Staatsanwaltschaft ermittelt: Vergangenheit holt HSV ein
Hamburg/Bad Schwartau (LN) - Die Handballer der HSV Hamburg bangen kurz vor dem Saisonstart um ihre Zukunft. Im Zuge der staatsanwaltlichen Ermittlungen gegen die Galaxis-Gruppe wurden auch die Geschäftsräume des SG-Nachfolgevereins untersucht.
"Wir sind jetzt der HSV Handball. Die Geschichte der SG Bad Schwartau mit all ihren Gesichtern ist Vergangenheit", ließ sich HSV-Macher Olaf Knüppel in den Tagen des Umzugs von Lübeck nach Hamburg immer wieder gern zitieren. Doch die Vergangenheit holte Knüppel und den HSV Hamburg jetzt ein. Offiziell zwar schon an der Elbe beheimatet, hat die Handball-Spielvereinigung immer noch ihre Geschäftsräume am Markt in Bad Schwartau. Dort tauchten jetzt Staatsanwalt und Kripo auf. Sie ermitteln wegen des Verdachts der Konkursverschleppung gegen den Hautsponsor der ehemaligen SG Schwartau, die Galaxis-Firmengruppe. In einer ersten Stellungnahme hatte Galaxis-Chef Winfried M. Klimek behauptet, die Aktion richte sich allein gegen die Firma "Handball 2002", den wirtschaftlichen Träger des ehemaligen Handballbundesligisten SG Bad Schwartau. Klimek war dort Geschäftsführer. Dass es aber nicht allein um diese Firma geht, stellte gestern Oberstaatsanwalt Uwe Wendt gegenüber den LN noch einmal klar.
Ungeachtet des wirklichen Ausmaßes der Ermittlungen: Beim HSV geht jetzt die Angst um. Ist das Handball-Projekt in Hamburg gefährdet? "Uns wurden verschiedene Fragen gestellt und auch einige Kleinigkeiten mitgenommen", bestätigte HSV-Teammanager Werner Nowak den Besuch der Fahnder in Bad Schwartau. Offenbar geht es darum, Klarheit über finanzielle Transaktionen zu bekommen.
Für den Hamburg-Umzug sieht Nowak aber keinerlei Gefahr: "Die alte Kommanditgesellschaft ist erledigt. Sie wird abgewickelt. Ab 1. Juli hat den Geschäftsbetrieb die Handball 2002 Vermarktungsgesellschaft übernommen. Und diese Gesellschaft ist absolut weiß", betonte Nowak gestern erneut.
Doch so einfach ist es offenbar nicht. Denn: Rechtlicher Träger der SG Bad Schwartau war die im Handelsregister A mit der Nummer 1499 eingetragene Handball 2002 GmbH und Co. KG mit der Handball 2002 Vermarktungsgesellschaft mbH (HRB 1487) als persönlich haftende Gesellschafterin. Und immer wieder tauchen die selben Namen auf. Geschäftsführer dort: Winfried M. Klimek und Olaf Knüppel. Rechtlicher Träger beim SG-Nachfolgeverein HSV Hamburg ist nun eben diese Vermarktungsgesellschaft, und sie tritt somit in alle Rechte und Pflichten ein. Auch die handelnden Personen haben sich nicht geändert. Klimek und Knüppel sind weiterhin Geschäftsführer. Geplant ist, dass Klimek seinen Platz für Teammanager Nowak räumt. "Aber das ist im Handelsregister noch nicht eingetragen", musste Nowak eingestehen.
Was droht dem HSV Hamburg nun aus der Rechtsnachfolge? Zunächst die Haftung für Verbindlichkeiten. Und die gibt es. Die ehemaligen Stars Pierre Thorsson und Anders Bäckegren, sowie die Angestellte Dana-Jasmin Reardon, machen Forderungen in einer Gesamthöhe von 50 000 Euro geltend. Hinzu kommen noch Forderungen aus den Aufhebungsverträgen der Spieler Mirko Baltic und Jörg Engelhardt sowie mehr als 20 000 Euro aus einem Vergleich mit dem ehemaligen SG-Manager Thomas Gloth. Bei einem offiziellen Etat von 4,5 Millionen Euro dürfte dies allerdings kein Problem für den HSV Hamburg sein . . .
Bleibt die Frage nach dem Ergebnis der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen die Galaxis-Gruppe und den Folgen daraus für die HSV. Denn die Lübecker Firma bleibt dem SG-Nachfolger auch in Hamburg als Trikotsponsor treu. Mehr noch. Nach LN-Informationen sollen die teuren Neueinkäufe, die französischen Weltmeister Bertrand und Guillaume Gille sowie Weltklasse-Keeper Tommy Svensson, ein Großteil ihres Salärs direkt über Galaxis beziehen.
Heute wird zudem auf einer öffentlichen Präsentation das Geheimnis um den Trikotwerbepartner und den neuen Hauptsponsor gelüftet. Nowak machte es gestern noch spannend, sprach nur von einer "Aktion". Dabei dürfte es sich um eine Kampagne mit dem Slogan "Wer ist L.U.C.Y.?" handeln, hinter der Softwareentwickler Linux zu vermuten ist - ein Geschäftspartner der Galaxis-Gruppe. Und der muss einiges mitbringen. Denn der HSV-Topf soll mit Sponsorengeldern in Höhe von 2,5 Millionen Euro gefüllt werden. Neben einigen Kleinsponsoren hält derzeit aber hauptsächlich nur Galaxis die HSV-Fahne hoch.
Und was sagen die Spieler? Noch in der Nacht zum Mittwoch wurden einige von ihren Beratern informiert, zeigten sich verunsichert. Beim gestrigen Morgen-Training am Ochsenzoll wurde in kleinen Gruppen darüber gesprochen. Am Abend versuchte dann Teammanager Nowak zu beruhigen, ließ dafür sogar das Supercupspiel in Hannover zwischen Lemgo und Kiel sausen.
Auf alles gefasst ist indes Berater Stefan Bögel, der nach eigenen Aussagen acht Spieler aus dem HSV-Kader vertritt. "Ich warte erst einmal ab, was passiert, sehe noch keinen Handlungsbedarf", erklärte er. Am Wochenende hat er aber einen Termin mit den HSV-Machern.
ln-online/lokales vom 05.09.2002 08:07