Der Wahlkampf ist da – wie ist euer Eindruck

  • Wählt man bei der Wahlentscheidung eine Partei oder eine Koalition. Man hat ja schließlich auch zwei Stimmen. ;)


    Die FDP wird sich am Ende weniger mit ihren eigenen Ideen, als mit einer Zweitstimmenkampagne in den Bundestag retten. Die CDU wird dementsprechend noch gegenüber ihren aktuellen Umfragewerten einiges verlieren.


    Variante 1: Schwarz-Gelb
    Steinbrück ist einfach aktuell noch ein zu schwacher Kandidat, um Merkel zu stürzen.


    Variante 2: Schwarz-Grün
    Tendenziell gut verträglich, wenn man sich die Parteiköpfe anguckt. Göring-Eckert ist mit Sicherheit die entsprechende Person, um im christlichen Lager Sympathien zu bekommen. Und selbst Trittin kann sich als Realo entsprechend verkaufen.


    Variante 3: Rot-Grün
    Tendenziell noch machbar, aber nur, wenn die FDP an der 5%-Hürde scheitert und auch die Linken nicht deutlich über 5% liegen.


    Variante 4: Schwarz-Rot ("Große Koalition" kann man das eigentlich nicht mehr nennen)
    Eigentlich wäre es nicht schlecht, aber man hat das ja schon bei Merkels erster Amtszeit gesehen, dass da nicht wirklich Impulse kommen, sondern durch die ständigen Landtagswahlen immer wieder Konfliktpotential da ist.


    Variante 5: Rot-Rot-Grün
    Dafür ist die Bundes-SPD in meinen Augen noch nicht bereit.


    Variante 6: "Jamaika"
    Spannende Sache, wäre die Frage nach der Position der beiden Juniorpartner ;)

    Original von rro.ch
    Beliebte Sportarten aber auch Randsportarten wie Handball kommen beim Publikum an.


  • Die Jamaika-Variante halte ich für die unwahrscheinlichste von allen. Die in der Öffentlichkeit und in den Medien gehegten und gepflegten Abneigungen zwischen Grün und Gelb und das gegenseitige aufeinander Eindrischen scheint mir kaum Spielraum für eine Koalition zu geben. Beide buhlen doch - die einen mehr, die anderen weniger - um die Gunst der CDU. Am Ende hängt dann wahrscheinlich doch alles von der SPD ab. Werden die sich noch einmal um der Macht willen auf eine Koalition mit der CDU einlassen oder nicht. Wenn ja, dann ist schwarz-grün um eine Legislaturperiode vertagt.

  • Zunächst mal sollte man dankbar sein, überhaupt frei wählen zu können. Wieviele Menschen haben dafür in der Vergangenheit ihre Gesundheit oder gar ihr Leben gegeben? In wievielen Staaten dieser Welt wäre man noch heute froh, wählen gehen zu dürfen? Insofern habe ich wenig Verständnis für Nichtwähler.


    Die SPD hat entweder den falschen Anwärter aufs Kanzleramt oder das falsche Programm. Beides ist jedenfalls kaum in Übereinklang zu bringen. Der Millionär und hochdotierte Auftragsredner Steinbrück als Anwalt für soziale Gerechtigkeit wirkt nicht sehr glaubwürdig. Zudem wirkt es etwas schizophren, wenn man die Agenda 2010 attackiert, die man ja selbst verantwortet hat. :pillepalle:


    Noch was zum Thema Armut, welches ja im Wahlkampf, von Medien und von Kirchen immer wieder thematisiert wird. Als ob in Deutschland eine neue Verelendungswelle bevorsteht. Armut ist Definitionssache und wird glaube ich in Deutschland am Verhältnis zum Durchschnittseinkommen festgemacht. Was wohl die wirklich Armen in Afrika, Lateinamerika oder Asien über diese Diskussion denken würden? Diejenigen, die nicht wissen, ob sie den nächsten Tag überleben, ob sie Essen und Trinken bekommen? Die Armen in Deutschland würden dort vermutlich als wohlhabend gelten. Hier gilt man ja als arm, wenn man einige Jahre sich keine Urlaubsreise leisten kann oder auf einen PKW verzichten muss. Dort geht es ums Überleben.

