Handball in der Krise

  • Zitat

    Original von jochenj


    Hab ich auch nie behauptet. Großwallstadt habe ich genannt, da man ebenfalls wie viele andere Clubs, daran arbeitet den Komfort der Zuschauer zu erhöhen. So werden einmal mehr Spiele in Aschaffenburg ausgetragen (was aber ja schon ewig gemacht wird) und man hat ein größeres VIP-Pavillion auf dem, neben der Halle in Aschaffenburg stehenden, Parkhaus errichtet.


    Für mich sind dies, im Gegensatz zur Meinung anderer, eben keine Retortenclubs, nur weil man z.B. die VIP-Möglichkeiten verbessert oder in größeren Hallen, die nicht im Heimatort bzw. Nachbarort stehen, spielt.


    War auch mehr auf Wintermute bezogen und seinen Eintrag, dass im Prinzip jeder Verein eine Retorte ist, man es durch entsprechende Tatsachenverdreherei aber anders darstellen kann.
    Eigentlich war es aber komplett ironisch gemeint, weil ich diese Retortendiskussionen auch nicht nachvollziehen kann.

  • Zitat

    TV-Gast - Uwe Schwenker ist am Sonntag TV-Gast des N3-Sportclubs (22.45 Uhr). Gefragt ist er dort aber weniger als THW-Manager, sondern als Vizepräsident der HBL zum Thema "Finanzprobleme in der Handball-Bundesliga".


    (von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 14.11.2008)

  • Zitat

    Original von jochenj
    . Die Sache mit dem HSV wäre in der Tat eine Retorte, weil man mit einer Lizenz des richtigen HSV sich als Handballabteilung des HSV darstellen wollte, auch wenn der HSV noch nie Handballleistungssport betrieben hat. ).


    Da möchte ich Dich korregieren. Im echten" HSV war viele Jahre im deutschen Spitzenhandball vertreten, so waren die Hamburger Gründungsmitglied 1965 der zweigleisigen Handballbundesliga Gruppe Nord und stiegen erst im Jahre 1976 aus dem Handballoberhaus wieder ab.

    "Mit dem Ende des Kinos werden wir vertrieben worden sein aus einem Paradies"
    ( Peter Handke)


    "Die Forderung, dass Auschwitz nicht noch einmal sei, ist die allererste an Erziehung"
    ( Theodor W. Adorno )

  • Es geht glaub ich nicht darum, wer nun Retorte ist und ob überhaupt....... :nein: ;)

  • Zum thema gehaltsspirale...


    hier hat sich in den letzten jahren einiges getan. Und zwar vor allem dahingehend, das 2008 nur noch vollprofis in der ersten liga am ball sind, die entsprechend viel zeit aufwenden müssen, um in der hbl handball spielen zu können. training, regeneration, vorbereitung, reisen – es kann keine mannschaft, auch nicht der 18. der liga, überwiegend mit studenten oder halb-profis in der ersten liga bestehen. das heißt aber auch, die spieler haben die zwangssituation, in kurzer zeit möglichst viel geld verdienen zu müssen. denn sonst sind sie in keiner weise abgesichert. eine ausbildung machen ist schon schwierig, studieren heißt zwangsläufig lange (zu lange) studieren, was entweder dicke studiengelder verursacht oder dazu führt, auf (teuren) nicht-öffentlichen wegen einen abschluss machen zu müssen.


    sollte ein junger spieler – wir wollen ja alle viele deutsche jungs sehen – mit 17,18 in den vollzeitbetrieb erste liga gehen, dann riskiert er seine soziale absicherung. anfangs eher wenig geld als junger spieler, also die hoffnung, in zukunft besser zu verdienen – und gesund zu bleiben.


    diese entwicklung bedeutet zwangsläufig, das insgesamt die lohnkosten steigen, denn anders können sich spieler aus einem hochpreisland deutschland das handball-spielen in der hbl gar nicht mehr leisten. wenn jetzt manager davon sprechen, die spirale insgesamt wieder herunterzudrehen, dann gehen sie genau diesen spielern an die existenz. pascal hens kann jetzt schon ohne arbeit leben. Ein 12. spieler in einem spitzenkader nach zehn jahren hbl vielleicht auch, aber ganz sicher nicht der achte mann in balingen, wetzlar oder auch nordhorn.

