Kleines Handballtagebuch

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    MfG Felix0711


    "Deshalb unterstütze ich mit vollstem Enthusiasmus ein Projekt, das abendländischen Humanismus mit moderner Technik verbindet – den Bau eines unterirdischen Doms!"
    Harald Schmidt

  • Habt ihr euch schon mal Gedanken gemacht, wie hoch der administrative Aufwand für ein stinknormales Handballspiel ist?


    Heimspiel! Wer denkt, das wäre in 70 Minuten abgefrühstückt, der irrt sich.


    SIS aufrufen, Spielnummer, etc. raussuchen: 2 min
    In der Zeit könnte harmi schon ne nette Zeitstrafe absitzen (Gegners Rückraumshooter in der ersten Minute zwei mal aus der Luft gepflückt, um erst mal Respekt zu verschaffen)


    Spielbericht ausfüllen: 10 min
    In der Zeit hätte harmi ein Tor geworfen, eins vorbereitet und einen Tempogegenstoß übers Tor gesemmelt, hinten einen Strafwurf verursacht und einmal den mittlerweile verunsicherten Rückraumshooter des Gegners geblockt


    Heimspielequipment auf Vollständigkeit überprüfen (TTO-Karten, Pfeife, zweite Stoppuhr, etc.): 2 min
    Das wäre Zeitstrafe Nummer zwei, wegen unkonventioneller Abwehr gegen den 110-Kilo-Kreisläufer


    Kiste Bier aus dem Kühlschrank holen, in Kühltasche packen, mit Kühlakkus bestücken, etc. (Zeitungskiste, weil man dummerweise im örtlichen Generalanzeiger bei der Berichterstattung zum Tag der offenen Tür des örtlichen Hühnerzuchtvereins hinten links am Bierpavillion, Theke Ostkurve zu erkennen war): 6 Minuten
    Das hätte für ein paar nette Zweikämpfe mit dem 110-Kilo-Kreisläufer, einen Lattenkracher, einen Fehlpass und einen Rückraumkracher in den Winkel gereicht


    Hallenschlüssel suchen, CD fürs Aufwärmprogramm suchen, Fahrt zur Halle, wieder umdrehen, weil Spielerpässe noch auf dem Schreibtisch liegen, Schranken runter, Parkplatz suchen, etc.: 20 min
    Im Spiel wären das 10 Minuten als Auswechselspieler auf der Bank, wegen Konditionsmangel, die anderen 10 Minuten Halbzeit, Mitspieler anschreien, über Schiedsrichter mosern, neue Taktik ausgeben, abklatschen. Pipi machen, etc.


    Umziehen, Schuhe vergessen, Tochter anrufen, auf Tochter warten, Schuhe anziehen, Halle betreten: 10 min
    Die in der Halbzeit geschöpfte Kraft wäre direkt in drei Tore, ein Kreisläuferanspiel, einen Fehlpass, sowie drei mal Gegners Rückraumshooter blocken umgesetzt worden.


    Bänke aufbauen, Zeitnehmertisch herrichten, Uhr einstellen, Musik einlegen, feststellen, dass es die Bibi-Blocksberg CD aus Sohnemanns Kindergartenzeit ist (der ebay-Kunde schaut sich vermutlich gerade meine Urlaubsfotos an), Rammstein-CD aus dem Auto holen, Spielbericht und Pässe bereit legen, etc.: 10 min
    Was hätte harmi alles reißen können: Zwei Stürmerfouls provozieren, zwei Strafwürfe rausholen, sich nach einem Revanche-Stürmerfoul des 110-Kilo-Kreisläufers vor Schmerzen auf dem Boden krümmen, sein Fußhandtuch zum wischen opfern, etc.


    Gegner begrüßen, Schiedsrichter begrüßen, dem Zeitnehmer zum zwanzigsten mal die Uhr erklären, Sekretär auf der Tribüne suchen, weil Gegner keinen mitgebracht hat, Leibchen organisieren, weil Heim, Gast und Schiri heute alle in gelb antreten, etc.: 10 min
    Harmi wäre in diesen 10 Minuten zum Matchwinner geworden: Trotz Manndeckung zwei Tore erzielt, zwei vorbereitet, dem 25 Jahre jüngeren Linksaußen des Gegners den Tempogegenstoß abgelaufen und drei Sekunden vor Schluss den Sieg mit einer uneigennützigen "Disqualifikation mit Bericht" gerettet.


    Nach dem Spiel: Schiri bezahlen, halle aufräumen und fünf Zeitungskisten leeren, anschließend nach hause laufen: Aufgrund von Erinnerungslücken nicht mehr messbar :rolleyes:

    :) Mache nie zwei mal den selben Fehler, die Auswahl ist doch groß genug! :)

  • Okay, per Mail trudelt der Spieltag ein (ich rede jetzt vom deutschsprachigen Ausland...). Aha, drei Spiele zu je 30 Minuten, Turnierform, wie gewohnt. Die Gegner: Oha, zwei sind dieselben wie letztes Mal - merkwürdig, merkwürdig. Zwei Tage später: Eine neue Mail ist da, ein Team hat sich abgemeldet, Trainer hat angeblich zu wenig Spieler (das weiss er schon 9 Tage im Voraus, von der E-Jugend holt er keinen Ersatz...). Okay, jetzt haben wir 4 Spiele, gegen eine Mannschaft gleich zwei Mal. Begründung: Spieleinteiler hat die Lücken einfach "geschlossen". Nun gut. Vier Tage vor dem Spieltag wieder reger Mailverkehr: Als Reaktion auf die Änderungen bittet ein Trainer, zwei Spiele zu tauschen. Er hätte da ein traditionelles Familienessen und könnte da durch die Umstellungen nicht teilnehmen, also Tausch. Na gut, wir sind ja keine Unmenschen, dauert es halt ne Stunde länger. Dann gehts los, am Sonntag morgens um 07:30 h, 08:00 h ist das erste Spiel, wir fahren ab, haben um 8:38 das zweite Spiel, alles stockdunkel, aber in der Halle brennt schon Licht... Kinderhandball, so isses. :P :P :P

  • Liebes Handballtagebuch!


    Eine denkwürdige Saison ist zu Ende gegangen. Nach zehn Jahren hat es sich beim TuS ausgebändigt und ZeeBee steht vor der Entscheidung, ob er nun ein Comeback in seiner Anglerkarriere gibt oder weiter bändigt.


