Da ja hier ständig irgendwelche Interviews gepostet werden (vielleicht kann ja en Mod die Serie mal zusammenfügen ), poste ich auch mal eins, dass der Kölner Stadtanzeiger mit dem Isländer Gudjon Valur Sigurdsson geführt hat.
ZitatAlles anzeigenOriginal von ksta.de:
„Wir haben doch noch gar nichts erreicht“
Vor dem Schlagerspiel am Samstag (15 Uhr) in der Kölnarena gegen den TBV Lemgo sprach Christoph Pluschke mit dem isländischen Nationalspieler und neuen Publikumsliebling.
KÖLNER STADT-ANZEIGER: Wie fühlt man sich denn so als Superstar?
GUDJON VALUR SIGURDSSON: Keine Ahnung. Da müssen Sie mal einen fragen.
Womöglich sitzt ja einer vor mir?
SIGURDSSON: Glaub ich nicht.
Nun ja, die Experten rühmen Sie als absoluten Weltklassespieler, die Medien feiern Sie, die Gummersbacher Fans liegen Ihnen schon nach wenigen Wochen zu Füßen . . .
SIGURDSSON: Ist das so? Na gut, so was freut einen, obwohl ich das gar nicht so mitbekomme. Aber glauben Sie mir: Ich bin ein ganz normaler Mensch und ein ganz normaler Handballer, der nur seinen Job macht und sich dabei anstrengt. Ich versuche immer, meine Leistung zu bringen. Das ist alles.
Und die ganzen Lobeshymnen, die auf Sie angestimmt werden . . .
SIGURDSSON: Ach wissen Sie, so was kann sich ganz schnell auch wieder ändern. Wenn's gut läuft, kommen die Leute und klopfen uns auf die Schulter. Und wenn's schlecht läuft, kommt kein Mensch oder nur solche, die uns sagen, was für Arschlöcher wir sind oder was für 'ne Scheiße wir spielen. So was macht man als Profisportler auch mit. Ist mir auch schon passiert.
Klubchef Hans-Peter Krämer schwärmt: Dieser Sigurdsson ist genau der Spielertyp, der dem VfL in der Vergangenheit gefehlt hat. Und er meint damit die Qualitäten, die über das reine Rennen und Torewerfen hinausgehen . . .
SIGURDSSON: Ich bin wirklich nichts Besonderes. Und ohne die Mannschaft bin ich gar nichts. Wir versuchen einander zu helfen, wo es geht. Aber als einzelner Spieler kannst du im Handball nichts erreichen, das geht immer nur zusammen mit den anderen.
Es muss aber auch Führungspersönlichkeiten geben, Spieler mit ganz besonderem Charakter, die die anderen mitreißen können.
SIGURDSSON: Aber die hat's beim VfL doch auch schon vor mir gegeben. Zouzou Houlet zum Beispiel ist so ein absoluter Leader, der Kopf der Mannschaft, ein genialer Handballer; oder Frank von Behren, der mit 23 schon Kapitän der deutschen Nationalmannschaft war, oder Steinar Ege, der fast 200 Länderspiele für Norwegen gemacht hat und Meister mit Kiel geworden ist; oder Yoon, oder Fog - nein, an Führungsspielern fehlte und fehlt es hier bestimmt nicht. Außerdem kann das sowieso keiner alleine sein.
Krämer hat Sie als „echten Krieger“ bezeichnet, den man braucht. Eine Zeitung hat unlängst geschrieben, mit Ihnen sei ein neuer Geist in die Gummersbacher Mannschaft gekommen, und das Motto „Nordic Winning“ dafür erfunden.
SIGURDSSON: Damit kann ich eigentlich nicht viel anfangen. Vielleicht geht es darum: Wenn du dich als Isländer in einer Spitzenmannschaft der Handball-Bundesliga durchsetzen willst, dann brauchst du natürlich eine gewisse Härte und viel Kampfgeist. Ich versuche eben, die Zeit hier zu genießen und möglichst alle Spiele zu gewinnen. Was dann die Zeitungen darüber schreiben, dafür kann ich nichts.
Ist dieser Kampfgeist denn typisch für die nordische Mentalität?
SIGURDSSON: Glaub' ich nicht, zumal der Unterschied zwischen Island und Deutschland sowieso nicht so groß ist. Bei uns ist es vielleicht etwas kälter und windiger, das war's schon. Aber es geht doch darum: Wir habe eine gute Mannschaft, wir wollen alle nach oben, egal ob Isländer, Deutscher, Franzose oder Koreaner, da spielt die unterschiedliche Mentalität keine Rolle - jedenfalls nicht auf dem Platz. Ob der eine jetzt aus Alaska und der andere aus Kanada oder sonst woher kommt, ist doch scheißegal. Hauptsache, du funktionierst als Mannschaft.
Welche Rolle spielt Trainer Velimir Kljaic in dem ganzen Gebilde? Ist er wirklich dieser harte Hund, wie man immer wieder hört?
SIGURDSSON: Er spielt natürlich eine wichtige Rolle. Man kann doch als Verein Spieler holen ohne Ende, aber es muss ein Trainer da sein, der alles zusammenfügt und für die Einstellung sorgt. Velko motiviert uns, aber er holt uns nach Siegen auch schnell wieder auf den Boden zurück. Das dauert höchstens fünf bis zehn Minuten nach Spielende, dann hat er uns wieder unten. Das Training ist hart, danach bist du komplett nass, aber es macht auch Spaß. Wenn ihm was nicht gefallen hat, kann er schon ein verdammt harter Hund sein, aber wenn er zufrieden ist oder wenn wir mal besonders gut gespielt haben, dann lässt er uns im Training ein paar Minuten Fußball spielen - als Belohnung.
Was kann man denn vom VfL Gummersbach in dieser Saison erwarten? Die Fans sind euphorisch und träumen schon wieder von großen Gummersbacher Erfolgen.
SIGURDSSON: Wir sind gut gestartet. 10:0 Punkte sind schon okay, aber in Wirklichkeit haben wir doch noch gar nichts erreicht und noch 29 Bundesligaspiele plus einige Pokal- und Europacupspiele vor uns. Aber wenn wir weiter hart arbeiten, traue ich uns einiges zu.
Was denn?
SIGURDSSON (grinsend): Mehr möchte ich dazu heute offiziell nicht sagen.
Allerdings hat es der Spielplan bis jetzt auch ganz gut mit dem VfL gemeint . . .
SIGURDSSON: Das stimmt. Bis auf das Spiel in Göppingen hatten wir es nur mit Mannschaften zu tun, gegen die Siege einfach Pflicht sind, wenn du oben mitspielen willst. Und zu Hause solltest du am besten überhaupt keine Punkte abgeben. Aber jetzt gegen Lemgo, das wird eine echte Herausforderung, eine Bewährungsprobe. Wenn wir die bestehen, sieht es ganz gut aus.