Fazit zur WM aus deutscher Sicht

Nun warte mal mit deinem Fazit noch ist die WM ja nicht vorbei, auch wenn wir nur noch den 9.Platz erreichen können. Aber auch dieses Spiel zählt, und die Mannschaft kann sich damit achtbar aus der Affaire ziehen. Gegen Schweden wars ja schonmalnicht schlecht...

hier noch weitere Einzelkritiken (HH Abendblatt)

Oleg Velyky setzte die Glanzpunkte
Handball: Nach dem 27:22 gegen Schweden spielt Deutschland um Platz neun. Die Einzelbilanz.

Von Achim Leoni

Nabeul - Wenn es sportlich um nicht mehr viel geht, bedarf es Motivationshilfen wie dieser: "Laßt uns gewinnen, dann müssen wir am Samstag erst um 13 Uhr spielen", bat Florian Kehrmann seine Teamkollegen der Handballnationalmannschaft vor dem letzten WM-Hauptrundenspiel gegen Schweden. Nun darf man morgen ausschlafen. Durch einen 27:22-(14:13)-Erfolg hat sich der Europameister für das Spiel um Platz neun qualifiziert, der Gegner heißt dann Tschechien. "Es ist gut fürs Selbstvertrauen, zu sehen, daß es noch geht", sagte HSV-Profi Torsten Jansen erleichtert. Für den Einzug ins Halbfinale kam die vielleicht beste Turnierleistung zu spät. Die WM-Einzelkritik:

Johannes Bitter (4:48:39 Stunden Spielzeit/56 Paraden/33 Prozent): Hielt jeden dritten Wurf, wenn auch keinen entscheidenden. Für den Magdeburger, der mit 22 Jahren das ideale Torwartalter noch vor sich hat, dürfte das erste große Turnier nicht das letzte gewesen sein.

Carsten Lichtlein (3:11:21/43/34): Der Großwallstädter stand solide - aber etwas in Bitters Schatten. Zuwenig für einen, der die Nummer zwei hinter Henning Fritz sein will.

Frank von Behren (5:31:27/24 Tore/53 Prozent): Von dieser WM bleibt vor allem sein verworfener Siebenmeter gegen Serbien-Montenegro im Gedächtnis. Zu Unrecht, denn in der Abwehr agierte der vielbeschäftigte Gummersbacher mit ruhiger Hand.

Oliver Roggisch (2:14:59/0/0): Legitimer Nachfolger von Klaus-Dieter Petersen als Abwehrbollwerk. Der Essener ist trotz erst 20 Länderspielen eine feste Größe (1,99 m) im Mittelblock.

Holger Glandorf (3:46:42/21/50): Linkshänder mit etwas mehr Tordrang, als Bundestrainer Heiner Brand lieb ist. Das beherzte WM-Debüt des Nordhorners kann sich dennoch sehen lassen.

Steffen Weber (3:39:34/11/61): Erledigte zuverlässig das, was man von einem Zweitliga-Spielmacher erwarten darf - mehr aber auch nicht. Wird mit seinen 32 Jahren über die Rolle des Lückenfüllers im Nationalteam wohl nicht mehr hinauskommen.

Sebastian Preiß (4:25:46/16/57): Er konnte sich beim THW Kiel am Kreis nie durchsetzen - die WM zeigte leider, warum. Von ihm fordert Brand, "daß er sich ein Beispiel nimmt an der Einsatzbereitschaft von Christian Schwarzer". Da kann es nur gut sein, daß Preiß im Juli zum Schwarzer-Klub Lemgo wechselt.

Jens Tiedtke (1:25:24/7/64): Daß er in den wichtigen Spielen kaum Einsatzzeit bekam, wurde verständlich, wenn der Kreisläufer aus Wallau-Massenheim auf dem Feld stand. Ihm fehlen Konstanz und Durchsetzungsvermögen.

Michael Hegemann (1:58:37/12/52): Ist auf der zentralen Position noch keine Alternative zu Markus Baur oder Daniel Stephan. Ließ aber trotz geringer Einsatzzeit erkennen, daß er mit 27 Jahren nicht am Ende seiner Entwicklung ist. Womöglich profitiert bald der HSV davon, der den Düsseldorfer verpflichten will.

Yves Grafenhorst (1:40:02/9/64): Vorzugsweise vorgezogen in der 5-1-Abwehr eingesetzt. Bei seinen Würfen manchmal allzu verspielt, was ihm sein Magdeburger Teamkollege Stefan Kretzschmar hoffentlich austreiben wird.

