• Zitat

    Original von Felix0711
    c) Balingen (keine Ahnung ob das was taugt)


    Ja, tut es!
    Weiß noch nicht wo und wann ich mir den Film zu gemüte führen werden - wird sich zeigen....Wird aber sicherlich lustig ;)

  • Sönke Wortmanns Fußball-WM-Dokumentation Deutschland. Ein Sommermärchen ist für Filmemacher Winfried Oelsner Fluch und Segen zugleich. Ganz klar, ohne den riesigen Erfolg mit vier Millionen Besuchern in Deutschland hätte es „Projekt Gold - Eine deutsche Handball-WM“ unter keinen Umständen ins Kino geschafft. Auf der anderen Seite variiert Oelsner den Stil des Vorbilds nur minimal, lässt in seiner Dokumentation die Fehler Wortmanns aus, hat aber damit zu kämpfen, dass Handball nun mal Handball ist... und in Deutschland zwar mit einer gewissen Euphorie der WM-Titel der Mannen von Bundestrainer Heiner Brand gefeiert wurde, jedoch die Ausmaße nicht annährend die der WM-Hysterie erreichten, als im heißen Sommer 2006 eine ganze Nation im kollektiven Taumel der Welt zeigte, was für gute, herzliche Gastgeber die Deutschen sein können. So ist Oelsners Film vielleicht sogar der bessere, doch die Magie von Wortmanns „Sommermärchen“ bleibt unerreicht.




    19. Januar bis 4. Februar 2007: die Handball-WM im eigenen Land. Eine große Sache, keine Frage. Doch so richtig realisiert hat dies vor dem Turnierstart eigentlich nur Bundestrainer Heiner Brand. Die deutsche Mannschaft, immerhin Europameister des Jahres 2004 und Vize-Weltmeister 2003, zählt gewiss nicht zu den Favoriten. Bei der letzten WM 2005 in Tunesien scheiterte das DHB-Team kläglich in der Vorrunde, wurde am Ende Neunter. Die besten Mannschaften kommen aus Frankreich, Kroatien und Spanien, dem Land des Titelverteidigers, angereist. Im tristen Grau des Januars hat die deutsche Öffentlichkeit kaum wahrgenommen, „dass schon wieder WM is’“. Als dann auch noch der Start mit mittelmäßigen Leistungen bei Siegen gegen schwache Gegner (27:22 gegen Brasilien, 32:20 gegen Argentinien) holprig verläuft, steht das „Projekt Gold“, das Brand als Ziel ausgegeben hat, nach dem 25:27-Debakel gegen starke Polen vor dem Aus. Der Rest ist Geschichte. Dank einer Trotzreaktion fegt Deutschland Slowenien zum Auftakt der Zwischenrunde mit 35:29 weg und marschiert mit weiteren Siegen gegen Tunesien (35:28), Topfavorit Frankreich (29:26) und Island (33:28) ins Viertelfinale. Dort wird der amtierende Weltmeister Spanien mit 27:25 aus dem Weg geräumt, anschließend Frankreich im Halbfinale (32:21 nach zwei Verlängerungen) niedergerungen und im Endspiel Polen (29:24) keine Chance gelassen.




    Besser könnte sich kein Drehbuchautor eine Dramaturgie, so perfekt für einen Sportfilm, ausgedacht haben. Wäre Deutschland vor dem Viertelfinale gescheitert, hätte es garantiert keinen Film gegeben, das ist klar. Aber für Produzent Frank Stephan Limbach und seinen Regisseur Winfried Oelsner („Tsunami“) lief alles nach Plan. Von der Konzeption unterscheidet sich „Projekt Gold - Eine deutsche Handball-WM“ kaum von Wortmanns Box-Office-Smashhit. Beide Filme geben dem Publikum noch einmal eine äußerst emotionale Rückschau auf das jeweilige Großereignis und einen intimen Einblick in das deutsche Team. Die große Bürde des unweigerlichen Vergleichs ist Oelsner sicherlich voll bewusst, doch er macht das Beste daraus und lernt aus Wortmanns formalen Fehlern. Das geht bei Kleinigkeiten wie den jetzt vorhandenen Einblendungen der Namen los (so dass der Zuschauer auch weiß, wen er da vor sich hat) und endet bei der besseren konzeptionellen Einbindung der Jubelszenen. Wortmann war damals so nah an der Mannschaft, dass er den WM-Wahnsinn wohl gar nicht in dem Maße wahrgenommen hat, wie er für die Fans existent war.




