Prandis Jahrhundertwurf

  • So, nachdem gestern ja im Finalspiele-Thread über diesen Wurf heftig diskutiert wurde, mach ich mal einen eigenen Thread dazu auf.


    Die Meinungen haben mir keine Ruhe gelassen, ich habe gestern abend noch mit einem Kollegen aus der 3.Liga gesprochen, dort wurde das Tor natürlich auch diskutiert, er hat mir aber erklären können wie das mit der Regel 15.1 zu verstehen ist und will mir auch noch die Fundstelle schicken.


    Also, alle haben ein bißchen Recht und ein bißchen Unrecht (bei dieser Regel geht das)


    Variante 1: Egal ob 7m oder FW, der Schütze (Rechtshänder) steht mit dem linken Fuß nach vorn, mit dem rechten nach hinten. Jetzt verlagert er nach hinten und nimmt den vorderen Fuß hoch, dann setzt er den vorderen wieder auf und nimmt den hinteren Fuß auf. Alles korrekt, weil: Der Ort der Ausführung wird nicht verlassen, das Pendeln nach vorne und hinten mit Fußwechsel ist erlaubt.


    Variante 2: Der Schütze steht wie in Variante 1, nimmt jetzt jedoch den hinteren Fuß hoch und setzt ihn seitlich mit großem Schritt nach rechts, der linke Fuß bleibt auf dem Boden. Alles korrekt, weil: Der Ort der Ausführung wird nicht verlassen, der linke Fuß bleibt am Boden.


    Variante 3: Der Schütze steht wie in Variante 1, nimmt jetzt den hinteren Fuß hoch, setzt ihn seitlich mit großem Schritt, lässt sich nach rechts fallen und wirft, bevor der linke Fuß den Boden verlassen hat. Alles korrekt, wie in Variante 2. Aber: Verlässt der linke Fuß den Boden, bevor der Ball die Hand verlassen hat, hat er den Ort der Ausführung verlassen ! Das ist die Variante Prandi, die umstritten ist.


    Variante 4: Der Schütze steht breitbeinig die Füße parallel zueinander und lässt sich nach links oder rechts fallen. Alles korrekt, weil ein Fuß ununterbrochen Bodenkontakt hatte.


    Der Wurf von Prandi war also nur dann korrekt, wenn sein linker Fuß zum Zeitpunkt des Wurfes noch Bodenkontakt hatte. Und das glaube ich bekommt man auch nach 100 Wiederholungen nicht zweifelsfrei raus.


    Wenn ich die Fundstelle noch bekomme, reiche ich sie nach.

    Falls Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann bedeutet sie das Recht darauf, den Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen. (George Orwell)

  • Nee, der linke Fuß war unstrittig nicht mehr am Boden.


    Der Knackpunkt ist die Frage, ob die ganze Zeit derselbe Fuß am Boden sein muss.


    Ich denke, man wird die Regel jetzt klarer formulieren.

    Einmal editiert, zuletzt von Rheiner ()

  • Nee, der linke Fuß war unstrittig nicht mehr am Boden.


    Der Knackpunkt ist die Frage, ob die ganze Zeit derselbe Fuß am Boden sein muss.


    Ich denke, man wird die Regel jetzt klarer formulieren.

    Es ist doch eindeutig formuliert. Man muss nur den nächsten Satz mitlesen.

    ... der Werfer bei der Wurfausführung mit einem Teil eines Fußes ununterbrochen den Boden berühren bis der Ball die Hand verlassen hat (siehe jedoch 10:3b). Der andere Fuß darf wiederholt vom Boden abgehoben und wieder hingesetzt werden (siehe auch 7:6).


    Der "andere" Fuß sagt aus, dass der Fuß, der ununterbrochen auf dem Boden bleiben muss definiert ist, wenn dieser andere Fuß einmal den Boden verlassen hat.

    Daher ist Variante 1 falsch. Der Rest okay.


    Ich vermute, dass einige Regelkundige bei ihren Erläuterungen davon ausgehen, dass er mit dem linken Fuß noch Kontakt hatte. Dann wäre es ja ein korrektes Supertor.

