Kleine Weisheiten für die Trainerbank

  • Charmante Idee. Könnte ich mir gut vorstellen, wenn es eine überregionale D-Jugend Liga gäbe, wo sich wirklich nur die leistungsorientierten Mannschaften tummeln. Versuche ich gerade (wieder einmal) beim HVNB anzuschieben. Die Regel nützt nicht viel, wenn die Liga zur Hälfte oder mehr aus Breitensportmannschaften besteht, die mal ein, zwei stärkere Spielerinnen haben. Zu Ausbildungszwecken wünsche ich mir bereits in der D eine Liga oberhalb von Breitensport. Aber nein, dann wird ja nicht mehr nicht mehr ausgebildet, sondern reflexartig nur noch auf Pokale geschielt. :/


    Und genau das ist Teil des Problems. Spiel gegen 6:0 kann als Ausbildungsziel nicht wegdiskutiert werden und kommt in der B einfach zu spät. Dann haben wir nämlich den 2er Ball und das Leben wird nicht eben einfacher.

    Das Problem in Deutschland ist die mangelnde Qualität in der Breite. In anderen Ländern sind Breitensport Mannschaften schlicht und einfach besser. Gut in allen möglichen Skandinavien Turnieren bei Matchups gegen deutsche Teams zu beobachten. Da performen die deutschen Zentren meist mit den mittleren skandinavischen Teams auf einem Level. Die Breitensportler aus Deutschland werden auch von den skandinavischen Breitensportlern gnadenlos abgeschossen.

    Deswegen ist es auch schwierig, sich so viel davon abzuschauen. Das System mit defensiver Abwehr funktioniert in Skandinavien, weil es in den allermeisten Teams mehr als fünf gute Spieler gibt.

    In Deutschland wäre das erstmal nicht der Fall. Vielleicht könnte eine solche Regel aber etwas in die Richtung beeinflussen, da gegen sechs Null einfach mehr Team Zusammenspiel nötig ist. Die Offensive Abwehr pusht das Setzen auf die zwei besten Spieler pro Team nur noch mehr als ohnehin schon.

  • Ich spiele mit meiner wB auch 6:0, aber insbesondere deshalb, weil sie ältere Jahrgang ist und auch zu 75% die wA stellt und ich in der eigentlichen wA eher körperlich größere, weniger flinke Spielerinnen habe, so dass ein klassischer Innenblock da mehr Sinn macht.

    Da wir gemeinsam trainieren, ist es schwer, bei zwei Mal Training in der Woche zwei Abwehrsysteme zu erarbeiten, die gleichermaßen gut funktionieren.


    Aber 3:2:1, 5:1, 6:0. Schlussendlich geht es um Ballgewinne, so dass ich bei jeder Abwehrformation den Ballbesitz als Ziel habe und nicht, permanent das Spiel durch Stoppfouls zu unterbrechen. Das heißt aktives Verteidigen.

  • Und genau das ist Teil des Problems. Spiel gegen 6:0 kann als Ausbildungsziel nicht wegdiskutiert werden und kommt in der B einfach zu spät. Dann haben wir nämlich den 2er Ball und das Leben wird nicht eben einfacher.

    Es sind viel zu viele Regeln!

    Lieber komplett wie früher die Abwehr freistellen, das hat auch funktioniert!

    Wer kleine Spieler hat spielt offensiv, wer große hat spielt defensiv und man bekommt es in der Saison mit beidem zu tun…

  • Zitat

    Während ich nicht glaube, dass sich die Skandinavier auf uns vorbereiten, machen wir seit dieser Woche bis zu den Osterferien B-Jugend Training in der D-Jugend (Angriff gegen 6:0).

    Ich habe schon mal die Anregung bekommen, ich möge mein "Dänemark-Vorbereitungstraining" mal für die "handballtraining" oder "handballtraining junior" als Artikel aufarbeiten. Hielt ich nichts davon, das wäre, als würde ich einen zweihundertseitigen Reiseführer für Bora-Bora verfassen und noch ein großes Kapitel den einheimischen Kneipen widmen. Wer soll damit was anfangen, wenn ich D-Jugendlich auf eine 6:0 Abwehrwand vorbereite?


    Vorgestern durften wir allerdings (leider) wieder die Praxisrelevanz meines Exotentrainings erleben. Landesliga wC des HVNB. Es ist eine "offensive 2-Linien-Deckung" vorgeschrieben. Wie schon im Hinspiel stellt der Gegner immer wenn es darauf ankam auf 6:0 Deckung um und wir rennen gegen eine Wand. Die Schieris interessierte es nicht im Hinspiel, unsere kleinen fünfzehnjährigen Schieris im Rückspiel auch nicht, bzw. ich bin zu alt, um darauf Energie zu verschwenden, es ihnen einzutrichtern. Laut hiesiger Durchführungsbestimmungen müsste ich einen Antrag stellen, die Deckungsweise einmal überprüfen zu lassen. Werde das spaßeshalber irgendwann mal tun und den Einspruch gegen die Spielwertung hinterher damit begründen, dass mein Antrag nicht geprüft wurde (und nicht, dass die Schieris keine 6:0 erkennen konnten = Tatsachenentscheidung). Unentschieden Hinspiel, Unentschieden Rückspiel, weil uns der Gegner zuverlässig immer wieder ins Passive Spiel trieb. Zeitweise hatte ich einen reinen D-Jugend Angriff auf der Platte und damit die vage Hoffnung, dass das Training dieser Woche schon fruchtete. Tat es nicht.


    Gab mir zu denken, ob es nicht doch eine Zielgruppe für einen solchen Artikel geben könnte. Werde ich nach dem Osterturnier mal überdenken, falls wir uns dort gegen die Fleischmauern ganz gut behaupten.

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  • Zwischenstand Skandinavientraining


    Bislang fünf Trainingseinheiten Vorbereitung auf den Rödspätte Cup. Für Außenstehende muss das Training komplett irre wirken. Schlagwurftraining 8m. KM mit indirekten Sperren auf 7m. Parallelstoßstafetten bis 7 1/2 m Tiefe. Reihenweise Handgelenkspässe. Für Eingeweihte muss das Training komplett irre wirken. Wechselweise acht Trainingsgäste von anderen Vereinen und sechs E-Jugendliche im Quasi-B-Jugend Training. Die wenigsten von den Gästen kommen tatsächlich auch mit nach Dänemark. Hab ich mir ja so ausgesucht.


