Frage zur Spielfortsetzung bei Ermahnung an Torwart

  • Hallo zusammen,


    habe letzte Woche bei einem Spiel folgende Situation gesehen:


    Kempatrick-Versuch durch Mannschaft A. Torwart B hält (der Ball prallt von ihm ab) und seine Mannschaft fängt den Ball und fängt an, nach vorne zu spielen. Der etwas übermotivierte Torwart stellt sich vor den gegnerischen Spieler, der den Kempatrick versucht hat und schreit ihn an ("JAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA") .
    Mannschaft B ist kurz vor der Mittellinie in Ballbesitz, als die Schiedsrichter das Spiel unterbrechen (Zeit wird angehalten!) und den Torwart wegen des Anschreiens ermahnen.


    Zwei Fragen:


    1. Wie hätte die Spielfortsetzung sein müssen?


    2. Ändert sich daran etwas, wenn das Spiel für die Ermahnung zwar unterbrochen, aber die Zeit nicht angehalten wird?


    :hi:

  • Hört sich nach einem unsportlichen Verhalten nach 8:7 an. Also eigentlich eine Progression. Aber da er hier ermahnt wurde, müsste es eigentlich mit Freiwurf gegen ihn weiter gehen. War das Spiel schon unterbrochen, wird es mit der Entscheidung fortgesetzt, die die Unterbrechung verursacht hat.

  • M. Meinung nach gibt es den Begriff " Ermahnung" in den Regeln nicht, also kann es keinen Freiwurf geben.Wenn man das Spiel unterbricht, sollte man schon die Progression nutzen, ansonsten sollte man Spieler nur während einer Spielunterbrechung ermahnen.

  • Ist schlicht und einfach unclever gelöst! Der Torwart kann auch später ermahnt werden!
    Wenn er mit Time-out ermahnt wird, dann klar FW für die abwehrende Mannschaft!

    Die entscheidende Frage muss lauten: Wer kann mit den zur Verfügung stehenden Mitteln sportlich das meiste erreichen? Und nicht, wer kann am besten bescheißen.
    (Frank Lorenzet)

  • egal ob mit oder ohne Time-Out: wenn das Spiel bei Ballbesitz seiner Mannschaft unterbrochen wird, um den Torwart zu ermahnen, hat er ja regeltechnisch einen Fehler begangen. Entsprechend geht es mit Freiwurf für den Gegner weiter (ist ja auch bei einer Ermahnung des Trainers aus dem laufenden Spiel heraus bei Ballbesitz der eigenen Mannschaft so...).

  • Danke! Bin der gleichen Meinung (Ballbesitzwechsel), war mir aber nicht sicher. Gibt es da nicht mal irgendeine Regelfrage, DHB-Erläuterung oder so zu, damit man da mal was auf der Hand hat? Das glauben nämlich die allerwenigsten ( die meisten sagen, nur ab Verwarnung).

  • Der Begriff Ermahnung ist in den Regeln nicht definiert. Er ist nicht mit den Schiedsrichtern verknüpft und auch nicht an eine Regelwidrigkeit gebunden.


    Wenn die Schiedsrichter aber das Anschreien als regelwidrig bewertet hätten, hätten sie es dann bei einer Ermahnung belassen können? Als Regelwidrigkeiten kommen in Frage:
    Gesundheitsgefährdung, Bedrohung oder Unsportlichkeit.


    Jeder dieser Tatbestände müsste eine Strafe nach sich ziehen.


    Es wurde keine Strafe verhängt. Also gab es wohl keine Regelwidrigkeit.
    Dann sollte man das Spiel aber auch nicht unterbrechen.


    Der Pfiff war mMn überflüssig, der Spielzeitstopp auch.


    Spielfortsetzung mit Freiwurf für die ballbesitzende Mannschaft.

  • Muss man einen TW der schlichtweg nur JAAAAA schreit, auch wenn er dabei den Gegenspieler anschreit, wirklich bestrafen?
    Ich hätte da einfach weiterlaufen lassen, für mich gehört das zur normalen Emotion des Sports

  • Muss man einen TW der schlichtweg nur JAAAAA schreit, auch wenn er dabei den Gegenspieler anschreit, wirklich bestrafen?
    Ich hätte da einfach weiterlaufen lassen, für mich gehört das zur normalen Emotion des Sports


    Tut mir leid, das ist keine "normale" Emotion, sondern ziemlich krank, und aus meiner Sicht ein unsportliches Verhalten.