    Wenn es dann dem nicht so mit den Regeln vertrauten Publikum erklärt werden soll, kommen vielleicht solche Aussagen zustande.


    Auch der Ort der Ausführung ergibt sich daraus, da ein "Lau

    fen" nicht möglich ist. Mit der Schrittgröße kann es nichts zu tun haben. Ab wann wäre es denn ein großer Schritt? 10cm, 50cm oder erst ab einem Meter?



    Einmal editiert, zuletzt von enno2 ()

  • Gehört auf jeden Fall zur Regelanpassung. Denn wie man sieht, gibt es da Klärungsbedarf ob immer der selbe Fuß am Boden sein muss oder nicht. Und wenn selbst IHF-Regelexperte Jürgen Scharoff ein anderes Ergebnis hat, als die EHF-Disziplinarkomission wäre das sehr ratsam. Ich wäre übrigens mal gespannt gewesen, wenn Schweden nicht wegen die Nichtanwendung des VRS Protest eingelegt hätte, sondern wegen der Wurfausführung.


    Das Tor war schon Klasse, allerdings sollte da unbedingt geklärt werden, ob es regelkonform geworfen wurde (Ausführung).

  • Beim Wurf steht Prandis rechter Fuß (oder zumindest ein Teil) auf dem Boden. Das Problem ist, dass er zu Beginn des Freiwiurfs eindeutig nur auf dem linken Bein steht, dann nach rechts kippt, auf dem rechten Bein landet, linkes Bein hochnimmt und wirft. Für mich immernoch eindeutig irregulär. Nach Zeitlupe hätte man das erkennen müssen!

  • Die Frage ist, war er den mit irgendeinem Fuß (oder deren Teil) dauerhaft auf den Boden oder überhaupt nicht (also in der Luft)? Ich habe da auch die ganze Zeit hin und her spulen müssen, um mir das anschauen zu können.

  • Beim Übergang beide. Sonst hätte er von links auf rechts springen müssen.


    Wenn ich den Schiedsrichter so beobachte, habe ich den Eindruck, er guckt eher dem Wurf hinterher als auf die Beine. In realer Geschwindigkeit sieht der Wurf tatsächlich vollkommen korrekt aus, daher und weil es keine Proteste gab, haben sie vermutlich auf den Videobeweis verzichtet.

  • Wie gesagt: Wenn die Schweden wie gegen Dänemark die Schiedsrichter zum Video gebrüllt hätten, hätte das trotzdem nix geändert. Nach der aktuellen praktizierten Auslegung ist das ein reguläres Tor.

  • Ich wiederhole mich da vielleicht auch: Ich habe noch nie gesehen, dass man das Bein wechslen darf. Weder beim Freiwurf noch beim 7 m. Wenn du das so pfeifst, ok, ich habe es noch nie so erlebt.

  • Na bitte, also wurde damit Regel 7:6 in Verbindung mit 15:1 erfüllt.


    Zitat

    Es ist erlaubt,[...]

    7:6 den Ball kniend, sitzend oder liegend weiterzuspielen; dazu gehört, aus dieser Position einen Wurf auszuführen (z. B. einen Freiwurf), vorausgesetzt, der Werfer hat bei der Ausführung einen Fuß am Boden, bis der Ball die Hand verlassen hat (15:1).

    es steht nicht da, dass es der selbe Fuß sein muss.

  • Ich wiederhole mich da vielleicht auch: Ich habe noch nie gesehen, dass man das Bein wechslen darf. Weder beim Freiwurf noch beim 7 m. Wenn du das so pfeifst, ok, ich habe es noch nie so erlebt.

    Ich habe es sehr oft gesehen. Als ich gespielt habe gab es jemanden der hat beidhändig geworfen und oft noch den Fuß gewechselt. Ein SR sagte mir, daß das solange der Wurf innerhalb 3 s nach dem Anpfiff kommt und er hinter der 7m Linie stehenbleibt und ein Fuß auf dem Bodden bleibt regelkonform wäre.

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