    Die C-Jugend wechselt vor der Saison als niedersächsischer Vize-Meister in die B-Jugend und peilt die Oberliga Niedersachsen an. Für den TuS wäre es eine Premiere, noch nie hat der Verein eine Mannschaft oberhalb der C-Jugend in der höchsten Jugendspielklasse gehabt. Die Quali läuft über zwei, bzw. drei Turniere. Spielmacherin Matea ist nach einer Knieoperation noch nicht wieder an Bord, die anderen Mädels müssen es ohne sie reißen. Frisch dabei sind vom ehemaligen Hauptkonkurrenten Osterwald Lisa und Pia, die in der Quali ihren Einstand geben. Die Auslosung beschert Gegner aus Nienburg, den befreundeten MTV VJ Peine und... Badenstedt - amtierender Niedersachsenmeister, der in unveränderter Formation auch in die nächste Saison starten wird. Eigentlich die optimale Auslosung, so wird es in der zweiten Runde ohne Badenstedt weitergehen.


    ZeeBee steht unter Druck, die Oberliga schaffen zu müssen. Mit Kathrin und Lynn sind zwei Mädchen beim ersten DHB Lehrgang und Spielmacherin Matea erwartet nach ihrer Rückkehr auch eine Oberligastartplatz. Wird die Quali verpatzt, droht das Ende der Mannschaft, zumal der Landesauswahltrainer keine Probleme damit hat, "Empfehlungen" für Vereinswechsel auszusprechen und die Konkurrenz aus Burgdorf hinter ZeeBees Rücken schon erste Annähnerungsversuche gestartet hat. Ein Platz in der Oberliga sollte aber zumindes für ein Jahr Ruhe geben, zumal die Auswahlspielerinnen alle gerade in die B-Jugend aufgerückt sind, bzw. noch in der C-Jugend spielen. In Runde I setzen sich die Mädchen problemlos gegen Nienburg durch, die keinerlei Aufstiegsmbitionen an den Tag legen. Mit etwas Mühe wird Peine niedergekämpft, so dass das letzte Spiel gegen den Niedersachenmeister ohne Bedeutung ist. Unter den Augen des Landestrainers legt sich die Mannschaft dann auf den Rücken, hisst die weiße Fahne und lässt sich mit dreißig Toren Unterschied in vierzig Minuten Spielzeit abschlachten. Die an sich gelungene erste Quali-Runde verliert damit jeglichen Glanz.


    Die zweite Quali-Runde überschneidet sich - vollkommen überraschend - mit dem Viertelfinale der Deutschen Meisterschaft. Badenstedt wäre gezwungen, samstags ein Turnier zu spielen und tags darauf das Hinspiel gegen Nellingen/Wolfschlugen. Dem Spielwart des Landesverbandes war dies vom Verein bereits Monate zuvor mitgeteilt worden, dass es Terminprobleme geben könnte. Beim Landesverband hat das niemanden interessiert und man wundert sich nun, dass die HSG die 2. Quali-Runde verweigert, um in der Deutschen Meisterschaft keine Nachteile zu haben. Urplötzlich interessiert sich der HVN doch für das Problem... und schreibt mitten in der laufenden Qualifikation die Durchführungsbestimmungen um. ZeeBee wundert sich.


    Die neuen Durchführungsbestimmungen ersparen Badenstedt die zweite Runde und der - nach bisher geltenden Bestimmungen für die Oberliga qualifizierte - Sieger der dritten Runde darf dann in Hin- und Rückspiel vom designierten Niedersachsenmeister seinen bereits errungenen Startplatz mit allergrößter Wahrscheinlichkeit wieder abgeben. 8o ZeeBee wittert eine kleine Wettbewerbsverzerrung und eine große Verarschung der teilnehmenden Vereine. Da die "lex wir-haben-uns-doch-noch-rechtzeitig-gekümmert" auch den TuS treffen könnte, greift ZeeBee zum Hörer und klingelt einen Kollegen an. Der Vize-Präsident - Recht - des Landesverbands zeigt ein ähnliches Rechtsverständnis und verspricht ZeeBees Vorschlag einer Elferstaffel im Verband anzuregen.


    In der zweiten Runde treffen ZeeBees Mädels zunächst auf den langjährigen Rivalen Liebenau. In der Breite ist der Gegner nicht so stark besetzt wie der TuS, der muss jedoch noch auf die verletzte Spielmacherin Matea verzichten sowie auf Kreisläuferin und Abwehrchefin Lynn, die bei einem Schüleraustausch im Ausland weilt. Der flinke - aber kleingewachsene - Rückraum des Gegners spielt die in der Formation noch nicht eingespielte 3:2:1 Deckung des TuS schwindelig. Zur Halbzeit liegen die Mädels mit 14:18 hinten, Tendenz Niederlage! Halbzeitbesprechung. "Wenn das Spiel so weiterläuft, werden wir gewinnen?" Einstimmige Skepsis angesichts des 1-gegen-1 starken Rückraums der Liebenauer. "Seid ihr bereit für ein kleines Experiment?" Wehklagen, lautes Geschrei, Heulen, Zähneklappern, Stoßgebete :D - ZeeBees letztes Abwehrexperiment in der C-Jugend war kläglich gescheitert. "Nein... was ganz Neues, was wir noch nie gespielt haben." ZeeBee, seit zwanzig Jahren eingefleischter Verfechter offensiver Abwehrformationen, greift ganz tief in die Kiste schmutziger Tricks und erläutert im Schnelldurchgang die Prinzipien einer - improvisierten - 6:0 Deckung. Schließlich sind die Mädels dem Gegner körperlich klar überlegen und heute zählt nur das Ergebnis. In der zweiten Hälfte beißen sich die Liebenauer Mädchen die Zähne an der Deckung aus, der TuS gleicht aus und siegt letztlich mit 32:25, als ob es nie Zweifel gegeben hätte. Auch das zweite Spiel gegen Hildesheim können die Mädchen für sich entscheiden... WIR SIND OBERLIGA! :klatschen: Alles feiert, nur eine von ZeeBees Spielerinnen schmollt, verweigert den Sportlergruß nach dem Spiel, sondert sich ab, verlässt grußlos die Halle und stürmt schon mal mehrere hundert Meter zu Fuß den Heimweg von etwa 60 km los, bis sie von ihrer Mutter im Auto eingeholt wird. ZeeBee wundert sich... eigentlich nicht.


    In seiner unendlichen Weisheit beschließt der Landesverband, die Oberliga weibliche B in der Saison 11/12 als Elferstaffel laufen zu lassen.