    Wenn sie normal wäre, hätten wir pro Spiel 80-100 Situationen, bei denen sich Torhüter und Feldspieler in dieser Form anschreien - je nachdem, wer erfolgreich war.
    Das ist Gott sei Dank nicht so und wird hoffentlich auch so bleiben

    Irgendwann ist auch mal Schluss!!!

  • smile, wahrscheinlich hängt es davon ab ob der Torwart nur "jaa" ruft oder eben "jaaaaaaaaaaaaaaaaa" :D .....nein, im ernst, die unsportlichkeit hat der schiri wohl nicht in dem jubel an sich gesehen, sondern darin, dass er sich "provozierend" vor den gegenspieler stellte...da ist eine "ermahnung" dann allerdings irgendwie weder fisch noch fleisch...wenn der schiri konsequent ist muss er das mit gelber karte oder gar 2 Minuten ahnden...gab einmal eine ähnliche situation im relegationsspiel leutershausen gegen saarlouis 2011...der leutershausener spieler Conrad warf ein Tor bei harter bedrängnis durch einen gegenspieler, nach seiner ansicht wohl ein foul...er reagierte damit dass er nach dem torerfolg beim zurücklaufen dem gegenspieler die geballte faust als "jubelgeste" zeigte...das gab dann 2 Minuten :)


  • Tut mir leid, das ist keine "normale" Emotion, sondern ziemlich krank, und aus meiner Sicht ein unsportliches Verhalten.


    Wenn sie normal wäre, hätten wir pro Spiel 80-100 Situationen, bei denen sich Torhüter und Feldspieler in dieser Form anschreien - je nachdem, wer erfolgreich war.
    Das ist Gott sei Dank nicht so und wird hoffentlich auch so bleiben


    Für mich sind das Emotionen von denen unser Sport lebt! Klar, das ist manchmal ein schmaler Grat. Aber da muss man auch Gefühl für die Situation haben. Ich bleib dabei. Sowas in nem "ganz normalen" Spiel bei dem es bisher keine Auffälligkeiten oder Scharmützel gab ist für mich niemals ne Strafe wert.

  • du hast da prinzipiell völlig recht.....ist halt auch wieder das berühmte "fingerspitzengefühl" des schiedsrichter...ein souveräner leiter kommt ohne solche dinge aus, zumal die reine "ermahnung" ohne weitere sanktionen dann auch kaum sinn macht....rein regeltechnisch ist das aber halt in ordnung.....

  • Es ging mir gar nicht so sehr um eine Bewertung der Ermahnung ansich (denke, das liegt wirklich im Ermessensspielraum der Schiedsrichter), sondern wirklich um die Spielfortsetzung.


    Denn sie haben nun mal das Spiel für die Ermahnung angehalten und wenn das Spiel dann falsch fortgesetzt wird, ist das m.E. ein Regelverstoß und damit auch ein Einspruchsgrund.


    Also wie ich das sehe, sagt die Mehrheit Ballbesitzwechsel, oder?
    Hätte ich auch gesagt.


    Aber ich erhoffe mir irgendwas Schwarz auf Weiß.
    Eine IHF-Regelfrage, eine Erläuterung, Regelklarstellung, irgendetwas in die Richtung.


    Finde da irgendwie nichts.

  • "...Aber da er hier ermahnt wurde, müsste es eigentlich mit Freiwurf gegen ihn weiter gehen." (Funkruf)


    "Wenn er mit Time-out ermahnt wird, dann klar FW für die abwehrende Mannschaft!" (Perkele)


    "egal ob mit oder ohne Time-Out: wenn das Spiel bei Ballbesitz seiner Mannschaft unterbrochen wird, um den Torwart zu ermahnen, hat er ja regeltechnisch einen Fehler begangen." (goalie)


    Dafür hätte ich nun gerne einen Beleg, am besten direkt aus den Regeln.
    Der Rest interessiert mich erst mal nicht.


