Robert Enke ist tot

  • Zitat

    Original von OsloStar


    Verlier du mal dein einziges Kind - ist doch menschlich, dass einen soetwas aus der Bahn werfen kann.


    Und glaub mir, wenn du unter Depresionen leidest, machst du dir sicher keine Gedanken, wie es dem Zugführer dabei geht ........


    Ist mir logischerweise noch nicht passiert, doch ich kenne das Erlebnis aus meinem engsten Umfeld und habe größtes Verständnis dafür, wenn man so etwas nicht verkraftet. Keine Frage. Aber dann kann man professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Wenn man das nicht möchte und wirklich den Selbstmord als einzige und letzte Möglichkeit sieht, dann kann man das zwar rational nicht nachvollziehen, aber wer kann sich schon in einen depressiven hineinversetzen, wenn man es selbst noch nicht war? Alles soweit akzeptabel. Aber dass man dann so wenig an das Leben der anderen (vor allem das seiner Frau, die für ihn doch die wichtigste Person gewesen sein muss) denkt, das erfüllt mich halt ein bisschen mit Wut, auch wenn die Trauer natürlich klar überwiegt.

    GWD Minden :love:


    Highlights der jüngeren Vergangenheit:
    20.11.2007
    17.05.2008
    27.09.2009
    26.02.2010
    27.04.2012

  • Zitat

    Original von Oberliga-SH
    Nationaltorwart Robert Enke ist gestorben. Das sagte der Präsident des Fußball-Bundesligisten Hannover 96, Martin Kind. Enke wurde 32 Jahre alt.


    Quelle: stern.de / bild.de


    Unfassbar :nein:


    Ich kann mich nur anschließen. Mein Beileid an Frau Enke und Tochter sowie alle Freunde und Verwandte. Wie verzweifelt muss ein Mensch sein, um diesen Weg zu gehen.


    Nur keine Schwächen zugeben. Unsere heutige Gesellschaft ist (leider) gnadenlos. Hoffentlich öffnet das einigen Menschen die Augen.

  • wenn man sich heute so überlegt, was alles so raus kam, muss man sagen, dass die Depressionen bereits VOR der Geburt der Tochter begangen. Der Tod der Tochter war glaub ich der Schlussakkord schon. Die Adoption einer neuen Tochter war sicherlich einer von sehr vielen Versuchen aus dem Loch wieder rauszukommen. Dies ist ihm nicht gelungen. Depressionen ist eine schwere Krankheit, die nicht wirklich heilbar ist auch Helfen kann man nicht. Man kann nur Hilfestellung geben, Drüber hinweg kommen kann nur der Betroffene selber.

    Viele Grüße
    :hi:

  • Eines von vielen Tabuthemen im Sportbereich. Ich warte immer noch, bis sich der erste Schwule in der Bundesliga outet ...... und er dann z.B. 80.000 Leute im Dortmunder Stadion gegen sich hat ....


    Robert Enke ist sicher nur einer von vielen (die Depresionen haben bzw. sich vor einen Zug werfen) - ich behaupte mal, dass sicher jeder achte in Deutschland an Depresionen leidet - mal unabhängig vom Schwierigkeitsgrad der Krankheit. Ich hoffe nur, dass der Fall Enke vielleicht beim einen oder anderen einen "klick" auslöst und diejenigen etwas unternehmen. Robert war in Behandlung, es hat wohl nicht sollen sein - es gibt aber sicher zahlreiche, die mit der Krankheit kämpfen und nichts unternehmen (Ärztliche Hilfe!).


    Jeder Mensch ist verschieden, also kann man niemand mit sich oder anderen vergleichen. Der Tot seines Kindes ist für mich (mal unabhängig von der Vorerkrankung (Wechsel ins Ausland, Unzufriedenheit, ist mit sich selbst nicht zufrieden usw.)) ein nachvollziebares Motiv, alles in Frage zu stellen. Nun reagiert eben jeder anders .....

    Einmal editiert, zuletzt von OsloStar ()

  • Zitat

    Original von Gottfried
    Robert Enke hat professionelle Hilfe in Anspruch genommen.


    Aber leider nicht in der Umfang, in dem es möglich gewesen wäre.
    Ein Klinikaufenthalt wurde ihm ja "angeboten" bzw. sogar nahe gelegt, was er aus Angst vor der öffentlichen Reaktion ablehnte. Dass es diese Angst gab, sollte uns allen und der Medienlandschaft mal zu denken geben.

