Titisee-Neustadt - Dem Deutschen Skiverband droht ein Riesenskandal: Skispringer Frank Löffler hat schwere Vorwürfe erhoben, wonach der DSV seine Athleten zum Abhungern zwingt und damit fahrlässig deren Gesundheit aufs Spiel setzt.
"Der Verband hat mich krank gemacht", sagte der 1,86 Meter große Löffler dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". "Ich sollte von 72 auf 68 Kilo runterhungern. Man hat mir ein Ultimatum gestellt."
Und weiter: "Der Arzt hat gesagt, dass ich irreparable Schäden riskiere. Was bei uns stattfindet, ist kein Skispringen, das ist Kampfwiegen."
Verband weist Schuld von sich
Der DSV bestreitet die Vorwürfe und erhebt seinerseits Vorwürfe gegen den Athleten: "Natürlich spielt das Körpergewicht in unserem Sport eine gewisse Rolle", erklärte der verantwortliche Technische Leiter Rudi Tusch am Rande des Weltcup-Skispringens in Titisee-Neustadt.
"Aber die Gesundheit steht im Mittelpunkt. Alles andere weise ich entschieden zurück. Frank Löffler konnte auch mit höherem Körpergewicht trainieren und zur Ausscheidung antreten. Der Trainerschaft die Verantwortung für seine Verletzungen in die Schuhe zu schieben, ist fragwürdig und nicht richtig."
Dem hält der 23-jährige Löffler in seiner Generalabrechnung entgegen: "Wenn man ständig kurz vor der Unterernährung steht, führt man kein eigenes Leben mehr. Man ist nur noch eine Hülle. Jeder unterwirft sich diesem Hungerdiktat. Das ist permanenter Terror."
Löffler ausgemustert
Löffler, der im Sommer aus dem B-Kader des DSV ausgemustert worden war, beklagt vom Verband ultimativ aufgefordert worden zu sein, sein Gewicht gravierend zu reduzieren.
Sein Einwand, wonach er nach einer Knieoperation einen bestimmten Anteil Muskelmasse aufbauen muss, um das Knie zu schonen, sei nicht akzeptiert worden. Stattdessen hätte ihn der DSV mit der schriftlichen Begründung des zu hohen Gewichts wegen aus dem Kader gestrichen.
Tusch bestätigte die Existenz des von ihm unterschriebenen Briefes. Löffler sei zu einem Lehrgang mit 75 Kilogramm Gewicht bei einer Körpergröße von 1,86 Metern angereist. Zum Vergleich wiegt der 1,84 Meter große Sven Hannawald etwa 61 Kilo.
"Disziplinarisch nicht entsprechend eingeordnet"
Der Rauswurf von Löffler sei aber "die Summe verschiedener nicht eingehaltener Rahmenbedingungen" gewesen. So hätte sich der deutsche Meister von 2002 auch disziplinarisch nicht entsprechend eingeordnet. "Außerdem", so Tusch, "hat Frank Löffler nur seinen Platz im Förderkader verloren, konnte aber mit unserer Unterstützung weiter trainieren."
Tusch verwies darauf, dass der DSV den Sportoldaten Löffler auf dessen Wunsch hin von der Sportkompanie Sonthofen nach München versetzte und ihm ein individuelles Training gestattete. Zur internen Weltcup-Ausscheidung im Oktober in Innsbruck war der ehemalige Junioren-Weltmeister wegen Kniebeschwerden nicht angetreten.
Künftig will er nicht mehr für den DSV starten und strebt den Wechsel in ein anderes Land an. Der ebenfalls vom DSV aus dem B-Kader ausgemusterte Michael Möllinger (Hinterzarten) bemüht sich derzeit um ein Startrecht für die Schweiz. Löffler dagegen kann, so Tusch, solange er bei der Bundeswehr angestellt ist, nicht ins Ausland wechseln.
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