Achter Spieler für sieben Meter - clever oder unsportlich?

  • Das Schwierige ist an der Stelle, Absicht von Unvermögen zu trennen. Wechselfehler passieren das ganze Spiel über. Klar könnte man jetzt argumentieren, die Mannschaft hätte es ja deutlich angezeigt. Aber selbst da könnte man verteidigend einwerfen, dass man aufgrund sportlicher Fairness auf seinen eigenen Verstoß hinweist. Machen Spieler, die den Ball zuletzt berührt haben, bevor er ins Aus fliegt, ja auch manchmal. Es gibt sogar Spieler, die ihre Fouls zugeben.

    Dieses Problem könnte man aber dadurch entschärfen, dass in den letzten 30 Sek, die angreifende Mannschaft zwischen Ballbesitz und 7m wählen dürfte.

  • Dieses Problem könnte man aber dadurch entschärfen, dass in den letzten 30 Sek, die angreifende Mannschaft zwischen Ballbesitz und 7m wählen dürfte.

    Ist zumindest eine Idee. Ob das Beispiel von Melsungen nun tatsächlich Schule macht, muß man mal abwarten. Wenn es tatsächlich häufiger angewandt werden sollte, dann werden sich die Regelhüter schon etwas einfallen lassen. Für viele Spiele ergibt es sowieso keinen Sinn, wenn dadurch kein Rückstand aufholbar ist.

  • Wenn du mit Provozieren meinst, dass man den Spieler isoliert und 1gg1 beschäftigt, damit die Wahrscheinlichkeit hoch geht, dass er 2 Minuten bekommt ist das meines Erachtens nicht unfair, sondern taktisch sinnvoll und legitim. Wird schon bei unterklassigen Jugendspielen praktiziert.


    Wenn mit Provozieren Aktionen wie z.B. schauspielern oder verbale Provokation gemeint ist, sehe ich das als unfair, da auch regelwidrig an.

    Ich verstehe was du meinst, aber das geht mir in diesem Fall schon zu tief.


    Ich frage mich – ganz oberflächlich – ist es ein sportliches Denken, wenn der Trainer die Anweisung gibt: „Versucht mal den vom Feld stellen zu lassen, die Gelegenheit ist günstig und so haben wir es im Angriff dann vielleicht entscheidend leichter“.


    Im gerade diskutierten Beispiel ist es ja auch in keinster Weise eine gefährliche Situation für irgendjemanden gewesen, sondern nur ein Gedanke, um sich eventuell einen Vorteil zu verschaffen.

  • Wenn man sich ganz weit aus dem Fenster lehnt, hat Parrondo ja mit der Aktion doch nur versucht, das unfaire Zeitspiel zu verhindern 😉

    Jag går och fiskar

    och tar en tyst minut

  • Ich verstehe was du meinst, aber das geht mir in diesem Fall schon zu tief.


    Ich frage mich – ganz oberflächlich – ist es ein sportliches Denken, wenn der Trainer die Anweisung gibt: „Versucht mal den vom Feld stellen zu lassen, die Gelegenheit ist günstig und so haben wir es im Angriff dann vielleicht entscheidend leichter“.


    Im gerade diskutierten Beispiel ist es ja auch in keinster Weise eine gefährliche Situation für irgendjemanden gewesen, sondern nur ein Gedanke, um sich eventuell einen Vorteil zu verschaffen.

    Der Verteidiger der isoliert wird hat ja die Möglichkeit fair (also den Regeln entsprechend mit "erlaubten" Fouls) zu verteidigen.

    Gegen die Variante mit dem Wechselfehler kann sich der Gegner nicht wehren. Die Variante mit Wahl ob 7m oder einfacher Ballbesitz hätte was - aber bis das durchgesetzt ist, das könnte dauern und würde erst passieren wenn der "Trick" mal international angewendet werden würde.