    Kommenden Samstag mal zwei Stunden Training nur mit den Turnierteilnehmern. Bislang ausschließlich Übungen, Samstag mal Schwerpunkt auf Spielen und mehr Einbindung KM. Schlagwürfe durch die Deckung habe ich im Punktspiel noch nicht gesehen. Aber das Positionsspiel wird allmählich flüssiger. Im Alltag der D durch die meist offensiven Abwehrreihen ja so gar nicht möglich. Rückraum stößt im Training tief in den Neuner rein. Teils schnelle Handgelenkspässe für eben Geschwindigkeit. Außen zum Überlaufen ansetzen, Richtungswechsel, Ball nach hinten bringen. Gegenspielerin umprellen, Druck zwischen 1 und 2, Parallelstoß. Korrekturen:


    - Fußspitze zum Tor, Nasenspitze zum Tor, Wurfarmgegenschulter zum Tor, Blick zum Tor!

    - ("Abwehrräume" durch Turnmatten abgesteckt) In die Mitte der Lücke, nicht dicht entlang der Matten stoßen!

    - keine Wurftäuschung, keine Passtäuschung, nicht winken mit dem Ball, Arm hoch, torgefährlich werden, Pass!

    - Niemals in der Rückwärtsbewegung / im Ansatz zur Rückwärtsbewegung passen!

    - Außen den letzten Schritt beim Überlaufen mit dem äußeren Fuß, nicht als Kreuzschritt mit innerem Fuß, sonst klappt der Richtungswechsel nicht!

    (Bzw. ich muss mal überlegen, ob wir doch den Kreuzschritt innerer Fuß und Drehung einbauen.)

    - Außen beim Richtungswechsel mit der äußeren Hand prellen, Ball beim ersten Preller nach hinten bringen und sichern!

    - Wenn Handgelenkspass, dann Torgefahr nur mit Stoßbewegung aufbauen und nicht durch Ausholen!

    - Handgelenkspass von unten, nicht den Ball zur Brust führen und schubsen! Seitlich wegdrücken, nicht "rollen"!

    - Nullschritt nur, wenn der Pass hoch/vernünftig kommt.

    - Nach dem Pass schnell in das Zurückstoßen!


    Zwischendurch Fokus auch mal auf Abbrechen der Passfolge, aktuell mehr auf Geschwindigkeit durch Hereinnahme des Handgelenkspasses, Fortgeschrittene beidseitig, alle anderen nur mit der starken Hand. Eine meiner Trainingsgäste vom anderen Verein gestern als RH auf RA sogar von sich aus Schlagwurfpass mit taktisch richtiger schwacher Hand.


    Erste Erfolge am Wochenende. Seuchenspiel der wC II. Sechs Absagen, davon fünf C-Jugendliche. Hinspiel zu Hause mit einem Tor gewonnen, Rückspiel mit drei C-Jugendlichen Jungjahrgang, sechs D-Jugendlichen. In der Not eine Torhüterin Jungjahrgang D-Jugend im Feld und eine D-Jugendliche zusätzlich mitgenommen, damit wir überhaupt zwei Feldspielerinnen auf der Bank haben. LA, RL und RM durchgehend mit D-Jugendlichen besetzt. In der zweiten Hälfte vier oder fünf Bilderbuchangriffe. Ball kommt von rechts, RM stößt an, blitzschneller Handgelenkspass schwache Hand, RL brezelt auf die Lücke zwischen Außen und Halb, AR hilft wie eine Irre ohne Not aus, abgeräumt für LA mit Startbahn wie für ein Kleinflugzeug. Wenn wir jetzt den Luxus einer "gelernten" Außen auf LA gehabt hätten, wäre das Spiel fast noch eng geworden.

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  • Nächster Zwischenstand Skandinavientraining

    Erfahrungsgemäß reichen sechs, sieben Wochen nicht aus, um D-Jugendlichen Mädchen beizubringen, dass der Ball nicht ins Tor getragen werden muss, sondern es Torchancen mit Abwehr vor der Ballführerin gibt. Ab der C ließe sich das notfalls ganz ordentlich über Abräumen für die Eckenaußen lösen, in der D-Jugend nur, wenn man sehr pfiffige Außen hat und besser auch noch eine Linkshand auf RA für beide Wege. Wir haben dagegen eine Kreisläuferin, die, wenn sie erst einmal den Ball hat, weiß wo das Tor steht und sich auf dem Weg dorthin auch nicht aufhalten lässt. Problem ist noch die Phase vor Ballbesitz, aber daran lässt sich ja arbeiten.


    Abgesteckter zentraler Sektor am Sechser, 3 oder 4 m breit. KM, zwei Innenverteidigerinnen links und rechts von ihr, die maximal bis 7m verteidigen dürfen. Rückraum einmal vollständig besetzt. RM hat den Ball. RL/RR sind lediglich Anspielstationen, müssen aber mitstoßen.


    Vorübung, der Rückraum läuft 8en um zwei Markierungen/hüpft seitlich über Pommes/Wechselsprünge am Kasten o.ä.. Signal vom Trainer, Pass nach links oder rechts, RL/RR stößt tief in den 9er, Rückpass in die Stoßbewegung. RM soll per Schlagwurf Tor erzielen oder KM anspielen, darf wieder abspielen und zurückstoßen. Dann weiter wie oben.


    Aufgaben:

    - Stoßen ausschließlich nach Außen, niemals in die "Kreisläuferlücke" (gibt es dafür einen Fachbegriff?).

    - Statt abzuspielen, darf RM sich prellend zurückziehen und an beiden Abwehrspielerinnen und KM vorbei verlagern in die Gegenrichtung oder lang, wenn sie kurz gestoßen hat.

    - KM steht immer in der indirekten Sperre/Eigensperre zwischen den Innenverteidigerinnen (also Brust zum Ball). Wenn KM die Lücke passiert, sofort in die Wechselsperre.

    - KM sucht nach hinten den leichten Kontakt, hält die Lücke maximal weit offen.


    Ziel:

    Entweder eine Innenverteidigerin isolieren, um sowohl zur/gegen die Hand einen Schlagwurf zu setzen zu können (im Spiel gerne auch 1:1 auf engem Raum) ODER die Kreisläuferlücke so weit aufzuziehen, dass ein Anspiel in die Lücke gesetzt werden kann.


    Korrekturen:

    - RM wird früher oder später unweigerlich in die Mitte, in die Kreisläuferlücke stoßen, wo ihr dann auf engstem Raum drei Leute direkt gegenüberstehen. "Nie die Lücke zuschieben, immer die Lücke aufziehen!" Laufweg ist entweder gerade oder Viertelkreis nach Außen, nie schräg/gerade ins Zentrum.

