Fazit nach den Regeländerungen 2016

  • Jetzt haben wir seit ein paar Jahren die neuen Regeln im Handball. Am Anfang waren viele durchaus skeptisch gegenüber den neuen Regeln aber, jetzt nach den vergangenen Jahren kann man sicherlich mit etwas Abstand sein eigenes Fazit äussern.


    Blaue Karte


    Nach meiner Meinung eine gute Regeländerung, da für alle deutlich wird, hier hat es sich um einen groben Regelverstoss gehandelt und es wird eine Spielsperre zur Folge haben.


    Passives Spiel, maximal 6 Pässe


    Ich empfinde die 6 Pässe als zu viel, 4 oder 5 Pässe wären hier besser gewesen. Sehr wenig Schiedsrichter pfeiffen vorher ab, obwohl dies möglich ist. Gegenüber der alten Regel ist es trotzdem ein Fortschritt.


    Drei Angriffe aussetzen, nach Behandlung


    Diese Regel hat mich positiv überrascht. Vor allem im Profibereich sieht man deutlich weniger „Schauspielerei“ um den Fluss des Gegners zu stören. Im Zweifelsfall wird halt der Boden gewischt. Hier wünschte ich mir noch eine Ausnahmeregelung für Torwarte.
    Im Juniorbereich und den tieferen Ligen findet diese Regel bei uns keine Anwendung, das ist auch gut so.


    Siebter Feldspieler


    Hier wünsche ich mir die alte Regel zurück. Durch diese Regeländerung wurde die 2-Minutenstrafe deutlich verwässert! Ich mag das Spiel 6 gegen 6 oder 6 gegen 5 bei Strafen. Tore ins leere Tor geschossen sind nicht prickelnd.


    Härtere Bestrafung, Strafstoss etc. in den letzten 30 Sekunden des Spiels


    Hierzu kann ich nicht viel sagen, kam in meiner Anwesenheit eigentlich nie zum Zug. Diese Regel hat wohl dazu geführt, dass Mannschaften in der Schlussminute etwas vorsichtiger / disziplinierter wurden. Dementsprechend begrüsse ich diese Regeländerung.



    Was ist Eure Meiniung zu den Regeländerungen, jetzt nach ein paar Jahren. Gibt es Regeln, die noch neu hinzu kommen sollten?

  • Dein Fazit kann ich fast komplett unterschreiben, außer beim 7. Feldspieler bin ich anderer Meinung. Ich kann zwar deine Kritikpunkte nachvollziehen und die Tore ins leere Tor des Gegners sind nicht prickelnd, finde aber, dass die neuen taktischen Variationsmöglichkeiten das mehr als aufwiegen.

  • felix
    Ja, die taktischen Möglichkeiten für die Trainer wurden etwas mehr, aber das Spiel wurde nach meiner Meinung dadurch nicht besser. Ist natürlich Ansichtssache.

  • Die Passivspielregel hat gute und schlechte Aspekte. Wenn eine Mannschaft es geschickt anstellt, spielt sie noch mehr als 30 Sekunden bevor die 6 Pässe aufgebraucht sind. Ausserdem ist die Auslegung wann die Hand gehoben wird immer noch sehr unterschiedlich. Weiterhin beobachte ich, dass die Schiedsrichter gegen Ende der 6 Pässe häufig Fouls der Abwehrspieler nicht mehr pfeifen.
    Der einzige Vorteil der neuen Regel ist die Nachvollziehbarkeit wenn der Arm der Schiedsrichter oben ist.
    Mein Fazit ist, dass durch diese Regel es nicht weniger Spileverzögerungen gibt.
    Also hat die Regel ihr Ziel klar verfehlt.

  • Handballer2105
    Hätte ich nicht besser schreiben können. *zustimm*


    Ob die Regel Ihr Ziel verfehlt hat, hmmm? Ich denke, dass es mehr um einee einheitlichen Regel beim Passivspiel ging als um Spielverzögerung.


    Wie ich oben bereits schrieb, wünschte ich mir eine Änderung zu maximal 4-5 Pässen.

  • Drei Angriffe aussetzen, nach Behandlung


    Diese Regel hat mich positiv überrascht. Vor allem im Profibereich sieht man deutlich weniger „Schauspielerei“ um den Fluss des Gegners zu stören. Im Zweifelsfall wird halt der Boden gewischt. Hier wünschte ich mir noch eine Ausnahmeregelung für Torwarte.
    Im Juniorbereich und den tieferen Ligen findet diese Regel bei uns keine Anwendung, das ist auch gut so.