  • von härter schneller: das 2008 nur noch vollprofis in der ersten liga am ball sind


    Gegenbeispiel von Ronald auf Handball-world porträtiert
    Ansonsten volle Zustimmung

    Im Anfang war das Nichts - und das ist dann explodiert." (Terry Pratchett)
    1990 + 1974 - 1954 = 2010 (nur ein kleiner RECHENFEHLER)

    • Offizieller Beitrag

    härter_schneller schreibt doch, "eine ausbildung machen ist schon schwierig" - und das halte ich für sehr zurückhaltend formuliert. Das Porträt von Richwien ist da kein Widerspruch, zumindest war es auch mein Anspruch anzudeuten, welche Belastung so ein Doppelleben ist. Anderes Beispiel aus Berlin ist Sascha Detlof, der sein Studium nicht fortführen kann, denn der "Arzt im Praktikum" ist für einen Erstligaspieler schlicht unmöglich.

  • Praktisches Jahr, aber bei entsprechender Klinik sollte da um 14 Uhr Schluß sein und zumindest einmal Training pro Tag drin sein. Wie sehr das Studium dann drunter leidet ist ein anderes Thema ;). Und noch ein Entschuldigung für ot.

  • Leiden kommt von Leidenschaft!!

  • meine fresse über ne mille miese. ich kann mich noch an einen lustigen thread hier erinnern. aufhänger war ein interview von c. fitzek, welcher betonte, dass es beim HSV strenge budgets gäbe und man wie in einer normalen firma arbeite. seither ist "die firma" ja auch ein synonym für den hsv geworden. wie passt dann diese meldung hier rein. Wenn ich ein negatives ergebnis von 20 prozent habe, dann gibt es in "der firma" schlicht weg keine budget politik. oder kann mir das jemand hier in betriebswirtschaftlicher laiensprache klar machen?

    Einmal editiert, zuletzt von alter Sack ()

  • In der DEL gibt es auch finanziele Probleme.


    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von alter Sack
    oder kann mir das jemand hier in betriebswirtschaftlicher laiensprache klar machen?


    Das ist wie bei einem Softwareprojekt. Da gibt es auch Budgets und die werden überschritten. Das ist betriebswirtschaftlich normal ;)


    Erklären mir zumindest meine Studenten jede Woche, wenn ich ihnen versuche zu erklären, dass Budgetansätze gehalten werden müssen...

  • Zitat

    Original von Ronaldo
    Erklären mir zumindest meine Studenten jede Woche, wenn ich ihnen versuche zu erklären, dass Budgetansätze gehalten werden müssen...


    Da haben Deine Studenten recht. ;)


    Naja, okay, Budgetansätze sollten natürlich eingehalten werden. Aber letztendlich kann niemand zu Beginn eines Projektes / einer Saison alle Eventualitäten kalkulieren. Deswegen ist (neben der Kostenprognose) die Budgetierung ein wichtiges Instrument fürs Controlling: Frühzeitig erkennen, wenn es zu Abweichungen kommt, um rechzeitig gegensteuern zu können.


    Aber dazu ist natürlich notwenig, dass ich ein regelmässiges Reporting habe, und dieses Budget mit den tatsächlichen Kosten vergleiche.... und dann bei Abweichungen eben auch Maßnahmen ergreife. Ich habe das Gefühl, spätestens bei dem Punkt unterscheidet sich der HSV dann doch deutlich von einer "richtigen" Firma. ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Ide71 ()

  • Zitat

    Original von Ide71
    . Ich habe das Gefühl, spätestens bei dem Punkt unterscheidet sich dann der HSV dann doch deutlich von einer "richtigen" Firma. ;)


    Der HSV ist da wohl eher wie 'ne Bank. Wenns kneift muß der Staat (Rudolph) einspringen.