    - Tief in den Neuner stoßen, links oder rechts von der Dreiergruppe. Immer bereit zum Schlagwurf.

    - Bodenpass vor direktem Pass!

    - Die Abwehr soll in ihrem begrenztem Raum 100% verteidigen, Blocken bzw. Pässe an den Kreis verhindern. Die Verteidigerin an der KM wird zunehmend um die KM herum arbeiten. KM muss ihre "Lücke beherrschen! Das ist DEINE Lücke!" Stellungskampf um die Position zur Passlinie, drängen, schieben, stehen. Kommt die Innenverteidigeren vor sie, dann den Passweg im Rücken der Verteidigerin unmittelbar am Sechser freisperren.

    - RM muss beim Verlagern den Ball zum Prellen zunächst nach hinten raus nehmen, kleines "Zurückstoßen" prellend, an der Lücke vorbei, die Lücke nun wieder in die Gegenrichtung aufziehen.

    - Schlagwurf und Anspiel sind gleichberechtigte Lösungen. D-Mädchen werden zu 90% auf Anspiel aus sein, weil sie den ungewohnten Schlagwurf vorbei am Block scheuen. Würfe ermutigen, ggf. Handicap für KM durch noch aggressivere Innenverteidigerin gegen KM und Zeitdruck einbauen.

    - Zurückstoßen muss gar nicht weit in die Tiefe gehen, die Abwehr steht ja nicht auf 11, 12 m. Allerdings sollte es schon aus den 9er raus gehen.

    - Die Deckung darf zunehmend griffiger werden, soll RM auch anfassen. KM soll sich dann in den kleinen Tiefenraum hinter die rausgetretene Abwehrspielerin absetzen.

    - Für wurfstarke weit fortgeschrittene RM: Bei an sich verbotenem Stoßen auf die Mitte kann KM improvisieren, vor eine Innenverteidigerin einen Schirm stellen als Signal für den Schlagwurf dort.


    Wieder mal viel Aufwand für ein einziges Turnier. :lol: Der Spaß dabei ist, dass ich 6:0 als Trainer nur in der grauen Theorie kenne. Jedes Jahr vor Ostern heißt es also: "Was habe ich in der Mannschaft für Waffen? Mit was rechne ich bei den Gegnern? Wie bringen wir unsere Waffen gegen eine Fleischmauer zur Geltung?"


    Was mich ja noch frühzeitig ins Grab bringen wird, sind Mädchen und Bodenpässe auf engem Raum. Den Ball "drücken statt schmeißen"... sollte sich die Sportwissenschaft mal mit auseinandersetzen.

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  • Ich gucke deutlich zu selten mal über den Tellerrand, bin nie unter der Woche in fremden Hallen und habe seit Jahren überhaupt nur einmal bei einem fremden Training zugeschaut, mit dem Ziel, was zu lernen (offenes Training von Mindens mA BuLi, ich berichtete). Vor Jahren war ich mal aufgrund eines Nachholspiels unter der Woche irgendwo weit draußen unterwegs, schon früh in der Halle und durfte ein mC Training bewundern. Nach einer halben Stunde fragte ich mich, ob die schon angefangen hätten. Niemand bewegte sich. Andernorts findet das Aufwärmprogramm im Gang statt, weil 90 Minuten Hallenzeit zu kostbar sind. In der Lüneburger Heide verbrannte man Hallenzeit.


    Neulich zwei Anfängerinnen bei mir im Training, deren Mannschaft am zerbröseln ist und die durch persönliche Kontakte den Weg zu uns gefunden hatten. Die eine Mutter sieht eine gewisse Kluft zwischen den Gästen und dem Rest der Trainingsgruppe:


    "Na ja, so ein Training sind sie nicht gewohnt."

    "???"

    "Bei uns trainieren sie einmal die Woche eine Stunde, kommen in die Halle, prellen ein wenig durch die Gegend, passen und dann wird gespielt. Korrekturen kennen sie nicht."


    Eine Auswahlspielerin eines ambitionierten Vereins bei mir im Training. Mir fehlen nahezu alle Leistungsträgerinnen, weil die Auswahl älterer Jahrgang zeitgleich eine Zusatzeinheit angesetzt hat. Improvisationstheater statt Training. Mein Gast ist beeindruckt, hält die Charade tatsächlich für überdurchschnittliches Training.


    Was läuft da eigentlich überall in den Hallen ab?! Was läuft da schief? Wie gestalte ich eine Trainingseinheit?


    Als Anfänger bereite ich sicher eine Einheit noch irgendwie schriftlich vor. Macht Sinn. Als Anfänger plane ich ggf. die Halbserie/volle Saison vor. Macht auch Sinn. Ich habe im Hinterkopf, was ich in der D-Jugend beibringen möchte, setze mir immer Blöcke von zwei, drei Wochen mit einem Trainingsinhalt. Ich improvisiere auch mal, schiebe was dazwischen, wenn es irgendwo an Basics hakt. Oder ich schule "Einführung Kreuzen", wenn wir in der D oder C II in der Deckung vor diese Aufgabe gestellt werden und wir nicht gegen Kreuzungen verteidigen können. Keine feste Reihenfolge, nur dass nach jedem Altersklassenumbruch nach Ostern bis zu den Sommerferien drei feste Dinge auf dem Zettel stehen: 1. Abwehr, 2. Abwehr, 3. Abwehr. Und ich spreche von individueller Abwehr, Richtung Sommerferien ein wenig mehr im kollektiv.


    Die Trainingslehre sagt zum Trainingsaufbau:


    1. Aufwärmen

    2. Grundübungen

    3. Grundspiele

    4. Zielspiel


    Im Idealfall zieht sich ein roter Faden durch Punkte 1 bis 4. In der Lehrprobe zur C-Lizenz MUSS sich ein roter Faden durch 1 bis 4 ziehen. Und wenn da 10er Ball im Aufwärmprogramm auftaucht, dann kann man schon fast wieder nach Hause fahren. Fast keine Prüfungsthema lässt sich sinnvoll an 10er Ball anknüpfen. In der B-Lizenz Prüfung muss man sich dann auch schon mal die Frage vom Prüfer gefallen lassen: "Warum hast Du denn noch Grundübungen in der Einheit?" "Häh... was habt Ihr mir denn immer eingebleut?!" Nichts ist in Stein gemeißelt.