    Mit zehn B-Jugendlichen und drei doppelt spielenden C-Jugendlichen ist ZeeBees Mannschaft gar nicht so schlecht aufgestellt. Zwei der drei 95er Spielerinnen, Paula und Lisa, verfügen zwar über keine Auswahlerfahrung, sind aber wichtige Stützen der Mannschaft. Die dritte Spielerin des Altjahrgangs Celina hat Kreisauswahlerfahrung und ist auf Rechtsaußen nach ihrem Wechsel zum TuS und zwei Lehrjahren nicht mehr wegzudenken. Die 96er Mädchen Lynn und Kathrin haben bereits ihren ersten DHB Lehrgang hinter sich. Spielmacherin Matea ist die DHB Sichtung verletzungsbedingt verbaut gewesen, aber auch sie wäre dort nicht chancenlos gewesen. Franzi und Pia waren ebenfalls wichtige Spielerinnen der Kreisauswahl '96 gewesen und das Torhütergespann Karo und Madita ergänzte sich hervorrangend. Aus der C-Jugend stehen mit Sophie, Mira und Yassine drei aktuelle Spielerinnen des 97er Landeskaders zur Verfügung. Leistungsmäßig sind die beiden Spitzenmannschaften Rosdorf/Grone und Badenstedt nicht zu erreichen, alle anderen Gegner sollte die Mannschaft aber zumindest ärgern können. Was sollte noch schief gehen?


    Auf einer Trainersitzung werden die neuen Trainingszeiten besprochen. ZeeBee trainiert die B-Jugend (höchste Spielklasse), die erste C-Jugend (höchste Spielklasse) und die D-Jugend. Laut neuem Trainingsplan werden die A (zweithöchste Spielklasse), B und C I kommende Saison gleichzeitig in derselben Halle trainieren. ZeeBee fragt zaghaft nach, wie das denn gehen soll, zumal sein neuer Co-Trainer Jens beruflich nur mittwochs zur Verfügung stehe und ZeeBee schwerlich zwei Mannschaften gleichzeitig trainieren könne. Spielwart Wolf-Dietrich erklärt, der Verein sei nur für die Ein- und Zuteilung der Hallenzeiten zuständig, alles Übrige müssten die Trainer klären. ZeeBee wundert sich, denn das sind keine Bedingungen, beiden Mannschaften gerecht zu werden. ZeeBee hat aber noch ein Ass im Ärmel. Seit einigen Wochen steht ZeeBee mit einem B-Lizenz Trainer des männlichen Bereichs vom TuS in Kontakt, der sich vom Verein verschaukelt fühlt, weil nach mehreren Jahren festgestellt wird, dass man ihn ja gar nicht brauche, wenn er aus privaten Gründen nur während der Woche und nicht am Wochenende zur Verfügung stehe. Eine Zusammenarbeit mit ZeeBee könne er sich gut vorstellen. Plan B liegt also schon in der Schublade. Kurzes Telefonat... der Trainerkollege fühle sich jetzt nun doch nicht mehr so verschaukelt, er wolle weiter Jungs trainieren und wünsche ZeeBee eine erfolgreiche Saison. :wall:


    Fortsetzung folgt...



    Dein Karsten

    Nick Woltemade (23), Star der deutschen Mannschaft bei der U21 WM. :lol: Können sich nur Fußballer ausdenken.

  • Aaah! Lange vermisst, jetzt wieder in diesem Kino. Ich bin ja gespannt wie ein Flitzebogen auf die weiteren Kapitel :)

  • Liebes Handballtagebuch!


    In der Saison 10/11 hat ZeeBees D-Jugend so etwas wie ein Schattendasein gefristet. Während die C-Jugend mit dem 96er/97er Jahrgang reichlich Erfolge gefeiert hat, hat die D ihr Potenzial nicht ganz abrufen können. Nach drei Turniersiegen im Sommer sind die Erwartungen recht hoch gewesen, die Meisterschaftsträume hat die Mannschaft im Prinzip schon im ersten Saisonspiel gegen den Mitfavoriten Hannover West begraben können. Die Niederlage mit einem Tor ist gerecht gewesen... um so unglücklicher, dass ZeeBees Torhüterin wegen einer Familienfeier gefehlt hat und eine Feldspielerin der E-Jugend mit Torwarttalent ihren Platz eingenommen hat. Mit Auswahltorhüterin im Tor und einer talentierten Feldspielerin statt dessen im Feld... Unter anderem wegen solcher ärgerlichen Terminprioritäten kann die Mannschaft nicht mit den Großen mithalten, bzw. nicht an die Erfolge von ZeeBees zweiter Mädchengeneration im TuS anknüpfen.


    Nach der Landesligameisterschaft und dem 2. Platz auf Landesebene muss ZeeBee die Erwartungen an die neue C-Jugend herunterschrauben... oder doch nicht? Alle drei 97er Mädchen, die in der Mannschaft verbleiben, sind im Landesauswahlkader. Zwei Spielerinnen der C gehören zu den körperlich stärksten Mädchen der Liga und können auch locker aus der Fernwurfzone schießen. Dazu gehört Carlotta, die es in der Abwehr mit allen Maschinen der gegnerischen Mannschaften aufnehmen kann. Linkshänderin Sophie dürfte die stärkste Rechtsaußen der Liga sein. Am Kreis hat sich Aylin zu einer äußerst durchsetzungsfähigen Kreisläuferin entwickelt. Von anderen Vereinen wechseln Jojo und Kathi des 98er Jahrgangs zum TuS; beide stehen auf dem Zettel des Landesauswahltrainers und sind vielseitig einsetzbar. Vom Rande des Landkreises wechselt auch noch D-Jugendliche Isabell zu ZeeBee, weit und breit das größte Rückraum Rechts Talent mit Aussichten auf > 1,80m! Auswahltorhüterin Lilli hat es zwar nicht in die Landesauswahl geschafft, hat in der D-Jugend Saison immer wieder mit sensationellen Leistungen die Gegner zur Verzweiflung getrieben. Insgesamt hat ZeeBee elf Spielerinnen, von denen alle bis auf eine einzige über Auswahlerfahrung verfügen. Also doch eine erfolgreiche Saison?


    Mitten in der Saisonvorbereitung erklärt Torhüterin Lilli: "Ich habe keine Lust mehr auf's Tor. Ich bin jetzt Feldspielerin!" 8o ZeeBee ist erst einmal sprachlos. Ein letztes Fünkchen Hoffnung: "In der Landesliga kann ich dich aber nicht im Feld spielen lassen." "Dann spiele ich eben in der zweiten Mannschaft", und schließt sich der Kreisklassenmannschaft des Vereins an. ZeeBee hat eine der Topmannschaften der Liga... und keine Torhüterin mehr. Aus der D-Jugend kommt keine Spielerin in Frage, hastige Suchaktionen in Hannover bleiben erfolglos. ZeeBee hat einen Plan.


