Immobilienskandal

  • Frage an die Experten ob ich das mit meinem Steuer-Halbwissen richtig verstanden habe:
    die Spieler haben einen hohes jährliches Einkommen. Dieses Einkommen stecken sie in Immobilien, die dann vermietet werden. Damit können Sie den Kredit, den sie aufnehmen um die Wohnungen zu finanzieren bei der Einkunftsart "Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung" als Werbungskosten absetzen. Da das am Anfang ein Verlustgeschäft ist, mindert sich das gesamte zu versteuernde Einkommen (Einkommen aus nichtselbsständiger Beschäftigung minus Verluste aus Mieteinkünften). Wenn alles so läuft wie sie sich das vorstellen dann fangen irgendwann, wenn die Kredite abbezahlt und die Profikarriere vorbei ist, an, die Gewinne aus dem Mietgeschäft zu sprudeln.
    Somit werden die hohen Einnahmen aus den wenigen Profijahren auf längere Zeit verteilt und man fällt man in eine niedrigere Steuerkategorie, weil die jährlichen Einnahmen niedriger sind.
    Wenn sie von dem Geld einfach Aktien oder sonstige Geldanlagen kaufen würden, dann fiele der Steuerspareffekt weg, da man Aktien natürlich nicht als Werbungskosten absetzen kann.


    Kommt das so ungefähr hin?

    Einmal editiert, zuletzt von Copa51 ()

  • Zitat

    Original von Copa51
    Frage an die Experten ob ich das mit meinem Steuer-Halbwissen richtig verstanden habe:
    die Spieler haben einen hohes jährliches Einkommen. Dieses Einkommen stecken sie in Immobilien, die dann vermietet werden. Damit können Sie den Kredit, den sie aufnehmen um die Wohnungen zu finanzieren bei der Einkunftsart "Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung" als Werbungskosten absetzen. Da das am Anfang ein Verlustgeschäft ist, mindert sich das gesamte zu versteuernde Einkommen (Einkommen aus nichtselbsständiger Beschäftigung minus Verluste aus Mieteinkünften). Wenn alles so läuft wie sie sich das vorstellen dann fangen irgendwann, wenn die Kredite abbezahlt und die Profikarriere vorbei ist, an, die Gewinne aus dem Mietgeschäft zu sprudeln.
    Somit werden die hohen Einnahmen aus den wenigen Profijahren auf längere Zeit verteilt und man fällt man in eine niedrigere Steuerkategorie, weil die jährlichen Einnahmen niedriger sind.
    Wenn sie von dem Geld einfach Aktien oder sonstige Geldanlagen kaufen würden, dann fiele der Steuerspareffekt weg, da man Aktien natürlich nicht als Werbungskosten absetzen kann.


    Kommt das so ungefähr hin?


    Korrekt - seh ich auch so. Die Werbungskosten (am Anfang v.a durch Schuldzins und Afa) dürfen von den Mieteinnahmen abgezogen werden und mindern so die Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung. Das ergibt v. a. in den ersten Jahren einen Verlust, der von den übrigen positiven Einkünften abgezogen werden darf und somit zur Steuerersparnis führt. Auszahlen soll sich das dann nach der Profikarriere, wenn Werbungskosten geringer geworden sind und am Ende ein positiver Saldo steht.
    Bei Einkünften aus Kapitalvermögen dürfen Werbungskosten nicht berücksichtigt werden und für Privatpersonen gibts nur einen Steuerpauschbetrag von 801 EUR. Sprich, das Ganze eignet sich nicht dazu, Einkünfte zu senken und Steuern zu sparen.


    Soweit jedenfalls der Plan... ;)

  • Zitat

    ...Bei Einkünften aus Kapitalvermögen dürfen Werbungskosten nicht berücksichtigt werden und für Privatpersonen gibts nur einen Steuerpauschbetrag von 801 EUR. ...


    Bis dahin war es ja okay, aber das ist nicht gans so richtig. Werbungskosten dürfen bei Kapitaleinkünften auch geltend gemacht werden und der Pauschbetrag ist nur eine Kannregelung. Wenn Du mehr Werbungskosten hast, darfst Du sie gerne geltend machen. Ist allerhöchstens ne Frage ob man genügend über der Grenze ist und ob es einen etwas bringt, zusätzliche Werbungskosten in dem Bereich zu generieren, wenn die Einnahmen sich nicht verändern.


