Achter Spieler für sieben Meter - clever oder unsportlich?

  • Nachdem ich eine Nacht darüber geschlafen habe, möchte ich noch ergänzen, dass in den Profiligen die Fairness deutlich höher angesiedelt ist als in den unteren Klassen. Zumindest in meiner Region und wenn man man das konsequente Ausnutzen der Freiräume, die Regeln bieten, nicht als Ausschlusskriterium betrachtet.


    Gerade die massive Aufweichung des Festspielparagraphen hatte viel kaputt gemacht. Da entstand auch Resignation, wenn der Gegner mit einmal seine Oberligamannschaft in der Kreisklasse aufbot. Legitim? Ja. Sportlich fair: Darüber streiten sich die Geister. Mittlerweile hat man ja korrigiert und nachgebessert. Das Problem war also präsent genug, um die Spielordnung zu ändern.


    Oder Spielverlegungen mit fadenscheinigen Begründungen. Praktisch, weil die besten Spieler nicht da waren oder in einer anderen Mannschaft gebraucht wurden. Theoretisch war dann halt die Halle gesperrt oder Krankenscheine wurden präsentiert.

    "Wenn man in ein Testspiel soviel hereininterpretiert hat man von Sport keine Ahnung." (Oldie50)

  • Es ist der Job des Trainers, mit den Regeln umgehen zu können und sie zu seinem Vorteil einzusetzen, auch wenn es nur ein vermeintlicher ist. Foulen nicht auch die Basketballer absichtlich, um Freiwürfe für den Gegner zu erreichen in der HOffnung, dieser vergeigt diese?


    Verhindern kann man das durch:


    a. Komplettes Streichen der 30-Sekunden-Regel, eher unwahrscheinlich.

    b. Herausnahme des Wechselfehlers aus den zum 7m führenden Aktionen

    c. Neudefinition des Erreichens einer klaren Torgelegenheit

    d. Wechsel des Ballbesitzes bei Wechselfehler der angreifenden Mannschaft in den letzten 30 Sekunden vor Ausführung des Anwurfs

    e. Vollständige Abschaffung des Anwurfs und Ersetzung durch Abwurf


    Sind nur ein paar Ideen zu Regeländerungen, im Grunde wird sich diese Unsportlichkeit aber von selbst regeln, nämlich wenn der 7m-Schütze unter Ausnutzung der 3-Sekunden-Regel den Ball irgendwo Richtung Tor feuert und die SR kein Time-Out geben.

    Eine 100%ige Wahrheit gibt es ebensowenig wie 100%igen Alkohol. (S.Freud)

  • Ich glaube, dass es vielen stört, dass die MT diese Regel "gedehnt" hat. Wäre es der SCM oder ein anderer "sympathischerer" Verein, dann würden alle die Aktion Feiern.

    Ich glaube nicht, dass da Sympathie oder Antipathie für den einen oder anderen Verein eine Rolle spielt. Mir ist auch schon der Gedanke gekommen, ob die Aktion nicht Begeisterung ausgelöst hätte, wenn sich z. B. die Nati damit ins WM-Endspiel gebracht hätte.


    Meine Zustimmung würde die Aktion aber in keinem Fall bekommen, für mein Gefühl hat das nichts mehr mit "sportsmanship" zu tun, und gerade das hat den Handball doch bisher ausgezeichnet. Daher bedaure ich auch, dass auch im Handball immer mehr Spieler sich nach einem Foul auf dem Boden wälzen - so wie das im Fußball ja schon weit verbreitet ist. Ich lehne das als unsportlich ab, egal welche Farben ein Spieler trägt.

    „Und aus dem Chaos sprach eine Stimme zu mir: Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen! Und ich lächelte und war froh - und es kam schlimmer.“ - Otto Waalkes

  • Der Trainer kannte die Regeln gut und hat sie versucht zu seinem Vorteil auszunutzen, daher ist nichts verwerfliches daran und wird in jeder Sportart irgendwie so gehandhabt.
    Genauso verstehe ich nicht, wenn sich Trainer beschweren, dass man beim 7m nicht die Zeit anhält, sie könnten ja immer einen TW-Wechsel machen, dann muss der SR die Zeit stoppen.
    Sollte das in Zukunft häufiger vorkommen, muss man am Ende des Tages über ein Wahlrecht in den Regeln nachdenken, dass die Mannschaft in den letzten 30 Sekunden entscheiden kann, ob sie den 7m möchte, oder nur einen FW und damit die Chance bekommt, die Zeit runterzuspielen.

  • und damit die Chance bekommt, die Zeit runterzuspielen.


    Aber ist "Zeit herunterspielen" nicht auch ein bewusstes Biegen der Regeln (oder der Spielidee)? Was wäre denn gewesen, wenn alle Melsunger Spieler Platz gemacht hätten, damit der Ballführende frei werfen kann? Das wäre letztendlich nichts anderes gewesen.