  • Wenn der Auszeit-Buzzer in den letzten 30 Sekunden in den Angriff des Gegner gedrückt wird, darf der übrigens auch wählen, ob Freiwurf oder 7-Meter!


    Sollte es jetzt öfter vorkommen, muss man das dabei auch so einführen.

  • Wenn der Auszeit-Buzzer in den letzten 30 Sekunden in den Angriff des Gegner gedrückt wird, darf der übrigens auch wählen, ob Freiwurf oder 7-Meter!


    Sollte es jetzt öfter vorkommen, muss man das dabei auch so einführen.

    Ist das schonmal in einem relevanten Spiel zur Anwendung gekommen? - Wer wählt dann, der A oder der B?

  • Mal kurz zwischendurch: Ich bin ehrlich begeistert, wie in diesem Thread sachlich, konstruktiv und ohne persönliche Angriffe diskutiert wird!


    So wünsche ich es mir überall in der HE!

    „Und aus dem Chaos sprach eine Stimme zu mir: Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen! Und ich lächelte und war froh - und es kam schlimmer.“ - Otto Waalkes

  • Hoffe auf jeden Fall, dass sich die Kampfgerichte jetzt vorbereiten für solche Fälle.

    Mir kam ein - zugegebenermaßen - verwegener Gedanke:

    Vielleicht hat das Kampfgericht die Melsunger "List" durchschaut und sich deshalb Zeit mit der Zeit gelassen!? 8) ;)


    Aber vermutlich war es tatsächlich die erforderliche Reaktionszeit. Scheint mir am wahrscheinlichsten.

  • Ich verstehe was du meinst, aber das geht mir in diesem Fall schon zu tief.


    Ich frage mich – ganz oberflächlich – ist es ein sportliches Denken, wenn der Trainer die Anweisung gibt: „Versucht mal den vom Feld stellen zu lassen, die Gelegenheit ist günstig und so haben wir es im Angriff dann vielleicht entscheidend leichter“.


    Im gerade diskutierten Beispiel ist es ja auch in keinster Weise eine gefährliche Situation für irgendjemanden gewesen, sondern nur ein Gedanke, um sich eventuell einen Vorteil zu verschaffen.

    Oberflächlich geantwortet finde ich daran nichts unfair, gut begründet durch Buster444 .

  • Hat ein bisschen was von "Otze, mach et!"

    Gut, dass es nicht geklappt hat, muss aber auch nicht höher gehängt werden, als es ist.


    Für immer erster deutscher Championsleaguesieger!


    Magdeburg ist Handball, Handball ist Magdeburg. So ist das! (J.Abati)

  • Hat ein bisschen was von "Otze, mach et!"

    Gut, dass es nicht geklappt hat, muss aber auch nicht höher gehängt werden, als es ist.

    Also du glaubst nicht, dass das jetzt öfter probiert wird?


    Ich glaub nicht, dass die Regel (dass das mit dem Strafwurf auch bei Wechselfehler gilt) viele Teams auf dem Schirm hatten. Steht auch weit hinten in einem einzigen Satz im Regelheft („Wechselfehler“ wird als Beispiel in Klammern aufgeführt).


    Jetzt wissen sie‘s.

    Einmal editiert, zuletzt von Rheiner ()

  • Ich für meinen Teil feiere Parrondo voll ab, denn es zeigt mir, dass man sich auch mit dem Außergewöhnlichen beschäftigen muss, was die Regelauslegung hergeben kann. Ich denke auch, dass das Kampfgericht mit dieser Situation vollkommen überfordert gewesen ist, da es hier nicht um ein "Schubladenhandeln" geht.


    Ich bin gespannt, wann weitere Spezialitäten wie "aus dem FW wird ein Strafwurf provoziert" oder "das provozieren eines Vergehens beim Anwurf" das erste Mal in einem wichtigen Spiel angewandt wird.