Christian Zeitz (5:10:00/21/37): Verlierer des Turniers. Der Kieler "Shooting"-Star war in Tunesien nur ein Rohrkrepierer. Seine unmotivierten Würfe stellten die Fangnetze und Brands Geduld auf harte Belastungsproben. Das Spiel gegen Schweden war sein 100. Wenn weitere hinzukommen sollen, muß er disziplinierter werden.

Torsten Jansen (6:32:02/34/68): Nach Kretzschmars Rücktritt führt an ihm kein Weg vorbei, was der HSV-Linksaußen vor allem in der Defensive bewies. Baute im Angriff mit zunehmender Turnierdauer ab - Folge seiner langen Einsatzzeiten.

Oleg Velyky (4:26:29/31/57): Veni, vidi, Velyky: Mit seiner Einbürgerung ist dem deutschen Handball ein Juwel in den Schoß gefallen. Der gebürtige Ukrainer setzte trotz Krebstherapie mit seiner Spielkunst Glanzpunkte. Im Rückraum nach nur 13 Einsätzen bereits unverzichtbar.

Florian Kehrmann (6:59:23/43/81): Zuverlässig, einsatzfreudig und brillant. Neu ist nur die Kapitänsbinde. Die steht dem Lemgoer Rechtsaußen, mit fast sieben Stunden Spielzeit der meistbeanspruchte Mann, auch sehr gut.

allerdings warst du bei der benotung ziemlich milde, wie schon oft gesagt wurde war zeitz leistung ungenügend und dass ist für mich eine 6!!!bei einigen spilern sollten die noten ebenfalls herab gesetzt werden

Sicher hat die Abwehr nicht besonders gut gefallen (allerdings scheint das "System Brand" mit der neuen Mannschaft nicht gut zu funktionieren, und im Angriff wurden zu viele "einfache Fehler" gemacht. Insgesamt bin ich aber zufrieden. Dass sich eine völlig neu zusammengestellten Mannschaft innerhalb von nicht mal vier Wochen in die Top 10 der Weltspitze spielt, ist sicher nicht selbstverständlich. - Auch wenn es das schlechteste WM-Abschneiden seit annodunnemal sein mag - man muss die Hintergründe des Ergebnisses betrachten.

Das Abschneiden entspricht insgesamt den Erwartungen. Es war besser als befürchtet und doch schlechter als insgeheim erhofft. Ich habe zwar nicht alle Spiele gesehen, aber so richtig git haben mir nur Kehrmann und Velyky, dazu mit Abstrichen Bitter und von Behren (speziell Abwehr) gefallen. Viel Durchschnitt beim Rest, mit den Enttäuschungen in Person der beiden Kreisläufer und auch Zeitz. Dieser ist zumindest auch schon in den letzten Turnieren der Nationalmannschaft meist hinter den Erwartungen zurückgeblieben, stets mit einem Ausreisser pro Turnier nach oben. Das sollte eigentlich gegen die Tschechen eine Zeitz-Gala erhoffen lassen...

Zitat

Original von Meikel
Das sollte eigentlich gegen die Tschechen eine Zeitz-Gala erhoffen lassen...

da hätte ich nichts gegen. so langsam lönnte er aus seinem tief (das schon am ende der hinrunde begann) rauskommen. zudem kommt ja auch noch, daß er nach kritik meistens gerade aufdreht und nach der schelte in der presse ist ein wenig frustabbau bestimmt nicht schlecht. ich bin schon gespannt.

Zitat

Original von bockel

da hätte ich nichts gegen. so langsam lönnte er aus seinem tief (das schon am ende der hinrunde begann) rauskommen. zudem kommt ja auch noch, daß er nach kritik meistens gerade aufdreht und nach der schelte in der presse ist ein wenig frustabbau bestimmt nicht schlecht. ich bin schon gespannt.

