Ich glaube, dass Frau Enke richtig gehandelt hat. Zwar war ich zunächst ob der unverzüglich hergestellten (bzw. bedienten) Öffentlichkeit auch irritiert. Als ich aber Christoph Daums Äußerungen (zitiert z.B. auf sport1.de) gelesen habe, musste ich meine Meinung revidieren. Kaum ist Robert Enke tot, kriechen - Entschuldigung - die Ratten aus allen Löchern, um sich ihr Stück Publicity abzuholen. Daum ist sicher nicht der einzige, der sich nun als eingeweiht darstellt (was ja sogar stimmen mag) und zugleich mit nebulösen Andeutungen die Spekulationen anheizt (was ich zum Kotzen finde).
Mit ihrer schonungslosen Offenheit bestimmt zumindest momentan Frau Enke (stellvertretend für Enkes Familie und Freundeskreis) die öffentliche Diskussion, nimmt den Daums dieser Welt den Wind aus den Segeln und hilft so, die Würde ihres toten Mannes zu bewahren. Bei dürrer Faktenlage wäre das doch ganz anders. Niemand weiß, wie lange das anhält, aber im Moment finde ich die Reaktionen in den Medien wie im Internet (selbst vor Ort war ich nicht) doch geprägt von Trauer, großer Anteilnahme und ehrlicher Betroffenheit.
Es ist illusorisch zu glauben, dass nun ernsthaft an den Grundfesten des Leistungssports gerüttelt wird. Aber wenn der Tod von Robert Enke dazu führt, dass anderen Sportlern in der selben Lage mehr Verständnis (z.B. auch von gegenerischen Fans) entgegengebracht wird, dann hätte sich schon viel bewegt. Und Teresa Enke hätte dazu einen gewaltigen Beitrag geleistet.

Robert Enke ist tot
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Anbei ein guter Bericht auf [URL=http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,661239,00.html]Spiegel Online[/URL].
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Ich finde das alles immer noch so irreal! Auf der einen Seite versuchen gerade die Medien, sich pietätvoll zu verhalten, auf der anderen Seite findet man immer wieder Fotos durch irgendwelche Büsche versteckt aufgenommen von Frau Enke.
So ein Tod macht einfach keinen Sinn. Ich bin sicher, dass gerade Robert Enke, wenn er den Weg zur stationären Behandlung gewählt hätte, nicht weniger Respekt bekommen hätte als er nun durch seinen furchtbaren Selbstmord bekommt. Er war ein Sportler, dem man einfach sympathisch fand, wo selbst gegnerische Fans immer den nötigen Respekt zeigten.
Ob er durch seinen Tod nun dafür indirekt sorgt, dass Tabus im Fußball gebrochen werden, weiss ich nicht. Selbst wenn dem so wäre, wäre dafür der Preis eindeutig zu hoch.
Robert Enke - Du wirst allen Fußball-Fans fehlen!
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Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert. Ein Spruch von Albert Einstein an den ich mich bei der Trauerfeier erinnerte.
Zunächst hatte ich eigentlich die Trauerfeier mit zig Fernsehsendern als etwas übertrieben und schamlos empfundene. Die Rede von Zwanziger war aber vom aller Feinsten und vielleicht öffnet sie uns doch ein bisschen die Augen, wie überrannt sich der eine oder andere in unserer heutigen Zeit fühlt.
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Zitat
Original von Meikel
Ich bin sicher, dass gerade Robert Enke, wenn er den Weg zur stationären Behandlung gewählt hätte, nicht weniger Respekt bekommen hätte als er nun durch seinen furchtbaren Selbstmord bekommt.ZitatOriginal von Meikel
Ob er durch seinen Tod nun dafür indirekt sorgt, dass Tabus im Fußball gebrochen werden, weiss ich nicht. Selbst wenn dem so wäre, wäre dafür der Preis eindeutig zu hoch.Meinst du, er hat diesen Weg absichtlich gewählt?
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Zitat
Original von Einstein
Zunächst hatte ich eigentlich die Trauerfeier mit zig Fernsehsendern als etwas übertrieben und schamlos empfundene. Die Rede von Zwanziger war aber vom aller Feinsten und vielleicht öffnet sie uns doch ein bisschen die Augen, wie überrannt sich der eine oder andere in unserer heutigen Zeit fühlt.
Mir hat bei der Trauerfeier überhaupt nicht gefallen, dass die Kameras ständig auf Teresa Enke und andere Angehörige und Promis gezoomt haben in der Hoffnung, möglichst viele Emotionen festhalten zu können. Diese Geilheit der Medien nach der Sensation, selbst bei einem solchen Ereignis, geht mir mittlerweile absolut gegen den Strich.Ansonsten fand ich die Trauerfeier sehr würdig und angemessen. Fast durchweg gute Reden, passende Musik. Und mit den Sargträgern ein sehr bewegendes Schlussbild.
Mal schauen, wann unsere schnelllebige Gesellschaft das Ganze wieder vergessen hat und wie lange es dauert, bis es wieder "back to normal" heißt. Ich fürchte, das geht schneller als man denkt.
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Das Problem ist doch, selbst wenn einige Vereine zum Besseren wandeln, so wird es doch immer noch einige skrupellose Vereine geben, denen Profitgier über alles geht. Das ist leider unsere heutige Gesellschaft.
Ich finde es grausam, wie die Skrupellosigkeit dieser gesamten Maschinerie Sport jeden Einzelnen fest im Griff hat. Zu fest für meine Augen.
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Sehr feinfuehliges Publikum gestern, erst Robert Enke gedenken und dann Gomez bei seiner Einwechslung auspfeifen.
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Habe daraufhin
sofort (wieder) umgeschaltet.
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Genau das habe ich mir auch gedacht! Unabhängig von dem Spiel gestern und den Ereignissen zuvor geht es mir in den Kopf nicht rein, wie diese Dumpfbacken einen Nationalspieler auspfeifen. Und wenn man noch die persönliche Note berücksichtigt, dann verstehe ich es noch weniger.
Mario Gomez ist nämlich auch noch ein Klassetyp.
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Und jetzt stelle man sich nur vor, Robert Enke hätte sich vor einigen Wochen geoutet. Und weiterhin stelle man sich vor, ein Spieler gesteht öffentlich seine Homosexualität ein. Wie diese Dumpfbacken im Stadion wohl reagiert hätten bzw. reagieren würden? Traurig.
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Ihr prangert hier nicht ernsthaft ungebührliches Verhalten von Fußballfans an, oder? Ihr müsstet Eure Ansprüche schon etwas anpassen.