    Ich halte mich nicht sklavisch an das 1 bis 4-Konzept. Der Anfänger und der Fortgeschrittene tut aber ganz gut daran. Grundübung bedeutet ziemlich klare Vorgabe mit vielleicht einer Entscheidung. Grundspiel bedeutet eine Aufgabe und ein Rahmen mit zahlreichen Entscheidungsmöglichkeiten. Manchmal rächt es sich, wenn man mit dem Grundspiel anfängt und Basics nicht vorwegschaltet. Manchmal startet man aber besser spielerisch als zu statisch. Zielspiel kommt bei mir immer zu kurz, 4:4 auf ein Tor tut es aber auch.


    In der E-Jugend zweimal die Woche, in der D noch einmal die Woche: Wurftraining! Hab ich hier schon an mehreren Stellen geschrieben. Stumpfes Ballern auf den Boden, dann gegen die Wand. Auch mit der Nichtwurfhand! Mit Korrekturen bis zum Umfallen. Spielerisch durch Wettkämpfe (Kastentreiben, (Medizin-/Pezzi-)Balltreiben). Alle Gelenke/Knotenpunkte des Körpers kontrollieren und korrigieren. An einem vernünftigen Wurf kommen wir nicht vorbei und der entwickelt sich nicht von allein.


    Viele Wege führen nach Rom. Was ALLEN Spitzentrainern gemein ist: Es gibt keinen Stillstand, alle Kinder bewegen sich fast immer. 90 Minuten Training werden ausgenutzt! Angefangen von Aufwärmspielen 3:3 mit vier Mannschaften auf zwei Feldern statt 6:6 auf einem Feld. Schlimmere Beispiele überall da, wo sich zwei Mannschaften gemeinsam warmmachen und 10:10 Fußball spielen, sich also fast niemand mehr bewegt. Drei, vier Mannschaften, die wartenden Teams in die Stabis/Athletikübung/ins Kraftraining schicken und rotieren. 18 Kinder stehen in einer Schlange zum Torwurf. Setzen! Sechs! Zwei Betreuer und das gesamte Training eine Trainingsgruppe bei freiem Seitenstreifen. Klassenziel nicht erreicht. Organisiere Bewegung!


    Trinkpausen werden bei mir erarbeitet. Alle an die Seitenauslinie. Quivers oder "Seilspringen ohne". Aufgabe. Wieder Quivers. Aufgabe. Quivers. Aufgabe. Quivers. 5x 20 m Sprint. Trinkpause. Aufgaben sind wechselweise Burpees, Bergsteiger, Wandhochkrabbeln aus Liegestütz in den Handstand, Rad hin und zurück, Liegestütze mit absetzen, Strecksprünge, Situps.


    Auf zwei Wochentage verteilt hatte ich diese Saison eine Rekordzahl von bis zu 12 Mädchen aus anderen Vereinen, 6 E-Jugendliche aus dem eigenen Verein... und meine Mädels. Ach ja... lange Zeit noch unsere talentierte männliche D mit 9 Jungs. Zwei Trainer, Betreuerin aus der C, zwei Handballthemen und ein Kontrastprogramm. Drei leistungshomogene Gruppen. Durchrotieren. Würde ich so nicht wieder machen, dazu reichen 90 Minuten bzw. 75 Minuten Hallenzeit nicht. Aber so komme ich in Siebener-/Achtergruppen auf etwas Intensität, aber eben nur auf 12, 13 Minuten pro Gruppe. Nächste Saison anders.


    Seit Monaten machen wir zum Aufwärmen JEDES Training Endlinienball mit Rugbypassregel (keine Pässe nach vorn). Mühselig, weil ich ständig neue Gesichter im Training habe. Für die Cracks gibt es aber nach und nach keine Ballannahme im Stand mehr, keine willkürlichen Richtungswechsel, kein Stoßen auf die Gegenspielerin, taktisch richtige Handgelenkspässe, Kooperation in der Deckung, Raustreten im Zentrum, kooperatives Abwehrdreieck. Es entsteeehhht Handball durch diese einfache Passregel.

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  • Was läuft da eigentlich überall in den Hallen ab?! Was läuft da schief? Wie gestalte ich eine Trainingseinheit?

    Ich finde es Wahnsinn (im positiven Sinne) wie du dich engagierst und wie viele Gedanken du dir machst. Um nur auf diese Zeile einzugehen: Weil viele Vereine froh sind, wenn sich überhaupt ein Trainer für eine Jugendmannschaft findet. Der Optimalfall mit Trainerschein wird vermutlich im niedrigen einstelligen Prozentbereich sein, wenn nicht mit Glück erfahrene Handballer, ansonsten Jugendspieler oder Eltern (die evtl nie selbst gespielt haben). Woher soll das Wissen über eine "richtige" Trainingskonzeption denn kommen?

  • Ich finde es Wahnsinn (im positiven Sinne) wie du dich engagierst und wie viele Gedanken du dir machst. Um nur auf diese Zeile einzugehen: Weil viele Vereine froh sind, wenn sich überhaupt ein Trainer für eine Jugendmannschaft findet. Der Optimalfall mit Trainerschein wird vermutlich im niedrigen einstelligen Prozentbereich sein, wenn nicht mit Glück erfahrene Handballer, ansonsten Jugendspieler oder Eltern (die evtl nie selbst gespielt haben). Woher soll das Wissen über eine "richtige" Trainingskonzeption denn kommen?

    Und dann noch mit 8-10 Spielern und Leistungsmäßig vom Anfänger zum sehr guten Spieler ohne Co- oder Torwartrainer…

  • Ich habe mit 17 genauso angefangen. "Du bist doch Torwart. Kannst Du nicht mal..." Zum Glück sehr früh die C-Lizenz gemacht. "Aha... das habe also bislang falsch gemacht. Also alles." Das Evangelium empfangen, die noch recht frische Rahmentrainingskonzeption. Mit der C-Lizenz die Weisheit mit Löffeln gefressen. Nun wusste ich es ja alles besser als alle erfahrenen Trainer. Immer wieder Fortbildungen besucht. Und vielleicht nicht unwichtig: Immer wieder eigene Gedanken gemacht und alles in Frage gestellt. Ganz wichtig für Kinderhandball tatsächlich die B-Lizenz für eine Vision, wo es mal hingehen soll.