    „Projekt Gold“ ist ein echter Handball-Film. Der Sport steht im Blickpunkt, das Drumherum ergänzt die Szenerie nur sehr schön. Je länger die Spielzeit voranschreitet, desto intensiver werden die Jubelbilder, die sich schließlich in eine Ekstase steigern, in der Oelsners Kamera ausgedehnte Bäder nimmt. Das macht seine Dokumentation vom Aufbau vielleicht besser und klarer als die Wortmanns, doch dem fiel einfach das Glück in die Hände, Chronist eines Jahrhundertereignisses zu sein. Er hielt einfach drauf und schnitt sein Material zusammen. Fertig. Das hört sich einfach an, verschweigt aber zunächst Wortmanns größten Verdienst, mit dem sein Handball-Pendant Oelsner nicht mithalten kann. „Deutschland. Ein Sommermärchen“ hat diese Handvoll Momente, bei denen dem Sportfan beim ersten Betrachten die Kinnlade herunterklappt, weil diese tiefen Einblicke noch nie so direkt zu sehen waren. Etwa wenn Coach Jürgen Klinsmann im Adrenalinrausch vor dem Argentinien-Spiel auf seine Spieler einredet und sie bis in die Haarspitzen motiviert, die Spieler nach Siegen in der Kabine toben, nach dem markerweichenden Aus kritisch diskutieren oder alte Ressentiments kernig gepflegt werden („Das lassen wir uns nicht nehmen. Und schon gar nicht von Polen.“). Aber auch das einfache, unaufgeregte Beobachten des Treibens im Mannschaftshotel hatte es vorher noch nicht gegeben. Beim Handball sieht das anders aus. Bei jedem im DSF übertragenen Bundesliga-Spiel ist die Kamera bei den Besprechungen zwischen Trainer und Mannschaft während des Matches dabei. „Projekt Gold“ kann hier nichts Neues bieten – alles läuft so ab, wie sich der Sportkenner dies vorstellt. Und dass Handballer harte Hunde sind, die auch mit Verletzungen zu Höchstleistungen auflaufen, ist ebenso wenig ein Geheimnis.




    Zwei Mal schafft es der Film dann aber doch noch zu überraschen. Zum einen, wenn Heiner Brand sich über die Pizzaaffäre echauffiert (die Spieler bestellten am Abend vor der wegweisenden Partie gegen Slowenien um 23.00 Uhr noch Pizza aufs Zimmer). Und zum anderen bei einer lustigen Szene im ICE, als die Nationalspieler nach einem Spiel Zugreisende höflich von ihren reservierten Sitzen vertreiben müssen, um nicht im Gang zu stehen. Das ist höchst amüsant und menschlich.




    Wären da noch die Protagonisten. Die deutsche Handball-Truppe ist durch die Bank eine Ansammlung von sympathischen Sportlern, die das Wort „Teamgeist“ noch tatsächlich leben, denn ohne diese Einstellung hätten sie niemals den Titel geholt. In einigen Interviews, die nach der WM geführt wurden, wird das Ereignis noch einmal aufgearbeitet, wobei besonders Torwart Henning Fritz im Mittelpunkt steht – eine weise Entscheidung. Seine Geschichte - von der Nummer drei im Tor des THW Kiel zum WM-Held - gibt am meisten her. Oelsners größter Trumpf ist jedoch Bundestrainer Heiner Brand. Nein, nicht dass er jemals so aus sich heraus gehen würde wie Springteufel Klinsmann... Brand ist ein ehrlicher, herzensguter Mensch, der eine gottgegebene Autorität besitzt, die niemand wagen würde, auch nur anzukratzen. Und er hat einen knochentrockenen rheinischen Humor, der „Projekt Gold“ viele amüsante Momente beschert.




    Fazit: „Projekt Gold - Eine Handball-WM in Deutschland“ ist eine durchweg gelungene Dokumentation des deutschen WM-Triumphs und vor allem ein waschechter Handball-Film. Wer bei dem Gedanken daran gleich dankend abwinkt, sollte besser kein Kinoticket lösen. Für Fans der zweitbeliebtesten deutschen Mannschaftssportart ist das Werk jedoch ausnahmslos empfehlenswert. „Projekt Gold“ ist gewiss kein magischer Film, aber ein Zeitgenosse, der seinen Sport angemessen und punktgenau präsentiert. Ganz zu Anfang spricht Torwarttrainer Andreas Thiel ein paar weise Worte: „Sport ist ja nicht das wahre Leben.“ Das zwar nicht, aber Sport macht das Leben für viele interessanter... Und auch dieser Ansicht wird der Film gerecht. Ein Spiel wie das Halbfinale gegen Frankreich ist für engagierte Zuschauer nahezu unerträglich, so sehr zerrte es an den Nerven. Wer sich diesen Emotionen aus der sicheren Entfernung der Erinnerung noch einmal stellen möchte, ist mit „Projekt Gold“ bestens bedient.


    7/10


    Carsten Baumgardt


    http://www.filmstarts.de

    "Mit dem Ende des Kinos werden wir vertrieben worden sein aus einem Paradies"
    ( Peter Handke)


    "Die Forderung, dass Auschwitz nicht noch einmal sei, ist die allererste an Erziehung"
    ( Theodor W. Adorno )

  • kann man jemanden ernstnehmen, der "sommermärchen" magie zuschreibt, die fussball-wm als "jahrhundertereignis" beschreibt und dem beim "sommermärchen" mehrfach die kinnlade runterklappte? ich nicht. ist aber wurst. beides sind ja mehr oder weniger dokumentationen, und die leben nun mal vom betrachteten.

  • Typisch Handball-Fan, so eine Kritik direkt wieder auseinander zu nehmen! :nein:


    Ist doch objektiv und vor allem gut geschrieben. Ein Grund mehr, den Film im Kino zu gucken....

