Alarm in der E-Jugend - kein Abwehrtraining mehr?

  • Moin!


    Ich habe nach vielen Jahren mal wieder ein paar E-Jugend Spiele geschaut. Bei uns wird in Turniertagen gespielt im 2x3:3 Modus. Kurz gesagt... ich war erschüttert.


    An sich bin ich großer Fan von 2x3:3 und gestern kam es auch nicht zu der Situation, dass eine der vier Mannschaften derart unterlegen war, dass sie in der eigenen Hälfte ein ganzes Spiel lang eingekesselt wurde. Der Ball ging also immer wieder über die Mittellinie. Was mir zu schaffen machte, war das individuelle Abwehrverhalten aller vier Mannschaften. Dies beschränkte sich zu 99% auf:


    - "falsche Sperre" (halbe Umarmung ohne Kontakt)
    - Ball wegreißen
    - Klammern von vorn, von hinten, von der Seite
    - Ballführerin mit dem Rumpf nach hinten drängeln
    - mit nach oben gestreckten Armen vor der Ballführerin rumhüpfen


    Es gab als Freiwurf, Freiwurf, Freiwurf, Freiwurf, Freiwurf, Freiwurf...usw.


    Und das waren keine Anfängermannschaften! Es gab so gut wie keine Versuche regelkonform an den Ball zu kommen. Ist das flächendeckend so, wie im (Mädchen-) Handball in der E gespielt wird?


    Kommende Saison trainiere ich nach langer Abstinenz mal wieder in der weiblichen D-Jugend. Dann bin ich mal gespannt, was mich dort erwartet.

    Die mächtigste kriminelle Vereinigung der Welt, der mediterrane Kinderschänderring, sucht einen neuen Vereinsvorsitzenden. Den mit dem luschtigen Hut. Kim Jong-un ist zu jung. Idi Amin ist tot. Gianni Infantino hat wahrscheinlich selbst für den Posten zu viel kriminelle Energie. Lebt Dr. Fu Man Chu noch? Al Capone? Was ist mit dem orangenen Mann im weißen Haus?

    Einmal editiert, zuletzt von Zickenbändiger ()

  • Tja, viele Trainer meinen eben, sie müssen Erwachsenenhandball auf Kinder runterbrechen. Wenn ich höre, wie Trainer "festmachen!" oder sowas bis zur C-Jugend rufen, werde ich wütend. Woher kommt bei vielen Trainern die falsche Annahme, dass Handball-Abwehr nur übers Foulen geht?

  • Das lästige Klammern hielt sich zum Glück in Grenzen. Da sind die Schieris im Zwergenhandball ja komplett überfordert mit und verweigern die Progression (wenn sie denn schon nicht erklären). Ich habe rausprellen vermisst. Laufwege verstellen. Passwege blockieren. In der E erwarte ich ja keine Wunderdinge, aber wo, wenn nicht bei den ballunsicheren Altersklassen lassen sich denn prima die Bälle abfischen?


    Und wenn der Ballführerin die Abwehrspielerin auf die Pelle rückte, dann wird mit der Nichtwurfhand der Weg freigeschoben. ZeeBees Gruselkabinett...

    Die mächtigste kriminelle Vereinigung der Welt, der mediterrane Kinderschänderring, sucht einen neuen Vereinsvorsitzenden. Den mit dem luschtigen Hut. Kim Jong-un ist zu jung. Idi Amin ist tot. Gianni Infantino hat wahrscheinlich selbst für den Posten zu viel kriminelle Energie. Lebt Dr. Fu Man Chu noch? Al Capone? Was ist mit dem orangenen Mann im weißen Haus?

  • ZeeBee, ich wäre für einen Versuch: Du stellst dich als SR bei so einem Spieltag auf die Platte und pfeifst wirklich Korrekt alles ab was da falsch läuft. Ich Wette die Spiele gehen 0:0 aus, weil die teams es gar nicht gebacken bekommen. Die Trainer haben alle die Halle verlassen weil sie mit ner DQ wegen Meckerns gar nimmer rein dürfen.