    Zum eigenen Rasenturnier kurz vor den Ferien hat ZeeBee stets ein Leibchen am Mann. Die Mädels rotieren im Tor... und sollen sich etwa jeden zweiten Angriff vorne mit einschalten. Rückraum Mitte wechselt dann an den Kreis und die Torhüterin spielt Spielmacherin. Inklusive TuS sind beim Turnier vier von sechs der stärksten Landesligamannschaften vertreten. In der Vorrunde müssen sich die Mädchen nur Osterwald mit einem Tor geschlagen geben, die regelmäßige "Torwartüberzahl" hat den gewünschten Erfolg. Insbesondere Balltalent Mira zeichnet sich als mitspielende Torhüterin aus und setzt im Angriff entscheidende Akzente, indem sie immer wieder die freie Überzahlspielerin findet. Im Halbfinale wird Ligafavorit Hameln mit einem Tor besiegt, im unendlich spannenden Finale gegen Osterwald verlieren die Mädchen wieder nur mit einem Tor. Kann die Mannschaft auch in der Halle ohne Torwart bestehen?


    Einen ersten Test macht die Mannschaft beim Vorbereitungsturnier in Nienburg. HVN Auswahlspielerin Yassine ist nicht mit dabei, also kein Test unter echten Bedingungen. In der Vorrunde besiegen die Mädels die Heimmannschaft und verlieren gegen Habenhausen. Im Sechserfeld ist damit das Halbfinale erreicht. Dort wartet die starke Mannschaft von Lüneburg, die vor wenigen Monaten noch ZeeBees alte C-Jugend mit einem Unentschieden im Turnierspiel und dann im Siebenmeterwerfen um die Niedersachsenmeisterschaft gebracht hat. Die ein oder andere Spielerin ist auch noch dabei. ZeeBee stellt seine Spielerinnen darauf ein, dass hier nichts zu verlieren ist, zumal die Mannschaft ja immerhin ohne Torhüterin auskommen muss, während die meisten Gegner äußerst starke Keeperinnen mitgebracht haben. Zur Halbzeit steht es gegen Lüneburg noch Unentschieden, ZeeBee ist außerordentlich stolz auf die Mannschaft. "Wenn wir so weiterspielen, können wir Lüneburg noch ein wenig länger ärgern!" Ärgern? Die Mädels denken gar nicht daran und ringen den großen Favoriten nieder, der mit den zwischenzeitlichen ungewöhnlichen Unterzahlsituationen gar nicht klar kommt. Noch eine Viertelstunde später ist der Lüneburger Trainer am schäumen und hat für ZeeBees tröstende Worte kein Gehör, dass auch eine gehörige Portion Glück dabei gewesen ist. Erst im Finale findet der Traum ein Ende, die starken Hamelner Mädchen zeigen keinen Sinn für Humor angesichts der Torwartsituation und lassen dem TuS keine Chance. Das Turnier zeigt, dass die Meisterschaft ein zu optimistisches Ziel ist, aber ohne Torwart geht es vielleicht doch eine ganze Saison lang.


    Im ersten Punktspiel darf die C-Jugend zu Hause antreten... gegen den Vorjahreszweiten und ZeeBees aktuellen Meisterschaftsfavoriten Hameln. Aufgrund des Altersklassenwechsels lässt ZeeBee noch eine 1:5 Deckung spielen, die 3:2:1 hat die Mannschaft vor den Sommerferien im Trainingslager im Blitzkurs erlernt, für einen Probelauf ist es noch zu früh. Spielerisch ist die Hamelner Mannschaft klar im Vorteil, körperlich kann der TuS fast mithalten... nur hat der Gegner eine Auswahltorhüterin und ZeeBee lässt im Tor Feldspielerinnen rotieren. Die Abwehr arbeitet phänomenal und lässt wenig einfache Torchancen zu, zur Halbzeit liegt der TuS nur mit 12:14 hinten. Auch das Endergebnis von 24:28 ist kein Beinbruch, die womöglich stärkste Mannschaft der Liga hat dem torhüterlosen TuS keine dreißig Tore einschenken können und ist spielerisch ganz auf Augenhöhe gewesen. Den Nachteil im Tor durch das Risikospiel mit fliegendem Torwart auszugleichen erweist sich als richtige Entscheidung. Statt den eigenen Nachteil leidend zu akzeptieren nutzt die Mannschaft so die sieben Feldspielerinnen auf dem Platz. Unter dem Strich fallen wesentlich mehr Überzahltore als Gegentreffer ins leere Tor. :klatschen: Den wenigsten Gegnern gelingt ein erfolgreicher Weitwurf, lediglich in einem Hinrundenspiel fallen die Mädels in kollektiven Tiefschlaf bei Ballgewinn Gegner und freiem Tor, so dass der Gegner in jenem Spiel auf fast zehn einfache Tore kommt, eine höhere Ausbeute aller anderen Gegner in der Saison zusammen.


    Fortsetzung folgt...


    Dein Karsten

    Nick Woltemade (23), Star der deutschen Mannschaft bei der U21 WM. :lol: Können sich nur Fußballer ausdenken.

  • In der Handballtraining hat vor ein paar Jahren ein Trainer vorgestellt, wie er mit einer grundsätzlich mitspielenden Torhüterin eine ganze Saison wJC erfolgreich bestritten hat. War glaube ich aus NRW. Das habe ich dann auch probiert, weil ich damals eine Torhüterin hatte, die auch auf dem Feld zu den stärksten Spielerinnnen gehörte. Meine Mädels waren allerdings taktisch zu undiszipliniert, um die Überzahl konsequent auszuspielen, so dass sich der Ertrag im Angriff nicht wie gewünscht einstellte. Wir haben jedoch in vier Spielen auch nur fünf Gegentore kassiert, die unmittelbar aus dieser taktischen Maßnahme resultierten. Von daher chapeau für deinen Mut, zumal bei deinen Mädels die psychologische Komponente offenbar eine entscheidende Rolle gespielt hat. Meine konnten sich damals nie so recht mit der "Risikovariante" anfreunden.

  • Am vergangenen Wochenende hab ich es auch bei den Jungs gesehen, allerdings nur in Special-teams.
    In Überzahl oder in Unterzahl ist der Torhüter auf die RL-Position gerutscht um den Kreis besetzen zu können, in Überzahl dann mit 2 Kreisläufern.
    War sehr erfolgreich!

  • immerweiter: Den Artikel vom Kollegen Hornkohl aus der "handballtraining" haben wir hier


    Folgen der Rahmentrainingskonzeption


    ausführlich diskutiert. Wir haben die Variante früher schon in der C-Jugend mit dem Jahrgang '94 gespielt (und damit mal einen sieben Tore Rückstand innerhalb einer Halbzeit in einen Sieg mit einem Tor gedreht... gegen einen aktuellen Final Four Teilnehmer der wB :D ). Da hatten wir aber unsere "echte" Torhüterin mit langjähriger Feldspielerfahrung eingesetzt. Viel witziger ist die Variante, wenn Du eine Feldspielerin mit Spielmacherqualitäten und ein wenig Torwarttalent einsetzt. Das waren letzte Saison die erfolgreichsten Spielphasen, weil niemand gleichzeitig zwei Kreisläufer und zwei Eckenaußen abdecken konnte, wenn die Torwart-Rückraum Mitte ein Auge für alle vier Gefahrenzonen hat und selbst einen überraschenden Schlagwurf hat.


