Hier gibts ja noch kein Topic zur "Schockmeldung der Woche".
Erstmal ein schöner, ironischer Artikel dazu:
Danke, SAT 1
Endlich ist Deutschland wieder eine ironiefreie Zone. Ein Nachruf auf Harald Schmidt
Von Josef Joffe für ZEIT.de
Deutschland - das ernsthafte, das gute Deutschland - atmet auf: Harald Schmidt ist weg! Man darf sogar Genugtuung verspüren, waren doch acht Jahre auf Sat 1 genau acht Jahre zuviel - acht Jahre, in denen er sich so hartnäckig wie schamlos am deutschen Wesen vergriffen hat. Er hat in seinen Sendungen französelt, gar ausländische Mitarbeiter (Türken!) beschäftigt. Er hat sich über deutsche Kulturgüter wie die ZEIT und Marcel Reich-Ranicki mokiert. Er hat Witze über die deutsche Wiedervereinigung gerissen - wie zuletzt am 3. Oktober, als er dieses geschichtsumwälzende Ereignis als Comedy Show inszenierte, ja große deutsche Figuren wie Kohl, Honecker und Genscher von Laienspielern mit Gummimasken darstellen ließ.
Harald Schmidt hat aber nicht nur große deutsche Menschen durch seinen wässrigen Kakao gezogen; er hat auch unsere polnischen Nachbarn beleidigt. Unvergessen bleibt das Werbeplakat der polnischen Tourismusbehörde, das er der Fernsehnation gezeigt hat: "Kommen Sie in diesem Sommer nach Polen - Ihr Auto ist schon hier." Dabei war die unbürokratische Überführung deutscher Kraftfahrzeuge nach Masuren und Warschau durch polnische Kleinkapitalisten eine Sonderleistung, die honoriert, nicht diffamiert hätte werden müssen.
Er hat die allergrößte Literatur des Abendlandes (na ja, des Vorabendlandes, weil's um Griechen ging), nämlich die Odyssee des Homer auf Cartoon-Niveau herabgewürdigt, indem er diese Mutter aller Dramen mit Playmobil-Figuren nachstellte. Was wäre das nächste gewesen? "Faust" als C-3 Professor, der erst die Frauenbeauftragte der Uni Leipzig anbaggert und dann die Zeche in Auerbachs Keller prellt? Die Buddenbrooks als dysfunktionaler Clan bei der Familienaufstellung? Man schämt sich, während man's denkt.
Dass Harald Schmidt sich gegen die gebotene Ernsthaftigkeit des deutschen Fernsehens wiederholt und mit Vorbedacht versündigt hat, zeigt sich auch daran, dass er zwölfjährige Kinder wie Sidonie v. Krosigk ("Bibi Blocksberg") in seiner Show interviewte. Kinder! Wolfgang Thierse oder Renate Künast, also gute Menschen von öffentlich-rechtlicher Bedeutung, hätte er zwecks volkspädagogischer Verbesserung auftreten lassen müssen. Außerdem: Weiß er nicht, dass Kinderarbeit so spät am Abend VERBOTEN ist?
Schließlich die Große Flut von 2002, das deutscheste Ereignis überhaupt, während derer das gesamte Deutschland zu einer einzigen Nation zusammenwuchs. Und was zeigt Harald Schmidt? Ein zerbröseltes deutsches Haus mit fehlender Außenwand (wie im Puppenhaus, schon wieder dieses Kindische), das den Einblick auf ein eingeweichtes Sofa freigibt. So ein Sofa, lacht (LACHT!) Schmidt, hätte er auch gern gehabt.
All das hat jetzt sein verdientes Ende erlebt, auch wenn der Sender behauptet, dass H.S. nur eine "kreative Pause" einlege. Nein, das Ende muss sozusagen ein finales sein. Denn Schmidt hat etwas getan, was in diesem Land heftiger geahndet werden muss, als BMW-Dienstwagen fürs Arbeitsamt zu ordern. ER HAT DIE IRONIEFREIE ZONE DEUTSCHLAND ZERSTÖRT.
Wir bestrafen ihn, verzeihen Sie das Französeln, pour encourager les autres. "Die anderen", das sind all die ernsthaften, commentgestrengen Talkisten, die fürderhin nur noch mit Thierse über soziale Gerechtigkeit und amerikanischen Imperialismus plaudern mögen. Apropos: Schmidt war ja auch nur ein Produkt desselben. Deutschland braucht 3sat und keinen David Letterman, auch wenn sie L. inzwischen den "Harald Schmidt Amerikas" nennen.
Auch das hört jetzt auf. Danke, Sat 1. P.S. an alle anderen Sender: Wehe, wenn Sie diesem Schmidt ein Angebot machen.
----------------------------------------------------------------------------------------------------
Was denkt Ihr darüber? Hat er wirklich keine Lust mehr? Will SAT.1 ihn loswerden weil er zu teuer ist (Zitat Harald aus der Dienstags-Show: "Mach den Computer aus, der Strom kostet auch Geld!")? Oder geht er aus Solidarität zum gerade nach einer Intrige gefeuerten SAT.1-Programmchef Martin Hoffmann, mit dem er befreundet ist?
Also ich habe die HSS von Anfang an gesehen! Damals war ich noch in der Schule. Mittlerweile hab ich Abi, Zivildienst, Ausbildung und mehr als 2 Jahre Studium hinter mir. Ohne die Show wird mir echt etwas fehlen!