Neues Konzept fürJugendbundesliga des DHB Spielausschusses

  • Wie heißt es so schön: "Der Berg kreißte und gebar eine Maus". So empfinde zumindest ich diesen Kompromissvorschlag.

    ...allerdings!! Aus meiner Sicht sollte sich die Förderung in eine völlig andere Richtung entwickeln. Die entscheidende Frage ist doch, wie man an möglichst vielen Standorten möglichst professionelle Rahmenbedingungen schaffen kann.


    Es kann nicht funktionieren, wenn der Zeitaufwand für eine zweistündige Trainingseinheit mit An- und Abreise 6h beträgt. Es kann auch nicht sein, dass der einzige Zugang zum Leistungshandball über ein Internat führt.


    Der DHB-Plan arbeitet doch nur an einer selbsterfüllenden Prophezeiung. In Zukunft werden nur noch die Handball-Akademien Bundesligaspieler produzieren, weil man nur über diese Standorte Zugang zum höheren Leistungsbereich hat.


    Wenn man "kleinen" Standorten die Möglichkeit entzieht, im A-Jugendbereich in der höchsten Spielklasse zu agieren, dann zwingt man ambitionierte Nachwuchsspieler u.U. zu einem Umzug im Vorfeld des Abiturs, während der Berufsausbildung etc. Den Weg werden nicht alle Nachwuchstalente gehen wollen und man kann ihnen mit ein bisschen Verantwortungsbewusstsein auch nicht dazu raten.


    Diese Reform mit dem Argument voranzutreiben, dass die Jugendspieler zu viel spielen, ist aus meiner Sicht hanebüchen. Welches Licht wirft das auf die Arbeit der Akademien, wenn sie Einsätze ihrer größten Talente nicht dosieren können?


    Aber tatsächlich sollte der DHB bei der Bewertung der Nachwuchsarbeit den Aspekt der Trainingssteuerung stärker berücksichtigen. Es gibt Akademien, die lassen schon C-Jugendliche an jedem Wochenende 2x spielen. "Überraschenderweise" sind diese Spieler dann auch regelmäßig verletzt. Aber nach wie vor wird die Arbeit Nachwuchsabteilung an den Titeln gemessen und nicht daran, wie sich die Spieler dort entwickeln.

  • Super Beiträge!
    Man sieht, dass der DHB von der Basis und leider auch von der Leistungsförderung so weit entfernt ist, wie ich vom Mond!


    Der DHB kritisiert, dass die Spiele zu viele sind.
    Der DHB kritisiert, dass die Leistungsunterschiede zu deutlich sind.


    Nun möchte man die Spiele, durch den neuen Vorschlag, reduzieren, was definitiv nicht funktioniert hat (Danke an die bisherigen Beiträge).
    Allerdings würde sich nun in der 2. Hälfte der Saison zumindest bei der Leistungsdichte etwas ändern(auch wenn es in den bisherigen Beiträgen dies abgestreitet wurde). Falls dieser Fall eintreten sollte, wären die DHB-Spieler mehr in der Pflicht, in diesen Spielen Verantwortung zu übernehmen und müssten längere Einsatzzeiten in Kauf nehmen. Somit wäre nicht nur die Anzahl der Spiele nahezu gleich geblieben, sondern die Einsatzzeiten würden sich erhöhen. Es ist eben ein Unterschied ob ich ein Spiel 35:20 gewinne oder 32:28!
    Darüber hinaus wären hier auch die Fahrzeiten länger, da man nicht unbedingt davon ausgehen kann, dass zwei benachbarte Vereine die Endrunde erreichen!


    Ich stelle die These auf, dass, bevor der DHB einen vernünftigen Vorschlag macht, der dem Leistungsgedanken UND der Basis einigermaßen gerecht wird, fliege ich zum Mond! :wall:


    Und noch schlimmer, wenn der DHB immer nur an die Leistungsspitze denkt und nicht an die Basis, wird er irgendwann keine Leistungsspitze mehr haben... Denn auch hier kommt wieder die Pyramide ins Spiel:
    Die Pyramide ist oben breiter, wenn man ganz unten ein großes Fundament hat!


  • Hier ist mal ein Beitrag, wie Jugendspieler (sogar aus Vereinssicht beschrieben) womöglich verheizt wurden. Da nützen alle Strukturänderungen in der JBLH nichts.
    https://eisenach.thueringer-al…Pascal-Kuestner-216044602

    Im Anfang war das Nichts - und das ist dann explodiert." (Terry Pratchett)
    1990 + 1974 - 1954 = 2010 (nur ein kleiner RECHENFEHLER)

    • Offizieller Beitrag

    Hier ist mal ein Beitrag, wie Jugendspieler (sogar aus Vereinssicht beschrieben) womöglich verheizt wurden. Da nützen alle Strukturänderungen in der JBLH nichts.
    https://eisenach.thueringer-al…Pascal-Kuestner-216044602



    Leider hinter einer Bezahlschranke ...



