Sollte dem Torhüter das Verlassen des 6m-Raumes verboten werden 2
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Ich wollte mal die nach dem Zusammenstoß Djordjic/Wilczynski neu aufgekeimte Diskussion bezüglich Regel Torhüter ausserhalb der 6m-Raumes hierher transferieren.
Als Einleitung der heutige Artikel von handball-world.com:
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Durchatmen in Wetzlar und Berlin - Djordjic und Wilczynski aus dem Krankenhaus
Minutenlang herrschte Stille in der Rittal-Arena in Wetzlar. Es war eine der Szenen, die den Sport in den Hintergrund drängen und die niemand gerne sieht. Wetzlars Torhüter Zoran Djordjic wollte einen Gegenstoß verhindern, verschätzte sich und prallte dabei mit dem letztjährigen Torschützenkönig Konrad Wilczynski zusammen. Beide mussten minutenlang behandelt werden, Djordjic war bewusstlos, Wilczynski lag aufgrund einer Platzwunde in einer Blutlache. Doch bereits als beide auf eigenen - zwar wackeligen - Beinen das Parkett verlassen konnte, war das kollektive Aufatmen in der Halle zu spüren. Nach Krankenhausaufenthalten konnte bei beiden inzwischen Entwarnung gegeben werden. "Zoran hat mich angerufen und sich entschuldigt, für mich ist das Thema erledigt", so Wilczynski gegenüber handball-world.com. Fans und Medien beschäftigt das Thema aber weiterhin, nach einer Regeländerung wird gerufen, aber mit Recht?
Die zwölfte Minute in der Partie Wetzlar gegen Berlin war angebrochen, die Füchse bestimmten das Spiel, immer wieder kamen die Gäste aus einer sicheren Deckung im Gegenstoß zum Torerfolg. Einen solchen wollte Konrad Wilczynski erzielen, als er nach einem Ballgewinn aus der eigenen Hälfte startete. Zoran Djordjic hatte bereits beim Angriff seines Teams seinen Torraum verlassen und eilte weiter nach vorne, er wollte den langen Pass auf Wilczynski abfangen. Während Wilczynski die Augen auf den von hinten kommenden Ball richtete, zögerte Djordjic kurz. Er schien zu überlegen, ob er vor Wilczynski an den Ball kommen würde. Und Djordjic verschätzte sich, er eilte zum Ball, den Wilczynski in diesem Moment auf Kniehöhe und somit mit dem Kopf nach unten aufnahm. Djordjic stürzte, wie ein weiterer Wetzlarer Feldspieler, in Wilczynski. Djordjic, da er auch versuchen wollte, den Ball zu fangen, ebenfalls mit dem Kopf voran.
Den Zuschauern auf den Rängen stockte bereits vor dem Zusammenprall der Atem, dieser war Sekundenbruchteile zuvor bereits absehbar. Da beide Spieler mit dem Kopf voran aufeinanderstießen, kam es zu heftigen Verletzungen. Wilczynski lag schnell in einer Blutlache, zwei Platzwunden am Kopf waren der Grund dafür. Djordjic war nach dem Zusammenprall zudem heftig mit dem Hinterkopf auf das Parkett geschlagen. Der Torhüter regte sich zunächst nicht, er war bewusstlos und bekam keine Luft, da er seine Zunge verschluckt hatte. "Die Lage war schon bedrohlich und nur durch das schnelle Eingreifen unseres Teamarztes sowie des anwesenden Notarztes schnell behoben", so Wetzlars Manager Axel Geerken, früher selbst Torhüter der HSG. Fünf Minuten dauerte die Behandlung, bange Minuten für alle Fans und insbesondere Petar Djordjic, der Sohn des Wetzlarer Torhüters saß als Feldspieler auf der Auswechselbank der HSG. Beide Trainer hatten schnell alle Spieler auf die Bank beordert, so dass die Hilfemaßnahmen nicht behindert wurden. Als beide das Parkett auf eigenen - wenn auch wackligen - Beinen verließen, atmeten alle Anwesenden in der Halle kollektiv auf und mit jeder Meldung aus der Kabine oder wenig später aus dem Krankenhaus konnte weitere Entwarnung gegeben werden.