    GWD Minden :love:


    Highlights der jüngeren Vergangenheit:
    20.11.2007
    17.05.2008
    27.09.2009
    26.02.2010
    27.04.2012

  • Zitat

    Original von OsloStar
    Eines von vielen Tabuthemen im Sportbereich.


    Nicht nur im Sportbereich.
    Ist es nicht so, dass nach einem Freitod aufgrund von Depressionen die Umgebung sich Vorwürfe macht, dass man doch etwas hätte merken müssen, dass man vielleicht etwas übersehen hat. Aber solange über dieses Thema nicht aufgeklärt wird, darüber nicht diskutiert wird, kann die Umgebung nicht reagieren, kann sie nichts bemerken.
    Vielleicht ist das die Lehre, die man ziehen sollte


    Grüßle
    Sabine

  • Wenn ich irgendwo gehört oder gelesen habe, da sich jemand vor einen Zug geworfen hat, habe ich micht auch oft gefragt: "Wenn dieser Mensch schon meint, aus dem Leben scheiden zu wollen, kann er es nicht auf andere Weise tun? Muß er die unschuldigen Bahnbediensteten und Fahrgäste mit ins Unglück stürzen?"


    Aber gerade Robert Enke war als alles andere als egoistisch bekannt. Als einer, der sich sozial engagierte und immer auch an andere dachte. Und dass ausgerechnet einer wie er diesen Ausweg gewählt hat, bestärkt mich in der Auffassung, dass die Antwort auf diese Frage weitaus schwieriger ist, als es sich viele von uns vorstellen. Genau so verhält es sich für mich mit der Frage, warum er diejenigen, die ihm am liebsten waren - nämlich Frau und Kind - einfach so im Stich ließ. Robert Enke war krank. Und wer nicht selber mit dieser Krankheit konfrontiert wurde und sich nicht in die Lage eines solchen Menschen hineinversetzen kann, sollte hier nicht vorschnell urteilen - bei allem Mitgefühl für alle, die dieses Unglück miterleben mussten.

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  • Ich bin immer noch voll neben mir und kann es nicht begreifen.




    Die Homepage von Hannover 96 sagt alles

    HELDEN MÜSSEN STERBEN-LEGENDEN LEBEN EWIG

  • Zitat

    Original von GWD - Fan


    Aber leider nicht in der Umfang, in dem es möglich gewesen wäre.
    Ein Klinikaufenthalt wurde ihm ja "angeboten" bzw. sogar nahe gelegt, was er aus Angst vor der öffentlichen Reaktion ablehnte. Dass es diese Angst gab, sollte uns allen und der Medienlandschaft mal zu denken geben.



    Ist richtig. Wieso er diesen Aufenthalt nicht in Anspruch genommen hat, wurde aber schon gesagt - weil er Angst hatte, daß "es" publik wird. Die Aussage seiner Frau, es sei "Wahnsinn" zu glauben, daß man durch Verschweigen dieser Krankheit Herr werden könnte, sagte für mich alles.


    Du kannst davon ausgehen, daß jemand wie Robert Enke in diesem Stadium kaum noch Herr seiner Sinne ist. Auch wenn er nach außen den Strahlemann gibt und Zuversicht verbreitet. Gerade dann nicht mehr. Es ist eine häufig gemachte Beobachtung, daß es Phasen vor dem Selbstmord depressiver Menschen gibt. Eine der letzten Phasen ist Fröhlichkeit und zwar ab dem Zeitpunkt, daß der Entschluß zur Selbsttötung getroffen wurde.


    Die Ärzte bzw. sein behandelnder Arzt hätte ihn übrigens auch zwangsweise einweisen können, wenn er den Eindruck gehabt hätte, daß Robert Enke akut suizidgefährdet war. Das hat er augenscheinlich nicht sie nicht so gesehen.

  • Bei aller Fassungslosigkeit, die ein solches Ereignis bei mir auslöst und allen Beileidswünschen an die direkt und indirekt Betroffenen macht mich das gestern abgespielte Medientheater doch auch sehr nachdenklich.


    Die PK gestern mittag ist ja bereits wenige Stunden nach Robert Enkes Tod angekündigt worden (ich hatte das abends bereits im Videotext gelesen)!
    Warum das? warum hat eigentlich sein manager den Selbstmord als erstes bestätigt?