    Ich finde es extrem Schade, dass man mit den eigentlichen Regeln im Kinderhandball gar nicht durch kommt weil 99,9% der SR-Kollegen immer sagen: lass sie spielen, sind Kinder. Und dann haben sie in der D und C-Jugend dann die Abwehrkampfmaschienen, die keinen Ball antizipieren können, geschweige denn Fangen und Passen ....

  • Da habe ich eine andere Wahrnehmung. Ich pfeife recht oft F- und E-Jugendturniere im eigenen Verein. In de E-Jugend gibt es drei Ligen. Nur in der untersten haben wir eigentlich bei einigen Mannschaften den Fakt, dass ein Gegner schon mal hoffnungslos unterlegen ist. Dann greife ich eigentlich nur so ein, dass die evt. auch mal einen Penalty bekommen, wo es normalerweise nur ein Freiwurf ist. Auch Gelbe Karten und 2 Minuten gibt es in der E-Jugend. Mit der Regelauslegung sehe ich kein Problem mit einer Ausnahme.
    Die offensive Mannbezogene Deckung bzw. deren Nichtbeachtung, wird einfach zu selten bestraft. Gerade bei gleichwertigen Mannschaften tendieren Teams dazu in die Defensive zu verfallen. Da E-Jugend vom Heimverein gepfiffen wird, ist das Geschrei bei Trainer und Eltern auf der Tribüne ab und an groß, wenn dass geahndet wird (zur Erklärung E-Jugend bei uns eine HZ 3:3 und eine normal). Aber da muss man durch. Und dann wird die Schrittregel und die 3-Sekundenregel auch großzügiger ausgelegt. Aber auch da schauen wir uns das Niveau beider Mannschaften an und justieren entsprechend.

    Ich nutze die E-Jugendrunden um Anwärter an das Thema heranzuführen. Die können ja von "Sportfreunden" gepfiffen werden. Ist eigentlich ein gutes Mittel. Natürlich nur unter Begleitung und mit Feedback.

  • Moinsen,


    erstmal die Frage, ob es ZeeBee hier eigentlich um die Schiedsrichterleistung oder um die mangelnde Ausbildung durch dei Trainer geht?


    Ich verstehe ihn so, dass er die schlechte Ausbildung der Spielerinnen und Spieler kritisiert und erst in zweiter Linie die ausgesprochen laxe Regelauslegung durch die Schiedsrichter.


    Die Ausbildung der Spieler sehe ich ebenfalls kritisch. Das hat aber, denke ich, häufig damit zu tun, dass in den Mannschaften Trainer aktiv sind, die selbst nicht entsprechend ausgebildet sind. Dass die jungen Mannschaften die besten Trainer brauchen ist zwar wahr, wird aber nicht immer umgesetzt.


    Die Spielleitung durch die Schiedsrichter ist immer zweischneidig, denke ich. Wenn ich mich streng an die Regeln halte, dann wird kein Spiel zustande kommen. Dauerndes Abpfeifen und (wenn man es richtig machen will) erklären des Fehlverhaltens. Damit "zerpfeife" ich jedes Spiel, wahrscheinlich sogar bis in die D-Jugend. Es soll ja ein Spielfluß aufkommen und daher denke ich, dass die ein oder andere Situation in D- und E-Jugend großzügiger bewertet werden kann, als in der C-Jugend oder noch älter.
    Allerdings würden diese grottigen Fehler der Spieler nicht auftreten, wenn der Trainer besser wäre.

    Licht ist schneller als der Schall - Deswegen glaubt man bei manchen Menschen sie wären ganz helle, bis sie den Mund aufmachen! :cool:

  • Ah... da hab ich einen ausführlichen Beitrag geschrieben und dann wurde es irgendwie nicht abgesendet... naja ich versuch mich diesmal etwas kürzer zu fassen.


    Vorweg: Ich hab nie ein Profi-Jugendspiel gesehen, aber in meiner Schule die Kinder 9-12 (E-D glaub ich) beobachten können. Leistungsschwache Kinder foulten. Vereinsspieler nicht.

    Aber auch da schauen wir uns das Niveau beider Mannschaften an und justieren entsprechend.