    Ich werde noch weiter von dieser Saison berichten. Unter dem Strich war das natürlich nichts. Platz sieben von zehn, mit Abstand der zweitbeste Angriff der Liga und gleichzeitig die schlechteste Abwehr. Unter "normalen" Trainingsbedingungen wäre die Saison sicher wesentlich erfolgreicher verlaufen, so hatte ich nie richtig die Gelegenheit, unsere Abwehr als kollektiv zu schulen. Der Verein hat meiner wB und C dieselbe Trainingszeit am Montag zugewiesen und zur zweiten Trainingseinheit in der Woche fehlten kollektiv die drei Mädels des Altjahrgangs, weil ihr Zeitplan nur die Teilnahme am B-Jugend Training zuließ. Für die Meisterschaft hätte es dann sicher auch nicht gereicht, aber mit einer eingespielten 3:2:1 Deckung hätte die Torstatistik ganz anders ausgesehen.


    Durch die gesamte Saison war die Torwartüberzahl eine Selbstverständlichkeit und wurde auch nach einem Katastrophenspiel nicht in Frage gestellt. Im letzten Spiel mussten meine Mädels sogar in Unterzahl antreten (und ohne mich) und haben das gesamte Spiel über die Unterzahl vorne durch die Torhüterin ausgeglichen... und den Tabellenletzten, der fest mit dem ersten Punktgewinn rechnete, mit 13 Toren geschlagen.

    Nick Woltemade (23), Star der deutschen Mannschaft bei der U21 WM. :lol: Können sich nur Fußballer ausdenken.

  • Danke für den Link. Ich hatte Name und genaue Umstände längst vergessen.


    Aktuell fasse ich die Variante mit dem (zeitweise) mitspielenden "echten" TW wieder ins Auge. Was im anderen Thread User "Nr. 3 lebt" bemerkte:


    Zitat

    mich haben vor allem die Möglichkeiten fasziniert


    a) wieder Kinder auf der TW-Position glücklich zu machen


    passiert mir nämlich gerade. Mein TW hat keinen Bock mehr aufs Tor. Im Gegensatz zu deiner TW lässt sie aber die Mannschaft nicht hängen, sondern stellt sich wohl oder übel rein. Ich möchte ja aber, dass sie aus Spaß und nicht aus Pflichtgefühl dabei ist. Vielleicht klappt es auf diese Weise. Ich muss nur prüfen, wie viel Trainingszeit ich dieser Variante opfern will und dann mal das eine oder andere Vorbereitungsturnier so spielen. Aber das ist jetzt OT.

  • Entschuldigt meine Faulheit hier, ich tobe mich mit den Spielberichten auf der Seite meines Vereins aus. Ich habe es aufgegeben, sachlich über die Spiele zu berichten, da irgend etwas immer dazu geeignet ist, den bösen Chronisten in mir zu wecken. :D


    Erstes Punktspiel mit neuer Mannschaft (mit Auszug aus dem Kleinen Handballtagebuch):

    Zitat

    Casting, Trainingsspiele und Vorbereitungsturniere waren vorbei, Trainingslager und Saisonvorbereitung fielen den Umständen der Mannschaftsfindung und der kurzen Zeit zum Opfer – unser spannendes Handballprojekt konnte beginnen und hatte gleich mit dem Auswärtsspiel in Hameln einen würdigen Auftakt. Die Mädels von Ute Hertting hatten vor zwei Jahren meiner ehemaligen Mannschaft einen heißen Kampf um die Landesligameisterschaft in der C-Jugend geliefert und die Buschtrommeln hatten schon längst gemeldet, dass der ehrgeizigere Teil von Emmerthals Handballnachwuchs nun den VfL verstärkte. Standortbestimmung oder böses Erwachen? Wir waren gespannt.


    Der Rest hier.



    Zweites Punktspiel (geschrieben unter dem Entzug psychedelischer Pilze - andere sagen Einfluss...):

    Zitat

    Pilze! Es musste doch einen Grund für den Ausflug nach Dorfmark gegeben haben. Pilze! Abfahrt Schwarmstedt runter von der Autobahn, Richtung Mellendorf und ab in den Wald. Die Woche über war es abwechselnd sonnig und regnerisch gewesen. Samstag gab es schon eine handvoll Maronen bei der ersten Suche dieses Jahr. Eigentlich gute Voraussetzungen, den angebrochenen Sonntagnachmittag irgendwie noch erfolgreich abzuschließen. Und außerdem hat der Waldspaziergang noch so viele weitere angenehme Seiten.


    Der Rest hier.

    Nick Woltemade (23), Star der deutschen Mannschaft bei der U21 WM. :lol: Können sich nur Fußballer ausdenken.

  • Das ist alles Unsinn. Aus Champignons muss man ein Omelette machen. Nur so behalten sie ihren typischen Geschmack! ;) (frei nach Miraculix)

    MfG Felix0711


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    Harald Schmidt

  • Liebes Handballtagebuch!


    Neue Saison, neue Altersklasse, neues Glück. Nachdem sich herausgestellt hat, dass fünfzehn- und sechzehnjährige Mädels für ZeeBee zu... äh... anspruchsvoll sind, geht es eine Altersklasse tiefer. Nie mehr launische Diven, unmotivierte Damen und selbstherrliche Starlets- sind nicht Hormone im Sport unerlaubte Substanzen? :/: Also zurück in die C-Jugend, wo die Mädels noch um des Spielens willen Leistung bringen. In der Altersklasse gibt es im Verein zwar eine Mannschaft, die höchste Liga ist jedoch eher nichts für die Mädchen. Zwei Mädels aus der eigenen D-Jugend, neun übergelaufene unzufriedene Spielerinnen vom Nachbarverein, eine zweite Torhüterin fehlt noch, die Mädels erfolgreich auf eine Auswahltorhüterin angesetzt, Quali bestanden, eine Linkshänderin könnte es noch sein, kreuz und quer die Quali-Spiele abgegrast, Linkshänderin gefunden- konkurrenzfähige Mannschaft beisammen und in der höchsten Liga am Start. :D