    Aktuell habe ich drei C-Jugendliche mit Betreueraufgaben betraut, in der Hoffnung, dass mal eine längerfristig "hängen bleibt". Die bekommen zunehmend mehr Aufgaben im Training, sollen z.B. im Aufwärmspiel auch regelmäßig coachen. Frühere Co-Trainer mussten auch schon mal ein Spiel allein coachen, wenn ich meinen Tod vorgetäuscht habe. Irgendwas läuft da schief, wenn alle Jungtrainer immer nur ins kalte Wasser geworfen und nicht an die Hand genommen werden. Vielleicht muss ich mal auf Wanderschaft gehen und andere Verein besuchen oder Anfänger ins Training einladen. Alle paar Jahre mal eine Fortbildung ausrichten ist jedenfalls nicht genug. Die große Masse an Jungtrainern, die nach zwei Jahren wieder aufgeben, ist egal. Ich brauche diesen einen Bekloppten...


    Seit Monaten haben wir einen befreundeten Trainer in der Halle dabei, der wegen voller Wochenenden keine eigene Mannschaft übernehmen kann, sich aber langweilt. Der hat von Jugend- und Erwachsenenhandball unendlich mehr Ahnung als ich, will sich aber im Kinderhandball etwas abgucken. Und so gucken wir voneinander eine Menge ab. Hilfreich, wenn zwei Irre zusammenfinden.

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  • Das Problem ist tatsächlich, dass zu viele ins kalte Wasser geschmissen werden und sich keiner um die Trainerneulinge kümmert. Dann hat man genau sowas, dass 1 1/2 Stunden in der Halle verplämpert werden und der Trainingseffekt sehr gering ist. Viele Vereine haben nur 120-180 Minuten Hallenzeit pro Mannschaft/Woche, aber dann geht man mal im Sommer für eine Zeit raus oder macht im Winter am Rand oder im Gang ein Aufwärmprogramm, mit Laufschule, Kraft, Koordination, usw. und lässt die gleich einpassen und schon hat man ein aufgewärmtes Team und kann am Feld gleich voll loslegen. Treppen sind auch immer super.

    Ich kam mal früher in die Halle und habe gesehen, wie zwei A-Jugendliche ein Kinderhandballtraining gemacht haben. Die haben mehr oder weniger ihr letztes A-Jugend-Training 1:1 wiederholt, inkl. Passen mit großen Medizinbällen, etc.pp. Das ist ja nett gemeint, geht dann aber bei Minis/E-Jugend definitiv zu weit.

    Als Trainer und Schiedsrichter komme ich viel rum, bin auch gerne etwas früher da, um keinen Stress zu haben und beobachte dann gerne auch Teile der Trainings vor und nach mir. Das machen eigentlich auch viel zu wenige, dabei kann man da auch immer wieder gute Sachen aufschnappen.
    Als wir mal ein Nachholspiel unter der Woche gepfiffen haben, war auch noch ein Training der B- und C-Jugend auf je eine halbe Halle vorher. Das eine war eine relativ große Gruppe und haben dann 3:2 auf der einen Hälfte gespielt, so dass 5 Spieler was zu tun hatten und die gleiche Menge einfach rumgestanden ist. Dann mach ich das doch auf zwei Seiten und spiele paar Durchgänge mit Torwurf und paar Durchgänge Ablegeball in 6m und das immer wieder im Wechsel und schon bewegen sich alle ausreichend. Sobald ich noch mehr habe, entweder eine weitere Gruppe, oder nach jedem Angriff eine Übung an einer Koordinationsleiter usw. das die Warte- und Anstehzeit sinnvoll verwendet wird. Das ist natürlich mit mehreren Trainern leichter zu koordinieren, aber im Zweifel schafft man das auch alleine zu organisieren und hat auch mehr Ruhe, weil alle ständig in Bewegung sind.

    Bin jetzt über 15 Jahre dabei und am Anfang habe ich sicher auch viele Fehler gemacht, aber ich habe gleich bei der ersten Station den C-Trainer (einige Jahre später dann auch noch den B-Trainer) parallel gemacht, weil ich immer gesagt habe, wenn dann will ichs gscheit. machen Das schöne, man lernt nie richtig aus und entwickelt oder sieht immer wieder neue Ideen oder muss sich mit neuen Situationen (Spielertypen, Kadergröße, Hallenkapazität, Regeländerungen, etc. pp.) auseinandersetzen und neu darauf einstellen und immer wieder versuchen, das Optimale rauszuziehen.

  • Viele Vereine haben nur 120-180 Minuten Hallenzeit pro Mannschaft/Woche, aber dann geht man mal im Sommer für eine Zeit raus oder macht im Winter am Rand oder im Gang ein Aufwärmprogramm, mit Laufschule, Kraft, Koordination, usw. und lässt die gleich einpassen und schon hat man ein aufgewärmtes Team und kann am Feld gleich voll loslegen. Treppen sind auch immer super.

    Und dann hat man Eltern und Spieler, die ja angeblich überhaupt keine Zeit haben und 90 Minuten Training wären ja schon so viel…

  • Da geht es schon los.Nennen wir es "Mannschaftsmanagemet" im Kinderhandball.


    WIr hatten neulich Elternabend. Nicht für die Eltern der Kinder, die ich bereits trainiere. Für die Eltern, deren Mädels zu uns wechseln bzw. aus der E-Jugend hochkommen. Um Pflöcke einzuschlagen. Jedes Jahr im Januar oder Februar. Genügend Zeit, um nach der Saison noch den Verein zu verlassen oder eben andersherum zu uns zu wechseln.


    - Trainingsorganisation

    Ich kontrolliere bei SpielerPlus nicht die dort vorhandene Statistik. Irgendwann fällt es mir schon auf, wenn eine Spielerin zunehmend häufig absagt. Es gilt: "Alle Mädchen trainieren zweimal die Woche, alle dürfen dreimal die Woche trainieren." Natürlich geht Schule vor blablabla... "Lernt Zeitmanagement!" Eine Spielerin, die nur einmal die Woche trainiert/trainieren will, kann ich nicht gebrauchen. Die Verrückten, die im Heimverein zweimal trainieren und ein drittes Mal bei mir, habe ich immer wieder (gern) im Training.


    Altersklasse D-Jugend habe ich vor einigen Jahren frisch übernommen. Eltern sind gebrieft. Eine Spielerin glänzt durch ständiges Fehlen beim Training, wenn auch immer mit vorheriger Absage. Ich mahne einmal an (gelbe Karte). Ändert sich nichts. Verabschiede mich von der Spielerin. Mama ist außer sich.


    "In der heutigen Zeit brauchen die Vereine jedes Mitglied!"

    "Mag sein, aber ich nicht."

    Ciao bella!