    Edith meint wenn man den Link in google kopiert funzt es trotzdem ;)

  • Nicht funktionierende Belastungssteuerung in einzelnen Vereinen, kann aber nicht dazu führen, dass eine bewährte Struktur über den Haufen geworfen wird. Ein Armutszeugnis, wenn das teilweise sogar in den Leistungszentren passiert.
    Ich erinnere mich an das diesjährige Finale der A und B-Jugend. Die Berliner Lichtlein, Kotte und Reinick müssten hintereinander A und B-Jugend spielen.
    Ich wage die Behauptung, dass in manchen Dorfvereinen mit den Spielern sorgsamer umgegangen wird, als in den Leistungszentren.

    42


    Grüße aus der Barbarossastadt

  • Noch eine Stimme dagegen: 301 Moved Permanently

    Im Anfang war das Nichts - und das ist dann explodiert." (Terry Pratchett)
    1990 + 1974 - 1954 = 2010 (nur ein kleiner RECHENFEHLER)

  • Und das sagt Bob dazu:


    Auszug aus Interview Cie/HW


    Dennoch gab es gestern beim Bundesrat ja auch kontroverse Diskussionen, die Reform der männlichen Jugend-Bundesliga schwelt inzwischen über einen längeren Zeitraum. Ist nun eine Entscheidung gefallen?
    Bob Hanning: Die Entscheidung ist gefallen und letztlich wurde der im Sommer besprochene Kompromiss angenommen. Ein einfacher Weg war das allerdings nicht, schließlich müssen drei verschiedene Interessensgruppen berücksichtigt werden, die teilweise sehr stark divergieren. Die Landesverbände haben sehr stark den Breitensport in ihrem Fokus. Die Spitzenvereine brauchen für ihre Toptalente hochklassige Spielpraxis, die Vereine des Breitensports brauchen den Kontakt zur Spitze und dabei muss der DHB die Leistungsorientierung und die Entwicklung seiner Nationalspieler im Blick behalten.
    Ein Kompromiss dafür schien im Sommer bereits gefunden, mit weiterhin vier Staffeln, aber einer früheren Teilung in Spitze mit Blick auf die Deutsche Meisterschaft und für die restlichen Teams einem DHB-Cup.
    Bob Hanning: Diese Lösung fand auch großen Anklang, letztlich wurde sie ja gestern auch bestätigt. Das ist auch gut so, das sage ich gerade weil ich vor einer Woche mit meiner A-Jugend wieder beim TV Oyten gespielt habe. Eine volle Halle, eine tolle Stimmung und ein riesiges Engagement in diesem Verein. Man muss aber auch sehen, dass dieser Verein, und das meine ich bewusst exemplarisch, maximal drei bis vier Mal pro Woche trainiert. Die Leistungszentren trainieren mindestens sieben bis acht Mal und bieten ihren Jugendspielern letztlich Profi-Bedingungen. Diesen Spagat mussten wir berücksichtigen und daraufhin zielt nun der reformierte Modus ab.
    Ganz glücklich wirken Sie aber nicht, lag das auch an den gerade in den letzten zwei bis drei Wochen wieder aufgekommenen Diskussionen rund um diese Lösung?
    Bob Hanning: Wir haben jetzt die Lösung, die alle Interessen bestmöglich berücksichtigt und einen guten Kompromiss darstellt. Das muss erst einmal klar betont und herausgestellt werden. Aber gewisse Diskussionen der letzten Wochen hätten wir uns dazu ersparen können. Gerade die Landestrainer haben sich nochmals aktiv und massiv gegen den Kompromiss gestellt und da mussten wir erinnern, dass hier die Aufgabenverteilung klar geregelt ist. Im Leistungssport sind die Landestrainer nur bis zur B-Jugend verantwortlich, die Verantwortung in der A-Jugend liegt beim DHB und den Leistungszentrensoll letztlich in die Jugend- und Junioren-Nationalmannschaften münden. Sagen wir es mal so: man kann alles erklären, das heißt aber noch nicht, dass es jeder versteht... Aber um es nochmals klar und positiv auf den Punkt zu bringen, wir haben jetzt die passende und richtige Lösung gefunden und beschlossen.
    Quelle: 301 Moved Permanently

    Im Anfang war das Nichts - und das ist dann explodiert." (Terry Pratchett)
    1990 + 1974 - 1954 = 2010 (nur ein kleiner RECHENFEHLER)

  • Die letzten beiden Sätze fassen im Grunde alles perfekt zusammen - aus Sicht des Leistungssports:


    Zitat

    Sagen wir es mal so: man kann alles erklären, das heißt aber noch nicht, dass es jeder versteht...