  • Zunächst mal sollte man dankbar sein, überhaupt frei wählen zu können. Wieviele Menschen haben dafür in der Vergangenheit ihre Gesundheit oder gar ihr Leben gegeben? In wievielen Staaten dieser Welt wäre man noch heute froh, wählen gehen zu dürfen? Insofern habe ich wenig Verständnis für Nichtwähler.


    Das positive am deutschen Wahlrecht ist, dass man nicht wählen muss - das ist ja nicht überall so.


    Ich sehe es so:
    ich möchte eine Partei wählen, die möglichst viel im meinem Sinne handelt.
    Und da ich keine Partei finde, die in einem ausreichenden Maße in meinem Sinne handelt, gebe ich auch keiner die Stimme.
    Warum soll jemand mit meiner Stimme agieren dürfen, mit dem ich nicht genug übereinstimme?


    Indem ich also nicht wähle, zeige ich, dass ich mit der Erfüllung dessen, was der Wähler will und/oder was vor der Wahl versprochen wurde, nicht zufrieden bin. Auch das ist Demokratie und Wahlrecht!


    Und wenn ich mir die sinkende Wahlbeteiligung ansehe, bin ich nicht allein, und die Gruppe derer, die so denken wie ich, wird größer

    Irgendwann ist auch mal Schluss!!!

  • Na es gibt ja sogar Punkte wo wir übereinstimmen :)


    Auch ich bin absolut der Meinung dass das "Recht zum Nichtwählen" unverzichtbar zur Demokratie dazu gehört.....das unterscheidet uns eben von einem ehemaligen Unrechtsstaat wie der DDR, wo letztlich ein Zwang zum Wählen bestand.....wenn jemand keine Partei findet mit der er sich identifizieren kann ist es sein gutes Recht der Wahl fern zu bleiben...natürlich machen das viele aus "Politikverdrossenheit" oder schlicht Desinteresse, aber es ist in einer Demokratie eben auch jedermanns recht an der Politik nicht interessiert zu sein...dann darf man sich natürlich hinterher auch über den Wahlausgang nicht "beschweren"


  • Denken wir das mal zu Ende und behalten dabei im Hinterkopf, dass die Rechtsextremen in jeden Fall zur Wahl gehen: "Normalbürger" wie Du und ich gehen nicht zur Wahl, als Folge stellen ein paar 1000 Neonazis die absolute Mehrheit im Parlament und machen eine Politik wie vor 80 Jahren, bei der am Ende kein Stein mehr auf dem anderen steht...


    Willst Du das wirklich??? Du kannst Deinen Beitrag dazu leisten, dass es nicht so weit kommt. Gehe zur Wahl und stimme für schwarz oder rot oder gelb oder grün oder meinetwegen auch extremrot oder Jolly Roger.


    Ich bin jedenfalls froh darüber, dass wir in Deutschland keine ungarischen Verhältnisse haben.


    Gruß Flevo

    Es kann passieren, was will: Es gibt immer einen, der es kommen sah. (Fernandel)

  • Nun, verzeih mir meine Direktheit aber der Beitrag ist inhaltlicher Unsinn...zum einen wird die Konstellation dass die Wahlbeteiligung so niedrig ist, dass die Rechtsextremen die "absolute Mehrheit" bekommen nie eintreten...die Wahlbeteiligung lliegt bei Bundestags/Landtagswahlen immerhin noch regelmässig über 60%...abgesehen davon haben rechtsextreme Gruppierungen in den letzten Bundestagswahlen bzw Landtagswahlen zum Glück kaum noch eine Rolle gespielt


    zum anderen gehört zur verfassungsrechtlichen Wahlfreiheit eben auch das Recht einer Wahl fernzubleiben...natürlich ist eine hohe Wahlbeteiligung wünschenswert, auch ich werde zur Wahl gehen, aber eine rechtliche wie auch moralische Verpflichtung hierzu gibt es nicht...zur Wahlfreiheit gehört übrigens auch die Möglichkeit eine "ungültige" Stimme abzugeben falls man zur Wahl gehen möchte, aber keine "passende " Partei findet, die man wählen will

  • Noch was zum Thema Armut, welches ja im Wahlkampf, von Medien und von Kirchen immer wieder thematisiert wird. Als ob in Deutschland eine neue Verelendungswelle bevorsteht. Armut ist Definitionssache und wird glaube ich in Deutschland am Verhältnis zum Durchschnittseinkommen festgemacht. Was wohl die wirklich Armen in Afrika, Lateinamerika oder Asien über diese Diskussion denken würden? Diejenigen, die nicht wissen, ob sie den nächsten Tag überleben, ob sie Essen und Trinken bekommen? Die Armen in Deutschland würden dort vermutlich als wohlhabend gelten. Hier gilt man ja als arm, wenn man einige Jahre sich keine Urlaubsreise leisten kann oder auf einen PKW verzichten muss. Dort geht es ums Überleben.