    Auch in Vereinen und Teams kann es dazukommen dass es Leistungsunterschiede, wie in der Schule gibt. Viele Kinder fangen sicherlich erst in der E-Jugend an, weswegen sie noch Frischlinge sind. Viele spielen auch schon paar Jährchen. Deswegen finde ich es gut, ihnen als Schiri den Entwicklungs-Freiraum je nach Leistungsstärke zu geben. Die Schwächeren erkunden lassen, die Besseren schleifen. Nicht weil "es kinder sind" sonder weil alle von ihnen "amateure sind". Das wird auch immer so sein, egal in welchen Vereinen spielen. Das Lebensalter reicht m.M.n. nicht aus, um da schon genügend Spielepraxis erlangt zu haben. Vor einigen Jahren konnten sie noch nichtmal aufrecht gehen, wie sollen sie dann schon komplette Handballer sein? :)


    Also wichtig: nicht vergessen, dass viele noch "Neu im Handball" sind. Und das die paar Jahre, die sie aufm Buckel haben, (meistens) nicht ausreicht um komplexe Handballregeln/Spielzüge/Verhaltensweisen zu verstehen und umzusetzen.


    Find ich jedenfalls. Was sagt ihr dazu?


    LG


    PS: Hab es wie gesagt etwas kürzer gehalten, da mein langer Text weg ist und ich nun meinen Kaffee brauch... :mad: Nicht bös' sein. Bei Verständnisfragen - fragen! :P

    Mir ist langweilig, ich bin müde, mir ist kalt, ich hab Hunger! :D

  • "ZeeBee, ich wäre für einen Versuch: Du stellst dich als SR bei so einem Spieltag auf die Platte und pfeifst wirklich Korrekt alles ab was da falsch läuft."


    Das glaube ich gar nicht mal. Nach fünf Minuten gibt es kein Ball wegreißen und Klammern mehr, nach acht Minuten sitzen die beiden Trainer auf der Tribüne und ich coache und pfeife gleichzeitig. Pädagogisches Pfeifen dann nicht im Sinne von 'keine Progression, das Kind könnte ja ein Trauma von der gelben Karte bekommen', sondern dass die Zwerge nebenbei noch lernen, dass sie in der Abwehr nur der geprellte oder gepasste Ball zu interessieren hat. Nicht der in beiden Händen gehaltene Ball. Abstand halten, die Gegnerin soll prellen. Dann die Gegnerin zwingen, wieder mit dem Prellen aufzuhören. Dann ihr nicht auf die Pelle rücken sondern den gezielten Pass verhindern. Und die Nachbarinnen erwürgen nicht ihre Gegenspielerin sondern fangen jetzt mal den Pass ab. Denn der muss jetzt kommen.


    Aber eigentlich erwarte ich das von den Trainern. :wall: Und meinetwegen sollen die Schieris auf technische Fehler nur in Tornähe achten und ansonsten laufen lassen, je nach Entwicklungsstand der Mannschaft/der Spielerin. Aber dann bitte so erklären, dass nach fünf Minuten ein paar Themen abgehakt sind.

    Die mächtigste kriminelle Vereinigung der Welt, der mediterrane Kinderschänderring, sucht einen neuen Vereinsvorsitzenden. Den mit dem luschtigen Hut. Kim Jong-un ist zu jung. Idi Amin ist tot. Gianni Infantino hat wahrscheinlich selbst für den Posten zu viel kriminelle Energie. Lebt Dr. Fu Man Chu noch? Al Capone? Was ist mit dem orangenen Mann im weißen Haus?

  • Zentral und verantwortlich sind - wie immer - die Trainer. Wenn diese sich aber an der Bundesliga orientieren, dann können die im Kinderhandball angestrebten Verhaltensweisen in der Abwehr nicht erreicht werden. Das Thema ist nicht wirklich neu - und es ist schon arg, zu sehen, daß sich in mehr als 10 Jahren RTK mit verbindlichen Vorgaben für das Abwehrspiel so wenig getan hat. Seit 2005 sind unter der Leitlinie „Abwehr strukturiert Angriff“ offensive Abwehrformen (Manndeckung, Sinkende Manndeckung, offensive Raumdeckung) vorgegeben. Handball wird im Spitzenbereich zwar in kleinen Räumen vor den Toren gespielt - Anfänger sollen das Spiel aber in großen Räumen lernen, um sich höheren Anforderungen im läuferisch-koordinativen Bereich und vor allem in der Wahrnehmung und Orientierung anzupassen. Das zweite Element im Spiel mit offensiver Abwehr ist die Betonung der zentralen Situation 1gegen1, indem die ständige Auseinandersetzung mit dem Gegner - unabhängig davon, ob dieser in Ballbesitz ist oder nicht, gefordert wird. Diese Zweikämpfe sind sehr lernintensiv, denn die Abwehrspieler sollen nicht auf die Spielhandlungen ihres Gegenspielers reagieren, sondern diese im Idealfall vorausahnen (antizipieren).