    Spätere Generation. Eine Spielerin kommt nur einmal die Woche zum Training. Für den zweiten Trainingstag stets ernsthaft die Entschuldigung: "Reiten". Ich mahne einmal ab. Mama ist mürrisch, die Regel gelte ja für alle nur ihre Tochter nicht. Ab jetzt jede Woche einmal "krank". Trainer ist ja doof. Ich schmeiße die junge Dame raus. Mama geht auf die Barrikaden, klärendes Gespräch mit Vorstand und Eltern. Fauler Kompromiss einmal die Woche in der D-Jugend Training, das andere Training... in der E-Jugend. Was auch immer das bringen soll. Ab jetzt nie mehr krank, einmal die Woche: "Reiten". Hah... Trainer ausgetrickst! Einige Wochen später frage ich die E-Jugend Trainerin, wie sich denn J. so im Training unter den jüngeren Mädchen schlagt.


    "Wer?!"

    Ciao bella! (Spielt nun im Nachbarverein.)


    Noch später. Spielerin frisch aus der E-Jugend fehlt wieder und wieder untentschuldigt beim Training. Mama ist sehr süß, ich schmeiße sie nicht raus. Wieder und wieder frage ich Papa, ob etwas mit SpielerPlus nicht funktioniere. Eine Ausrede blöder als die davor. Ciao bella! (Spielt nun in einem anderen Nachbarverein.)


    Gern formulierter Einwand:

    "Ja, aber Du kannst das Kind doch nicht für die Desorganisation der Eltern bestrafen!"

    "Ich bestrafe nicht. Die Kinder kommen als Paket mit den Eltern. Und wenn das Paket nicht mannschaftssporttauglich ist, verschicke ich es woanders hin."

    Geht Tennis spielen!


    - Organisation des Umfelds

    Eine sehr handballerfahrene Mama brachte mich mal auf die SpielerPlus App. Natürlich war ich skeptisch. Trainingsabsage per Knopfdruck? Ausprobiert, für gut befunden. Da es eine Maximalzahl von Spielerinnen in der kostenlosen Version gibt, ich mittlerweile inklusive Gäste 40 Kinder verwalte, habe ich schon länger die kostenpflichtige Premiumversion. Sonst kommt noch wer auf die Idee, per Mail, Flaschenpost oder Rauchzeichen vom Training abzusagen. Auf dem Weg zum Training weiß ich nun zuverlässig die Teilnehmerzahl. Eher mogelt sich mal eine kleine Schwester ins Training dazu, so dass ich eine Überraschungszahl an Teilnehmern habe, als dass ich eine kleinere Zahl als erwartet habe.


    Trainingsabsage per Knopfdruck? Junge Trainer neigen dazu, sich persönlich durch das Kind telefonisch absagen zu lassen. Oder die Eltern müssen einen Gesinnungsaufsatz schreiben, warum das Kind beim Training fehlen wird. Die Hemmschwelle für die Absage möglichst hochsetzen. Das kann man so machen, wenn man sich unsicher ist. Unsicher über die eigenen Fähigkeiten, die Qualität seines Trainings, das Leben, das Universum, alles. Bei mir Traingsabsage per Knopfdruck.


    Klappt das allerdings nicht, einmal unentschuldigt beim Training Gelbe Karte, zweite Mal Rote Karte. Unentschuldigt beim Spiel fehlen. Rote Karte. Ciao bella! Geht das? In den meisten Vereinen womöglich nicht. Bei jedem Rausschmiss informiere ich den Spartenvorstand über das "DASS" und das "WARUM". Ich bin noch da, die Spielerinnen nicht mehr. Und außerdem habe ich diese Saison über 12 Mädchen aus anderen Vereinen regelmäßig im Training gehabt.


    Befreundeter Damentrainer meint, seine Mannschaft mache ihn wahnsinnig. Die Spielerinnen meldeten sich bei SpielerPlus nicht zuverlässig zum Training an.

    "Bist Du IRRE? Stell von "Spieler müssen zusagen" auf "Spieler müssen absagen"! Dann hast Du die Zahl der Trainingsgruppe und niemand muss mehr aktiv zusagen. Die haben sich doch im Verein als Handballer schon angemeldet. Die müssen doch nicht zu jedem Training zusagen."

    "Aber dann stimmt die Zahl doch immer noch nicht, wenn wer nicht absagt."

    "Rausschmeißen!"

    Kindergarten im Damenhandball


    Kioskdienst: Viele Vereine verdienen sich bei Heimspielen ein paar Euro dazu, keiner will den Dienst freiwillig machen. Im Verein wird es an die Mannschaften verteilt, ich delegiere das Weiterverteilen. Dafür habe ich nicht den Nerv. Hier übertreffen die Ausreden alles bislang Dagewesene. Mein Tipp, wenn delegieren nicht geht: "Else und Waltraud machen den Dienst von 10:00 bis 12:00. Basta. Wenn das nicht klappt, tauscht Ihr mit jemandem. Ich will erst wieder von Euch hören, wenn Ihr getauscht habt, vorher keinen Mucks!" Lösungen und keine Probleme.


    Zeitnehmertisch: Wird nicht leichter, in der C II brauchen die Eltern einen Zeitnehmerschein. Fügt sich bei uns aber irgendwie ein, weil alles andere auch klappt. Ich schreibe die beiden Stellen bei SpielerPlus als "Aufgaben" für das Spiel aus, bitte um Eintragung. Ganz selten, dass ich mal erinnern muss.


    Supersonderservice: Jeden Montag gibt es eine E-Mail von mir. "X. Kalenderwoche". Trainingseinheiten, Punktspiele, Zeitnehmer gesucht, wer bringt die Kistentorkiste mit. Niemand steht Montagmittag mehr im Dunkeln.


    Kistentorkiste: Sowohl in der D als auch in der C (50 statt 40 Minuten Spielzeit) beim 30. Tor (die C besteht zur Hälfte aus D-Jugendlichen, daher keine 40) das "Kistentor". Zusätzlicher Spaßfaktor für alle. Hat noch niemand gemeckert. Ach ja... Bionade.


    Auswärtsspiele: Ich stamme aus einer Zeit vor Navi und vor Smartphone. Man traf sich vor der eigenen Halle, um in Kolonne zum Auswärtsspiel zu fahren. Die Zeiten sind nun vorbei, außerdem kommen meine Mädels teils von 50 km weg von der Heimhalle. Treffen 60 Minunten vor Anpfiff. Heim wie auswärts. Fahrgemeinschaften lassen sich über SpielerPlus finden. Will ich nichts mit zu tun haben. Ich hatte noch nie den Fall, dass eine Spielerin weinend zu Hause saß und keine Mitfahrgelegenheit hatte. Bei Spielen mit 60 oder mehr Minuten Anfahrt, Treffen 90 Minuten vor Anpfiff. DAS gibt immer wieder Gemurre, bleibt aber so. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass wenn die Kinder eine Stunde und mehr im Auto gesessen haben, sie bei Anpfiff eine Stunde später spielen wie eine Karre Mist. Neulich erst wieder erlebt, als sich eine Spielerin verspätete. Erste Halbzeit Totalausfall, zweite Halbzeit fast noch alleine das Spiel gedreht.