    Was genau wünschst Du Dir ? Bei den Torwarten gibt es ja bereits die Ausnahme dass diese bei einem Kopftreffer der auf dem Feld behandelt werden muss nicht 3 Angriffe aussetzen müssen.

  • Was genau wünschst Du Dir ? Bei den Torwarten gibt es ja bereits die Ausnahme dass diese bei einem Kopftreffer der auf dem Feld behandelt werden muss nicht 3 Angriffe aussetzen müssen.


    Dasss der Torwart Grundsätzlich nicht aussetzen muss, wenn dieser behandelt wird.

  • Sehe ich ähnlich, weil ein Torwart normalerweise nur behandelt werden muss, er mit einem Angreifer zusammenstößt oder ( wie schon geschehen) sich beim Halten am Tor oder an der Bande verletzt ( und natürlich der Kopfschuss). Da kann man wohl kaum Schauspielerei oder den Versuch der Spielverzögerung unterstellen. Der ehemalige "Wischmop" des H$V lag doch gefühlt nach jedem Fehlwurf am Boden, damit die Zeit angehalten werden konnte und er dann "in Ruhe" wechseln konnte.
    wasp

    • Offizieller Beitrag

    Warum eine Sonderbehandlung für den Torhüter?


    Letztlich hat man immer mindestens 2 Torhüter und es geht dann um 3 Angriffe.


    Die Öffnung für den Kopftreffer kann ich noch nachvollziehen, aber ansonsten sollte der Torhüter nicht mehr beschützt werden als jeder andereauf dem Feld.

    Platz




    Möge die Macht mit Euch sein

  • Letztlich hat man immer mindestens 2 Torhüter und es geht dann um 3 Angriffe.


    Leider ist dies in der Realität nicht immer der Fall, dass es zwei Torhüter gibt.

  • Diese Regelung (3 Angriffe Pause) gilt für Torhüter nicht! Das wäre ja auch noch schöner. Wie soll das gehen, wenn sich zufälligerweise beide Torhüter innerhalb kürzester Zeit verletzen (von absichtlichen Kopftreffern mal ganz zu schwiegen)? Das wäre ein gravierender Wettbewerbsnachteil.

  • Doch. Der Torwart ist ja gem. 4:1 auch ein Spieler. Daher gilt auch für ihn Regel 4:11 Abs. 2, wenn er sich auf der Spielfläche verletzt und deshalb Betreuer kommen müssen.

    Zitat von Regel 4:11 Abs.2

    Nachdem ein Spieler auf der Spielfläche versorgt wurde, muss er diese umgehend verlassen. Er darf die Spielfläche erst nach Abschluss des dritten Angriffs seiner Mannschaft wieder betreten (Verfahren und Ausnahmen siehe Erläuterung 8).

    Es gibt aber gemäß Erl. 8 c) zwei Ausnahmen, wo diese 3-Angriffe-Regel nicht gilt:

    Zitat von Erläuterung 8

    c) In folgenden Fällen findet Regel 4:11 Abs. 2 keine Anwendung:

    • wenn die auf der Spielfläche erfolgte Versorgung die Folge eines regelwidrigen Verhaltens eines gegnerischen Spielers war, der hierfür progressiv bestraft wurde.
    • wenn ein Torwart auf der Spielfläche versorgt werden musste, weil er von einem Ball am Kopf getroffen wurde.
  • wenn ein Torwart auf der Spielfläche versorgt werden musste, weil er von einem Ball am Kopf getroffen wurde.


    Ah, ok. Aber das wird wohl der (fast) einzige Grund sein, warum ein TW versorgt werden muss. Alles andere ist ja eher selten, es sei denn, der Keeper kommt aus seinem Kreis. Andere Fälle habe ich auch noch nicht gesehen.


    Und falls er sich ohne gegnerische Einwirkung verletzt, dann vermutlich so, dass er kaum weiterspielen wird.

  • Der 7. Feldspieler (ohne Leibchen, früher gab es ihn ja auch schon, ist aber wohl nur wenigen Trainern aufgefallen ;) ) führt meines Erachtens in der Konsequenz zu weniger Varianten im Abwehrverhalten, daher finde ich diese Regel im Sinne des Spiels nicht zielführend (sprich: sie steigert für mich die Attraktivität nicht, sondern bewirkt für mich genau das Gegenteil).