    Entschuldige, aber diese Aussage empfinde ich als schlimm. Denn er verharmlost die Situation vieler Menschen hier in Deutschland. Stichwort: Nordstadt in Dortmund, wo Menschen aus Bulgarien und Rumänien tagein tagaus um ihr nacktes Überleben kämpfen. Oder die zunehmend existenziell bedrohlich werdende Situation von älteren Menschen in unserer Gesellschaft. Altersarmut verbunden mit Pflegenotstand, da sprechen wir nicht vom neuen PKW oder nächsten Urlaub. Da vegetieren Menschen im letzten Lebensabschnitt vor sich hin. Und zwar weil ihnen die finanziellen Ressourcen fehlen. Und dann einfach auf die Not anderer Nationen zu verweisen empfinde ich als billige Polemik. Hört sich von der Logik her an wie IM Friedrich, wenn der sagt, selbst schuld, dass ihr Deppen euch ausspähen lasst, ihr müsst doch wissen, dass das möglich ist, also wehrt euch dagegen. Oder man zeigt mit dem Finger nach China, Bangladesch oder Indien und verweist auf die dortigen Arbeitsbedingungen und stellt in Frage, was die Gewerkschaften eigentlich haben, uns geht es doch gut hier. Oder ich zeige auf die Mexikaner, die nach neuen Untersuchungen, die Bevölkerungen mit den höchsten Anteil an fetten Menschen die USA abgelöst habe und sage, was regen sich denn alle so über unseren Fleischkonsum auf. Es geht doch noch schlimmer.
    Bitte bitte verharmlose nicht in möglicherweise eigener Unkenntnis die Lebenssituation vieler Menschen hier in Deutschand.

  • Dein Beitrag bekommt meine absolute Zustimmung...es ist natürlich völliger Blödsinn aufkommende Armut in bestimmten Gesellschaftsschichten bei uns mit dem Blick auf die Situation in afrikanischen Ländern, etc, zu verneinen...hier werden letztlich Äpfel mit Birnen verglichen......die Armut bei uns definiert sich daraus, wie weit das Einkommen eines einzelnen unter dem durchschnittlichen Einkommen in unserem Land liegt und nicht aus Vergleichen mit Einkommen anderer Länder.....

  • Wahlpflicht gibt es z.B. auch in Belgien, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Inwiefern ein "Wahlrecht" oder eine "Wahlpflicht" sinnvoll ist, darüber könnte man trefflich streiten.
    "Das Wahlrecht in Anspruch nehmen ist Bürgerpflicht", hieß es früher mal. Man kann übrigens auch zur Wahl gehen und seine Stimme ungültig machen. Immer noch besser als der wahl fernzubleiben. Das ist reine Faulheit und hat nichts mit gelebter Demokratie zu tun. Fakt ist, wenn sich demnächst noch mehr der Demokratie verweigern, dann werden die Extremen Ränder immer gestärkt. Wer nicht wählt, wählt rechts und links. Das sollte jedem klar sein. Wer nur eine Partei wählt, die zu 100% auf seiner Linie liegt, der muss wohl eine eigene Partei gründen...

    Original von rro.ch
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    Einmal editiert, zuletzt von Steinar ()

  • Die These dass durch eine geringe Wahlbeteiligung die radikalen Parteien gefördert werden ist schon durch die Ergebnisse der letzten Bundestagswahl widerlegt...dort gab es mit knapp 72% die niedrigste Wahlbeteiligung seit Kriegsende, die einzige radikale Partei die ein "erwähnenswertes" Ergebnis erzielte war die NPD mit 1,5%

  • Man kann übrigens auch zur Wahl gehen und seine Stimme ungültig machen. Immer noch besser als der wahl fernzubleiben. Das ist reine Faulheit und hat nichts mit gelebter Demokratie zu tun. Fakt ist, wenn sich demnächst noch mehr der Demokratie verweigern, dann werden die Extremen Ränder immer gestärkt. Wer nicht wählt, wählt rechts und links. Das sollte jedem klar sein. Wer nur eine Partei wählt, die zu 100% auf seiner Linie liegt, der muss wohl eine eigene Partei gründen...