    Ein Problem ist der seit mehreren Jahren zu erkennende Trend zur Zergliederung des Spiels: Da werden lange Diskussion unter Trainern darüber geführt, ob ein- oder beidbeinige Kniebeugen besser sind. Im Training werden 1gegen1-Aktionen gegen Stangen, Kastenoberteile oder aufgeblasene Gummipuppen geübt. Handball wird als Kombination von Fangen, Passen und Werfen vermittelt - Prellen ist pfui (obwohl in der Weltspitze genügend Spieler zeigen, warum es wichtig ist). Als Grundlage kommt vielleicht noch ein bißchen Koordination dazu (wenn der Trainer deren Bedeutung erkennt), ansonsten ist sogar schon Krafttraining für Kinder angesagt. Diese Bestandteile werden isoliert trainiert und es wird erhofft, daß sich dann im Wettkampf die geschulten Elemente wie von Geisterhand perfekt zusammenfügen.

    Handball muß aber als komplexes Problemlösungsspiel vermittelt wird, daß sich mit situativen Handlungen von Angreifern und (!) Abwehrspielern beschäftigt. Die Techniken sind dabei "nur" die Werkzeuge zur Lösung von Spielsituationen: das Dribbling ermöglicht Raum- und Zeitgewinn mit dem Ball, Fangen und Passen bilden die Grundlage der Kooperation zwischen den Spielern und mit dem Wurf wird der Zielschuß realisiert. In der Grundlagenschulung sollte der Fokus deshalb nicht auf dem Abwehrtraining, sondern in erster Linie auf der Ausbildung der individuellen Fertigkeiten und Fähigkeiten im Angriff liegen. Getreu der zweiten Leitlinie „Angriff schult Abwehr“ zwingen nur spiel- und handlungsfähige Angreifer ihre Gegner in der Abwehr zum aktiven Verteidigen.


    Und jetzt kommt der "Problemfaktor Trainer" ins Spiel: er muß solche Situationen im Training aufbauen (möglichst in reduzierter Komplexität im Vergleich zum Wettkampf) und dann die gewünschten Verhaltensweisen in Angriff und Abwehr erklären, abfordern und korrigieren ("Wenn ..., dann... !" ist die Formulierung, die dann häufig zur Anwendung kommt.). Das ist richtig Arbeit - insbesondere bei Anfängern. Aber nur so geht es.

  • Zitat

    Zentral und verantwortlich sind - wie immer - die Trainer.


    Nachdem ich nach 7 Jahren das Amt als Jugendtrainer (2 x Mini-D) an den Nagel gehängt habe, möchte ich das nicht so stehen lassen. Ja sicher, die Trainer haben die Endverantwortung, aber vor allem sehe ich hier die Vereine in der Pflicht. Jeder Verein sollte sicherstellen, dass sie nur Trainer einsetzten die geschult sind (intern / extern). Die Vereine sollten auch eine deutliche Richtlinie für alle Altersklassen haben. Hat man dies nämlich nicht, sieht sich der Trainer schnell alleine auf der Platte und sucht nach dem kurzzeitigen Erfolg.
    Wenn der Verein diese Resourcen nicht aufbringt oder aufbringen kann, sehe ich auch nicht ein warum der Trainer auf einmal alles richtig machen kann.

  • Damit sind doch wieder an einem Punkt, der schon mehrfach diskutiert wurde: Die (unheilige) Allianz zwischen Verein und Trainer.