    Auszahlen tut sich auch ein Vermietungsobjekt bedingt sofort, weil man eben direkt Werbungskosten (AfA) generiert, die man bei Aktien nicht hätte. Die Geldeinnahmen wären bei gleich gerechneter Verzinsung vor Steuern eben gleich und somit liegt der Vorteil auf der Hand?


    Ist nochmal ne Frage, ob alle wissen, was Werbungskosten sind.

  • Was ich aber nicht verstehe ist das, was letztes Jahr in den Medien stand. Demnach soll die Lage der gekauften Wohnungen nicht unbedingt vorteilhaft gewesen sein. Wenn dann natürlich die Mieteinnahmen ausbleiben oder die Miete nicht so hoch angesetzt werden kann wie gewollt, dann kann man ja automatisch auch seinen Kredit nicht in der geforderten Höhe abbezahlen. Oder sehe ich das falsch?


    Und vor allen Dingen, wer gibt einem Handballprofi, der zugegeben über einen relative kurzen Zeitraum sehr gut verdient, eine Kredit in Höhe von fast 2,5 Mio Euro? Wenn man das Beispiel Logi Geirsson nimmt, der ja bekanntlich schon öfter und auch längere Zeit verletzt war, nimmt das ganze schon kuriose Züge an. Oder hat er die 20 Wohnungen alle zu seiner Anfangszeit in Lemgo gekauft?!? Kann ich mir nicht recht vorstellen. Jetzt musste er den Verein wechseln, verdient weniger und ist somit finanziell ruiniert, weil er nicht mehr zahlen kann. Das hätte doch auch den Banken kommen müssen, dass die so ein Risiko dabei außer Acht lassen ist schon seltsam.


    In Flensburg gab es doch auch deswegen Probleme bei den Gehaltskürzungen, hieß es zumindest, oder irre ich da? So was kann doch immer mal vorkommen. Aber genug geschrieben, ich versteh es nicht, auch nicht aus Sicht der Kreditinstitute. Vielleicht erfährt man ja in nächster Zeit ein bisschen mehr darüber.

  • Zitat

    Original von Katsche85
    Das hätte doch auch den Banken kommen müssen, dass die so ein Risiko dabei außer Acht lassen ist schon seltsam.


    Gar nicht seltsam, lies mal nach, wie es zur Finanzkrise gekommen ist ...

    Jag går och fiskar

    och tar en tyst minut

    • Offizieller Beitrag

    Den Artikel gibt es noch ausführlicher und detaillierter (ab Montag) im Print oder schon jetzt als (kostenpflichtiges) PDF bei Spiegel-Online. Aus urheberrechtlichen Gründen kann ich ihn hier nicht einstellen.


    Demnach ist Geirsson bislang der einzige Spieler, der im Zusammenhang mit der Immobiliengeschichte seinen Namen genannt haben möchte. Der Rest schämt sich angeblich.


    Die finanzierenden Banken sind jedenfalls auch im Fokus. Zumindest der Geirsson-Anwalt geht offenbar auch gegen die Finzierer vor.


    Katsche85: Geirsson kaufte laut Print-Artikel die Wohnungen zwischen dem 01.11.06 und dem 18.05.09. Inzwischen habe die Sparkasse Paderborn drei von Scholz an Geirsson vermittelte Wohnungen verkauft. Zwar mit Verlust, sodass sich Geirssons Schulden "nur" noch auf "gut zwei Millionen" belaufen.


    Interessant am Artikel ist, dass sich alle als Opfer sehen. Geirsson, Holpert und auch Scholz...


    Die juristische Kern-Frage in dem gesamten Komplex dürfte sein: "Wo endet die Eigenverantwortlichkeit?"

  • Zitat

    Original von UlfN


    Bis dahin war es ja okay, aber das ist nicht gans so richtig. Werbungskosten dürfen bei Kapitaleinkünften auch geltend gemacht werden und der Pauschbetrag ist nur eine Kannregelung. Wenn Du mehr Werbungskosten hast, darfst Du sie gerne geltend machen. Ist allerhöchstens ne Frage ob man genügend über der Grenze ist und ob es einen etwas bringt, zusätzliche Werbungskosten in dem Bereich zu generieren, wenn die Einnahmen sich nicht verändern. [...]