    1. Von 100% hab ich nichts geschrieben. Ich hab geschrieben "Und da ich keine Partei finde, die in einem ausreichenden Maße in meinem Sinne handelt, gebe ich auch keiner die Stimme" und das ist ja wohl ganz was anderes.
    2. Zu "Fakt ist, wenn sich demnächst noch mehr der Demokratie verweigern, dann werden die Extremen Ränder immer gestärkt": das ist das Argument genau der Parteien, die nach der Wahl das nicht einhalten, was sie vorher versprochen haben.
    3. Die Bürger verweigern sich nicht der Demokratie, sie verweigern sich den Parteien. Das ist nicht das gleiche. Im Grunde genommen verweigern sich die Parteien oft der Demokratie, denn es ist ihr Auftrag, den Wählerwillen umzusetzen - was sie aber oft nicht tun
    4. Wenn ich zur Wahl gehe und meine Stimme ungültig mache, habe ich das gleiche Resultat, als wenn ich nicht wählen gehe. Was soll denn da besser sein?

    Irgendwann ist auch mal Schluss!!!

  • 4. Wenn ich zur Wahl gehe und meine Stimme ungültig mache, habe ich das gleiche Resultat, als wenn ich nicht wählen gehe. Was soll denn da besser sein?


    Im reinen Wahlergebnis vielleicht. Nicht aber, was z.B. die Wahlbeteiligung angeht. Darüber hinaus werden die ungültigen Stimmen entsprechend ausgegeben.


    Wer ungültig wählt, gibt also zumindest aktiv ein Statement gegen die aktuellen Parteien ab. Wer gar nicht erst geht, wird sich den Vorwurf gefallen lassen müssen, einfach nur zu faul gewesen zu sein, um seiner Bürgerpflicht nachzukommen. Man kann das ganze sogar auf die Spitze treiben und per Briefwahl ungültig wählen. ;)

    Original von rro.ch
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  • 4. Wenn ich zur Wahl gehe und meine Stimme ungültig mache, habe ich das gleiche Resultat, als wenn ich nicht wählen gehe. Was soll denn da besser sein?

    Ich weiß nicht, ob es korrekt ist, aber ist es nicht doch ein rechnerischer deutlicher Unterschied, wenn ich ungültig statt gar nicht wähle?
    Beispiel: 100 Leute können wählen gehen. Nur 50 tun es. Davon wählen 30 Partei A, 10 B, 5 C und 5 D. Verfüge dann nicht Partei A über die absolute Mehrheit der Stimmen und könnte schalten und walten (natürlich im Rahmen der Gesetze) wie sie wollte. Und wenn die 50 Nichtwähler ihre Stimmen ungültig machen, was ist dann? Werden die dann in der Gesamtsumme berücksichtig? Also die 30 Stimmen für Partei A wären somit nicht die absolute Mehrheit, sondern eben nur 30 %?

  • Was ist Armut? Die in Deutschland übliche Orientierung am Durchschnittseinkommen (wurde wohl mal so festgelegt) ist doch völlig wikürlich, eine statistische Größe.


    Würde man zum beispiel stattdessen definieren "Jeder ist arm, der weniger verdient als der Vorstand der Deutschen Bank" wären 95% der Deutschen arm.


    Umgekehrt wenn man definieren würde "Jeder ist arm, der akut von Verhungern oder Verdursten betroffen ist" gäbe es so gut wie keine Armut in Deutschland.


    Fakt ist auch dass es in Deutschland riesige Vermögen (z.B. auch Häuser und Grundstücke gibt) die man aber halt gern vor dem Sozialamt in Sicherheit bringt, bevor zum Beispiel die Oma ins Pflegeheim muß. Soll halt lieber der Steuerzahler dafür aufkommen.