    Ich war dann gestern abend sprachlos ob der Tatsache, dass dort seine Witwe spricht (wohlgemerk nicht mal 24h nach dem Selbstmord). Grundsätzlich kaum zu fassen. Was geht oder ging in ihr vor? War es gar nach all den Jahren der Geheimniskrämerei und des Leids auch eine Art Befreiung? Eins scheint klar, sich zum Trauern jetzt zurückzuziehen und sich auf sich und die kleine Tochter besinnen, wird nun wohl kaum noch möglich sein.
    Warum sitzt dort sein Arzt und ausgerechnet er zitiert aus dem Abschiedsbrief?? Warum erzählt der uns solche Details? Gibt es keine medizinische Schweigepflicht mehr nach einem Selbstmord?
    Hätte Robert Enke das gewollt?


    Ich bin sehr verwirrt!

    Ne Signatur kann ich mir nicht leisten

    Einmal editiert, zuletzt von Halblinks ()

  • Vielleicht sah in der offensiven Vorgehensweise Frau Enke ja gerade die Chance, danach ihre Ruhe zu haben.
    Die Medien hätten doch sonst noch ewig rumgebohrt, was wirklich war und die abenteuerlichsten Vermutungen verbreitet.
    So hat sie es ein wenig unter Kontrolle und der Journaille die enthuellende Sensationsmeldung genommen.
    Ich hoffe fuer sie, dass die Strategie aufgeht.


    Eine Krankheit zu verheimlichen ist belastend und anstrengend.
    Ich hab das auch jahrelang versucht mit meinem Morbus Menieré.
    Seit ich darauf scheisse, geht es mir deutlich besser.
    Leider konnte und wollte Enke diesen Weg nicht wählen.

    Jag går och fiskar

    och tar en tyst minut

  • Zitat

    Original von Halblinks


    Ich war dann gestern abend sprachlos ob der Tatsache, dass dort seine Witwe spricht (wohlgemerk nicht mal 24h nach dem Selbstmord). Grundsätzlich kaum zu fassen. Was geht oder ging in ihr vor? War es gar nach all den Jahren der Geheimniskrämerei und des Leids auch eine Art Befreiung? Eins scheint klar, sich zum Trauern jetzt zurückzuziehen und sich auf sich und die kleine Tochter besinnen, wird nun wohl kaum noch möglich sein.
    Warum sitzt dort sein Arzt und ausgerechnet er zitiert aus dem Abschiedsbrief?? Warum erzählt der uns solche Details? Gibt es keine medizinische Schweigepflicht mehr nach einem Selbstmord?
    Hätte Robert Enke das gewollt?


    Ich bin sehr verwirrt!


    Man oh...wenn man die PK aufmerksam verfolgt hätte, wäre einem recht schnell klar geworden, dass dieser Arzt eine sehr enge/gute Beziehung zu Enke und somit auch zur FRau hat(te)...der ist sicher auch als Beistand dabei gewesen...ich fand es sehr stark von Ihr..Respekt.

  • Zitat

    Original von Ustra


    Man oh...wenn man die PK aufmerksam verfolgt hätte, wäre einem recht schnell klar geworden, dass dieser Arzt eine sehr enge/gute Beziehung zu Enke und somit auch zur FRau hat(te)...der ist sicher auch als Beistand dabei gewesen...ich fand es sehr stark von Ihr..Respekt.


    Natürlich ist der Eindruck von ihr, dass sie sehr stark war und ist. Aber ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich Respekt ist, den ich empfinden muß.
    Warum erwarten wir (die Öffentlichkeit) denn offensichtlich, dass das so abläuft, wie gestern geschehen?
    Wäre es nicht normal, dass seine Frau allein oder mit Hilfe von Verwandten und Freunden trauert? Warum denken wir, dass es Respekt verdient, wenn eine junge Witwe nicht mal 24h nach dem Tod ihres Mannes vor Millionen von Menschen tritt und ein System und eine Medienwahrnehmung bedient, die (den Schilderungen des Arztes folgend) ja offensichtlich auch stark dazu beigetragen haben, dass ihr Mann seelisch in die Enge getrieben war.
    Mir tut die Frau unendlich leid, aber das "krankmachende" System läuft gerade auf Hochtouren.