    Der gehobene Arm bereitet mir deswegen Unbehagen, weil meistens tatsächlich diese 6 Pässe abgewartet werden. Als "öffentliche Info" ist das sicher gut, aber bis die 6 Pässe dann gespielt sind, kann es im Zweifelsfall schon mal eine gefühlte halbe (oder häufig auch ganze) Ewigkeit dauern. Diese Regel würde für mich wesentlich mehr Sinn machen, wenn die SR-Gespanne öfter die Möglichkeit nutzen würden, nach drei, vier, fünf Pässen Zeitspiel zu pfeifen. Wenn ich an die Live-Spiele denke, die ich während einer Saison besuche, habe ich den Eindruck, dass ich die wegen Zeitspiel erfolgten Pfiffe in einem Spieljahr locker an beiden Händen abzählen kann. Für mich ist ein Pfiff wegen Zeitspiel mittlerweile ein legitimer Grund für einen Eintrag in mein fiktives Tagebuch. In der Form, in der sich das in der Praxis eingebürgert hat, finde ich also auch diese Regel nicht zielführend (zumal es immer noch recht subjektiv ist, wann der Arm hochgeht).

    Die blaue Karte ist mir selten begegnet, habe hier keine klare Meinung zu. (Weiß ehrlich gesagt auch gerade gar nicht: Folgt daraus eine automatische Sperre? Wusste ich mal, aber man wird im Laufe der Jahre ja doch vergesslicher. Wenn nicht, schadet die Regel zumindest nicht automatisch.)

    Die 3-Angriffe-Pause-Regelung ... kommt auch nicht so oft zur Anwendung. Zum Glück, finde ich. Wenn doch, finde ich es zumeist ärgerlich. Beispiel Leipzig - Lemgo letzte Woche: Guardiola spielt im Angriff im Sprung einen Pass zur Seite, landet. Anschließend rollt ihm ein auf dem Boden purzelnder Leipziger Spieler von hinten in die Beine. Er hat offensichtlich Schmerzen, wird behandelt (für mich "schuldlos", da ich davon ausgehe, das G. wie viele von uns hinten keine Augen hat). Es wird keine Strafe gegen den Leipziger (oder gegen einen Lemgoer) ausgesprochen, Guardiola muss drei Angriffe aussetzen. In der beschriebenen Situation für mich völliger Schwachsinn, wenn auch sicher regelkonform. Regelkonformer Schwachsinn also ;) , aber das macht es ja nicht unbedingt besser. Ob diese Regel wirklich nötig ist (oder war?) Habe ehrlich gesagt ziemliche Zweifel daran. Es gibt aus meiner Sicht andere Sportarten, die wesentlich mehr Grund hätten, etwas gegen Schauspielerei zu tun (klar: Fussball z. B.). Hatte subjektiv nicht den Eindruck, dass der Handball hier Handlungsbedarf hatte. Für mich hat man hier also eine Lösung, die immer noch nach dem Problem sucht, dem sie begegnen könnte.

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    Einmal editiert, zuletzt von Huhn ()

  • Die 3-Angriffe-Pause-Regelung ... kommt auch nicht so oft zur Anwendung. Zum Glück, finde ich. Wenn doch, finde ich es zumeist ärgerlich. Beispiel Leipzig - Lemgo letzte Woche: Guardiola spielt im Angriff im Sprung einen Pass zur Seite, landet. Anschließend rollt ihm ein auf dem Boden purzelnder Leipziger Spieler von hinten in die Beine. Er hat offensichtlich Schmerzen, wird behandelt (für mich "schuldlos", da ich davon ausgehe, das G. wie viele von uns hinten keine Augen hat). Es wird keine Strafe gegen den Leipziger (oder gegen einen Lemgoer) ausgesprochen, Guardiola muss drei Angriffe aussetzen. In der beschriebenen Situation für mich völliger Schwachsinn, wenn auch sicher regelkonform. Regelkonformer Schwachsinn also , aber das macht es ja nicht unbedingt besser. Ob diese Regel wirklich nötig ist (oder war?) Habe ehrlich gesagt ziemliche Zweifel daran. Es gibt aus meiner Sicht andere Sportarten, die wesentlich mehr Grund hätten, etwas gegen Schauspielerei zu tun (klar: Fussball z. B.). Hatte subjektiv nicht den Eindruck, dass der Handball hier Handlungsbedarf hatte.

    Für mich hat die Regel schon ihren Zweck erfüllt. Schließlich gibt es kaum noch Spieler, die nach Torerfolgen vorne liegen bleiben, um die schnelle Mitte des Gegners zu verhindern. Das gab es früher sehr häufig und wiegt in meinen Augen die wenigen "ungerechtfertigten" Pausen - wie von dir angesprochen - auf.

  • Die blaue Karte ist mir selten begegnet, habe hier keine klare Meinung zu. (Weiß ehrlich gesagt auch gerade gar nicht: Folgt daraus eine automatische Sperre? Wusste ich mal, aber man wird im Laufe der Jahre ja doch vergesslicher. Wenn nicht, schadet die Regel zumindest nicht automatisch.)

