Handball in der Krise

  • Ich finde, es wird Zeit für ein eigenes, übergreifendes Thema zur aktuellen Handball-Finanzkrise.


    Die jeweiligen Diskussionen zu Essen, Stralsund undsoweiter sollten die Einzelschicksale behandeln. Hier kann über den allgemeinen Trend diskutiert werden und über das Lizensierungs-Debakel.


    Hat der Handball nach der WM-Euphorie über seine Verhältnisse gelebt? Wie kann die durch HSV, Kröten und Co ausgelöste Preisspirale wieder gestoppt werden?


    Und nebenbei: Gibt es eigentlich eine Entschädigung für die "gesunden Vereine" für entgangene Einnahmen aus nicht erfolgten Heimspielen gegen die Pleite-Clubs?


    Zur Einstimmung ein Interview mit dem Finanzexperten Rainer D.:
    http://www.hsg-wetzlar.de/inde…elles&option=news&id=1688

    Der Traditionsverein in Hessen. HSG Wetzlar - unabsteigbar!

  • Anscheinend haben nicht alle, sondern einige Vereine über ihre Verhältnisse gelebt. Der HSV, Kronau, Kiel usw. können es sich eben leisten hohe Ablösen und Gehälter zu zahlen. Sicher wäre es auch in ihrem Interesse, dass die Preise nicht weiter steigen, solange sie es sich aber leisten können, wird sich nicht viel dran ändern.


    Wie soll diese Entschädigung denn aussehen? Und wer soll sie bezahlen? Davon abgesehen, finden nach jetzigem Stand ja alle Spiele statt. Und wie willst du feststellen, ob und wieviele Zuschauer durch die aktuelle Situation weniger zu den spielen gehen? In meinen Augen ist das nicht praktikabel.

  • Natürlich gibt es eine gewisse Entschädigung. Dafür sind ja quasi die vor der Saison hinterlegten Kautionen in Höhe von (ich glaube) 50.000 € in der ersten Liga gedacht. Hat es ja damals auch gebraucht, als Rheinhausen zum Ende des Jahres zurückzog.


    In Bezug auf Essen können sich in folgender Reihenfolge Mannschaften (von Vereinen darf man angesichts der ausgegliederten GmbHs nicht mehr schreiben) Hoffnungen auf Geld machen: Dormagen, Wetzlar, Melsungen, Minden, Göppingen, Berlin und Großwallstadt, Kiel, Rhein-Neckar Löwen, Stralsund


    Ich glaube schon, dass die Spiele dieses Jahr noch stattfinden werden, wobei das auch nur Sinn macht, wenn man die Lizenz für 09/10 auch beantragt. Darüber wird ja heute vielleicht die erste Entscheidung stattfinden.

    Original von rro.ch
    Beliebte Sportarten aber auch Randsportarten wie Handball kommen beim Publikum an.


  • 50.000 pro ausgefallenem Spiel oder pro Verein? Wenn 2 Vereine frühzeitig hopps gehen, dann könnten um die 30 Spiele entschädigt werden müssen, also 1,5 Mio EUR?
    Das ist eine wichtige Regelung, um einen Domino-Effekt zu vermeiden. Der Ausfall von zwei Heimspielen könnte bei einem Verein, bei dem die Zuschauereinnahmen einen großen Teil des Budgets ausmachen, schon ein ziemliches Loch in die Kasse reißen.

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  • 50.000 € insgesamt pro Verein, der pleite geht ;) - Steht doch in den Durchführungsbestimmungen


    zuschauereinnahmen tragen gar nicht so den großen Teil zum Gewinn bei. Zumal ja auch die Kosten für Hallenmiete, Personal, etc. wegfallen.

    Original von rro.ch
    Beliebte Sportarten aber auch Randsportarten wie Handball kommen beim Publikum an.


    Einmal editiert, zuletzt von Steinar ()

  • Je früher ein Verein über die Wupper geht, desto geringer wird also die Entschädigung...


    Aber eigentlich ist die Entschädigung nur ein Randthema der Finanzkrise.
    Wie kann das Lizensierungsverfahren verbessert werden?
    Prüfung, ob Spielergehälter wirklich bezahlt wurden?
    Keine Bürgschaften mehr anerkennen, über die ein Etat ausgeglichen wird?

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    • Offizieller Beitrag

    Bei 50.000 € sind Bürgschaften ein Randthema. Aber warum die Bürgschaften nicht auf die Höhe der SPielergehälter anheben? Oder, um es einfacher zu machen, auf 500.000 € oder gar 1.000.000 € erhöhen? Das verbürgt Dir keine Bank ohne einen Rückbürgen mit entsprechendem privatem finanziellem Polster oder einem "Bürgschafts"-Sponsor. Und dieser Rückbürge wird dem Verein die Hölle heiß machen, denn sonst legt der ruck-zuck privat ein nettes Sümmchen auf den Tisch.