  • Ich weiß nicht, ob es korrekt ist, aber ist es nicht doch ein rechnerischer deutlicher Unterschied, wenn ich ungültig statt gar nicht wähle?
    Beispiel: 100 Leute können wählen gehen. Nur 50 tun es. Davon wählen 30 Partei A, 10 B, 5 C und 5 D. Verfüge dann nicht Partei A über die absolute Mehrheit der Stimmen und könnte schalten und walten (natürlich im Rahmen der Gesetze) wie sie wollte. Und wenn die 50 Nichtwähler ihre Stimmen ungültig machen, was ist dann? Werden die dann in der Gesamtsumme berücksichtig? Also die 30 Stimmen für Partei A wären somit nicht die absolute Mehrheit, sondern eben nur 30 %?


    50 Stimmen gehen den (Normalen) Volksparteien verloren und wie Steinar schon schrieb die hardcorefans der Extremen sind gefolgsam
    und gehen zur Wahl,also werden sie gestärkt.
    Will der Nichtwähler das?
    und noch etwas,der Nichtwähler soll sich hinterher nicht aufregen wenn die Politik nicht so funktioniert wie er es sich so vorstellt

  • An der Armutsdebatte scheiden sich die Geister. Für mich hat immer noch die Definition, Marx gebracht hat, wenn ich das noch richtig zuordne. Ein Mensch muss sich kleiden können, sich ernähren, wohnen und Zugang zu Bildung haben. Nach dieser Definition haben wir in Deutschland so gut wie keine Armut. Letztlich grenzt es ein wenig an Sarkasmus wenn man jemandem, der sich arm fühlt mit dem Hinweis auf Millionen „Bangladeshi“ tröstet. Ich halte den weltweiten Vergleich aber für angebracht. Wo soll man sich sonst dran orientieren?
    Ein Hauptteil der Politik dreht sich um die Frage der Wohlstandsverteilung. Wie stark eine Gesellschaft ein Wohlstandsgefälle toleriert ohne direkte Auswirkungen auf Kriminalität ist ein interessanter Aspekt. China ist beispielsweise wohl das krasseste Beispiel für diese sich schnell öffnende Schere. Trotzdem scheinen die Fliehkräfte dort noch auszuhalten zu sein. Ich sehe in Deutschland keine Verelendung, rechne mich selbst aber auch der Mittelschicht zu. Wenn ich in der Nordstadt wohnen würde, wäre die Perspektive wohl eine andere. So geht es wohl jedem der hier mitdiskutiert.
    Letztlich ist für mich die wichtigste Frage, dass die Politik korrigierend eingreift und Chancengleichheit herstellt. Hier liegt eine große Schwäche im deutschen System, wobei es hier auch viele Ursachen geben wird.


    Und noch ein Satz zu den Wahlversprechen und Erwartungen. Welcher Wählerwunsch kann schon erfüllt werden? Letztlich kann man Wünsche nur erfüllen, wenn die Kohle da ist. Belohne ich eine Klientel, muss ich eine andere beschneiden. Alles andere klappt nur bei sehr hohem Wirtschaftswachstum.

  • ür mich hat immer noch die Definition, Marx gebracht hat, wenn ich das noch richtig zuordne. Ein Mensch muss sich kleiden können, sich ernähren, wohnen und Zugang zu Bildung haben.



    Die Definition gefällt mir. Aber mit deiner Interpretation
    gehe ich nicht ganz konform. Insbesondere für den Bereich Bildung werden für
    einige Bevölkerungsschichten in Deutschland die Zugangsbarrieren immer höher. Man
    mag darüber streiten, ob das gewollt ist (von wem auch immer) oder nicht. Fakt
    ist jedoch nach wie vor oder sogar noch stärker als in den 1970er und 1980er
    Jahren, dass die Wahrscheinlichkeit, wenn ein Kind aus einem bildungsfernen
    Haushalt stammt, sehr hoch ist, diesem Sozialmilieu nicht zu entkommen.



    Und ein Fakt ist es auch, dass die Inanspruchnahme von
    Lebensmittelausgaben steigend ist. Eine Tatsache, die dafür spricht, dass es
    sehr wohl Menschen gibt, die sich nicht aus eigener Kraft ernähren können. Ich
    habe bereits selber an Aktionen teilgenommen, wo ein Social-Fundraising
    stattgefunden hat, um für Kinder eine warme Mahlzeit pro Tag organisieren zu
    können.