    Nach einem Auftaktsieg ist der zweite Spieltag spielfrei. Zeit für nachrichtendienstliche Hallenbesuche. :smokin: Der nächste Gegner Emmerthal ist in Hannover beim großen Titelfavoriten Hannover 78 zu Gast. ZeeBee hat die gesamte Mannschaft gebeten, sich entweder dieses Spiel oder den übernächsten Gegner am Sonntag anzusehen. Immerhin Torhüterin Jessica verläuft sich zum ersten der beiden Spiele, keine andere Spielerin hat Zeit. :wall: 78 spielt mit einer nahezu schwachstellenlosen ersten Sieben, Emmerthal ist chancenlos. Angriff für Angriff spielt der Gast Endlosangriffe durch, die Heimmannschaft lässt kaum Torchancen zu, hat aber im Angriff die Seuche. Der Zeitlupenhandball wirkt sich auf das Spiel aus, bei einer gefühlten Verteilung des Ballbesitzes von 10:90 steht es zur Halbzeit 5:2. ZeeBee erwartet eine deutliche Steigerung der klar besseren Heimmannschaft. Die "Taktik" der Gäste geht jedoch auf, es fallen wenig Tore, der Rückstand bleibt übersichtlich, die überraschende Abschaffung des "passiven Spiels" zu dieser Saison kommt ihr entgegen und die Zeit verrinnt bei nur geringem Vorsprung der Hannoveraner. Gegen Ende des Spiels mehren sich merkwürdige Schiedsrichterentscheidungen gegen Hannover, die Mannschaft wird immer nervöser und verliert aufgrund einfacher Fehler mehrfach den Ball, Emmerthal gleich kurz vor Schluss zum 12:12 (!) aus und entführt völlig unverhofft einen Punkt aus der Landeshauptstadt. ZeeBee brütet einen Plan gegen die Altherrenhandballstrategie des Gegners aus. :devil:


    Erster Angriff Emmerthal, Rechtsaußen bekommt den Ball, ZeeBees Halblinke geht offensiv in die Pressdeckung gegen Rückraum Rechts und Vorne Mitte macht sich zum Panthersprung in den langen Pass zu Rückraum Mitte bereit. Gnadenloses Pressing bei Ballbesitz der beiden Außen - heute würde es keine Endlosballstafetten geben. Der gegnerischen Trainerin schwant Böses und geht zum Gegenangriff über:


    "DAS IST VERBOTEN! EINZELMANNDECKUNG IST VERBOTEN!"


    :spam:


    ZeeBee kontert: "Das ist eine PRESSDECKUNG! Die ist nicht verboten!"


    Die Schieris wirken unschlüssig. Kann es verboten sein, bestimmte Passwege zuzulaufen und zu blockieren, um den Gegner unter Druck zu setzen und einen langen Pass zu erzwingen? Was könnte doch gleich Sinn der Durchführungsbestimmungen für Kinderhandball sein? Die Vernunft siegt, die Schieris akzeptieren die Deckung und in den ersten Minuten bleibt es noch eng. Die Tendenz ist jedoch bereits jetzt eindeutig, die Deckungsvariante wird Erfolg haben. :D Auf der Emmerthaler Trainerbank wird dies erkannt, pausenlos wird auf den vermeintlichen Regelverstoß gepocht. Schließlich kommt ein Schieri zur Bank und ermahnt die regelwidrige Deckung. "Was genau machen wir denn falsch?" ZeeBee ist ratlos, denn die Pressdeckung wird nach dem Pass der Außen sofort wieder aufgelöst. Keine Antwort.


    Die Strategie des Landesverbands, die Verantwortung für eine umfassende Ausbildung von Kindern und Jugendlichen in der Abwehr auf die Schiedsrichter abzuwälzen, erscheint fraglicher denn je. :wall: ZeeBee stellt gar nichts um, der Gegner versucht es in der eigenen Deckung nun selbst mit einem Taktikwechsel. Eine verletzte Spielerin auf der Bank kann schießlich keine Tore werfen! Diese Abwehr ist schon mehr nach dem Geschmack der Schiedsrichter, der Angriffsfluss ist unterbrochen und es gibt überwiegend Freiwürfe für gefährliche Abwehraktionen gegen den Körper. :wall: "Alina, ist der Arm noch dran?!" Mit vier Toren Vorsprung geht es in die Pause, zum Glück ist niemand ernsthaft verletzt.


    Große Aufregung in der Kabine. Schiedsrichter, die eine ballorientierte Deckung auf der einen Seite verbieten wollen und auf der anderen Seite dulden, dass versucht wird Gliedmaßen als Trophäen zu erobern. Gegnerische Eltern, die zu Tätlichkeiten aufrufen. Blaue Flecke, Panik vor weiteren rüden Fouls auf den Körper, Verwirrung ob der vermeintlich verbotenen Deckung - bei vier Toren Führung und der klar besser auf den Gegner eingestellten Mannschaft. :nein: "Wir haben zwei Möglichkeiten. Tribüne und Schieris ignorieren, blaue Flecke hinnehmen und das Spiel klar gewinnen. ODER sich von dem allen beeindrucken lassen und wie vor den Ferien in der Quali einen sicheren Sieg noch verschenken. Für mich gibt es da keine echte Wahl!" Ganz überzeugt sind die Mädels noch nicht. "Wie decken wir jetzt?" "Die Schieris haben sich überzeugen lassen, dass eine Pressdeckung nicht verboten ist. Wir spielen so weiter."


    Die Abwehr holt sich weiter erfolgreich Bälle ab und erstickt jeden Zeitlupenhandball im Keim, es sieht gut aus. Die gegnerische Bank protestiert weiter gegen die erfolgreiche Abwehr. Nach einigen Minuten ist es soweit, ZeeBee erhält eine Gelbe Karte für das Dulden der regelwidrigen Deckung. "WAS MACHEN WIR DENN FALSCH?" Der Schieri droht mit einem ganz, ganz bösen Bericht an den Staffelleiter, beantwortet aber die Frage nicht. Die Mädchen auf der Bank sind entsetzt. "Was machen wir jetzt?" "Wir decken genau so weiter." :D Nicht alle auf der Bank haben zugehört, eine übereifrige Chelly gibt lautstark Anweisung defensiver zu verteidigen, eine Pressdeckung sei nicht erlaubt. 8o ZeeBee würgt die selbstgekrönte Co-Trainerin. Die Mannschaft hat sich dennoch von den Schiedsrichtern einschüchtern lassen und deckt nun wesentlich defensiver, am Rande des Erlaubten. Risikoreiche, offensive Deckung auf Ballgewinn ausgerichtet? Das kann der Landesverband mit den Durchführungsbestimmungen unmöglich gewollt haben! :wall: Der Vorsprung ist jedoch inzwischen zu groß, so dass die Änderung des Abwehrverhaltens nicht mehr schadet. Der Schaden ist angerichtet. :klatschen: ZeeBee überlegt noch kurz auf eine - untersagte - 6:0 Deckung umzustellen, um ja nicht in den Verdacht zu geraten, eine Einzelmanndeckung zu spielen. Aber damit wäre die gegnerische Trainerin sicher auch nicht einverstanden. :D Auswärtssieg mit acht Toren Unterschied. :smokin:

    Dein Karsten

    Nick Woltemade (23), Star der deutschen Mannschaft bei der U21 WM. :lol: Können sich nur Fußballer ausdenken.