Ach ehrlich gesagt hoffe ich, dass bald wieder BL ist. Dann haben wir mi Sicherheit "unseren" Zeitzi wieder. Und unter uns gesagt ist mir ein Sieg gegen Flensdorf wertvoller als der WM-Titel

mit den sog. zeugnissen bin ich im grossen und ganzen eurer meinung. doch bei zeitzi ist eure kritik doch etwas übertrieben, obwohl ich mir bei seinen würfen oft die haare raufen musste! aber hinten hat er doch einige bälle abgefangen, die zu kontertoren führten. welche altenativen gibt es im deutschen handball noch? dem hegemann (dem hegemann was der alles kann) hätte ich mehr spielanteile gegeben. was er machte, hatte m.e. hand und fuss. lt. hw hatte björn navarin heimlich mit einer nomminierung (nach den vielen ausfällen) gerechnet. auf der mitte hätte m. m. oliver köhrmann eine chanche verdient gehabt. aber das hauptproblem bleibt der kreis. einzige alternative: theuerkauf, oder wen gibt es sonst noch? ansonsten kann man mit dem 9. platz dieser neuen mannschaft gut leben.

Wir haben eine deutsche Mannschaft gesehn, die zwar großes Potential hat, aber im Vergleich mit den "Großen" ganz klar noch nicht konkurrenzfähig ist.

Positiv aufgefallen
- Johannes Bitter - stark und engagiert gehalten, hoffentlich kann er nun die bisherige Leistung in der Saison vergessen und so weiter machen.
- Velyky - Mauserte sich teilweise zum Leitwolf, unglaublicher Kampfgeist. Auch hier natürlich nicht alles Gold, was glänzte, aber eine aussichtsreiche Perspektive
- Kehrmann - Stabil und treffsicher wie immer. Da erübrigen sich weitere Worte

Enttäuscht (imho) haben:
- Zeitz - Wie ich schon immer sage: Bei nem guten Tag kann er Spiele klar machen, aber wenn er nur unmotiviert aus den unmöglichsten Situationen draufhaut, ist er nur schädlich.
- Preiß - Oft der Chancentot gewesen. Was hilft das gute Freispielen am Kreis, wenn der zu oft versiebt.
- von Behren - nicht wirklich enttäuschend (stark in der Abwehr), aber wirkte oft zu nervös und hektisch, was sich in unkonzentrierten Angriffen weiterführte.

Hab garantiert weitere gute/schlechte vergessen (z.b. Lichtlein, dem ich ein klassisches "naja" geben würde), aber das fiel mir jetzt spontan ein.

Das wichtigste ist jetzt, dass das Thema Nationalmannschaft nicht in Vergessenheit gerät, sondern die Mannschaft in dieser "Grundform" weiter trainiert, um das Topteam zu werden, dass es auf dem Papier sein könnte.

ich finde, die Mannschaft hat sich hervorragend verkauft. Wenn man gesehen hat, wie die Franzosen heute gegen Kroatien untergegangen sind (und das in einem Halbfinale! - so ist die deutsche Mannschaft noch nie gegen die Kroaten gescheitert), dann war das, was die Jungs da geleistet haben, aller Ehren wert. Man hat doch gemerkt, dass die Big Points nicht gemacht wurden, weil die Erfahrung fehlt. Da war dann eben manchmal auch Pech dabei.

Und die "Goldene Generation" war im Angriff teilweise sehr viel schlechter als diese neue Truppe. Endlich gab es mal wieder gepfefferte Rückraum-Würfe, die ihr Ziel fanden (ok, bei Zeitz sah das nicht besonders doll aus), die Abwehr war eigentlich auch ordentlich, Roggisch hat da eine gute Figur gemacht. Mit einem Henning Fritz im Tor, der eben doch ein paar Unhaltbare mehr entschärft, wäre sicher eine Überraschung gegen das eine oder andere Team möglich gewesen.

Alles in allem eine positive WM, die vorher immer als Durchgangsstation für 2007 bezeichnet wurde. Genauso wird es auch bei der EM 2006 sein, da kann man dann aber sicher schon einige Fortschritte mehr sehen.

Hi,
ich sehe die WM weder positiv noch negativ. Für die Mannschaftszusammenstellung ist der 9. Platz realistisch - nicht mehr und nicht weniger.

Ich sehe auch die Zukunft noch etwas skeptisch.

Bei den Rückraumrechtshändern haben wir mit Baur, Stephan und Velyky 3 Topleute und mit Hens einen, der zu den Topleuten aufschliessen könnte - wenn die mal alle gesund wären, hätten wir auf Rückraum Mitte und Rückraum Links eine sehr gute Besetzung... Zumal noch ein paar Leute mit Perspektive dahinter sind, z.B. Hegemann.

Bei den Linkshändern sehe ich eine potentielle Schwachstelle, hoffe aber, dass Zeitz oder Glandorf besser werden können, Potential haben sie beide. Wobei Zeitz aufpassen muss, dass er nach der Zeit hinter Zerbe nicht auch noch hinter Glandorf auf der Bank versauert...

