Freundschaft!
Zitat
Original von meteokoebes
Diese Diskussion ist alt und bringt eigentlich immer recht wenig.
1.) Top-Vereine brauchen Top-Spieler. Diese sind aber nur in begrenzten Maße da und die Top-Klubs können es sich leisten auf fertige Spieler zurückzugreifen. Wenn ein Klub, wie der SCM, der schon seit DDR-Zeiten über ein angeschlossenes Sportinternat verfügt, selbst Jugendspieler ausbildet, dann ist das bewundernswert, aber auch daruaf zurückzuführen, dass die Infrastruktur schon vorhanden war. Andere Vereine, wie Gummersbach fangen diesen Weg gerade erst an.
2.) Die schlechteren Erstligisten und Zweitligisten sind in der Hinsicht eher gefragt. Sie bilden bis zu einem gewissen Grad die Spieler aus und führen sie an die Bundesliga heran. Delitzsch hat bewiesen, wie man durch gute Jugendarbeit auch mit einem Minietat den Weg in die Erstklassigkeit seriös beschreiten kann.
3.) Es ist nicht zwangsläufig so, dass die Nationalmannschaft schlecht wird, wenn viele Ausländer in der Bundesliga spielen. Unsere Nationalmannschaft ist so erfolgreich, wie selten zuvor in den Jahren gewesen. Die meisten Spieler haben jedoch erst nach dem Bosman-Urteil (1995) ihre Bundesligakarriere begonnen. Qualität setzt sich durch und nur in einer starken Liga müssen sich die deutschen Spieler immer etwas mehr anstrengen, um einen Stammplatz zu bekommen.
4.) Es ist nicht unbedingt vorteilhaft, wenn die Spieler aus der Jugend eines Top-Klubs kommen und dort direkt in die erste Mannschaft. Als Beispiel möchte ich die Karrieren von Mirko Bernau und Florian Kehrmann anführen. Bernau schaffte es von der 1994er-A-Jugend Meistermannschaft des TuSEM in die erste Mannschaft und Florian Kehrmann ging nach Solingen. Während Bernau mittlerweile in der Regionalliga aufläuft hat sich Kehrmann zu einem der besten Rechtsaussen der Welt entwickelt.
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zu 1. Da sage ich mal jein. Das mag schon sein, daß man beim SCM auf bestehenden Strukturen aufbauen konnte. Aber ersten braucht man trotzdem den Willen, dieses auch weiter zu führen, DENN es kosteteinen Haufen Geld. Das ist eben dann das Geld, daß Kiel noch in einen Szilagyi stecken kann und Flensburg in einen Sprem. Außerdem hätte man ja spätestens nach der Wende, auch im Westen diese Ideen übernehmen können. Man hat sich allerdings lieber die Spieler (und auch in anderen Disziplinen die Athleten) geschnappt, aber ja nur nichts Systematisches vom Osten lernen wollen.
zu 2. Das sehe ich nicht so. Jeder Spieler, der aus einer gut geförderten Jugendarbeit der BuLi-Vereine kommt, hilft dem Handball und erhöht die Gesamtqualität. Beispiel SCM: Es hat sich in den letzten zehn Jahren doch fast kein Spieler aus der Jugend wirklich durchsetzen können. ABER: Es gibt mindestens eine handvoll an Spielern, die sich bei anderen BuLi-Vereinen durchgesetzt haben. Und dazu wimmelt es in der Zweiten und der Regionalliga von ehemaligen SCM-Jugendspielern. Hier wird diesen Vereinen quasi eine (global gesehen) Gegenleistung für Spieler wie z.B. Bitter oder Heinevetter gegeben. Aus dem Kopf weiß ich es nur für die WM's. Da waren im Schnitt 1,6 Spieler die aus der SCM-Jugend kamen im Kader (seit 1993). Wenn man sich mal überlegt, daß jeder BuLi-Verein, mit gleichem Aufwand dabei wäre, dann hätte Heiner Brand aber ein Luxusproblem. Eine richtige Jugendarbeit in ALLEN BuLi-Vereinen würde der Nationalmannschaft ganz sicher sehr helfen.
zu 3. Das sehe ich völlig anders. Die goldene Generation hat sich noch vor Bosman in der Bundesliga etabliert und dann im Alter von 27, 28 (Zerbe) bis 22, 23 (Kretzschmar) durch die größere Konkurrenzsituation noch mal extrem profitiert. Wäre Bosman fünf Jahre eher gekommen, dann hätte es diese so erfolgreiche Mannschaft sicher nie gegeben. Die Kehrseite ist die, daß dadurch eben nicht unbedingt die Notwendigkeit bestand, die Nachwuchsarbeit mal kritisch zu durchleuchten. Ich habe keinen Zweifel, daß die Nati für sehr lange Zeit nicht mehr in die absolute Weltspitze zurückkehren wird.
4. Ja. Es gibt keinen Königsweg und keinen Fatalismus. Ein gutes Beispiel ist auch wieder das Sportgymnasium Magdeburg. Die Schüler dort sind nämlich "was Besseres". Und an dieser dort gelernten Arroganz, sind schon einige Talente gescheitert. Das ist eine Kehrseite der Medaille.