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    die überraschende Abschaffung des "passiven Spiels"

    Was ist den bei Euch los ? 8o :pillepalle: Dies dürfte der Tod für den modernen, temporeichen Handball sein.
    Pressdeckung :D gut gemacht Zickenbändiger !

  • Was ist den bei Euch los ? 8o :pillepalle: Dies dürfte der Tod für den modernen, temporeichen Handball sein.
    Pressdeckung :D gut gemacht Zickenbändiger !


    Ups... ich vergaß, dass die Handballecke Informationsquelle für ganz Europa darstellt und kleine Missverständnisse schnell große Folgen haben können. :D In der Halle an jenem Tag gab es kein "passives Spiel" - und wurde mit einer derartigen Beharrlichkeit ignoriert, dass ich eine Regeländerung vermutete. Vereinzelt wurde es in anderen Hallen zu späterer Zeit in Deutschland dann doch wieder gepfiffen. ;)

    Nick Woltemade (23), Star der deutschen Mannschaft bei der U21 WM. :lol: Können sich nur Fußballer ausdenken.

  • Liebes Handballtagebuch!


    ZeeBee hat ernsthafte Zweifel. Drei Übernachtungen? Vierzehn C-Jugend Spielerinnen? Isomatte? Klassenraum? Alleine mit Trainerpraktikant Domenik und ohne die pädagogisch versierte Trainerkollegin Christina für die komplizierten zwischenmenschlichen Fälle? Unbekanntes Turnier auf unbekanntem Boden? Beim letzten Turnier hat ZeeBee in einem hell beleuchteten Treppenhaus einer Schule "geschlafen". Egal... Mannschaftsfindung und Feinschliff müssen her. ZeeBee trainiert das dritte Jahr in Folge die C-Jugend, hat fünfundzwanzig Mädchen in zwei Mannschaften und der überragende Anteil der Mädchen ist oder war in der Auswahl. Paradiesische Verhältnisse und kommende Saison soll die Erfolgreichste seit Jahren werden. Also lieber doch ein Turnier über Himmelfahrt.


    Eine dreiviertel Stunde früher als der Rest trifft sich ZeeBee mit Dome für ein wenig Nervennahrung vor dem Sturm, dann kann es losgehen. Die Spielerinnenschar ist komplett, mehrere Eltern verabschieden ihre Töchter, die Fahrt mit dreimal Umsteigen kann beginnen. Mit nicht ganz Bestbesetzung geht es zum großen Turnier nördlich von Hamburg. Vor allem das Fehlen der einzigen Linkshänderin und Rechtsaußen Stella macht ZeeBee Bauchschmerzen. Andererseits fehlt so ein Jungsmagnet, was die Nächte vielleicht etwas ruhiger machen könnte. :lol: Auf der Hinfahrt sprüht eine hormongepeitschte Tahia, ebenfalls Jungsmagnet, vor Frühlingsgefühlen. Dome und ZeeBee zerbrechen sich den Kopf, wie sie die kleinen Bengels aus dem Klassenzimmer der Mannschaft fernhalten können, ohne das Gesetz oder wahlweise Knochen zu brechen. :D


    Ankunft auf dem Schulgelände, Anmeldung, Mannschaft zusammentrommeln, Klassenraum beziehen. Die Mädchen nehmen ihre Unterkunft in Beschlag und diskutieren ernsthaft, ob man auch auf den Tischen schlafen könnte. ZeeBee und Dome streichen durch die Schule auf der Suche nach einem ruhigen Nachtquartier. Treppenhaus, ein entlegener Winkel, ein freies Klassenzimmer.... ZeeBee entdeckt einen unverschlossenen aber sehr, sehr staubigen Heizungskeller. Der Schlaf von drei Nächten ist gerettet. :D Dome ist noch nicht ganz überzeugt und erwägt den Flur vor dem Klassenzimmer der Mannschaft, ZeeBee ist jedoch begeistert von der Aussicht auf Stille und Dunkelheit. Mittlerweile beginnt das Turnier.


    ZeeBee hat einen vielversprechenden 2001er Kader. Dazu kommt ein Schwung Mädchen aus einer der erfolgreichsten niedersächsischen D-Jugenden hoch. Sechs weitere Neuzugänge, allesamt Auswahlspielerinnen, komplettieren die kleine Talentschmiede. Die Aussichten beim Turnier? Für einen Podiumsplatz ist es noch viel zu früh. Da die Spielerinnen teils 3:2:1 Erfahrung, die frischgebackenen C-Jugendlichen ausschließlich Manndeckungserfahrung haben, weil das eine handvoll Schreibtischtäter so bestimmt hat und die Neuzugänge aus drei verschiedenen Vereinen mit unterschiedlicher Ausbildung stammen, haben Christina und ZeeBee den Masterplan, für die Dauer der laufenden Quali ausschließlich Angriffstraining zu machen. Vierzig Tore pro Spiel werfen, der Gegner kommt schon irgendwann nicht mehr hinterher. :lol:


    Dome und ZeeBee schauen zu, wie der amtierende MeckPomm-Meister eine Mannschaft aus Rostock auseinander nimmt. Dieser Gegner muss es ja nicht gleich früh im Turnier sein. Gegen 20:00 ist es dann soweit, die HSG startet ins Turnier. Die HFF Munkbrarup ist ein erster Gradmesser, ob wir beim Turnier was bestücken können. Aber warum muss die Linkshänderin auf Rückraum Rechts so furchtbar groß sein? 8o Die schenkt den Mädels auch gleich ein paar Tore ein und scheint nicht aufzuhalten zu sein. Der Gegner verschiebt sehr beweglich und schnell zur Ballseite, so dass die Mädels erst einmal keine Lücken finden. Erst nach einigen Anweisungen von der Bank finden die Mädchen ihre Torgelegenheiten. Beide Teams bieten dem Publikum in dreißig Minunten einen fulminanten Angriffshandball, es fallen 52 Tore! 8o Die teilen sich leider nur fast gleichmäßig auf und der Flensburger Trainer wirkt nach dem Spiel sehr erleichtert, die Begegnung mit zwei Toren gewonnen zu haben. Mit dem Veranstalter ist abgesprochen, dass die Mädchen dann blitzschnell und ungeduscht zur Eröffnungsfeier kommen sollen. Also wechseln wir sofort die Halle und stehen eine halbe Stunde lang die Beine in den Bauch. Weniger das Zuschauen der Eröffnungsfeier ist das Anliegen des Organisators, als vielmehr eine Botschafterin für das Bundesland Niedersachsen, die für ihren Verband einläuft. ZeeBee eröffnet erst kurz vor dem Spiel, dass der Mannschaft die Ehre zuteil wird, ein Einlaufmodell zu stellen. Da Jungsschwarm Stella im Ausland weilt, fällt die Wahl auf Lockenkopf und Landesauswahlspielerin Ani, die Niedersachsen sehr ansehnlich vertritt. Die Mannschaft feuert ihre Allrounderin in der Zeremonie an, ZeeBee wurmt immer noch die Auftaktniederlage.


