Causa A. Fuhr und alles drumherum

  • Der Sportschau Artikel hat eine zentrale Aussage für mich:

    Zitat

    Aufarbeitung physischer, psychischer und sexualisierter Gewalt im Sport ist Neuland. Drei solcher Kommissionen sind aktuell bei der Arbeit, im Schwimmen, Handball und im Turnen in Weimar. Alle Kommissionen folgen den Standards der Aufarbeitungskommission der Bundesregierung oder der Deutschen Sportjugend. Sie sind interdisziplinär besetzt und beteiligen Betroffene. Alle sprechen von einer sehr großen Herausforderung, kommen langsamer voran als eigentlich gedacht und haben Probleme zu bewältigen. Aber das wurde kommuniziert. Im Tennis dagegen gibt es keinerlei Informationen.

    Es zeigt sich, dass es nicht nur ein Thema im Handball ist. Wir erleben gerade etwas Neues und als Gesellschaft ist das ein ganz schweres Thema und bricht mit alten Paradigmen. Der Fall im Tennis ist halt noch anders weil der Beschuldigte verstorben ist und vorher als Vizepräsident selbst Einfluss genommen hat (Wenn ich die Doku zum Fall noch richtig im Kopf habe). Im Handball reden wir über einen Trainer (Fuhr) und eine Teilschuld als Mitwisser/Verantwortliche. Also ein andere Situation und leider auch nochmal Komplexer weil die Verantwortung verteilt ist und die Schuldfrage nicht an einer Personal alleine festgemacht werden kann.

  • Es zeigt sich, dass es nicht nur ein Thema im Handball ist. Wir erleben gerade etwas Neues und als Gesellschaft ist das ein ganz schweres Thema und bricht mit alten Paradigmen.

    Das hier ist der entscheidende Punkt in der gesamten Debatte, sportartübergreifend. Die Auseinandersetzung mit solchen problematischen Dynamiken im Sport ist pfuschneu und alle Akteure werden sich daran messen lassen müssen, ob sie in der Lage sind, die Entwicklung mitzugehen. Oder ob sie in einer Art reflexionsunfähigen Verweigerungsposition den Zeitgeist abblocken, wie man (ich) bisher bei Fuhrs Reaktionen den Eindruck hatte.


    Es ist letztlich das gleiche wie mit jeder "fortschrittlichen" Veränderung gesellschaftlicher Zustände. Bei der Einführung des Frauenwahlrechts wurde damals auch unsäglich gezetert a l a "Dieser neumodische Firlefanz ist doch alles Schwachsinn..." genauso werden Leute heutzutage den gleichen Satz schmettern, wenn es um zunehmende Sensibilität für geschlechterspezifische, hierarchische Beziehungsgefüge und deren potenziellen Missbrauch im Sport geht. Aber es ist wichtig, dass das Thema ein Thema wird, was früher noch okay war ist es eben heute nicht mehr. Und wer dieses Voranschreiten der Zeit ignoriert, deklariert sich selbst als unfähig, mit der Moderne Schritt zuhalten. Denn: Wie schon das Frauenwahlrecht die Qualität der Demokratie verstärkt hat, verstärkt das Ausmerzen von schädlichen Umgangsformen im Sport die Qualität des Spiels - wenn sich alle Akteure (in dem Fall Akteurinnen) ausschließlich auf den Sport konzentrieren können und nicht irgendwelchen unmenschlichen Druck oder trainerinduzierte Paranoia als "Nebenkriegsschauplatz" bedienen müssen. Diesen Mehrwert des Fortschritts muss man sehen. Und wenn man den nicht sehen kann, hat man letztlich auf einer Trainerbank auch nix mehr verloren. Das ist dann eine langfristige Qualitätssteigerung durch Auslese auf Kosten der kurzfristigen Qualität, weil sich einige taugliche Akteure (Fuhr) selbst absägen.


    Aber die neue Generation wird wachsen.

Anzeige