Ich möchte hier mal etwas anbringen, was mich schon seit längerem beschäftigt. Ob in der Handballecke oder als Leserbriefe in der Handballwoche, gibt es z.Zt. einen brutalen Shit-Storm gegenüber Schiedsrichtern. Natürlich gab es in letzter Zeit in der HBL Entscheidungen, welche strittig gewesen sind, ok. Aber: Rechtfertig das wirklich die einseitige Schuldzuweisung an die Schiedsrichter? Mich würde mal eine ehrliche Untersuchung über mehrere Spiele interessieren, wieviele Fehler machen die SR und wieviele Fehler machen Mannschaft/Trainer? Dann kann man sich darüber unterhalten, wann und wo etwas spielentscheidend ist.
Was mich ebenfalls zeitweise sprachlos erscheinen lässt, ist die weiter anhaltende Respektlosigkeit vor der Tätigkeit der SR. Es ist sehr oft zu hören: „Dafür bist Du doch SR, das musst Du sehen“ oder im Umkehrschluß „Deshalb bin ich kein SR, das ist nicht meine Aufgabe das zu erkennen“. Als ob man mit dem SR-Schein ein neues Sehvermögen mit besonderen „special effects“ erhält. Aus eigener Erfahrung, dem ist nicht so. Auf Grund welcher Referenz wähnen sich die Trainer eigentlich in der Situation, bei Bedarf jede Entscheidung der SR zu kritisieren? Ich habe selber mal (unter verschiedenen Trainern) Oberliga gespielt, und was die teilweise in den Trainingseinheiten gepfiffen haben . Jaja, jetzt kommt wieder der Spruch „Ich wollte bestimmte Situationen und Verhalten provozieren“, aber das ist größtenteils nur Selbstschutz, da die Trainer natürlich einen Autoritätsverlust befürchten.
Ich stelle mir mal folgende Situation vor: Sonntag morgen 09:30 Uhr ist leider kein Schiedsrichter beim Spiel der männl. D-Jugend von A gegen B. Nach kurzer Rücksprache einigen sich beide Mannschaften auf den Trainer von B, der sich diese „einfache“ Aufgabe zutraut. Sonntag nachmittag 17:30 Uhr ist leider kein Schiedsrichter bei der Bundesligapartie A gegen B. Nach kurzer Rücksprache..., es kann sich jetzt jeder für sich ausmalen, ob der erstgenannte Fall hier eintreten würde. Und dabei bitte immer im Hinterkopf haben, Handballschiedsrichter kann nach meinen Eindrücken aus der Handballecke jeder.
Und was mich auch immer wieder überrascht, ist bei den „haarfeinen Spielanalysen“, dass niemals jemand das Verhalten der Spieler und Trainer verurteilt. Ganz im Gegenteil, da kommt dann immer wieder „das muss man als SR aushalten“ oder „da hat der SR mal wieder kein Fingerspitzengefühl gehabt“. Warum muss er das aushalten? Können wir bitte ähnlich dem passiven Spiel eine Regelung für Fingerspitzengefühl entwickeln, wo wir gerade dabei sind alles transparent zu machen?
Ein besserer meiner Trainer hat mal zu mir gesagt: „Ich kann nur das verlangen, was ich auch selber kann/vorlebe“. In Sachen Entscheidungskritik bei SR ist das etwas, wo viele Nachholbedarf haben. Denn Großteils sind die meisten „Meinungsmacher“ auch Sonntags morgens um 09:30 Uhr nicht diejenigen, die den Arm heben.