gerade beim pfhv gelesen: der pfhv verbietet in zukunft das tragen der trikotnumer '88', da diese in rechtsradikalen kreisen in enger assoziation mit dem ns-gruß steht.
hierzu friedhelm jakob vom pfhv:
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Antwort von Friedhelm Jakob:
Lieber Sportkamerad !
Ihr Schreiben bzgl. Der Trikot-Nummer ist zuständigkeitshalber zur Beantwortung zu mir gekommen. Zunächst möchte ich Ihnen ganz sachlich Ihre Fragen beantworten:
1. Der Beschluss wurde vom Präsidium gefasst. Die DfB werden immer vom Präsidium beschlossen.
2. Der PfHV hat kein Budget für Trikots der Vereine. Eventuell kann eine Nummer aber abgetapt werden.
3. Die Bestimmungen gelten für alle Klassen des PfHV.
4. Beim Pfalzcup ist ein Spieler von Montpellier tunesischer Nationalität mit dem Trikot 88 aufgelaufen – mehr möchte ich dazu nicht sagen.
Nun noch einige Informationen zum Hintergrund: Aus Ihren Bemerkungen zu anderen Nummern konnte ich schließen, was mir selbst bis vor einigen Jahren völlig unbekannt war, dass es in gewissen Kreisen Nummern- und wohl auch Symbolcodes gibt. Ich selbst war völlig überrascht, als mich eine Person des Verfassungsschutzes auf all diese Dinge ansprach und auch auf konkrete Vorgänge im Bereich Handball.
Wir haben diese Angelegenheit im Präsidium diskutiert und ausgiebig beraten. Wir waren uns einig, dass wir ein Sportverband sind, der ganz auf dem Boden der demokratischen Grundordnung aktiv ist, zumal wir vielfältig staatliche Unterstützungen bekommen. Es war unter uns auch keine Frage, dass Verherrlichung radikaler Symbole in unserem Sport nichts, aber auch gar nichts zu suchen haben. Sportfreund Förster – damals noch aktiv im Dienst – hat uns dann darauf hingewiesen, dass bei Demonstrationen Menschen mit der Nummer 88 sofort vorbeugend verhaftet werden. Ich war dann in der Folge selbst überrascht, wie konkret das Wissen in dieser Sache bei 13 – 18jährigen ist.
Nun wollten wir die Angelegenheit nicht mit der Brechstange durchziehen. Deswegen haben wir Vereine ganz persönlich und ohne großes Aufhebens angesprochen. Leider blieb dieser persönlichen Ansprache – sie zählen wohl dazu – der Erfolg versagt. In einem Fall war dann die Reaktion auch so, dass mir klar wurde: es geht eben nichts auf die sanfte Art und Weise. Dies wurde dadurch verstärkt, dass mich zwei Vereine ansprachen und sagten, sie wären meiner Bitte gefolgt, könnten aber überhaupt nicht verstehen, dass wir andere einfach so gewähren lassen. Deswegen mussten wir nun zur Sache eine Klärung herstellen. (Als Anmerkung: Auch Peter de Hooge hatte in Friesenheim diese Nummer und war nach Aufklärung sofort bereit, seine Nummer zu ändern. Er wollte nicht mit einem bestimmten Milieu in Verbindung gebracht werden.) Jüngste rechtsradikale Tendenzen in Landtagen und bei anderen Gelegenheiten haben verstärkend gewirkt.
Ein letztes: Wir wissen sehr wohl um ein Problem: die Jahrgangs-Nummer. Leider kann man nicht alles befriedigend lösen. Jungs des Jahrgangs 88 können ja nichts dazu, dass ihr Geburtsjahr mit dem in Verbindung zu bringen ist, der Deutschland in den Ruin trieb. Deswegen haben wir auch die ganze Zeit Zurückhaltung geübt. Die damals Geborenen werden jetzt siebzehn und dürfen bald wählen. Wir halten es auch unter sportpädagogischen Gesichtspunkten für sinnvoll, mit den Kindern dieses Jahrgangs das Problem anzusprechen. Ich denke: kein Handballer will ins Zwielicht kommen und für einen politisch Verrückten Reklame laufen bzw. für deren Nachahmer oder bereits Verführte eine Plattform bieten.
Mit besten Grüßen
Friedhelm Jakob
(Vizepräsident Organisation und Entwicklung)