    Spielberichte: Die geilsten Spielberichte in der Handballszene... nicht (mehr) von mir. Seit zwei Jahren Maulkorb. Der letzte Spielbericht war - wieder mal - zu ehrlich. Die Mädels sollten sich bei Instagram einrichten, um wenigstens etwas Medienpräsenz zu zeigen.


    Warnhinweis: Nicht alle o.g. Tipps lassen sich übertragen. Wer den Hardliner machen will, muss das Standing haben, es muss die Organisation reibungslos klappen und die Trainingsqualität muss stimmen. DANN kann ich auch mal auf einzelne Spielerinnen verzichten oder den Eltern nicht immer den Weg des geringsten Widerstands bieten.

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  • Übermorgen um 7:00 ist Abfahrt Richtung Rödspätte Cup. 670 km nach Norden. Mein siebtes Turnier in Dänemark, fünf davon unter eigener Organisation. Wie organisiere ich ein Turnier im Ausland?


    - Auswahl des Turniers

    Was will ich? Die skandinavischen Turniere bieten jedenfalls was für die komplette sportliche Bandbreite. Über eine Vorrunde findet eine Aufteilung in A- und B-Pokal statt. Ich meine, bei den Lundaspelen gibt es sogar einen C-Pokal. Alle Mannschaften kommen weiter, nach der Vorrunde dann im KO-System. Auch mit einer Breitensportmannschaft bleibt man weiter im Turnier, auch wenn es starke Mannschaften gibt. Party vielleicht eher nach Spanien. Noch mehr Vielfalt gibt es in Prag. In Dänemark eher skandinavische und deutsche Mannschaften. In Prag ein bunter Strauß an Nationalitäten. Achtung: Die von Eurosportring organisierten Turniere sind halt ziemlich... deutsch. Würde mir im Leben nicht einfallen, nach Dänemark zu reisen um ein fast rein deutsches Turnier zu spielen.


    - Anmeldung

    Einige Turniere sind schnell, andere blitzschnell ausgebucht. Über die Homepage/sozialen Medien am Ball bleiben und aufpassen, wann Meldefrist beginnt. Nicht noch an den Spielwart delegieren, SELBST anmelden!


    - Transport

    Bei Turnieren im Inland ist die Bahnfahrt für mich eine Art Teambuilding. Anfahrt mit Autos ausgeschlossen, wenn denn der Veranstalter einen Shuttleservice hat, um zwischen den Hallen zu fahren. Was es bei mir nie wieder geben wird, ist eine Kolonne mit fünf PKW und auf die Laune der Eltern angewiesen zu sein, dass sie die Mannschaft ständig chauffieren und auch mal weit vor dem Frühstück zum ersten Spiel fahren. Einmal... und nie wieder. Zweiter Fahrer, zwei Kleinbusse und man ist autark und vor allem mobil. Eltern dürfen gerne als Touristen mitkommen, ich will aber auf niemanden angewiesen sein. Und so können wir abseits des Shuttlebetriebs einkaufen und Ausflüge machen. Und der Trainer kann morgens um fünf noch mal angeln fahren.


    Frühzeitig buchen, die Preise werden Richtung Ostern hin nicht eben freundlicher. Auf die Öffnungszeiten der Autovermieter achten! Billiger-mietwagen.de vergibt großzügig Abhol- und Rückbringzeiten außerhalb der Geschäftszeiten. Auf die Mietzeit achten! Sonst habe ich durch wenige unnötige Stunden einen ganzen Tag mehr zu zahlen. Lieber das volle Versicherungspaket als hinterher den Ärger. Bei der Tankregelung aufpassen, Norddänemark oder Schweden liegt außerhalb der Limits und würde mehr kosten. Dann lieber "alle km frei".


    - Unterkunft (planen)

    Üblicherweise Klassenzimmer oder kleine Gymnastikhallen. Bei Klassenzimmern die Eltern darauf hinweisen, dass diese nur begrenz groß sind und wenn alle Mädchen statt Isomatte ihre aufblasbaren Rettungsinseln mitnehmen... Beim Ulzburgcup liege ich selbst noch auf einer Isomatte, ansonsten bin ich zu alt für den Scheiß. In Dänemark buche ich mir mit reichlich Vorlaufzeit über booking.com (dann selbst bei Dancenter nicht nur ganze Woche möglich) ein Ferienhaus. In Reichweite zur Unterkunft der Mannschaft, ausreichende Zahl der Schlafzimmer, Grill. So haben wir noch einen häuslichen Mannschaftsabend oben drauf. Da wir immer mit zwei, drei Mannschaften unterwegs sind, macht ein Haus mehr Sinn als eine Ferienwohnung.


    - Verpflegung

    Wasserkästen! Umfüllen in eigene Trinkflaschen! Schluss mit der Scheiße mit Dutzenden angebrochenen Halbliterflaschen ohne dazugehörige Spielerin und Trilliarden von Euro Pfand verbrannt, weil die Flaschen überall stehen bleiben. Wir haben schon mehr Wasser weggekippt als andere Teams während eines Turniers trinken. Vom verlorenen Pfand finanzieren andere einen Mannschaftsabend.


    Müsliriegel! Gleich wieder vergessen! Schneidebrett mitnehmen, vernünftiges Küchenmesser. Äpfel werden nur aufgeschnitten gegessen. Melonen kommen immer gut an. Bananen praktischer als o.g. Obst aber natürlich nicht ganz so beliebt. Milch-/Schokobrötchen sind beliebt, richtige Brötchen eher weniger. Ausschließlich Obst/Gemüse kommt nicht so gut an. Ansonsten ist immer Halbpension buchbar (Vegetaristen und Allergiker vorab abklären, ggf. anmelden). Nicht immer lecker, also auch mal Plan B aus der Tasche ziehen. Grillen (s.o.), Pizzaabend. Wer ganz kreativ sein will, Wraps sollen sowohl praktisch als auch sozial wertvoll sein.