    Aber spätestens als die Mädchen in der Schule die Feststellung treffen, dass die Bengels der schwedischen Mannschaften eine Vorliebe für "Oberkörper frei" haben und fast alle mit einem Sixpack bestückt seien, ist zumindest deren erste Enttäuschung vorüber. Vergeblich versuchen ZeeBee und Dome davon zu überzeugen, dass bei den Hungerhaken ein Sixpack keine Kunst sei. ZeeBee begibt sich unverrichteter Dinge in den Heizungskeller, fegt eine zentimeterdicke Schicht Feinstaub von seinem Schlafplatz, krabbelt glücklich in seinen Schlafsack und dankt dem Veranstalter still für dieses Refugium. :smokin: Dome macht seine Drohung wahr, übernachtet auf dem Gang und entgeht nur knapp einer menage a trois mit zwei betrunkenen Betreuerinnen, die Mitleid für den scheinbar rausgeworfenen Praktikanten haben. :)


    7:00 morgens Wecken. ZeeBee verfügt über diverse Wecktechniken bei Turnieren und macht schon mal die ersten Stimmübungen. Ein leichtes crescendo oder doch gleich der musikalische Vorschlaghammer? "Nessun dorma" oder Iron Maiden? Während ZeeBee noch die Optionen abwägt, dringt eine emsige Geräuschkulisse aus dem Klassenzimmer. ?( Irgendwer hat den Wecker auf 6:00 gestellt und die Weckzeremonie verdorben. :( Dafür ist vorm Frühstück noch Zeit für ein wenig Mädchen-Comedy:


    ZeeBee: "Die Wertsachen bitte mitnehmen, nichts im Zimmer lassen!"
    Spielerin 1: "Soll ich mein Geld mitnehmen?"
    ZeeBee: "Nein, Euer Geld lasst Ihr bitte hier. Das vermehrt sich erfahrungsgemäß, wenn es unbeaufsichtigt zurückgelassen wird."
    Spielerin 1: "O.k."
    Spielerin 2: "Soll ich mein Geld mitnehmen?"
    ZeeBee: "NATÜRLICH SOLLT IHR EUER GELD MITNEHMEN!"
    Spielerin 1 - empört: "Aber Du hast doch gerade gesagt..."
    :wall:


    Spieltag 2, drei Vorrundenspiele. Als erstes steht ZeeBees erstes Länderspiel gegen Schweden auf dem Spielplan: Lugi Lund I. Die anwesenden Eltern trauen ihren Augen kaum. Der Gegner hat auf Rückraum Links und Rechts zwei Amazonen von 1,80 m, die schon sehr, sehr weibliche Züge aufweisen. Ginge es nach den Fans, dürften die Beiden in dieser Altersklasse nicht mitspielen. Ginge es nach ZeeBee, sollten ruhig noch weitere so wohlgeformte Athletinnen auflaufen, wenn sie denn wie siebzehn aussehen. :D Die Schwedinnen hatten ihr Auftaktspiel knapp verloren, die sehr defensive Spielweise würde aber ein wichtiger Faktor für ZeeBees durchschnittlich kleine Mannschaft sein. Während des Spiels muss der HSG Fanclub auch noch erfahren, dass bei Turnieren mit internationaler Besetzung die deutsche Kuschelhandballregel wegfällt, man darf sich also im Neuner einnisten und dem Gegner nur kleinste Durchbruchräume bieten. Spätestens ab da ist es bei der Elternschaft mit Toleranz und Völkerverständigung vorbei. :lol: Wenig Sinn für Völkerverständigung zeigt auch Halbrechte Elea, die dafür sorgt, dass die große Rückraum Linke sich nach fünf Minuten frustriert auswechseln lässt. :smokin: Beide Teams neutralisierten sich ein wenig. Die Schwedinnen mögen keine Gegenspielerin auf ihren Füßen, die HSG kennt keine 6:0 Deckung, die der schwedische Trainer nach 90 Sekunden einschlägt, als er die körperlichen Unterschiede realisiert. Zur Halbzeit in einer torarmen Begegnun steht es Unentschieden.


    "Gegen das Abwehrbollwerk haben wir ja keine Chance!" Ein Handballpapa ist nicht von den liberalen Turnierregeln überzeugt. "Natürlich haben wir die!" ZeeBee ist begeistert von der Möglichkeit unter Wettkampfbedingungen das Positionsspiel gegen eine defensiv-passive Deckung zu testen, wobei die Linkspfote in der rechten Spielfeldecke allerdings schmerzlich vermisst wird. Die Mädchen erarbeiten sich einen kleinen Vorsprung, als das Vater-Tochter-Schierigespann meint, nun aktiv in das Schicksal des Spiels eingreifen zu müssen. Die Schieris zeigen Passives Spiel an, der Rückraum wirft, trifft nur den Pfosten, erobert aber den Abpraller zurück. Der Arm der Schieris scheint eingefroren zu sein und Sekunden später wird Passives Spiel gepfiffen.


    ZeeBee: "Der Ball war am Pfosten... der Ball war am Pfosten... DER BALL WAR AM PFOSTEN... IHR HABT GESEHEN, DASS DER BALL AM PFOSTEN WAR!" :wall:


    Lugi erzielt den Anschlusstreffer. Im nächsten Angriff erhalten ZeeBees Mädchen einen Freiwurf. Statt den Wurf auszuführen, führt Ani so etwas wie einen kleinen Tanz auf der Stelle auf. Der Anlass bleibt ihr Geheimnis. Der Freiwurf ist nicht angepfiffen, wird dann aber sofort als fehlerhaft abgepfiffen, ?( Lugi bekommt den Ball und gleicht aus. Kurz darauf fällt eine seltsame Entscheidung gegen Lugi, das Trainergespann protestiert lautstark und ab dann stehen plötzlich die Schweden und nicht mehr ZeeBee auf der Schwarzen Liste der Unparteiischen. ZeeBees Mädchen führen den nächsten Freiwurf in vollem Sprint aus, das Zuspiel führt zu einem Tor und die gegnerische Bank versteht die Welt nicht mehr, was mehr als nachvollziehbar ist. Mit 12:10 ringt die HSG die Gäste aus Schweden nieder, deren Trainer viel Redebedarf mit dem Schierigespann haben. ?(


    Fortsetzung folgt

    Nick Woltemade (23), Star der deutschen Mannschaft bei der U21 WM. :lol: Können sich nur Fußballer ausdenken.

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