    War meines Wissens früher so. Seit 2009 mit Einführung der Abgeltungssteuer sind Werbungskosten in ihrer tatsächlichen Höhe allerdings nicht mehr abzugsfähig und es bleibt nur noch der allgemein gültige Pauschbetrag. Für Personen mit relativ hohen Einkünften aus Kapitalvermögen natürlich eher nachteilig.

  • Hat man schon flüstern hören, wer bei der HSG mit drin hängt?

    Grün-Weiß statt Braun-Rot(h)

  • Zitat

    Original von Lothar Frohwein
    ...
    Demnach ist Geirsson bislang der einzige Spieler, der im Zusammenhang mit der Immobiliengeschichte seinen Namen genannt haben möchte. Der Rest schämt sich angeblich.
    ...


    Der Berliner Tagesspiegel nennt weitere Namen:
    " ... Unter ihnen sind die Nationalspieler Sven-Sören Christophersen, Petr Stochl, Konrad Wilczynski (alle Füchse Berlin) und Lasse Boesen (Flensburg).


    Diese vier und Geirsson haben Scholz im Herbst 2009 einen Freibrief ausgestellt, nachdem diesem in einigen Zeitungen vorgeworfen worden war, er habe seine Kunden geschädigt. Sie unterschrieben, von Scholz stets „bestens beraten“ worden zu sein."

    "Nichts ist gefährlicher als die Weltanschauung von Menschen, die die Welt nie angeschaut haben"

    Alexander v. Humboldt


    »Die schärfsten Kritiker der Elche

    waren früher selber welche« F.W. Bernstein

    Einmal editiert, zuletzt von Wombat ()

  • Lothar Frohwein: Danke. Werde mir dann wohl mal den Spiegel kaufen. Mir ist ja klar, dass die Banken auf so was anspringen, sie verdienen ja erst einmal Geld damit. Aber sie sind doch auch daran interessiert dieses wiederzubekommen. Jetzt bin ich mir nicht sicher ab wann Geirsson öfter mal verletzt war. Aber zumindest bei den letzten von ihm gekauften Wohnungen hätte die Bank reagieren müssen, da war es ja schon absehbar, dass er evtl. nicht in Deutschland bleiben könnte, und damit auch weniger Geld verdienen würde und somit auch nicht zahlen kann.


    Was mich stutzig macht ist, dass vorallem junge Spieler involviert sind deren Muttersprache nicht deutsch ist, die den Leuten vertraut haben, mit denen sie diese Geschäfte getätigt haben.


    Und Fynn Holpert ist für mich kein Opfer, er hätte es besser wissen können und müssen, wenn er schon den Spielern zu solchen Geschäften rät, wie es letztes Jahr in den Medien stand.


    kuestentanne: Ja ich weiss, wie es zur Finanzkrise gekommen ist, aber so was will ich einfach nicht verstehen :(

  • Zitat

    Original von UlfN
    Bis dahin war es ja okay, aber das ist nicht gans so richtig. Werbungskosten dürfen bei Kapitaleinkünften auch geltend gemacht werden und der Pauschbetrag ist nur eine Kannregelung. Wenn Du mehr Werbungskosten hast, darfst Du sie gerne geltend machen. Ist allerhöchstens ne Frage ob man genügend über der Grenze ist und ob es einen etwas bringt, zusätzliche Werbungskosten in dem Bereich zu generieren, wenn die Einnahmen sich nicht verändern.


    Wie OpenSky ja schon geschrieben hat, seit der Einführung der Kapitalertragssteuer ist die Pauschregel die einzig gültige. Und selbst wenn man Werbungskosten absetzen könnte - Kapitaleinkünfte werden nicht mit den anderen Einkunftsarten verrechnet sondern über die KEst besteuert. Man könnte also Verluste aus Kapitaleinkünften gar nicht mit Verlusten aus nichtselbstständiger Arbeit verrechnen.

    Zitat


    Ist nochmal ne Frage, ob alle wissen, was Werbungskosten sind.