    Ne Signatur kann ich mir nicht leisten

  • Frau Enke wollte in meinen Augen die Leute wachrütteln, das Problem Depressionen ansprechen, dass oft als Tabu gilt. Jeder verarbeitet die Trauer anders, deswegen sollte man auch niemanden verurteilen, nur weil man selbst nicht so reagiert hätte.


    PS: Mir kann aber niemand erzählen, dass Hannover 96 nicht bescheid gewusst hat, dass Robert depressiv ist/war. Wenn ich mir den Ärzte und Betreuerstab bei Hoffenheim anschaue, haben Bundesligisten fast eine 1:1 Betreuung was den medizinischen Bereich angeht. Enke wird auch Freundschaften im Mitspielerkreis gepflegt haben und da muss man in einer so langen Zeit etwas mitbekommen haben (meine Meinung), dass er an Depressionen leidet - die Schwere der Krankheit ist ja nochmal was anderes.


    Spätestens nach dem "Bakteriellen Infekt" muss auch H96 bescheid gewusst haben, denn diese mysteriöse Krankheit war kein Infekt sondern Depressionen.

    Einmal editiert, zuletzt von OsloStar ()

  • Enke ist zu einer tragischen Figur geworden. 2 Tage nach seinem Suzid habe ich das Gefühl, dass sich was ändern könnte im Profisport. Oder Grundsätzlich. Deisler war der erste Mensch, der mit diesen Problemen in die Öffentlichkeit gegangen ist. Die Hähme der gegnerischen Fans und der eigenen Mitspielern waren katastrophal. Er hatte die Konsequenz gezogen, und dem Profisport Ade gesagt. Enke hatte Angst, dass es ihm auch so gehen würde. Burn-Out oder Depressionen sind eine schwere Krankheit, die anders als Krebs meiner Meinung nach viel zu wenig Akzeptanz hat in der Bevölkerung. Der ganze Druck, der beim Leistungssport aufgebaut wird, macht Krank.


    Aber um vom Sport wegzukommen. Auch so in der Gesellschaft ist diese Krankheit weiter verbreitet als viele denken. Ich kenne aktuell einen Fall im nahen bekanntenkreis und einen Fall, der es halbwegs wieder hintersich gebracht hat. Aber beide haben nach Monaten des Schweigens auch die öffentlichkeit gesucht. Uns informiert. Wenn nicht den Mut zu diesem Schritt hat, kann dies öse Enden.
    Ich finde es richtig, dass über Enke so berichtet wird. Einfach aus den Aspekten heraus, um ander Menschen a) wachzurütteln, mehr aufeinander aufzupassen, b) mehr respekt voreinander zu haben, c) die Betroffenen, die es noch nicht merken, dass sie Depresionen haben (die Krankheit kommt schleichend) wachzurütteln und sich zu öffnen, d) eine Krankheit in den Mittelpunkt zu stellen.
    Bei Stromberg sagt Erni: Depressionen ist eine normale Krankheit. Wie Krebs.
    Nur das man püber Krebs im allgemeinen deutlich besser bescheiod weiß als über Depressionen.
    Jeder Mensch sollte sich Gedanken auch machen, ob die Leistungsanforderung, die er an einen anderen Menschen stellt, auch tatsächlich berechtigt sind, oder überfordert. Ist der ständige Leistungsdruck, unter denen Leistungssportler stehen wirklich noch gerechtfertigt?

    Viele Grüße
    :hi:

  • Ich hoffe vor allen Dingen für Frau Enke, daß sie jetzt nicht in Selbstvorwürfen verkümmert. Sie darf jetzt nicht zweifeln, daß sie was verkehrt gemacht hat in der Vergangenheit. Denn bei allem Respekt für die gestrige PK hat sie ja genau das gemacht, was ihr verstorbener Ehemann nicht wollte - über seine Depression zu reden. Letztlich wußte sie ja von der Krankheit und hat auch auf seinem Wunsch still gehalten, um u. a. nicht Gefahr zu laufen, das Familienglück zu zerstören. Und nun kam durch diese tragische und traurige Geschichte vom Dienstag das Unfaßbare.
    Nach solchen und ähnlichen Ereignissen suchen Menschen nicht nur Trost, sondern grübeln auch nach Fehlern vor dem tragischen Moment. Man muß meiner Meinung nach einsehen, daß ihr verstorbener Mann aus seiner Sicht alles richtig gemacht hat und man es nicht verhindern konnte, auch wenn es sehr weh tut.
    Ich habe diese Reaktionen des öfteren schon nach Todesfällen erlebt.