  • Ich kann allen nur den 04. August um 14 Uhr das CINEMAXX in Mannheim empfehlen.


    Der BHV hat das ganzte KINO angemietet und zeigt den Film für 6 EURO, inkl. Laseshow und Verlosung eines Original Wm Balles mit Unterschrift von W.Klitschko, der sich am Dienstag vor der Hauptgruppe II in Mannheim während seiner PK für ein paar Bälle ins Tor stellte und danach den Ball signierte.


    Karten sind bei mir zu bestellen.

  • Auf die Gefahr hin, daß dieses Thema in philosophische Sphären abgleitet, sei die Frage gestattet; Wie ist es möglich, daß ein Subjekt eine objektive Meinung äußert?



    Zum Glück stelle ich diese Frage nicht im SCM-Forum, wo der kalte Krieg wieder ungeahnte intellektuelle Tiefen erreicht hat. Es gibt immer eine Nische, aus der die Demagogen gekrochen kommen, wenn sie ihre Zeit für gekommen halten.

  • Zitat

    Original von Linksaussen
    Meikel: sollen wir mal eine diskussion über objektivität in zeiten der postmoderne führen? hihi.


    nein

  • Der Bericht/Rezension der Welt:



    Quelle (und eine Bildstrecke): Welt-Online

    Einmal editiert, zuletzt von Karl ()

  • Zitat

    Ein weiterer Pluspunkt gegenüber dem "Sommermärchen": Man wird nicht ständig Xavier Naidoos Gesängen ausgesetzt.


    Das ist in der Tat ein wirklich entscheidender Vorteil!! :D
    Ich hoffe allerdings, dass es sich mit den Höhner Gesängen der auch in Grenzen hält. Na gut, ein bisschen „Wenn nicht jetzt, wann dann“ geht natürlich in Ordnung. ;)

  • Für heute ist das Open-Air Kino in Köln geschlossen und es wird, wie ich es im Moment befürchte, morgen genauso sein.


    Die aktuelle Lage, ob es morgen draußen statt findet oder nicht, findet man unter http://www.openairkino.de

  • Sehr lesenswert (und auch diskussionsanregend): die Rezension aus der 'Jungen Welt' (einer mitunter interessanten, kleinen überregionalen linken Tageszeitung aus Berlin) :



    Quelle: Junge Welt

    3 Mal editiert, zuletzt von Karl ()

  • Der Bericht ist wirklich gut geschrieben. Sehr angenehm zu lesen.

    La bella vita


    It’s a beautiful life, so let it in your heart


    My bella vita


    It’s a beautiful life, no matter who you are

  • Den Film gibt es natürlich auch schon bei IMDB, wenn auch noch mit wenig Inhalt. Besonders beeindruckend ist auf jeden Fall der cast. :D

  • wow. rezensionen aus der jungen welt, wo ich sonst schon für artikel aus der taz gesteinigt wurde. wer bringt die jungle world? oder die bahamas?


    guter artikel, ja. auch wenn ich erstmal monade nachschlagen mußte. mit den junge-welt-duktus bin ich nicht so vertraut.

  • Sendeplan des Senders 'Phoenix' für morgen: 8o


    Zitat

    12.00 Bekanntgabe der Arbeitsmarktdaten Nürnberg. (VPS 12.00)


    anschl. Pressekonferenz zur Premiere des Films "Projekt Gold - Eine Deutsche Handball WM". Dresden. (VPS 12.00)

    THEMA. Auf Streife 12.30 Deutsche Skipper im Visier Unterwegs mit der Maas-Polizei Film von Wiel Verlinden und Manfred Schulz, WDR/2007


    Quelle: [URL=http://www.ad-hoc-news.de/Aktuelle-Nachrichten/de/12701280/PHOENIX-Sendeplan-Dienstag,-31Juli-2007]hier[/URL]


    Edit: : Auch Im Feuilleton (!!) der Berliner Zeitung heute eine positive und interessante Besprechung - hätte ich nicht gedacht: als von dem Film zum erstem Mal die Rede war, hab ich skeptisch gelächelt (und war da wohl nicht der Einzige):



    Berliner Zeitung

    Einmal editiert, zuletzt von Karl ()

  • Zurück vom Projekt Gold..


    Eiswetter in Köln - wir haben gefrohren, als wäre tiefster Winter :D


    Einige tolle Lacher und super Sprüche von den Spielern, aber es fehlten auch einige Dinge, wie der Empfang in Wiehl..
    Was auch sehr schade war, dass der Vorbericht so intensiv war und das Finale sehr kurz.. Ebenso habe ich die geniale WM-Stimmung sehr vermisst - nicht ein Einspieler der so typischen WM-Lieder...

  • Steinimaus schreibt:

    Zitat

    Ebenso habe ich die geniale WM-Stimmung sehr vermisst - nicht ein Einspieler der so typischen WM-Lieder...


    Das fanden die Rezensenten gut - und macht nach ihnen die Qualität des Filmes aus ;) (aus ihrer Sicht)


    vgl. Junge Welt und Berliner Zeitung Rezension (oben)

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