    Da ist der Verein, ein Wirtschaftssubjekt, dass seine Kosten decken muss und gleichzeitig eine möglichst breite und gute Palette an Sportmöglichkeiten anbieten will und muss. Denn sost ist er nicht attraktiv. Die breite Palette bekommen viele Vereine ja noch hin, aber dann kommt das mit dem "gut"...


    Trainer kosten Geld - einfach gesagt. Gute Trainer kosten mehr Geld - auch einfach.


    Die meisten Vereine haben "kein" Geld, also versuchen sie an allen Enden zu sparen. So werden häufig eigene Jugendsportler zu Co-Trainern oder Betreuern gemacht. Gern in jungen Mannschaften, da eine Erwachsenen-Mannschaft auf einen (noch so talentierten) 16-jährigen nicht hören würde, und dieser junge Mensch noch gar keine Schulung im Bezug auf ein mögliches Traineramt bekommen hat. In den meisten Vereinen, die ich bisher kennengelernt habe ist es für die Handballsparte so, dass es 1-3 hauptamtliche Trainer gibt. (Meistens mit irgendeiner Lizenz) Und diese Trainer stellen sich Jugendliche als Co-Trainer für die jungen Mannschaften an die Seite. Es scheint davon ausgegangen zu werden, dass "Learning by doing" vollkommen ausreicht.


    Mein Plädoyer geht dahin, dass die Vereine und die soprtlichen Leiter der Vereine sich dafür einsetzen, dass ihre Trainer (egal ob jung oder alt) regelmäßige Fort- und Ausbildungen erhalten. Dass alle jugendlichen Trainer (auf Vereinskosten) zumindest den Grundkurs Kinder- und Jugendhandball machen müssen, um als Co-Trainer zu fungieren. Dass die Verbände endlich mal aufhören Trainerlizenzen als Gelddruckmaschine zu verstehen und dadurch vielleicht mehr Trainern eine gute Ausbildung ermöglichen.
    Und dass dann eine Lizenzpflicht für Trainer auch schon in den unteren Ligen kommt.


    Aber dafür müssten sich die Verbände und die Vereine bewegen und vielleicht (Gott bewahre :irony: ) auch noch zusammen arbeiten.
    Bis dahin bleibt mir die Hoffnung, dass es noch ausreichend Trainer gibt, die nicht nur den Handball selbst sondern auch dessen Vermittlung lieben, und denen der kurzfristige Erfolg nicht so wichtig ist, wie die gute Ausbildung der individuellen Spieler.

    Licht ist schneller als der Schall - Deswegen glaubt man bei manchen Menschen sie wären ganz helle, bis sie den Mund aufmachen! :cool:


  • Nachdem ich nach 7 Jahren das Amt als Jugendtrainer (2 x Mini-D) an den Nagel gehängt habe, möchte ich das nicht so stehen lassen. Ja sicher, die Trainer haben die Endverantwortung, aber vor allem sehe ich hier die Vereine in der Pflicht. Jeder Verein sollte sicherstellen, dass sie nur Trainer einsetzten die geschult sind (intern / extern). Die Vereine sollten auch eine deutliche Richtlinie für alle Altersklassen haben. Hat man dies nämlich nicht, sieht sich der Trainer schnell alleine auf der Platte und sucht nach dem kurzzeitigen Erfolg.
    Wenn der Verein diese Resourcen nicht aufbringt oder aufbringen kann, sehe ich auch nicht ein warum der Trainer auf einmal alles richtig machen kann.


    Nur wenige Vereine gehen in diesen Fragen "professionell" vor. Die meisten Clubs sind froh, überhaupt Trainer zu finden - unabhängig von deren Qualifikation.
    Also hast Du einerseits die Unqualifizierten, die alleine gelassen werden, - und andererseits die Unverbesserlichen, die ihren uralten Sch... machen wollen und nicht bereits sind, sich auf Neues einzulassen. Wenn man sie damit konfrontiert, drohen sie, das Traineramt niederzulegen (was machmal auch nicht so schlecht wäre).


    Um zum Inhalt zurückzukehren: die mangelhafte Umsetzung der gewünschten Abwehrelemente hängt auch damit zusammen, daß es im Kinderhandball eine sehr hohe Fluktuation bei den Trainern gibt (die durch FSJler etc. noch verstärkt wird). Es ist kein Problem, wenn ein Jugendtrainer in seiner ersten Saison nicht alles richtig macht. Es ist aber ein großes Problem, wenn er nach ein oder zwei Jahren wieder aufhört - und dann der nächste Sportfreund wieder von vorne beginnen darf.

