Das glaube ich auch, denn in den letzten beiden Jahren hatten die während dem CL Final4 auch nen Promo-Stand in der Lanxess-Arena.
Das offenbart das ganze Dilemma. Man bemüht sich gar nicht um neues Publikum, sondern badet nur im eigenen Saft. In der Handballhalle brauche ich nicht nach neuem Publikum zu suchen. Die unsinnige Diskussion um die Preise, Qualität, umsonst/nicht umsonst, ob Pay TV ein Fluch oder Segen sei, ist auch so ein Symptom, nämlich eine reine Insiderdebatte, dreht sich aber gar nicht um das eigentliche Thema des Tages.
Das Problem der HBL ist doch - zumindest meiner Ansicht nach - daß die Bemühungen um mehr Reichweite für Liga und Spiel seit Jahrzehnten maximal untertourig bis überhaupt nicht laufen. Eine Sportart wie Handball mit seiner Geschichte muss in Deutschland eigentlich einen viel höheren Stellenwert und Bekanntheitsgrad (und damit auch um Mehrfaches höhere Vermarktungsmöglichkeiten) haben als es zur Zeit trotz EM-Sieg und Olympiamedaille tatsächlich der Fall ist. Und da muß der Hebel als erstes hin, bevor man ans große Verkaufen denkt.
Außerhalb der Reichweite der jeweiligen Regionalzeitung und der direkten Handballszene kennt kein Mensch Begriffe wie "MT Melsungen", "HBW Balingen-Weilstetten" oder "TSV Burgdorf". Und sich vor dieser Folie jetzt, wo man es nach zwanzig Jahren oder so endlich wieder in die Sportschau geschafft hat, sich im gleichen Atemzug mit dem Hauptprodukt der Liveübertragungen fast vollständig ins Pay TV zu verabschieden und damit eine mögliche Breitenwirkung zu verschenken wie sie mit Übertragungen etwa in den Dritten Programmen oder einem bundesweit empfangbaren Privatsender gegeben gewesen wäre, ist absolut kontraproduktiv und wird die Liga und damit den Handball in Deutschland insgesamt um Jahre zurückwerfen. Und dabei wird es eben nicht die geringste Rolle spielen, wie attraktiv die Preise und wie toll die Bildqualität bei sky möglicherweise sein werden oder nicht, ob es eine Umsonstkultur gibt oder nicht, das ist nämlich alles überhaupt nicht relevant. Das interessiert die Zehntausend, die das abonnieren. Die Millionen anderen, die man damit nicht mehr erreicht sind auf Jahre bis Jahrzehnte weg. Man frage nach beim Eishockey (oder bei Bert Brecht, siehe oben).
Wenn irgendwann mal der Tag kommen mag, an dem in Deutschland (und nicht nur im jeweiligen Landkreis) etwa gleich viele Menschen die HSG Wetzlar [19 Jahre Bundesliga] oder MT Melsungen [12 Jahre Bundesliga] kennen wie Westfalia Herne oder Hessen Kassel [je 0 Jahre Bundesliga]... dann kann man anfangen über Pay TV nachzudenken. Vorher ist das keine realistische Option.