    = "Wer anderer Meinung ist, hat keine Ahnung"


    Zitat

    Aber um es nochmals klar und positiv auf den Punkt zu bringen, wir haben jetzt die passende und richtige Lösung gefunden und beschlossen.


    = "Das ist ab jetzt der allein selig machende Weg! Schnauze halten und mitspielen!"

    Irgendwann ist auch mal Schluss!!!

    Einmal editiert, zuletzt von Baden68 ()

  • Wirklich schade für alle hart arbeitenden Trainer der Vereine des mittleren Leistungsbereichs. Deren Arbeit ist doch oft die Basis für spätere Topspieler und im Vergleich zum Fussball sind die Internatsmöglichkeiten sowohl finanziell als auch regional sehr beschränkt, sodass sicher auch einige potentielle Talente keine Möglichkeit haben werden im ihren Alter auf höchstem Niveau zu spielen.


    Das Thema Belastung wird ja immer als Hauptargument angemerkt. Für mich stellt sich die Frage wie die Belastung geringer wird wenn dann in der A-Jugend eine höhere Leistungsdichte herrscht und die Spieler der Topteams dann auch dort viel häufiger ans Limit gehen müssen. Aktuell ist es doch eher so, dass die Topteams der JHBL in einigen Spielen die Leistungsträger sehr reduziert und dosiert einsetzen können.


    Die Belastungssteuerung generell liegt meiner Meinung nach zudem immer noch hauptsächlich an den Verantwortlichen im Heimatverein, egal was von oben beschlossen wird.


    Größtes Rätsel ist mir, dass wie man hörte Bayern und der HVW für den neuen Vorschlag stimmten obwohl die Vereine das keineswegs mehrheitlich befürworten.

  • Ich sehe schon die Argumente von Hanning. Was bringt es einem Team, welches 7-8 mal trainiert den Wettkampf mit einem Team, welcher 3-4 trainiert? In letzten Spielzeiten gabe es in allen Staffeln Mannschaften, die als Kanonenfutter herhalten mussten. Insbesondere, wenn darunter kein B-Jugendjahrgang steckt, welcher Verletzungsausfälle oder Abgänge unter der Saison kompensieren können. Die Zahl solcher wertlosen Spiele war einfach zu groß.

  • In Leipzig trainiert man sicher auch 7,8 mal die Woche...dennoch steht man im Moment mit 5:9 Punkten da..also ganz so einfach ist die Eingruppierung "Topteams" und "Schwächere Mannschaften" dann doch nicht....Erlangen hat zB im Süden nicht mal die Quali geschaft, dafür eine "Handballakademie Bayern" die jetzt das Tabellenende ziert....

  • Erlangen spielt in der Mitte Staffel. War also schon qualifiziert. Teams wie die Füchse könnten gegen schwächere Gegner auch ohne die Top Spieler spielen. Dadurch wäre die Belastung auch geringer. Im Süden sind die Ergebnisse aktuell immer sehr ausgeglichen in den meisten Fällen. Bottwar hat erst am WE gegen Tabellenführer Löwen 15:8 geführt oder Bittenfeld lag 11:18 in Schutterwald zurück.

  • Ich sehe schon die Argumente von Hanning. Was bringt es einem Team, welches 7-8 mal trainiert den Wettkampf mit einem Team, welcher 3-4 trainiert? In letzten Spielzeiten gabe es in allen Staffeln Mannschaften, die als Kanonenfutter herhalten mussten. Insbesondere, wenn darunter kein B-Jugendjahrgang steckt, welcher Verletzungsausfälle oder Abgänge unter der Saison kompensieren können. Die Zahl solcher wertlosen Spiele war einfach zu groß.


    Wenn ich mir die Ergebnisse der Staffel Mitte so ansehe, bemerke ich keinen Unterschied zwischen den Teams mit 7-8 Trainingseinheiten und den mit 4 Einheiten.
    Ich bleibe dabei, eine Verdichtung auf 4 Staffeln mit je 10 Teams wäre sinnvoll gewesen. Bei Beibehaltung der bekannten Struktur.

    42


    Grüße aus der Barbarossastadt

  • Richtig. In dieser Saison sind die Ergebnisse über alle Staffeln hinweg ausgeglichen. Keine Ahnung warum.
    Trotzdem gab es in den letzten Jahren eklatante Unterschiede. Ich halte die Vorstellung zudem für abwegig, dass man die Topspieler in den Gurkenspielen schonen kann.
    Das sind ja in der Regel alles eng gestrickte 14-er Kader. Die B-Jugenden spielen in ebenfalls in den höchsten Jugendklassen. Da kann man niemanden hochziehen. Nur im Bus mitfahren macht auch keinen großen Sinn.

Anzeige