Behindertes Kind

  • Behindertes Kind 0

    1. Ich könnte diese Aufgabe für mich nicht bewältigen (0) 0%
    2. Ich kann es jetzt nicht entscheiden (0) 0%
    3. Ich würde mich dieser Aufgabe stellen (0) 0%

    Ich gebe zu, diese Frage ist schwer und wenn man bedenkt, dass man jetzt für ein "Leben" lang abstimmt kann diese Antwort nur schwierig zu bewerten sein.
    Dennoch brennt mir die Frage sehr auf dem Herzen - WIE ENTSCHEIDET MAN, WENN MAN WEIß, DASS DAS KIND BEHINDERT WIRD. WILL MAN ES BEHALTEN?
    Ich hatte das Glück mit einem älteren stark behinderten Bruder aufegwachsen z sein. Ich würde mich immer für ein behindertes Kind entscheiden.
    Ein sehr guter Freund von mir hatte meine Familie als Vorlage genommen und gesagt, was immer auch kommt, er und seine Frau haben es beschlossen, sie würden es schaffen.
    Das hat mich sehrt stolz gemacht. Dennoch gebe ich zu, ist es schwer, sich mit den Konsequenzen auseinanderzusetzen. Deswegen auch der Thread, man kann überlegen, was bedeutet es wirklich. Ich stehe jetzt vielleicht irgendwann vor der Entscheidung, meinen Bruder bei mir aufzunehmen. Das bedeutet Einschränkung für meine Kinder, meine Frau. Keiner kann was dafür, aber alle müssen sich einschränken. Nicht einfach.
    Wie denkt ihr?
    Ich für meinen Teil schreibe bald mehr, aber eine weitere Einleitung wäre okay ;)

  • die frage ist schwer zu beantworten.
    ich hatte einen "fall" in der familie, da hat meine schwester ein kind geboren und erst nach der geburt hat man festgestellt das der kleine ein mongoloit ist(war, mit 2 gestorben ).
    bei meiner tochter hat man auch erst nach der geburt gesehen, das sie klumpfuss und sichelfüsse hat.
    das wusste man nicht vorher und konnte man auch per ultraschall nicht sehen.
    wir mussten dann mit diesen problemen leben.
    und in diesem fall eine meinung abzugeben ist wirklich schwer. du, ulf und ich auch haben schon was miterlebt und da fällt eine entscheidung andern aus, als bei jemanden der das nicht kennt. aber ich könnte jetzt auch nicht sagen was gewesen wäre, wenn mein sohn (8 monate) bei den voruntersuchen schon eine erkennbare behinderung gehabt hätte.

    Einmal editiert, zuletzt von Ruebe ()

  • Ich würde mich auch immer für ein Kind mit Behinderung entscheiden. Liegt aber wohl auch daran, dass ich mein Leben lang mit Menschen mit eine Behinderung zu tun hatte. Geprägt von meiner Mutter, die in Kiel 26 Jahre lang in einem Heim für Menschen mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung und mit Verhaltensauffälligkeiten gearbeitet hat und ich aufgrund eines durch Kinderlähmung beeinträchtigten Vater, eine Menge Zeit meines Lebens in dieser Heimeinrichtung verbracht habe, sind Menschen mit Behinderung für mich auch nichts "Außergewöhnliches" oder "Anderes" mehr.


    Nun habe ich selbst ein Studium in diese Richtung gewählt und freue mich sehr darauf. Natürlich ist es ein großer Unterschied zwischen Arbeit und selbst ein Kind mit Behinderung haben, aber für mich würde diese Frage niemals zur Debatte stehen. Ich entscheide mich bewusst für ein Kind und wenn es dann eine Beeinträchtigung hat, ist es für mich kein Grund, dieses auf einmal nicht mehr zu wollen, nur weil ich mich dann unter Umständen einschränken müsste.