    Einmal editiert, zuletzt von Balljäger ()

  • Ich sehe schon. Alles muss ich selber machen. Und ich danke Euch für die Anregungen hier im Forum! :lol:


    In meinem Mikrokosmos Mädchenhandball um die Landeshauptstadt Niedersachsens herum habe ich schon länger... Nachholbedarf auf Trainerseite vermutet. Also haben wir als Leistungszentrum drei Mädchentrainerlehrgänge in den letzten Jahren durchgeführt. Minimale Teilnehmergebühr, Zeitauwand jeweils einen Samstagvormittag, Demo-Mannschaften und Referenten aus dem eigenen Verein oder zuletzt aus dem Verband. Beim letzten Lehrgang waren Teilnehmer aus fünf (!) Bundesländern bei unserem kleinen Dorflehrgang... das ist ein großer Erfolg, aber eigentlich wollte ich die kleinen Vereine in der Nachbarschaft erreichen.


    Wir haben vom Kreisverband aus vor ein paar Jahren (dokumentiert in "handballtraining" 11/99) mal ein Pilotprojekt gemacht und alle Trainer der mD Kreisoberliga an einen Tisch geholt, die offensive Deckung als "gentlemen's agreement" umgesetzt und von der Kreisauswahl haben wir Auswahltrainer die Liga eine Saison lang begleitet. Parallel haben wir Schieris geschult, die von den betroffenen Heimvereinen in dieser Liga eingesetzt wurden. Es gab je ein Treffen vor, nach der Hinrunde und nach der Saison. Und siehe da, wenn man an den tatsächlich verstellbaren Rahmenbedingungen schraubt, kommen nicht für möglich gehaltene Dinge bei herum. Erstmals spielte bei uns eine Saison lang eine ganze Staffel in der D-Jugen die 1:5 Deckung und niemand scherte aus. Das Geheimnis war sicher die gleichzeitige Umsetzung, so dass kein Trainer einen Nachteil hatte bzw. rechtfertigen musste, selbst anders zu decken als alle anderen.


    Was mich zum Thema zurückbringt. Wenn Klaus schreibt, mehr als 10 Jahre RTK haben noch nicht gereicht; wir mit unseren Mädchentrainerlehrgängen zwar halb Norddeutschland erreichen, aber nicht den Nachbarverein... dann muss wohl ein neuer Plan her. Kommende Saison steige ich in der weiblichen D-Jugend ein. Ich werde mal versuchen, unser Pilotprojekt von einst wiederzubeleben, diesmal ohne Betreuung "von oben" sondern von der "Basis" aus. Ich versuche mal alle oder so vieleTrainer wie möglich meiner Liga ins Boot zu holen und mit ihnen gemeinsam die Ausbildung in der Liga voranzubringen. Es handelt sich um eine regionsübergreifende Liga, die zwei unterschiedliche Regionsauswahlmannschaften speist. Beide Auswahlmannschaften befinden sich in einem bedauerlichen Zustand, was das durchschnittliche technische Können angeht. Von der Seite dürfte jedenfalls Interesse da sein, dass sich was tut.


    Ich habe ein ureigenstes Interesse an einer möglichst starken Staffel und einem schwerstmöglichen Wettkampf als Trainingsspielwiese für meine Mädels. Der mir bekannte Durchschnittstrainer Mustermann ist dagegen fortbildungsunwillig. Wenn ich in der Vergangenheit vereinsinterne Trainerlehrgänge angeboten habe, verschwanden sie wie Kellerasseln beim Einschalten des Lichts. Wenn ich aber einen gewissen Druck in der Liga aufbauen kann, dass man etwas verpasst, wenn alle anderen Trainer sich fortbilden, dann ist das womöglich stärker als die Fortbildungsunwilligkeit.


    Einerseits werde ich mit Urängsten der Trainerkollegen zu kämpfen haben, denn letztlich bin ich derjenige, der die größten Talente aus der Liga einsammeln wird. Andererseits kann das motivieren, die großen Talente daheim besser zu fördern und ihnen was bieten, damit sie nicht so früh zum einzigen leistungsorientierten Verein weit und breit abwandern.


