Dass den Schiedsrichtern so ein Fehlert passiert, ist natürlich unschön, aber viel schlimmer finde ich, dass ihnen dieser Fehler überhaupt passieren kann wegen unterschiedlicher Regeln.
Genau das ist das Problem. Vermutlich wurde die Erprobung für den Pokal ja ausgesetzt, weil dort auch nicht-HBL-Teams teilnehmen und für die ja die "offiziellen" Regeln statt der Proberegeln gelten. Trotzdem ist es natürlich eigentlich unmöglich und auch für die Schiedsrichter wahrscheinlich schwierig, wenn in den zwei Wettbewerben unterschiedliche Regelwerke gelten sollen. Ich gehe mal davon aus, daß die neuen Auslegungen extra geschult worden sind. Ob dabei die Ausnahmeregelung für den Pokal überhaupt zu den Schiedsrichtern durchgedrungen ist, ist noch eine weitere Frage. Solche Nebenbemerkungen zu Ausnahmesachverhalten gehen bei Schulungsveranstaltungen nämlich auch ganz gerne mal unter. Dann in der Streßsituation mit Unentschieden kurz vor Ende bei einer Direktbegegnung zweier Bundesligisten, wo in anderem Wettbewerbkontext andere Regeln gelten würden, mal den Überblick zu verlieren, wäre nichts anderes als menschlich (wenn es überhaupt ein Fehler war, was ja wohl erst das Sportgericht klären kann). Den Schiedsrichtern aus der verworrenen Regularienstruktur einen Strick zu drehen, hielte ich jedenfalls für verfehlt. Der Melsunger Einspruch hat natürlich trotzdem seine Berechtigung. IHF-Regeltests im DHB-Spielbetrieb sind nichts neues, die gab es schon in den Fünfziger Jahren. Die Feldhandballrunde 1949/50 wurde nach drei(!) verschiedenen Regelsätzen gespielt, allerdings in zeitlicher Abfolge nacheinander (Liga nach alten Regeln, Regionalendrunden nach neuen Regeln, DM-Endrunde mit weiteren Modifikationen [konkret: testweise ohne Abseits ]). Vielleicht wäre es in Zukunft auch klüger, solche Änderungsvorschläge zum Beispiel nur in der Rückrunde, dann aber in allen Wettbewerben zu testen als in Wettbewerb A und Wettbewerb B zur gleichen Zeit verschiedene Regelsätze zu haben.