    Über Bürgschaften den Etat ausgleichen, damit hätte ich nicht einmal ein Problem, wenn die Bürgschaften werthaltig sind. Was man so hört, reicht ja aber eine mündliche Sponsorenzusage doch schon aus ;)


    Die Gehaltszahlungen zu überprüfen ist immer noch der einfachste Weg. Vielleicht würde es schon reichen, wie von Lothar Frohwein mal skizziert, wenn die Geschäftsführer bis zum 10. ein Formular unterschreiben müssen, dass die Gehälter nebst Lohnsteuer und Sozialversicherungen für den Vormonat bezahlt wurden. Wenn sie das nicht unterschreiben können, dann greift automatisch in Strafenkatalog, bei dem ich übrigens den Punktabzug als sinnvollstes Mittel erachte. Und wer unterschreibt, obwohl noch nicht alles bezahlt hat, risikiert die doppelte Strafe.

  • Zitat

    Original von Ronaldo
    Aber warum die Bürgschaften nicht auf die Höhe der SPielergehälter anheben? Oder, um es einfacher zu machen, auf 500.000 € oder gar 1.000.000 € erhöhen?


    Quasi als Pfand und Eintrittshürde.
    Aber bitte nicht pauschal für alle Vereine gleich viel - z.B. 1 Mio! Ein solches Pfand muss schon abhängig von der Höhe der Personalkosten bleiben. Sonst würden vernünftig wirtschaftende Vereine mit kleinem Etat ausgeschlossen, während die Summe bei Vereinen mit großem Personaletat nicht reichen könnte.

    Der Traditionsverein in Hessen. HSG Wetzlar - unabsteigbar!

  • 80% des Etats sind Personalkosten hat der große mittelhessische Finanzexperte mal in den Raum gestellt. Die sollten dann auch über Bürgschaften gedeckt werden. Ups, da sind wir ja plötzlich bei einer Bürgschaft, die locker im siebenstelligen Bereich liegt - Aber das kostet eine HBL-saison seriös finanziert nun einmal.

    Original von rro.ch
    Beliebte Sportarten aber auch Randsportarten wie Handball kommen beim Publikum an.


    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Müllers Omar


    Quasi als Pfand und Eintrittshürde.
    Aber bitte nicht pauschal für alle Vereine gleich viel - z.B. 1 Mio! Ein solches Pfand muss schon abhängig von der Höhe der Personalkosten bleiben. Sonst würden vernünftig wirtschaftende Vereine mit kleinem Etat ausgeschlossen, während die Summe bei Vereinen mit großem Personaletat nicht reichen könnte.


    Da könnten wir stundenlang diskutieren, ich bin da selbst unentschlossen, daher habe ich beides in den Raum gestellt. Auf der einen Seite kann man argumentieren, gleiche Bedingungen für alle (wie bisher bei den 50.000), auf der anderen Seite könnte das Argument sein, dass es darum geht vor allem die Spielergehälter zu sichern.


    Aber...
    ... die HBL ist die Vertretung der Vereine, also der Arbeitgeber - Spieler zu schützen ist nicht deren primäres Interesse.
    ... die aktuelle Bürgschaft von 50.000 ist definitiv lächerlich. Wer da schon Probleme bekommt diese Bürgschaft zu erhalten, der sollte sich ernsthaft Gedanken machen.

  • Wenn ihr wissen wollt, wo der Handball der Zukunft zu lesen sein wird, kann ich es euch verraten - im Wirtschaftsteil der Zeitung, nicht mehr im Sport. Siehe Christians BEricht auf HW-com: http://www.handball-welt.de/o.…ws.php?GID=2&auswahl=6735

    Im Anfang war das Nichts - und das ist dann explodiert." (Terry Pratchett)
    1990 + 1974 - 1954 = 2010 (nur ein kleiner RECHENFEHLER)

  • Zitat

    Original von pko
    Wenn ihr wissen wollt, wo der Handball der Zukunft zu lesen sein wird, kann ich es euch verraten - im Wirtschaftsteil der Zeitung, nicht mehr im Sport. Siehe Christians BEricht auf HW-com: http://www.handball-welt.de/o.…ws.php?GID=2&auswahl=6735


    In den Zeiten, wo auch der Konkurrenzkampf zwischen Wirtschaftsunternehmen und eben nicht mehr Sportvereinen betrachtet wird, ist das auch durchaus legitim. Es gibt eben keinen Verein mehr in der HBL. Mannschaften ja, aber eben keine Vereine.