    Ich musste gerade nochmal überlegen, ob ich als Kampfrichter die Blaue Karte hatte. Und ja, tatsächllich hatte ich am 13. Mai 2017 eine blaue Karte. Ein Gastspieler hatte den Gegenspieler ein Bein gestellt, worauf dieser gestürzt ist. Der SR stand ganz nah dran und hatte dies als absichtlich gewertet (Rot war auf jeden Fall klar, das Beinstellen war deutlich erkennbar). Als Zuschauer habe ich 3 blaue Karten erleben dürfen. Die letzte war am 18. Mai 2019, wegen Schiedsrichterbeleidigung. War die einzige "Blaue" in der letzten Saison. Naja, und national und international brauche ich ja nicht erwähnen.


    Und ja, die blaue Karte bedeutet eine automatische Sperre, allerdings soll muss sie nach der neuen RO (§ 17 Abs. 1) im Protokoll stehen, da sie sonst nicht gilt.

    2 Mal editiert, zuletzt von Funkruf () aus folgendem Grund: soll ist falsch, sie muss vermerkt werden, deshalb wohl auch die Irritation des nachfolgenden Threads.

  • Und ja, die blaue Karte bedeutet eine automatische Sperre, allerdings soll sie nach der neuen RO (§ 17 Abs. 1) im Protokoll stehen, da sie sonst nicht gilt.

    Versteh ich nicht. Muss doch schon jetzt im SBO mit Regelbezug und Sachverhalt begründet werden. Ansonsten ist schon jetzt keine Strafe möglich.

    "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!" (Immanuel Kant)


    "Viele Menschen sind gut erzogen, um nicht mit vollem Mund zu sprechen, aber sie haben keine Bedenken, es mit leerem Kopf zu tun." (Orson Welles)


    „Ein Problem ist halb gelöst, wenn es klar formuliert ist.“ (John Dewey)

  • Das ist richtig, allerdings war dies aber rechtlich nicht festgeschrieben. In der alten RO stand unter § 17 Abs. 1

    Zitat

    Wird ein Spieler oder Mannschaftsoffizieller disqualifiziert und ihm anschließend die blaue Karte gezeigt, ist er vorläufig für das nächste Meisterschafts- oder Pokalmeisterschaftsspiel (der Mannschaft, in der er fehlbar wurde) des laufenden Spieljahres gesperrt, ohne dass es eines besonderen Verfahrens oder einer Benachrichtigung bedarf. Die automatische Sperre nach diesem Absatz ist eine aus- schließlich mannschafts- und spielbezogene Sperre, die nicht für die Teilnahme am sonstigen Spielbetrieb gilt.

    Du siehst, da stand noch nicht drin, dass es im Protokoll vermerkt werden muss. Das hat man jetzt geändert.

    Zitat

    Wird ein Spieler oder Mannschaftsoffizieller disqualifiziert und ihm anschließend die blaue Karte gezeigt, ist er vorläufig für das nächste Meisterschafts- oder Pokalmeisterschaftsspiel (der Mannschaft, in der er fehlbar wurde) des laufenden Spieljahres gesperrt, ohne dass es eines besonderen Verfahrens oder einer Benachrichtigung bedarf. Die Disqualifikation mit Bericht (blaue Karte) muss im Spielprotokoll vermerkt werden, anderenfalls gilt die blaue Karte als nicht gezeigt. Die automatische Sperre nach diesem Absatz ist eine ausschließlich mannschafts- und spielbezogene Sperre, die nicht für die Teilnahme am sonstigen Spielbetrieb gilt.
    Die vorläufige automatische Sperre gilt auch, wenn nach einer bereits erfolgten Disqualifikation eine weitere Disqualifikation mit Zeigen der blauen Karte verhängt wird.

    Die blaue Stelle ist hinzugefügt worden. Nun ist es rechtlich festgeschrieben, dass die blaue Karte im Protokoll vermerkt werden muss. Und das es auch eine Sperre gibt, wenn auf einer Disqualifikation eine weitere Disqualifikation mit Bericht verhängt wird. Das war vorher auch nicht möglich.

    Einmal editiert, zuletzt von Funkruf ()

  • Da hab ich wieder mal was gelernt. Danke

    "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!" (Immanuel Kant)


    "Viele Menschen sind gut erzogen, um nicht mit vollem Mund zu sprechen, aber sie haben keine Bedenken, es mit leerem Kopf zu tun." (Orson Welles)


    „Ein Problem ist halb gelöst, wenn es klar formuliert ist.“ (John Dewey)

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