    Ich persönlich bin mittlerweile der festen Überzeugung, dass Menschen mit Behinderung ihr Leben häufig viel besser zu genießen wissen und sich viel mehr an Kleinigkeiten erfreuen können, als Menschen ohne Behinderung. Natürlich kommt es dabei immer auf den Grad der Behinderung an, aber wenn ich mich für ein Kind entscheide, dann doch bitte auch konsequent.

  • aber das ist es ja, nun sind wir zu dritt , die eine gewisse "vorbelastung" haben.
    da denkt man sicher anders.

  • Das ist eine extrem schwere Frage.
    Grundsätzlich würde ich immer sagen, dass man sich für das Leben entscheiden sollte.
    Ich denke, dass die momentane Lebenssituation dabei sehr entscheidend ist (Finanzen, berufliche Möglichkeiten kürzer zu treten, Unterstützung aus der Familie...)
    Egal wie man sich entscheidet, wird man irgendwann zweifeln. Wenn man sich für das Kind entscheidet, fragt man sich vielleicht, wenn die Probleme in dem Moment groß sind, warum man das sich und dem Kind angetan hat. Und wenn man sich gegen das Kind entscheidet, fragt man sich, warum man nicht die Herausforderung angenommen hat, schließlich ist es ja das eigene Kind.
    Ich kann und will es für mich im Moment nicht entscheiden.

    SV Post Schwerin

  • Solange bei der Geburt Probleme für die werdende Mutter ausgesschlossen werden können sollte man sich immer für das Kind entscheiden.
    Zweifel kommen mir jedoch, wenn es um mehrere Kinder mit Behinderungen geht, weil es bei einem Elternteil einen genetischen defekt gibt und der Kinderwunsch trotzdem vorhanden bleibt.

  • Zitat

    Original von Balou76
    Zweifel kommen mir jedoch, wenn es um mehrere Kinder mit Behinderungen geht, weil es bei einem Elternteil einen genetischen defekt gibt und der Kinderwunsch trotzdem vorhanden bleibt.


    Also keine Kinder für Menschen mit ner geistigen Behinderung beispielsweise ? ... Schwieriges Thema ....

  • Nein. Habe nur bei mir im Bekanntenkreis miterlebt wie die Frau nach dem ersten kind mit Behinderung noch zweimal gegen ärztlichen Rat schwnger geworden ist.
    Dann gab es drei Kinder mit Handicap und eine sehr hohe Belastung für die ganze Familie.

  • Eine der brutalsten Fragen überhaupt.


    Ich oute mich mal als Nr.4: Sohn mit Behinderung - Fehlbildung der linken Hand, nur ein verkleinerter Daumen.


    Fragen die es zu beantworten gilt:
    Wie hoch ist die zu erwartende Behinderung ?
    Wie belastbar sind die Eltern..., der Rest der Familie ?
    Wie sieht das soziale Umfeld aus ?
    Welche moralische/ethische/religiöse Grundhaltung hat die Eltern geprägt ? Können, wollen sie sich davon loslösen ?


    Aus meiner Erfahrng heraus würde ich erst mal Mut machen...aber jemanden zu irgendetwas raten... niemals.

    .... und im übrigen bin ich der Meinung, dass alle Gymnasien abgeschafft gehören !


    Nicht der Abgrund trennt, sondern der Niveauunterschied. (Lec)

  • Hi,
    ich mache es mir einfach: entscheiden sollen die, die mit dem Kind auch leben müssen, also die Eltern. Es gibt schon genug, die mit nicht-behinderten Kindern nicht zurecht kommen, behinderte Kinder sind dann doch noch größtenteils ein bisschen schwerer zu handhaben. Das sollte man sich dann überlegen.


    Persönliche Entscheidung:
    Wir haben bei unserem Sohn eine Fruchtwasseruntersuchung durchführen lassen und hielten es nachher für ne dumme Idee. Bei unseren Töchtern haben wir es dann sein gelassen.