    Eigentlich ist es unglaublich, dass man hier 3 Seiten lang diskutiert und von Regeländerungen zu geänderten Regeln fabuliert. Damit macht man das Spiel nur noch komplizierter. Die Regelung mit den letzten 30 Sekunden ist sinnvoll und bestraft nun Unsportlichkeiten entsprechend. Jetzt davon wieder Ausnahmen zu wollen, wäre fatal. Zumal hier dem Gegner sogar die Chance gegeben wird, die Unsportlichkeit mit einem 7m- Treffer zu beantworten.


    Übrigens: M.E. wäre dann auch jedes Festmachen in der Abwehr ein (bewusstes) Brechen der Regeln. Auch in den letzten 30 Sekunden. Brauchen wir dafür dann auch eine Ausnahme?

  • Ich fand die Aktion überhaupt nicht verwerflich. Da hat Parrondo in meinen Augen einfach sehr clever agiert, um die Chance auf einen Punkt zu haben.


    An alle die argumentieren, dass es unfair ist, wenn man absichtlich gegen Regeln verstößt: Das machen Abwehrspieler doch generell das ganze Spiel? Und je nach Art des Fouls gibt es Freiwurf, 7m, progressive Strafen etc. Da sagt doch auch niemand, dass es unfair ist?

  • Wenn der Auszeit-Buzzer in den letzten 30 Sekunden in den Angriff des Gegner gedrückt wird, darf der übrigens auch wählen, ob Freiwurf oder 7-Meter!


    Sollte es jetzt öfter vorkommen, muss man das dabei auch so einführen.

    Welche Regel soll das denn sein? Wenn der Ball im Spiel ist, sehe ich keine Grundlage, wegen eines falschen TimeOuts auf 7m zu entscheiden, ausser es liegt eine Klare Torgelegenheit vor, die dadurch verhindert wurde.


    Laut Regeln geht es mMn in den letzten 30 Sekunden nur um die Verhinderung/Verzögerung offizieller Würfe. Oder um eine direkte Rote Karte (die nach den Massstäben auch im Rest des Spiel eine rote Karte sein müsste), welche in den letzten 30sec einen 7m zur Folge hat.


    Bei dem hier bereits genannten Beispiel Barcelona gg Füchse gab es den 7m doch schlicht, weil durch das TimeOut eine klare Torchance genommen wurde. Nicht wegen irgendwelchen 30 sec.

  • Florian_Bsn:


    S. Buzzer-Regularien der HBL. Das würde jetzt hier zu weit führen.


    Die Wahlmöglichkeit zwischen 7-Meter und normaler Spielfortsetzung fänd ich in dem hier diskutierten Fall auch gut.

    Rheiner, worauf willst du eigentlich jetzt hinaus ?


    Der DHB hat das bestimmt mitbekommen und wird ggf reagieren.


    Im Tennis gibt es auch Spieler , die ihren eigenen Aufschlag überprüfen lassen, falls der Return ein Winner war 😉


    Jeder versucht halt das Beste für sich innerhalb der Regeln rauszuholen.

    Damit wird auch immer mein Einwurf 7 gegen 6 abgebügelt, obwohl es auch unfair ist u.v.m. !

  • Ich für meinen Teil feiere Parrondo voll ab, denn es zeigt mir, dass man sich auch mit dem Außergewöhnlichen beschäftigen muss, was die Regelauslegung hergeben kann. Ich denke auch, dass das Kampfgericht mit dieser Situation vollkommen überfordert gewesen ist, da es hier nicht um ein "Schubladenhandeln" geht.


    Regeln und deren ganzheitliche Auslegungen zu nutzen ist in meinen Augen absolut legitim und vor allem, es ist der Job des Trainers alle Möglichkeiten in Betracht zu ziehen, um ein Spiel erfolgreich zu gestalten. Warum sollte es unfair sein?

    Das ist genau die Argumentation, mit der jetzt bei der nordischen Kombination auch die deutschen Betreuer Protest eingelegt hatten, um Deutschland noch eine Medaille am grünen Tisch zu organisieren. Ribers Reaktion "schäbig von den Deutschen" finde ich sehr angemessen.

    Wenn durch List ein Leben gerettet werden kann, dann gerne. Fairness ist jedoch ein inhärenter Bestandteil des Sports. Dies unter dem Deckmantel der Cleverness zu opfern, kastriert den Sinn des sportlichen Wettbewerbs.

  • Die Wahlmöglichkeit zwischen 7-Meter und normaler Spielfortsetzung fänd ich in dem hier diskutierten Fall auch gut.


    Dann hätte ich die Wahlmöglichkeit auch gern für den Fall, dass alle Spieler zur Seite gehen und die angreifende Mannschaft zum Torwurf gezwungen wird.

  • Man muss unterscheiden zwischen der Sachebene: geben es die Regeln her? und der emotionalen Ebene: ist es "fair?".

    Auf der emotionalen Ebene zu diskutieren führt meistens zu nichts außer zu heißen Köpfen, denn persönliche Emotionen kann man mit kaum einem Argument der Welt "wegüberzeugen".