    Ein steuerrechtlicher Begriff für "Ausgaben, die man gemacht hat um die Einnahmen zu generieren". Im Volksmund: "absetzen". ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Copa51 ()

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Katsche85
    Was mich stutzig macht ist, dass vorallem junge Spieler involviert sind deren Muttersprache nicht deutsch ist, die den Leuten vertraut haben, mit denen sie diese Geschäfte getätigt haben.


    Ich denke mal, dass das Modell auch für Muttersprachler (ohne fachspezifischen Hintergrund) schwer bis gar nicht bis ins letzte Detail zu durchschauen war.

  • Zitat

    Original von Lothar Frohwein
    Zwar mit Verlust, sodass sich Geirssons Schulden "nur" noch auf "gut zwei Millionen" belaufen.


    Nur um mal das Ausmaß der Blindheit zu beziffern...


    Was verdient so ein Spieler von seinem Kaliber, 100, 120, 140k netto? Doch wohl bestenfalls.
    Bei einer Karriere von vorsichtig geschätzten 8-10 Jahren auf diesem Niveau und einem sparsamen Lebenswandel ist das nicht mal ein prognostiziertes siebenstelligen Anlagekapital was da zusammenkommt.


    Und das bei gut 2.5 Mio Ausgaben für 20 Wohnungen der Kategorie a120k€. Was bringen die so durchschnittlich an Miete ein? 160k€/Jahr? Abzüglich Steuern (okay, so lange er gut verdient passts), Abtragung und sonstigen Ausgaben bleibt da die nächsten Jahrzehnte nicht viel bei über, geschweige denn wird irgendwann mal verdient.


    Bei einem Fußballer der durch solch ein Risiko mal eine, vielleicht zwei Saisons für lau spielt, okay dumm gelaufen, aber in Handballerkreisen sind das doch ganz andere Summen.

  • Und was lernen wir daraus?
    Sparbuch bis 2%
    Zu wenig für die meisten Spitzensportler
    also geht man zu seinem "Bankberater" und der verspicht einem
    5-6% von irgendetwas oder man geht zu einem Anlageberater
    der verspricht einem,im Himmel ist Jahrmarkt oder Renditen die
    sogar einem Studentem auffallen dürfte


    Irgendwo tun mir die "Jungs" ja leid aber man kann doch nicht ernsthaft glauben das man durch Miteinnahmen reich wird


    Ich hoffe mal das durch diese Geschichte einige auf den Boden der
    Tatsachen angekommen sind


    Leider wird man dem Verusracher nichts anhaben können


    MfG

  • Zitat

    Was bringen die so durchschnittlich an Miete ein?


    Vielleicht ging es gar nicht so sehr um die Mieteinnahmen...
    Vielleicht waren es Immobilien am Stadtrand - und es wurde vorgerechnet, dass diese eine enorme Wertsteigerung erfahren, wenn sich die Stadt weiter ausdehnt - und diese Gebäude dann zentraler liegen... [Blockierte Grafik: http://www.fuechsepower-berlin.de/wbb3/wcf/images/smilies/keineahnung.gif]

  • Es ist noch einfacher: Die "Anlageberater" präsentieren dem Interessenten die Gleichung (Mieteinnahme = Kreditzinsen + Tilgung). Auf diese Weise kann man ohne Eigenkapital nach 10 (15 oder 20) Jahren Immobilieneigentümer werden und hat danach eine Alterssicherung durch Mieteinnahmen. Da der "Anlageberater" Vollservice bietet, liefert er die Finanzierung gleich mit. Und wenn ich die Steuerfachleute weiter oben richtig verstanden habe, entstehen durch die Abschreibung der Immobilie steuerliche Verluste, durch die zusätzlich Steuern gespart werden.


    Also kurz gefasst: Zahlungseingang = Zahlungsausgang und dazu gibt es eine "Steuerersparnis". Das klingt offensichtlich so gut, dass sich immer wieder Leute auf so etwas einlassen.


    Wenn die Immobilie während der ganzen Kreditlaufzeit vermietet ist bzw. bleibt und keine hohen Sonderumlagen für Reparaturen anfallen, funktioniert das Ganze auch. Aber NUR dann. :/:


    Gruß Flevo

    Es kann passieren, was will: Es gibt immer einen, der es kommen sah. (Fernandel)

    Einmal editiert, zuletzt von Flevo ()