  • na da habt ihr aber mein "fachgebiet" angebohrt. Bei jedem Projekt ist alles eine Frage der Risikoabschätzung bzw. Berücksichtung. Softwareprojekte neigen zu Überziehungen, da am Anfang das Pflichtenheft nicht detailiert zur Verfügung steht. Bei Kick-off 50% neben dem Ziel zu liegen ist normal. ABER beim HSV handelt es sich um einen klareren "Scope". Vor Saisonbeginn steht das Ziel fest. Dann sind die Fixkosten klar zu kalkulieren. Risiken dürften am ehesten im Bereich Verletzungsanfäliigkeit des Personals liegen. Also ich als Laie stelle mit das Risiko beim HSV überschaubar vor. Ein Platz unter den ersten 3 ist das Ziel um CL-einnahmen zu generieren. Da scheint man im Handball je mittlerweile ab dem Viertelfinale in den schwarzen Bereich steuern zu können, oder? nee, nee ich sag mal C. Fitzek hat zum damaligen Zeitpunkt öffentlich gelogen. Der soll mal bei nem Brotbäcker der für Aldi produziert ein praktikum machen. Wenn man bei dem Kostendruck sein Budget um 20% überzieht kann man sich auch gleich ne Rechtsschutzversicherung für den Fall der Kündigung zulegen. und auch andere vereine, bzw. fast alle vereine ohne finanzielle sicherungseil dürfte bei überziehung schnell ins schwimmen kommen. das läuft dann wie in stralsung. der überziehungsrahmen wird von der höhe des dispokredites bestimmt.


    p.s. der vergleich mit der bank ist gut. jetzt scheint a. rudolph die rolle der notenbank zu übernehmen und dem bail-out plan zuzustimmen müssen. blöderweise kann er das geld aber nicht wie die amis drucken.
    und ich schätze beim hsv gibt es auch nicht wie in der deutschen industrie üblich 50% leiharbeiter. da müssten bei einer verschlankung der strukturen wohl abfindungen fällig werden, oder?

    Einmal editiert, zuletzt von alter Sack ()

  • Ist doch ganz einfach. Jahr für Jahr verspricht Rudolph einen eventuellen Verlust aus eigener Tasche auszugleichen. Also ist der HSV voerst auf der sicheren Seite und handelt nach dem Motto lieber einen zusätzlichen Rückraumspieler verpflichten als zu versuchen einen gedeckten Etat ohne Rudolphs Unterstützung zu realisieren.


    Wenn der Kunde beim Software-Unternehmen eine möglichts erfolgreiche und schnellstmöglich lieferbare Software bestellt und zudem zusichert für eventuelle Mehrkosten gegenüber dem ersten Angebot in vollem Umfang aufzukommen, dann wird die Software-Firma auch eher einen zusätzlichen Programmierer einstellen anstatt haargenau auf das Budget zu achten.



    Außerdem ist die Frage, wie sich der jährliche Zuschuss von Herrn Rudolph in den vergangenen Jahren entwickelt hat. In der Presse war jüngts immer wieder davon die Rede, dass er in den vergangenen vier Jahren 15 Millionen Euro in den HSV gesteckt haben soll. Inwiefern diese Zahlen stimmen ist natürlich fragwürdig, aber wenn es im vergangenen Jahr "nur" 1,25 Millionen Euro waren, die er in das Projekt inverstieren musste, dann scheint der Trend eher dahin zu gehen, das der HSV immer weniger auf sein Geld angewiesen ist. (Oder zahlt Rudolph über diese Verlustausgleich hinaus noch reguläre vertraglich festgelegte Gelder an den HSV?) Sofern die Zahlen im Abendblatt-Artikel stimmen, generiert der HSV mittlerweile eigenständig fast sieben Millionen Euro aus Sponsorengeldern, Zuschauereinnahmen, Einnahmen aus der Champions-League, etc. Das können nicht viele andere Handballvereine von sich behaupten. Ohne die Gelder von Herrn Rudolph müsste der HSV sicherlich kürzer treten, wäre aber immer noch ein Topverein in der Bundesliga.

  • Zitat

    Original von Arcosh
    Sofern die Zahlen im Abendblatt-Artikel stimmen, generiert der HSV mittlerweile eigenständig fast sieben Millionen Euro aus Sponsorengeldern, Zuschauereinnahmen, Einnahmen aus der Champions-League, etc.


    Sie haben doch nur einen Etat von 6,5 Mio. EUR. ;)

    Es reicht nicht nur zu sagen, dass man Meister werden will.


    Filip Jicha