    "M. Meinung nach gibt es den Begriff " Ermahnung" in den Regeln nicht, also kann es keinen Freiwurf geben." (b738)


    Irgendwie muss das Spiel doch fortgesetzt werden, und wenn das Spiel nicht wegen regelwidriger Verhinderung einer klaren Torchance unterbrochen wurde, gibt es nur den Freiwurf. Wenn du den Freiwurf gegen den Torwart meinst, stimme ich zu.


    Ein paar Beispiele für Ermahnungen:


    "Deine Schuhe sind offen!"
    "Steck´ das Trikot in die Hose!"
    "Deine Rückennummer löst sich ab!"


    Kann mich nicht erinnern, dadurch jemals den Ball verloren zu haben.


    Wie haben die Schiedsrichter denn nun entschieden: Freiwurf nach 13:1 oder 13:4?

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  • Aber gern... die Ermahnung und Spielfortsetzung steht in Regel 13.6, 3. Satz:
    Wenn ein Schiedsrichter oder Delegierter (der IHF oder eines kontinentalen/nationalen Verbandes) das Spiel wegen einer Regelwidrigkeit durch einen Spieler oder Mannschaftsoffiziellen der abwehrenden Mannschaft unterbricht und eine Ermahnung oder persönliche Strafe ausspricht, sollte der Freiwurf an der Stelle ausgeführt werden, an welcher der Ball sich bei der Spielunterbrechung befand, sofern dies für die ausführende Mannschaft eine günstigere Stelle ist als die, an der die Regelwidrigkeit begangen wurde.


    Heißt ja im Umkehrschluss, dass auch ein Spieler der angreifenden Mannschaften ermahnt werden kann. Bei der muss dann der Ballbesitz wechseln.


    Übrigens: mit Ermahnung ist nicht gemeint "Deine Schuhe sind offen" oder "Steck das Trikot in die Hose"; dabei geht es ja nicht um Regelwidrigkeiten (davon abgesehen ist es mir egal, ob ein Spieler sein Trikot in der Hose oder drüber hat...)

  • @goalie
    Diesen Umkehrschluss halte ich für fragwürdig, da der Satz unterschiedliche Sachverhalte mit "oder" zusammenfasst. Die Ermahnung taucht im Regelheft nur auf als Mittel, wenn der Zeitnehmer ein Fehlverhalten wahrgenommen hat, das den Schiedsrichtern entgangen ist. (siehe Erläuterung 7) In diesem Fall sieht das Regelwerk aber keinen Ballbesitzwechsel vor. Für die Schiedsrichter gibt es das Mittel der Ermahnung sonst nicht. Wenn sie das Spiel wegen eines Vergehens unterbrechen, dann sollte eigentlich eine progressive Bestrafung erfolgen.

  • "...Wenn ein Schiedsrichter… das Spiel wegen einer Regelwidrigkeit... unterbricht und eine Ermahnung oder persönliche Strafe ausspricht, sollte der Freiwurf an der Stelle ausgeführt werden...(Regel 13:6)


    Heißt ja im Umkehrschluss, dass auch ein Spieler der angreifenden Mannschaften ermahnt werden kann. Bei der muss dann der Ballbesitz wechseln." (goalie)


    Ja, auch ein Angreifer kann eine Regelwidrigkeit begehen und dafür ermahnt oder bestraft werden.


    Er kann aber auch ermahnt werden, ohne eine Regelwidrigkeit begangen zu haben.


    Eine Spielunterbrechung für eine Ermahnung allein führt zu einem Freiwurf nach 13:4, in diesem Fall für die Mannschaft des Torwarts.


    "...mit Ermahnung ist nicht gemeint ´Deine Schuhe sind offen´..." (goalie)
    Auch da würde mich ein Regelbezug interessieren.


    Eine ähnliche Situation wurde schon mal diskutiert, und da hat "hsr" sehr interessante Sachen ausgegraben.
    Thema: Spielfortsetzung nach Ermahnung der Bank, Beitrag 66. (Verlinken klappt so wenig wie Tabellenbauen)


    Wenn eine Regel wegfällt, gilt die nur darauf bezogene Auslegung weiterhin.
    Da darf man gratulieren. Regel und Auslegung im Widerspruch. Aber das kennen wir ja schon.
    :nein:

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