    - Krankenversicherung/Kühlbox

    Ferienhaus hat noch den Charme eines Eisfachs, so dass ich die Kühlbox sinnvollerweise mitnehmen kann. Bekommt aber schnell mal Beine, also beschriften.


    Nicht mein Fachgebiet, aber innerhalb der EU klappt das wohl irgendwie mit der Krankenversicherungskarte. Ggf. Vorkasse und dann daheim einreichen, wäre bei einer Auslandskrankenversicherung genauso.


    Minderjährige Kinder in der medizinischen Versorgung fern der Eltern... Hatte ich letzte Saison, aber nur fast. Papa ware gerade erst nachgereist. Ist noch ein Thema, wozu Ihr Euch Gedanken machen solltet. Vorsorgevollmacht nur andersherum? Kopfverletzung und kein Erziehungsberechtigter weit und breit... ein Problem. Hab ich auch noch nicht zu Ende gedacht.


    - Turnierkasse

    Nur mal als Beispiel Rödspätte Cup mit vier Übernachtungen bei 13 Mädchen und zwei Betreuern:


    - € 1.640,- für zwei Mietwagen (Kleinbusse)

    - € 194,50 Startgebühr

    - € 1.700,- Teilnehmergebühr für 15 Personen (Unterkunft, Halbpension, Shuttleservice, usw.)


    Hinzu kommen Spritkosten, Wasser, Verpflegung mittags, ein Grillabend. Dies Jahr kalkuliere ich mit einer Umlage von € 350,- pro Nase. Als Service lege ich die Zahlen so gut es geht vor dem Turnier offen. Auf den ersten Blick erschließt sich nicht, wo das ganze Geld hingeht.


    Taschengeld/Umtausch in Kronen übernimmt ein mitreisender Vater. Er wird auch mit Kreditkarte zur Stelle sein, wenn sich die Mädels einen Turnierhoodie mitnehmen wollen. Dankbar, wenn das delegiert werden kann.


    - Kontrastprogramm

    Reichlich Freizeit und wenn z.B. sechs Handballfelder in einem Gebäudekomplex sind, finde ich jedenfalls von 8:00 bis 22:00 immer eine Beschäftigung. Dann spielt ja ggf. noch die eigene C, die man anfeuern könnte. Aber muffige Hallen mit hunderten Zuschauern und stundenlanges Herumlungern ist sportlich kontraproduktiv. Irgendwann werden Körper und Bregen einfach heruntergezogen. Auf zum Strand, zum See... was auch immer. Und Kinderhandball ist keine Basisdemokratie, murrende Kinder ins Auto und weg. Hinterher war es eh ein Riesenspaß.


    - Das Sportliche

    Peeke erlaubt oder nicht? Mit welchen Deckungen habe ich zu rechnen? Wie stark ist das Turnier besetzt (ohne Vorerfahrung natürlich erst vor Ort zu ermmitteln) und wie passen wir da rein? A-Pokal erreichen und in der ersten Runde rausfliegen oder nicht doch tauchen und im B-Pokal weit kommen? Wir haben letztes Jahr in Frederikshavn den B-Pokal gewonnen. Nicht ganz der Plan gewesen, aber noch mal alle KO Spiele im B-Pokal gewinnen und im Finale den Support beider C-Jugend Mannschaften haben... war auch ein schicker Abschluss des Turniers. Preis wie A-Pokal, alle Mädels mit neuer Sporttasche.


    Wenn wir mit unbekannten Deckungsformen zu rechnen haben... man kann sich vorbereiten. Wir trainieren seit Wochen Angriff gegen Fleischmauer. Macht mehr Sinn Trainingszeit zu investieren, als dann in Dänemark erstmals vor einer Wand zu stehen und nicht weiter wissen. Und ich baue immer darauf, dass die Skandinavier sich jedenfalls nicht auf unsere Deckung vorbereiten. Ab der C-Jugend aufwärts relativiert sich alles, in der D kann eine 1:5 oder Halbfeldmanndeckung eine echte Waffe gegen Skandinavier sein.


    Turnierspiele sind kurz. Eher immer mit Bestbesetzung starten und dann die Entwicklung des Spiels abwarten. Notfalls durchspielen. Ich fahre nicht durch halb Nordeuropa um dann wegen Waldorfauswechselspielchen aus dem Turnier zu fliegen. Für Spiele gegen einheimische Anfängermannschaften haben wir uns was Besonderes ausgedacht. Bevor brennende Kreuze vor der Unterkunft errichtet werden (s. Tagebuch Ostern 2022), weil wir uns eigens für eine Anfängermannschaft eine ganz böse Deckung erlauben und den Ball wegnehmen, geben wir jeden herausgefangenen Ball wieder zurück. Völkerverständigung.

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    2 Mal editiert, zuletzt von Zickenbändiger ()

  • Wer den Hardliner machen will, muss das Standing haben, es muss die Organisation reibungslos klappen und die Trainingsqualität muss stimmen. DANN kann ich auch mal auf einzelne Spielerinnen verzichten oder den Eltern nicht immer den Weg des geringsten Widerstands bieten.

    Theoretisch richtig, praktisch bei einem Breitensportverein nicht machbar, da die Mannschaftsstärke nicht ausreicht…

  • Kleine Ergänzung zum Trainingslager. Die Rückfahrt aus Norddänemark nach einem anstrengendem Wochenende mit vier Übernachtungen war die Hölle. Zwei Drittel der Fahrt hatte ich mit Sekundenschlaf zu kämpfen. Das ist nicht witzig. Mehrere Becher Kaffee morgens waren nicht genug. Ich überlege ernsthaft, nächstes Jahr ein paar dieser ekligen Energydrinks mit an Bord zu nehmen.

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  • Kleine Ergänzung zum Trainingslager. Die Rückfahrt aus Norddänemark nach einem anstrengendem Wochenende mit vier Übernachtungen war die Hölle. Zwei Drittel der Fahrt hatte ich mit Sekundenschlaf zu kämpfen. Das ist nicht witzig. Mehrere Becher Kaffee morgens waren nicht genug. Ich überlege ernsthaft, nächstes Jahr ein paar dieser ekligen Energydrinks mit an Bord zu nehmen.

    Schlafmangel, Geschafftheit und Sahara-Staublicht. Kann mir gut vorstellen, wie das war.


    Geht mit genauso, wenn ich nach einem langen Strandtag ohne vorher nochmal ein Mittagsschlaf einzulegen, sofort los will. Da hilft der Kaffee in der Regel die ersten beiden Stunden.


    Deshalb besser unterwegs kleine Pausen für Power Naps einrichten und nicht nur mehr Zucker und Koffein.

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