    Das Hingespinnst ist noch längst nicht zu Ende gesponnen und wie ich die E-Jugend erreiche, in der ich gar nicht aktiv bin, ist auch noch offen. Ich werde berichten. :hi:

    Die mächtigste kriminelle Vereinigung der Welt, der mediterrane Kinderschänderring, sucht einen neuen Vereinsvorsitzenden. Den mit dem luschtigen Hut. Kim Jong-un ist zu jung. Idi Amin ist tot. Gianni Infantino hat wahrscheinlich selbst für den Posten zu viel kriminelle Energie. Lebt Dr. Fu Man Chu noch? Al Capone? Was ist mit dem orangenen Mann im weißen Haus?

  • Noch einen E-Jugend Spieltag geschaut. Ich bin dem Rätsel der merkwürdigen Abwehr auf die Spur gekommen.


    Entweder besteht ein Irrtum aller Trainer, dass die Anzahl der verursachten Freiwürfe irgendwie in die Spielwertung mit einfließt. An der Anzeigetafel konnte ich dies nicht erkennen, aber so wie alle Mannschaften Samstag gespielt haben, ging es in der Deckung einzig und allein darum, im 3-Sekunden-Takt Freiwürfe zu erzwingen. Dies ist noch die wahrscheinlichste Erklärung.


    Die andere Erklärung könnte sich aus der genauen Beobachtung der individuellen Abwehrtechnik ergeben. Weit seitlich nach vorn ausgestreckte Arme, Rumpfkontakt suchend, leerer Blick, das Gebiss immer gefährlich nahe am gegnerischen Hals und ich könnte schwören, ich hätte mehrfach ein dumpfes Grollen gehört: "Meeeeeenschenfleiiiiisch." Die Mädels gucken altersmäßig unangemessene Serien / Filme und spielen nun Zombiedeckung. :pillepalle:

    Die mächtigste kriminelle Vereinigung der Welt, der mediterrane Kinderschänderring, sucht einen neuen Vereinsvorsitzenden. Den mit dem luschtigen Hut. Kim Jong-un ist zu jung. Idi Amin ist tot. Gianni Infantino hat wahrscheinlich selbst für den Posten zu viel kriminelle Energie. Lebt Dr. Fu Man Chu noch? Al Capone? Was ist mit dem orangenen Mann im weißen Haus?

  • Moin!
    Das erklärt den Heisshunger meiner Kurzen (WJF) auf Hackepeter in letzter Zeit.

    Du kan ikke draeper mig!

  • Hallo,
    Ich bin Trainer einer mE Jugend und ärgere mich schon die ganze Saison mit dem von ZeeBee beschrieben Problem herum.
    In den Regeln steht ganz klar „ Klammern ohne den erkennbaren Versuch den Ball zu erobern ist progressiv zu ahnden."
    Nach 10 Saisonspielen kann ich sagen, nicht einmal hatte ein Schiri das geahndet.
    Unseren Heimschiedsrichtern habe ich informiert, mehr als ein Schulterzucken kam da nicht...
    Ich bin zur Zeit total darüber verärgert, da ich überzeugt davon bin, dass das Spiel ohne Klammern den Jungs in der Abwehr mehr bringt, da sie lernen Pässe abzufangen und Pälle herausprellen oder den Gegner zu Würfen aus schlechtem Winkel zwingen. Im Training beim Abschlussspiel sehe ich tolle Spiele mit einem schönen Spielfluss.
    Aber in den Saisonspielen wird durch das konsequente Klammern der Gegner einfach nur unser Spiel unterbunden und lernen tut niemand draus.
    Noch kann ich bei meinen Jungs das Klammern unterbinden. Die Frage ist wie lange noch, wenn die Schiedsrichter die Regel konsequent verweigern.