    Auf der Sachebene sieht es anders aus. Da stehen die Fakten im Vordergrund. Ist es "erlaubt?", entspricht es den Regeln?


    Was Parrondo/ Melsungen gemacht hat ist erlaubt. Es entspricht den aktuellen Regeln.

    Ist es Gentleman like? Eher weniger. Ist es clever? Eher ja.

    Mache ich das so? Das muss jeder selbst für sich und von Fall zu Fall entscheiden.


    Deswegen ist eine Diskussion über Fairness meist schwierig.

    -"Herr, sag mir was das Rezept für ein langes, zufriedenes Leben ist!"

    -"Streite dich nicht mit Schwachköpfen."

    -"Herr, ich bin anderer Meinung!"

    -"Da hast du Recht."


    "Was einen Mann ausmacht, ist das, was er tut, wenn der Sturm kommt." Alexandre Dumas/ Der Graf von Monte Christo


  • Dann hätte ich die Wahlmöglichkeit auch gern für den Fall, dass alle Spieler zur Seite gehen und die angreifende Mannschaft zum Torwurf gezwungen wird.

    Man sieht, wenn man erst damit anfängt, nach "cleveren" Lösungen zu suchen, gibt es kein Halten mehr.

  • Dann hätte ich die Wahlmöglichkeit auch gern für den Fall, dass alle Spieler zur Seite gehen und die angreifende Mannschaft zum Torwurf gezwungen wird.

    Ganz ehrlich: why not?

    Unüblich, aber erlaubt!

    So kann man ein Team auch zum schnellen Torwurf "zwingen", und das ohne 2 Min Strafe. Nennt sich Schussfalle. Gibt's schon ewig, meist für den angreifenden Außenspieler.

    -"Herr, sag mir was das Rezept für ein langes, zufriedenes Leben ist!"

    -"Streite dich nicht mit Schwachköpfen."

    -"Herr, ich bin anderer Meinung!"

    -"Da hast du Recht."


    "Was einen Mann ausmacht, ist das, was er tut, wenn der Sturm kommt." Alexandre Dumas/ Der Graf von Monte Christo


    3 Mal editiert, zuletzt von montoya52 ()

  • Da gebe ich dir 100% recht. "Sportlich fair" bedeutet für mich aber, dass jeder gerade nicht bis an die Grenzen des in seinen Augen Machbaren/Erlaubten geht. Dann entstehen solche Grenzkonflikte, die individuell unterschiedlich eingeschätzt werden, erst gar nicht.

  • Da gebe ich dir 100% recht. "Sportlich fair" bedeutet für mich aber, dass jeder gerade nicht bis an die Grenzen des in seinen Augen Machbaren/Erlaubten geht. Dann entstehen solche Grenzkonflikte, die individuell unterschiedlich eingeschätzt werden, erst gar nicht.

    Dann helfen aber nur engere Grenzen/ Regeln. Denn was den Regeln entspricht, entspricht halt den Regeln, unabhängig davon wie man es moralisch einschätzt. Siehe oben.

    -"Herr, sag mir was das Rezept für ein langes, zufriedenes Leben ist!"

    -"Streite dich nicht mit Schwachköpfen."

    -"Herr, ich bin anderer Meinung!"

    -"Da hast du Recht."


    "Was einen Mann ausmacht, ist das, was er tut, wenn der Sturm kommt." Alexandre Dumas/ Der Graf von Monte Christo


  • Ich hoffe, Kampfgerichte und Schiedsrichter bereiten sich vor, um nicht noch mal überrascht zu werden.



    Beispiel:


    Was passiert denn, wenn ein 7-Meter-Werfer den Ball absichtlich im hohen Bogen irgendwohin wirft?


    Ein Torwart, der (z.B. aus Ärger über die 7-Meter-Entscheidung) den Ball demonstrativ nicht versucht zu halten, bekommt Rot.


    Was macht man mit dem Werfer, der den Ball absichtlich wegwirft?



    Die sollen sich vorbereiten.

  • In der Tat!

    Man sollte sich an entsprechender Stelle tatsächlich Gedanken darüber wie man mit derartigen, sogenannten Unsportlichkeiten umgehen will!

    Dazu müsste man diese aber auch erstmal erfassen. Wird schwierig.


    By the way

    "Ein Torwart, der (z.B. aus Ärger über die 7-Meter-Entscheidung) den Ball demonstrativ nicht versucht zu halten, bekommt Rot."

    Ist das so? Oder ist das nur ein erdachtes Beispiel deinerseits?

    -"Herr, sag mir was das Rezept für ein langes, zufriedenes Leben ist!"

    -"Streite dich nicht mit Schwachköpfen."

    -"Herr, ich bin anderer Meinung!"

    -"Da hast du Recht."


    "Was einen Mann ausmacht, ist das, was er tut, wenn der Sturm kommt." Alexandre Dumas/ Der Graf von Monte Christo


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