Auf Aussen haben wir auch zwei Topleute und einige mit Perspektive, aber momentan dürfen weder Toto noch Kehrmann ausfallen.

Schwachstelle ist momentan die Kreisläuferposition... und die Abwehr muss auf fast allen Positionen noch oben, obwohl Roggisch und von Behren teilweise einen guten Job gemacht haben.

Die Torhüter hätte ich jetzt beinahe vergessen: die jungen gefallen mir gut, dann noch ein Henning Fritz dazu... da kann man auch mal ne löchrige Abwehr haben...

Insofern gibt es eine Mega-Schwachstelle (Kreisläufer), eine Schwachstelle (Abwehr) und noch eine potentielle Schwachstelle (Rückraum Rechts)... Aber Tunesien hat vorgemacht (genauso wie Slowenien im Jahr davor), wieviel der Heimbonus ausmacht. Insofern können wir uns Hoffnungen auf eine Medaille bei der Heim-WM machen.

Nochmal zu Zeitz, scheinbar das Mega-Thema der WM aus deutscher Sicht: er hat sicherlich keine gute WM gespielt. Allerdings habe ich das Gefühl, dass die Erwartungen in seine Richtung einfach zu gross waren. Er ist weder ein Führungsspieler noch ein guter Abwehrspieler. Er hat sich in der Abwehr aber in den letzten zwei Jahren verbessert. Allerdings spielt er in der Abwehr genauso wie im Angriff spektakulär, dadurch hat er mit die meisten Steals, macht aber aber auch hin und wieder schöne Lücken für den Gegner auf... In Kiel kann man einen solchen Spieler kompensieren, weil die Abwehr einfach besser ist als die der deutschen Nationalmannschaft jetzt. Im Angriff: ich glaube, er hat einfach Pech gehabt bei der WM, vielleicht hat er sich auch zu sehr unter Druck gesetzt. Im Angriff ist er einfach ein Shooter (ähnlich wie Glandorf, ganz anders als Zerbe). Da geht auch schon mal was daneben... Mittlerweile spielt er aber auch schon mal schöne Anspiele an den Kreis. Fazit: er war schlechter als er sein kann, aber für mich war er auch nicht absolut grottig. Würd ihm als Note ne 4 geben...

Bis dann
Carsten
P.S.: Bei Olympia wurde Heiner Brand gescholten, weil er Zeitz in entscheidenden Phasen nicht für Zerbe brachte. Die WM hat mich aber noch einmal bestätigt: das war richtig. Und zwar aus Defensivgründen: die Spiele hat die Mannschaft in der Verteidigung gewonnen, und wenn da Zeitz statt Zerbe dringestanden hätte (und Wechsel sind nicht immer schnell zu machen...).

Die deutschen haben sich in Tunesien aus ihre sehr unangenehme Seite gezeigt, sie haben geglänzt mit Nörgeln, Frieren, Lügen verbreiten über die Gastgeber und mit einem fast rassistischen Werbespot der sein gleichen sucht gesendet ein paar mal bei der ARD vor Handball live Übertragungen : Heiner Brandt und die deutschen Spieler beim Einkauf für den Tunesien-Tripp und alles muss QS-geprüft sein. Eine eindeutige Anspielung auf die Hygieneverhältnisse im Gastgeberland was aber von vorne bis Hinten gelogen ist und ein eindeutiger Angriff auf unsere Tourismusindustrie darstellt.

Die deutsche Delegation hat von Anfang an versucht alles den Gastgeber alles in die Schuhe zu schieben, sogar für die durschnittlichen Schiedsrichter sollten wir plötzlich auch verantwortlich sein und nicht der IHF. Ich finde, das waren sehr schlechte Gäste und frage mich wie sollen aus unangenehmen Gästen gute Gastgeber für die WM 2006 werden???

ich habe nie behauptet, dass das deutsche Volk, als Gastgeber ein schlechter ist, das Gegenteil ist der Fall.

Aber wie diese Delegation sich verhalten hat samt die schreibende Presse, war für meine Begriffe teilweise niveaulos und sehr gemein. Es war von Anfang an erkennbar, dass da eine klare Abstimmung besteht gegen die Gastgeber. Der Wérbespot war aber die absolute Höhe, ich habe mich schon gewundert, dass die ARD so etwas sendet.