    Regeln und deren ganzheitliche Auslegungen zu nutzen ist in meinen Augen absolut legitim und vor allem, es ist der Job des Trainers alle Möglichkeiten in Betracht zu ziehen, um ein Spiel erfolgreich zu gestalten. Warum sollte es unfair sein? Er ermöglicht dem Gegner damit doch sogar eine ideale Torchance. Man macht hiermit niemanden lächerlich, es besteht keine Verletzungsgefahr und verschafft dem Gegner zunächst einmal einen Vorteil. Wenn der den Ball trifft, dann ist doch alles weitere nur Makulatur.


    Gegenfrage: Wie unfair ist es denn, wenn Mannschaften in den letzten Sekunden eines Spiels, bei oftmals offener Manndeckung, auf einmal "Parteiball" spielen und irgendwie nicht mehr den Weg zum Tor kennen? Da wird auf den gehobenen Arm gewartet, dann kommt eine Auszeit und dann macht man bis zum vierten Pass so weiter. Entspricht das dem Spielgedanken (Fair Play will ich es tatsächlich nicht nennen)?

    Das Erste, was ein Kind lernt, ist gegen den Ball zu treten! Wenn es intelligent ist, nimmt es ihn später in die Hand !!!


    Die Wissenschaftler haben herausgefunden..... und sind auch wieder reingekommen :)


    Politiker sind wie Windeln, man sollte sie oft wechseln, und aus den gleichen Gründen! (Mark Twain)

  • Also du glaubst nicht, dass das jetzt öfter probiert wird?


    Ich glaub nicht, dass die Regel (dass das mit dem Strafwurf auch bei Wechselfehler gilt) viele Teams auf dem Schirm hatten. Steht auch weit hinten in einem einzigen Satz im Regelheft („Wechselfehler“ wird als Beispiel in Klammern aufgeführt).


    Jetzt wissen sie‘s.

    Keine Ahnung, aber es bleibt ja trotzdem zocken, denn der 7m kann reingehen, man ist danach in Unterzahl und die Rote Karte kann in einer Verlängerung weh tun. Finde die Ausführung von gummiball sehr treffend.


    Für immer erster deutscher Championsleaguesieger!


    Magdeburg ist Handball, Handball ist Magdeburg. So ist das! (J.Abati)

  • Ich glaube, dass es vielen stört, dass die MT diese Regel "gedehnt" hat. Wäre es der SCM oder ein anderer "sympathischerer" Verein, dann würden alle die Aktion Feiern.

    „Am Ende wird alles gut. Wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende.“ — Banksy

  • Ich glaube, dass es vielen stört, dass die MT diese Regel "gedehnt" hat. Wäre es der SCM oder ein anderer "sympathischerer" Verein, dann würden alle die Aktion Feiern.

    Das glaube ich nicht. Vielmehr ist das hier gerade eine sehr sachliche Diskussion ohne irgendwelche Ressentiments.


    Für immer erster deutscher Championsleaguesieger!


    Magdeburg ist Handball, Handball ist Magdeburg. So ist das! (J.Abati)

  • Ich stell mir die ganze Zeit so Dortmund - Bayern vor.


    Es steht 0:0; in der 95. Minute läuft ein Dortmunder Spieler alleine aufs Tor zu.

    Ein Auswechselspieler von Bayern rennt von hinten aufs Feld und läuft auf den Dortmunder zu.


    Da ist auch im Regelwerk festgehalten, was dann passiert!


    Sagt man dann auch: „Geben die Regeln her, war clever“?


    :/

  • Dieses Problem könnte man aber dadurch entschärfen, dass in den letzten 30 Sek, die angreifende Mannschaft zwischen Ballbesitz und 7m wählen dürfte.

    Oder alternativ/ergänzend nach dem 7m automatisch mit Anwurf weitermacht, egal ob der getroffen wurde oder nicht. Dann ist das Thema schnell vom Tisch.

    "Die Magdeburger Börde ist der Olymp des europäischen Vereinshandballs!" Uwe Semrau