    Wenn man es nicht selber gesehen hat, mag es nicht glauben,
    aber es gibt nach meiner Überzeugung in Deutschland weit mehr Armut, als man es
    angesichts von Massenansammlungen von SUV, Dauerurlaubsreisende, größenwahnsinnige
    Bauprojekte und Konsumtempel wahrhaben will. Das erschreckende ist einfach die
    Kluft zwischen arm und reich, die immer extremer wird. Die berühmte Mittelschicht,
    ist nicht breiter geworden, sondern ausgedünnt. Die einen schaffen es, sich
    nach „oben“ zu hangeln, die anderen kommen zwar über die Runden, müssen sich
    aber ganz schön strecken, um eben nicht in eine Existenz bedrohende Lage zu
    rutschen. Ein gesundheitlicher Einschnitt eines Familienmitgliedes und schon
    kann der schöne Lebensplan scheitern. Dafür ist selbstverständlich nicht die
    Politik verantwortlich, aber – und da stimme ich mit „alter Sack“ überein, die
    Politik hat dafür Sorge zu tragen, dass die Chancen für jeden gerecht verteilt
    sind.






    Und zu den Wahlversprechen:



    Also da gebe ich schon seit Jahre nichts mehr drauf.
    Versprechen der Opposition werden regelmäßig im Erfolgsfalle mit dem Argument
    nicht eingehalten, dass man ja nicht wusste, wie schlimm es wirklich um die
    Lage bestellt war. Na ja und die Regierenden sind einfach noch dreister in
    ihren Verklausulierungen. Entweder ist es der Koalitionspartner, der das nicht
    will oder aber man redet sich raus, dass man nicht ahnen konnte, dass die Lage
    in Südeuropa soooo schlimm sein würde. Das schlimme ist, dass Politik heute
    fast nur noch auf tagesaktuelle Themen reagiert. Wo findet man denn heute noch
    zukunftsorientierte und zielgerichtete Politik zum Wohle des Volkes. Es wirkt
    oft so, als wäre Politik nur Mittel zum eigenen Zweck, des Egos und der eigenen
    Geldbörse. Damit tue ich sicherlich vielen engagierten Politikern auch unrecht,
    die in den Kommunen und diversen Hinterbänken in Landtagen und Bundestag sich
    engagieren. Das Parteiensystem hat da eindeutig seine Schwächen, aber eine
    gescheite Alternative dazu, die effektiv und wirkungsorientiert ist, fällt mir
    da auch nicht ein. Die Piraten, die es ja mit Basisdemokratie und Abstimmung
    über das Netz, versucht haben, sind/waren ja auch nur ein Zeitgeistphänomen und
    haben deutlich gezeigt, dass diese Form der Beteiligung auch nicht wirklich
    funktionieren kann.

  • Natürlich wird die Kluft zwischen Arm und Reich größer und da gebe ich völlig recht, dass die Mittelschicht ausgedünnt wird. Die steigenden Lebenserhaltungskosten (Nahrung, Energie, Miete) sind die Hauptschuldigen. Leider hat KEINE Partei hier eine wirkliche gute Lösung. Aber was soll man dazu sagen: Das Volk hat es so gewollt. Und zwar bei jeden Wahlen. Energiewende und Ökosteuer waren lange vor Gelb-Schwarz beschlossen worden.
    Der ganze Ausstieg aus der Atomkraft und die Einführung der EEG wird Deutschland noch sehr sehr weh tun und am Ende viele Familien in die Armut stürzen. Für mich nach wie vor das Hauptproblem bei der Armut, da ich genau zu dieser Mittelschicht gehöre, die genau jetzt auf der Kippe stehe und mich strecken muss, damit ich nicht hinunterfalle, wegen EEG und Energiewende.

    Viele Grüße
    :hi:

  • ... Für mich nach wie vor das Hauptproblem bei der Armut, da ich genau zu dieser Mittelschicht gehöre, die genau jetzt auf der Kippe stehe und mich strecken muss, damit ich nicht hinunterfalle, wegen EEG und Energiewende.

    Das ist jetzt nicht dein ernst, oder?