Noch während des Spiels wurde unterdessen die Frage nach der Ursache des Zusammenstoßes diskutiert, schnell rückte dabei auch die Frage nach einer Regel, die derartige Zusammenstöße verhindert in den Mittelpunkt. Die Kommentatoren von hbl.tv überschlugen sich beispielsweise in Vorwürfen an untätige Funktionäre, die diese Regel immer noch nicht eingeführt hätten. Doch die aus erster Erregung erfolgten Anschuldigungen gegen die Funktionärsriege sind auf den zweiten Blick keineswegs so eindeutig, wie dieses Bild gemalt wurde. Ein Verbot für den Torhüter seinen Torraum zu verlassen, sei keineswegs eine so einfache Angelegenheit, entgegnen Gegner einer solchen Regel. Der Torhüter könnte keine Freiwürfe ausserhalb des Torraums mehr ausführen, könnte nicht als Anspielstation bei den ersten Pässen fungieren und so nicht mehr beim Spielaufbau gegen eine Pressdeckung helfen, die Möglichkeit eines siebten Feldspielers wäre nicht mehr gegeben und auch alleine die Auswechslung oder das Trinken und Gespräch mit dem zweiten Torhüter oder Torwarttrainer an der Bank wäre nicht mehr möglich.
Die Schuldfrage für den Zusammenprall klärte bereits das Schiedsrichtergespann Damian/Wenz, die den verletzten Djordjic mit einer Roten Karte des Feldes verwiesen, auf das dieser allerdings, ebensowenig wie Wilczynski an diesem Tag zurückkehren konnte. "Die Verantwortung liegt beim Torhüter", so auch Füchse-Manager Bob Hanning bereits in der Halbzeitpause. "Er muss sehen, ich hab die Situation nicht hundertprozentig im Griff und daher Finger weg", so Hanning weiter. Hanning verwies darauf, dass beispielsweise Füchse-Torhüter Petr Stochl am ersten Spieltag einem Zusammenprall mit einem Gegenspieler aus dem Weg gegangen war. Absicht unterstellte unterdessen niemand dem Wetzlarer Keeper, auch nicht Wilczynski. "Zoran hat mich angerufen und sich entschuldigt. Er hat sich verschätzt und das Risiko solcher Aktionen gehört zum Sport dazu", so der Torschützenkönig der vergangenen Saison, für den "das Thema erledigt ist". Eventuell wird Wilczynski bereits am Mittwoch beim Heimspiel seiner Füchse gegen die Rhein-Neckar Löwen wieder auf dem Parkett stehen.
"Schade finde ich, dass die Diskussion immer dann geführt wird, wenn etwas passiert ist", so Wilczynski gegenüber handball-world.com. "Ich sehe die Torhüter hier klar in der Pflicht, denn sie haben das Spielgeschehen vor sich und somit im Blick. Das ist eine andere Situation als gegen Feldspieler in der Deckung, da diese einen nicht blind überraschen. Der Torhüter sieht den Angreifer und muss einen Schritt zur Seite gehen und nicht seine eigene Gesundheit und die des Gegenspielers riskieren", so der österreichische Nationalspieler weiter. Allerdings müssen sich auch die Angreifer fragen, warum sie "blind" nach vorne laufen. Bei Gegenstössen ist das Herauslaufen des Torhüters keine außergewöhnliche Aktion und mit einem kurzen Blick nach vorne zur Orientierung wohin der Spieler läuft, könnte auch der Angreifer seinen Beitrag leisten, dass sich solche Zusammenstöße nicht wiederholen. Das Ereignis von Wetzlar löste dabei Erinnerungen an ein ähnliches Unglück vor knapp sieben Jahren aus. In der Kölnarena waren Torhüter Jan Stankiewicz vom VfL Gummersbach und sein schwedischer Landsmann Johan Pettersson vom THW Kiel ebenfalls bei einem Konter zusammengeprallt. Pettersson hatte seine Zunge verschluckt und drei Zähne verloren. Der Unfall in der Rittal-Arena nun war wie ein Déjà-vu-Erlebnis.
Auszuschließen sind Zusammenstöße wieder dieser und generell schwere Verletzungen in einem Kontaktsport wie dem Handball leider nicht. Auch nicht mit einer Regel, zumal in dieser Situation auch die Verkettung unglücklicher Umstände betrachtet werden muss. In anderen Sportarten sind ähnliche Aktionen wesentlich häufiger, beispielsweise im Fußball, wo der angreifende Spieler häufig einen von hinten hoch geschlagenen Ball erwartet und damit nach vorne läuft, während Abwehrspieler oder Torhüter von der anderen Seite mit voller Wucht entgegenkommen. Dort sind die Spieler diese Zusammenstöße aber gewohnt, sie sind Tagesgeschäft und verlaufen fast immer glimpflich ab, da der Kontakt mit den Oberkörpern erfolgt, oftmals sogar noch mit Hilfe der Hände des von hinten auflaufenden Spielers abgebremst. Vielleicht auch eine Situation, die im Handball-Training geübt werden sollte, damit die Spieler diese Gefahr einzuschätzen wissen.