "keine Rechtsgrundlage" - das kann man sich dann auch sparen...


    Klar, die jungen SR sollen D- und C-Jugend pfeifen. Vollkommen in Ordnung. Der Part "Erfahrung" muss dann eben von anderen Beteiligten eingebracht werden (Trainer, Beobachter etc...) Konstruktives Feedback und Pfeifpraxis sind wichtig für SR Ausbildung.

  • netrojaner


    Zitat

    Aber ein erfahrener SR, der vielleicht selbst auch Jugendtrainer ist, könnte schon schlichtend und moderierend eingreifen. Aber einfach zu sagen: "keine Rechtsgrundlage" - das kann man sich dann auch sparen...

    Also die Frage im Ausgangspost war, ob der SR eine Tätlichkeit nach dem Spiel, die er nicht gesehen hat, bestrafen kann. Nein! Weiterhin meinte LagoTrainer, dass er als SR die Trainer notfalls zur Konversation zwingen würde. Nein, sowas geht nicht, da habe ich als SR keine rechtliche und regeltechnische handhabe. Darüber sind wir uns einig, oder?


    Natürlich sollte ein erfahrener SR moderierend eingreifen, wenn er (nicht bestrafbares) Fehlverhalten der Spieler oder Trainer sieht...

  • TLpz: Ja, da sind wir uns einig. Zwingen kann man niemanden. Ich wollte nur darauf aufmerksam machen, dass man - auch ohne Regelwerk - schlichten kann. Inwiefern man sich das zutraut oder möchte, muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden. Dennoch: ich sehe da vor allem die Trainer und Eltern in der Verantwortung.

  • Gegenfrage: Wo sollen Jungschiedsrichter eingesetzt werden? Im Seniorenbereich? Sind sie da nicht überfordert? Ist "Erfahrung" da nicht so entscheidend?


    Wie wäre es mit Jung-Alt-Gespannen, bei denen die Jung-SR in begleiteter Umgebung lernen können und nach 2-3 Saisons mit anderen Jung-SR auf die "freie Piste" gelassen werden? Idealerweise werden sie noch von einem SR-Coach am Spielfeldrand (idealerweise mit Videoaufzeichnung von kritischen Szenen) begleitet und die Spiele entsprechend nachbesprochen.


    Von Jung-SR hab ich keine Silbe gesagt - und die habe ich auch nicht gemeint.


    Das weiß ich. Ich wollte damit auch nur zum Ausdruck bringen, dass es Sinn macht, bei Jugendspielen mehr erfahrene SR einzusetzen, da dort mehr passiert als nur die Spielleitung. Wenn so etwas wie im Ausgangsbeitrag beschrieben vorkommt, ist ein Jung-SR überfordert, ein Erfahrener kann aber durchaus eingreifen.

  • Wie wäre es mit Jung-Alt-Gespannen, bei denen die Jung-SR in begleiteter Umgebung lernen können und nach 2-3 Saisons mit anderen Jung-SR auf die "freie Piste" gelassen werden?

    Von diesem Vorschlag kann ich aus eigener Erfahrung nur abraten. Ich habe es selbst erlebt, was dabei herauskommt:


    1.) Der Jungschieri fühlt sich unterlegen und überlässt mir die wichtigen Entscheidungen, weil er Angst vor Fehlern hat und erst einmal meine Reaktion abwartet


    2.) Jedes Gespann braucht m. M. nach ca. eine Saison, um sich zu finden und aufeinander abgestimmt zu sein.


    Wesentlich bessere Erfahrung habe ich damit gemacht, junge Gespanne zu ihren Spielen zu begleiten und vor dem Spiel Tips zu geben, in der Halbzeit korrigierend einzugreifen und nach dem Spiel eine gründliche Analyse zu machen.
    Ein weitere gute Möglichkeit ist es, sich gute,erfahrene Gespanne mit jungen Schieris von der Tribüne zu beobachten.


    Desweiteren finde ich, das die Ausbildung viel früheranfangen müsste. Wir haben z. Zeit zwei sehr viel versprechende 15jährige an der Pfeife, die bereits Bezirksligaspiele im Jugendbereich pfeifen. Sie pfeifen mittlerweile bereits ihre zweite Saison und werden von uns intensiv zu den spielen begleitet und betreut.

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