    Original von rro.ch
    Beliebte Sportarten aber auch Randsportarten wie Handball kommen beim Publikum an.


  • Zitat

    Original von meteokoebes
    80% des Etats sind Personalkosten hat der große mittelhessische Finanzexperte mal in den Raum gestellt. Die sollten dann auch über Bürgschaften gedeckt werden. Ups, da sind wir ja plötzlich bei einer Bürgschaft, die locker im siebenstelligen Bereich liegt - Aber das kostet eine HBL-saison seriös finanziert nun einmal.


    70%!
    Aber die reichen auch.

    Der Traditionsverein in Hessen. HSG Wetzlar - unabsteigbar!

  • Artikel aus dem Kölner Stadtanzeiger:


    Die Handball-Bundesliga durchlebt die größte Krise seit vielen Jahren. Das Lizenzierungsverfahren der HBL ist in die Kritik geraten - und der Wettbewerb wird verzerrt.


    Der Chef hat die Faxen dicke :pillepalle:

  • @Mods: Bitte hier anfügen... Die Finanzkrise im Handball

    MfG Felix0711


    "Deshalb unterstütze ich mit vollstem Enthusiasmus ein Projekt, das abendländischen Humanismus mit moderner Technik verbindet – den Bau eines unterirdischen Doms!"
    Harald Schmidt

  • 70 % stammen von Bohmann - 80% hatte vor drei Jahren mal Dotzauer in den Raum geworfen. So oder so, die Summe macht halt den Löwenanteil aus.


    Insgesamt musst du vor der Saison dafür sorgen, dass du eben diese 70-80% Deckung auf jeden Fall hast. Dann hälst du die Saison jedenfalls schon mal bis März (9/12 = 75%) durch. Dank Wechselsperre gibt es dann auch keine Wettbewerbsverzerrungen mehr ( ;) ), bzw. den Spielern der Pleiteclubs bleibt nur die Flucht nach Spanien.


    Es ist halt schwer nachzuvollziehen, was man als seriös wirtschaftend bezeichnet. Nehmen wir einmal Sponsorenverträge. Wie werthaltig sind diese denn wirklich. Extrembeispiel 2004: Essen präsentiert Weinerplan, der da auf einem Zettel die Summe von 2 Mio Euro draufschreibt. Die HBL sagt sich, "Prima. Sponsorenvertrag liegt vor, 2 Mio im Etat sind plausibel." Die Bank würde hingegen sorgfältig überprüfen, wie viel Geld denn in dieser Firma tatsächlich steckt, ob auch realistisch ist, dass diese 2 Mio die Mannschaft erreichen, etc. - so sie denn eine Bürgschaft über die Summe ausstellen soll.


    Es kann ja jeder mal überprüfen, wie hoch die Bürgschaft sein muss, wenn jeder in seinem Etat mal so 70 % ausrechnet. Dormagen landet dann halt bei 700.000, die Rhein-Neckar Löwen bei 4,5 Mio.

    Original von rro.ch
    Beliebte Sportarten aber auch Randsportarten wie Handball kommen beim Publikum an.


  • Dazu müsste aber erstmal eindeutig festgelegt werden, was in den Etat eingerechnet werden muss und was nicht. Sonst wird bei finanziell eng kalkulierenden Vereinen der Etat einfach klein gerechnet.

  • Naja, einfach die Bruttosumme der Personalkosten. Wie gesagt, diese Summe macht aktuell 70-80 % des Saisonetats aus und sollte zumindest zur Absicherung weitestgehend ausreichen. Mit Kleinrechnen ist da nichts großartiges. Natürlich könnte dann wieder das "Modell" mit kleinen Verträgen bei der Spielbetriebs-GmbH und größeren Beträgen bei einem anderen Arbeitgeber zum Tragen kommen, aber das steht ja dann wieder auf einem anderen Blatt.

    Original von rro.ch
    Beliebte Sportarten aber auch Randsportarten wie Handball kommen beim Publikum an.


  • Ihr wisst aber schon, dass eine solche Bürgschaft richtig Kohle kostet? Da sind locker 2-3% der Bürgschaftssumme fällig. Deshalb sind Millionen-Bürgschaften völliger Unsinn.


    Ich denke, die Sache mit dem Gehaltsnachweis ist okay. Dann wäre schon viel erreicht. Zudem muss es auch einen klaren Strafenkatalog geben. So eine Farce wie Essen jetzt durchzieht, um dann nächstes Jahr locker flockig wieder in Liga 2 anzugreifen, darf es nicht geben.