    Eine Nebenüberlegung:
    Eine unserer Töchter hat zumindest Entwicklungsrückstände, u.U. auch Behinderung (wobei da auch nicht klar ist, ob es durch eine Meningitis mit 7 Tagen kommt oder angeboren ist). Wenn man bedenkt, wie viele Fehldiagnosen es da schon gab, vertraue ich den vorgeburtlichen Behinderungsuntersuchungen auch nicht so wirklich... (mal abgesehen davon haben wir auf der Geburtstation auch eine Frau kennengelernt, die nur rosa Anziehsachen gekauft hatte und plötzlich mit einem Jungen da stand - und das nach einer Fruchtwasseruntersuchung...).


    Bis dann
    Carsten

    Ceterum censeo GEZ esse delendam!

  • Mein Frau und ich erwarten im Dezember Zwillinge, daher waren wir auch schon mit dieser Frage konfrontiert.


    In der Pränataldiagnostik ergab sich kein gesteigertes Risiko einer Behinderung, deswegen haben wir von der nicht ungefährlichen Fruchtwasseruntersuchung Abstand genommen.


    Ich für meinen Teil kann kein Votum abgeben, da ich zumindest zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit dieser Frage konfrontiert bin. Da gibt es keinen Rat, das muss jeder für sich selbst entscheiden und egal wie die Entscheidung ausfällt, das hat jeder zu respektieren.

  • Dies ist mit Sicherheit die schwierigste Frage, die man stellen kann.


    Grundsätzlich sollte man sich immer für das Kind entscheiden, aber es muss jeder für sich selbst entscheiden und ich würde auch keinem eine Entscheidung aufdrängen.


    Meine bessere Hälfte arbeitet mit behinderten Menschen zusammen:
    Es macht ihr viel Spaß, aber es zerrt an den Nerven.
    Aber es ist doch etwas anderes als im privaten Bereich.


    Es kann sovieles eine Rolle spielen:
    Umfeld, Finanzen, die eigene berufliche Belastung und auch der Grad der Behinderung.
    All das kann eine Entscheidung beeinflussen.


    Die Entscheidung eines jeden Einzelnen ist auf jeden Fall zu respektieren und nicht zu kritisieren.

  • Ich glaube ich könnte es nicht, so leid es mir auch tut.
    Und ich glaube das ist eine meiner größten Ängste, die ich habe wenn ich mal schwanger werde...

  • Gibt es ein Recht, ein nichtbehindertes Kind zu bekommen?
    Hat ein Kind mit Behinderung kein Recht geboren zu werden?


    Auch wenn jetzt viele Aufschreien werden, diese Diskussion hat schon was mit Euthanasie und der Frage nach lebenswertem und lebensunwertem Leben zu tun....
    Man muss sich auch vor Augen halten, ein völlig gesund geborenes Kind kann durch eine Krankheit oder durch Unfall behindert und pflegebedürftig werden.
    Wie verhält man sich als Eltern dann, wenn man eigentlich ein behindertes Kind nicht wollte?

    Mit jedem wag ichs, dem ich kann ins Auge fassen.

  • Nein, diese Diskussion hat nichts mit Euthanasie und dem Wert des Lebens zu tun.


    Das ist nicht mal eine Diskussion, über diese Entscheidung, die Eltern treffen, kann man als Nichtbetroffener nicht diskutieren.


    Als Nichtbetroffener kann man nicht mal eine Einschätzung abgeben, wie man sich verhält, sondern allenfalls aus der aktuellen Situation heraus eine Vermutung äußern.


    Diese Entscheidung kann und muss man erst treffen, wenn die Situation da ist und nicht vorher.


    Zwischen dem Wissen der anfänglichen Behinderung und dem Umgang mit der nachträglich eintretenden besteht aber ein gewaltiger Unterschied.

  • Zitat

    Original von Ex-HVS-SR
    Diese Entscheidung kann und muss man erst treffen, wenn die Situation da ist und nicht vorher.


    Das denke ich nicht, man kann sich auch schon mit dieser Situation beschäftigen, wenn man diese nicht schon aktuell erlebt und man kann sicher schon zu einem Entschluss kommen für den Fall der Fälle !