  • Ich kann nur für den weiblichen E-Jugend-Bereich in Berlin sprechen: Klammern findet hier kaum noch statt - war vor zwei - drei Jahren noch anders.
    Offenbar und glücklicherweise hat hier ein Umdenken stattgefunden, weg von der rein körperlichen Verteidigung zur ballorientierten Abwehr. So versuche ich es auch, meinen Mädchen beizubringen: Balleroberung steht im Vordergrund, nicht das Einsammeln des Balles, wenn die Gegnerin am Boden liegt! ;)

    "Religion ist der Katalysator zwischen den legitimierten Interessen und dem Status Quo" - Das Leben des Brian

  • Noch einen E-Jugend Spieltag geschaut. Ich bin dem Rätsel der merkwürdigen Abwehr auf die Spur gekommen.


    Entweder besteht ein Irrtum aller Trainer, dass die Anzahl der verursachten Freiwürfe irgendwie in die Spielwertung mit einfließt. An der Anzeigetafel konnte ich dies nicht erkennen, aber so wie alle Mannschaften Samstag gespielt haben, ging es in der Deckung einzig und allein darum, im 3-Sekunden-Takt Freiwürfe zu erzwingen. Dies ist noch die wahrscheinlichste Erklärung.


    Die andere Erklärung könnte sich aus der genauen Beobachtung der individuellen Abwehrtechnik ergeben. Weit seitlich nach vorn ausgestreckte Arme, Rumpfkontakt suchend, leerer Blick, das Gebiss immer gefährlich nahe am gegnerischen Hals und ich könnte schwören, ich hätte mehrfach ein dumpfes Grollen gehört: "Meeeeeenschenfleiiiiisch." Die Mädels gucken altersmäßig unangemessene Serien / Filme und spielen nun Zombiedeckung. :pillepalle:

    Ich kenne diese "Zombieabwehr" ganz gut.
    Wir spielen in einer E-Jugend (eigentlich F-Jugen) Jahrgänge 2008/2009. Also wirklich noch bei den kleinen Anfängern. Aber wir spielen nicht 2x 3:3 sondern beide Halbzeiten normal, auch auf das ganze Feld. Manndeckung ist die einzig zugelassene Defensivtaktik bei uns und diese wird vom Trainer versucht auch umzusetzen. Natürlich sind hier und da die Kinder noch zu ungestüm und spielen nicht regelkonform, im Alter von 7 Jahren kann man das auch so noch tolerieren, wenn es nicht zu häufig passiert.


    Um auf das Thema zu kommen, das WARUM.... Leider haben wir einige Teams (vorallem deren Trainer) in der Liga, die Ergebnis vor Erlebnis stellen. Und da gibt es dann Teams, die wie Du schriebst "Zombiedeckung" spielen. Meist sind das Teams, die sogar eigentlich weiter sein sollten (Altjahrgänge). Denn es gibt kein besseres Mittel eine Anfängermannschaft "einzuschüchtern" als immer voll draufzugehen. Aus Leistungstechnischer Sicht ein großer Vorteil. Pädagogisch und sportsmännisch extrem zweifelhaft. Ich kann mich an das Spiel gegen den Tabellenführer (bisher 13 Siege in 13 Spielen erinnern). Wir haben keinen einzigen Freiwurf verursacht, aber im Schnitt jede Minute einen Bekommen. Endstand war 1:17 (gegen uns). Wir sind ein Jungjahrgang und der Gegner ein Altjahrgang (also 2009er gg. 2008er).

  • Es gibt Hoffnung. Am Wochenende habe ich vier weibliche E-Jugenden spielen sehen, denen es nicht um eine möglichst große Anzahl an Freiwürfen ging. Bis hin zu einer bärenstarken Abwehrspielerin, die für drei gearbeitet hat und nach jedem zweiten, dritten Zweikampf immer den Ball hatte.


    Und es wäre so einfach. Man muss nur aus der Politik lernen:


    Immer eine Armlänge Abstand! :D

    Die mächtigste kriminelle Vereinigung der Welt, der mediterrane Kinderschänderring, sucht einen neuen Vereinsvorsitzenden. Den mit dem luschtigen Hut. Kim Jong-un ist zu jung. Idi Amin ist tot. Gianni Infantino hat wahrscheinlich selbst für den Posten zu viel kriminelle Energie. Lebt Dr. Fu Man Chu noch? Al Capone? Was ist mit dem orangenen Mann im weißen Haus?

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