Bei den Club-Frauen gehen alle Lichter aus
Verein und GmbH des 1. FCN/Handball melden Insolvenz an
NÜRNBERG - Das Platzierungsspiel der Nürnberger FCN-Handballerinnen am Samstag gegen Blomberg Lippe (19 Uhr, Berliner Platz) wird zu einer emotionalen Abschiedsvorstellung, denn am Freitag platzte die Bombe. Verein und GmbH meldeten Insolvenz an, die große Ära des Frauen-Handballs in Nürnberg ist beendet. Ausgelöst hat die dramatische Entwicklung ein verlorener Rechtsstreit vor dem Sozialgericht.
Kurz vor dem Ziel sind die Bemühungen der FCN-Handballerinnen, für die nächste Saison einen ordentlichen Bundesliga-Etat auf die Beine zu stellen, regelrecht explodiert. Gestern am frühen Abend teilte ein hörbar schwer enttäuschter Achim Klamroth am Telefon mit, dass sowohl der 1. FC Nürnberg/Handball e.V., dessen Vorsitzender Klamroth ist, als auch die Handball-GmbH im Laufe des Freitags Insolvenz angemeldet hatten. Damit geht die Bundesliga-Lizenz des immer noch aktuellen Deutschen Meisters an die Liga (HBVF) zurück. Im nächsten Jahr wird es in Nürnberg im Frauenbereich nur noch Bayernliga-Handball geben – aber das ist im Moment das geringste Problem.
Zusammenbruch zum jetzigen Zeitpunkt überraschend
Der Zusammenbruch zum jetzigen Zeitpunkt kommt trotz der schon lange währenden finanziellen Probleme überraschend. Angetrieben vom Engagement der Ex-Spielerinnen Kathrin Blacha und Sylvia Harlander sowie vom neuen Geschäftsführer Hanno Kolleth war der 1. FCN auf einem guten Weg, den angepeilten Etat von rund einer halben Million Euro zu akquirieren. Doch dann zerstörte ein schon lange über dem Handball-Verein schwebendes Damoklesschwert alle Bemühungen.
Vor dem Bayerischen Landessozialgericht in Schweinfurt unterlag der 1. FCN in einem Rechtsstreit, in dem es um eine Forderung von 117.000 Euro an die gesetzliche Unfallversicherung VBG ging. Das Urteil kennt der Verein seit Mittwoch. Die fehlenden Abgaben stammen noch aus der unglückseligen Ära von Wilhelm Schelsky. Damals waren Sozialabgaben über die Noris GmbH nicht abgeführt worden.
Insolvenzverwalter vor einem Fass ohne Boden?
Der FCN-Vorsitzende Klamroth weiß schon länger von diesem drohenden Unheil, war aber wie der Anwalt des Vereins, Hans-Georg Woerthge, der Meinung, dass der Verein nicht haftbar sei. «Das Sozialgericht ging aus für uns nicht nachvollziehbaren Gründen davon aus, dass für die 117.000 Euro eine Bürgschaft vorliegen würde. Die gibt es aber nicht. Deshalb mussten wir mit dem Verein sofort die Insolvenz beantragen«, erklärte Klamroth. Dies riss automatisch auch die eigentlich vom Verein getrennte Handball GmbH mit in den Abgrund. Die Lizenz war weg, da es bei der HBVF egal ist, ob der Verein oder die GmbH zahlungsunfähig ist. Eine Statutenänderung, die nicht zuletzt durch die zwei Konkurse ausgelöst wurde, die der Nürnberger Frauen-Handball schon hingelegt hat.
So kurzfristig konnte in den vergangenen zwei Tagen auch die Stadt Nürnberg nicht mit einer Bürgschaft für fast 120.000 Euro einspringen, zumal der bereits wegen der Siemens-Affäre verurteilte Wilhelm Schelsky offenbar weitere Abgaben an die Rentenversicherung schuldig geblieben ist. Gut möglich, dass hier der Insolvenzverwalter vor einem Fass ohne Boden steht.
Planungen sind nun Makulatur
Besonders bitter ist für die FCN-Verantwortlichen und die verbliebenen Spielerinnen, dass man – auch dank der Unterstützung der Stadt – auf einem guten Weg war, für die Saison 2009/2010 einen vernünftigen und vor allem abgesicherten Etat aufzustellen. Diese Planungen sind nun Makulatur. Bislang wurden weder mit einem neuen Trainer noch mit Spielerinnen Verträge abgeschlossen. Immerhin: Für die Bayernliga hat der 1. FCN schon gemeldet.
Thomas Scharrer
Quelle: http://www.nn-online.de