  • Als Betroffener meld ich mich auch mal zu Wort. Meine Tochter hat während der Geburt/kurz danach Gehrinblutungen 3.-4. Grades bekommen. Leider wurde dies von den Ärzten nicht bemerkt, bzw. die daraus resultierenden Verkrampfungen wurden als Bauchkrämpfe abgetan. 5 Tage später erst wurden die o.g. Blutungen/Schäden durch den Haus-/Kinderarzt festgestellt. Leider zu spät, um die Schäden auf ein Minimum zu begrenzen. Die körperlichen Entwicklungsschäden haben wir dank Krankengymnastik (Voita usw.) relativ gering gehalten. Im geistigen Bereich ist sie ihrem Alter entsprechend um Jahre zurück und wir hoffen, dass wir sie mit der dementsprechenden Förderung so gut es geht an ein "normales" Leben heranführen können, gehen aber davon aus, dass sie ihr Leben lang in irgendeiner Form betreut werden muss.


    Um nicht nochmal in eine solche Situation zu kommen, habe ich für mich entschieden, dass ich keine eigenen Kinder mehr möchte.


    Lieber WM-Fünfter als Vize-Weltmeister im eigenen Land


  • Ich habe viel mit meiner Mutter geredet. Mein Bruder hatte bei der Geburt zu wenig Sauerstoff bekommen, ihr blieb also zum frühen Zeitpunkt keine Entscheidung. Vielleicht hätte sie sich anders entschieden. Als mein Bruder auf der Welt war, gaben ihm die Ärzte kein Jahr zum Leben. Sie boten meinen Eltern an, ihn sanft einschlafen zu lassen. In dem Moment entschieden sie sich für das Leben, ein Leben im Rollstuhl, ohne sich durch Sprache äußern zu können. Mein Bruder wird jetzt 38 und ist sehr lebensfroh, wie Jenny es schon beschrieb, er hat die Fähigkeit, sich an kleinen Dingen richtig zu erfreuen. Er lacht viel und sehr herzlich.
    Als meine Mutter mit mir schwanger wurde hatte sie sehr viel Angst, aber es ging alles gut. Heute bereut sie den Schritt nicht, sie ist, wie viele Eltern damit weiter gewachsen.
    Allerdings muss man auch sagen, ist ein Kind, dass so sehr stark behindert ist, teilweise auch leichter zu pflegen. Er kommt nicht weit, kann nicht viel unheil anrichten, braucht zwar viel Liebe, aber nicht unendlich viel Aufmerksamkeit.
    Eine sehr schöne Geschichte zu dem Thema findet man hier: "Erma Bombeck - Für die Mutter eines behinderten Kindes". Das mag einem keine Entscheidung abnehmen, aber es spiegelt einfach viel von den eigenen, gewonnenen Erfahrungen wieder.


    Zum Thema Euthanasie: Ich denke, da ist schon ein gewaltiger Unterschied, auch wenn ich zum Teil Deine Ansicht zur Entscheidung an sich verstehen kann - Aber hier gibt es keine Entscheidung, ob das Kind einen Nutzen bringt, lediglich, ob ein Paar sich im Stande fühlt, die Aufgabe zu bewältigen. Nicht jeder kann das, das muss man im Zweifel auch respektieren, denke ich.

  • ein sehr schwieriges Thema! Meine Mutter arbeitete früher u.a. in einem Heim für geistig Behinderte Menschen. Dorthin hat sie mich mal mitgenommen, da war ich selber erst 8 od. 9 Jahre alt. Ich bin seither nie wieder irgendwo mit solch einer Herzlichkeit empfangen und behandelt worden!


    Ansonsten kann ich nur sagen, ich bin sehr dankbar das unsere Tochter (mittlerweile knapp ein Jahr alt) pumperlgesund und quietschfidel ist. Und ich hoffe sehr, dass dies auch so bleibt.

    Heimat ist, wo das Herz weh tut!

  • So jetzt habe ich das gleiche Problem.
    Ich soll für den angehereiten Sohn meines Patenenonkels die Vormundschaft übernehmen.