1. Bundesliga Frauen Saison 2024/25

  • Aber wie erfolgreich könnte eine Frauenhandballmannschaft des 1. FC Köln wirklich sein? Oder von Bayern München? Oder vom VfB Stuttgart?

    Man kann es beim Fussball gut beobachten, einige Frauenvereine wurden in den letzten zwanzig Jahren in traditionelle Vereine eingegliedert, eines der letzten Beispiele ist der FFC Frankfurt der vor fünf Jahren in die Entracht gezogen wurde. Aktuell siehst du in der ersten Bundesliga der Frauen überwiegend die von den Männern bekannten Vereine. Hat es etwas geändert? Kaum.

    Die Zuschauerzahlen haben nach Corona plötzlich explodiert, was eher was mit der EM 2022 getan hat, als mit den schon früher ausgeführten Eingliederungen. In den letzten vor-Corona-Jahren hatte die Frauenfussball-Bundesliga dreistellige Zuschauerschnitte und lag in einigen Jahren sogar unter Frauenhandball.

    Was wirklich funktioniert (aber gerade das sieht man auch beim Dortmunder Frauenhandball!), ist 1 Spiel in einer Saison, mit viel Werbung, wie z.B. Köln - München im letzen März mit 35.000 Zuschauern in Müngersdorf. Komischerweise, da man nur 11 Heimspiele in einer Saison hat, hat dieses eine einzige Spiel den Durschnitt des FC um ca. 3.000 pro Spiel erhöht, was natürlich zu völlig märchenhaften Statistiken führt. Das eine Spiel hat sogar den Schnitt der ganzen Liga um ca. 250 nach oben gezogen!

    Dass der gleiche Verein Zuschauer in die Handballhallen zieht, sieht man ein bisschen in Osteuropa (FTC in Budapest oder Rapid in Bukarest sind gute Beispiele), im Westen kenne ich kein einziges Beispiel (PSG bei den Männern, vielleicht). Und, ja, nur ein Katzensprung vom 1. FC Köln entfernt haben wir alle gesehen, was der Name Bayer Leverkusen in der Sporthalle bedeutet. Das Thema wurde in diesen Forum auch sehr umfangreich besprochen.


    Währenddessen hat Metz in Frankreich in der Champions League regelmäßig 4-6.000 Zuschauer in einem 200.000-Ballungsraum, in einer Stadt die im Fussball keine nennenswerte Rolle spielt.

  • Ich glaube, capitano19 hat zu sehr seine Handballbrille auf und verkennt die aktuellen Realitäten. Es gab / gibt bereits Projekt, wo die Handballteams im Fahrwasser der Fussball-Bundesligisten geschwommen sind. Die aktuelle Entwicklung ist aber eine völlig andere:

    - Bayer Leverkusen: Handball-Abteilung leidet seit Jahren unter knappen Budget und wird vom Hauptverein gefühlt kaum mehr beachtet.

    - Werder Bremen: Da sprach man vor einigen Jahren von einem möglichen langfristigen Ziel erste Liga. Seit 2-3 Jahren hat sich der Fokus aber auf die Fussballfrauen verschoben. Werder hat vor kurzem ein riesiges Projekt gestartet und investiert Millionen in ein neues (Fussball)-Vereinszentrum. Die Handballerinnen haben auch praktisch überhaupt keine richtige Fanbase in Bremen.

    - BVB: Infrastruktur Probleme seit Jahren ungelöst. Nun will Watzke offenbar für das Amt des Vereinspräsidenten kandidieren. Sollte er das Amt übernehmen, wird das langfristig sicher keinen positiven Effekt auf die Handballfrauen haben.


    Die HBF feiert sich und ihre Erfolge gerne. Und der aktuelle Zuschauerrekord ist real. Aber meiner Meinung geht es aktuell nicht darum, weiter zu professionalisieren und zu etwas transformieren, was der Frauenhandball eh nie leisten können wird. Es wäre besser, alles daran zu setzen, den aktuellen Status Quo zu erhalten. Ich denke, das wird schon schwer genug. Will man mit dem Frauenfussball konkurrieren, wird das nicht gut enden.


    Besser wäre es, den Wert der Traditionsvereine zu erkennen und deren Marken zu stärken. Es ist z.B. gut, dass Buxtehude nächste Saison in einer moderneren Halle spielt. Auch ein zweiter starker "Ost"-Club wäre sehr wichtig für die Liga.

  • Ich glaube, capitano19 hat zu sehr seine Handballbrille auf und verkennt die aktuellen Realitäten.

    Das seh ich auch so.


    Die Hälfte aller Frauenfußball(!!!)-Bubdesligisten hat weniger als 2.000 Zuschauer im Schnitt. Darunter RB Leipzig, TSG Hoffenheim und Beyer Leverkusen.

    Und selbst Bayern (mit den ganzen Erfolgen der Frauen) hat nur 2.455 Zuschauer im Schnitt. Beim Fußball!!!


    Wie viele Zuschauer sollen dann Handball-Frauenteams da haben? :/

  • Und selbst Bayern (mit den ganzen Erfolgen der Frauen) hat nur 2.455 Zuschauer im Schnitt. Beim Fußball!!!

    Das Stadion hat nur 2500 Zuschauer. Und man spielte kein Spiel in der Allianz-Arena. Einige Zuschauerschnitte kommen im Wesentlichen von einem Spiel im Männerstadion. Und da zahlt man dann 5-10 Euro.


    Das System ist eben clever. Man spielt EM/WM in den Jahren wo kein Männerturnier ist. Und die Leute schauen es dann. Danach kann man ARD/ZDF 10 mio. für eine Nacht-WM aufdrücken. Die haben dann für andere Sportarten keine Kohle. Und bei den Vereinen zwingt man die Männer-Vereine was für die Frauenabteilung zu tun. Dann spielen Leute mit 500000 Euro Jahreseinkommen vor 2000 Zuschauern. Die 500k gibt es dann noch für 22 Ligaspiele. Der Letzte schießt ganze 5 Tore. Und mit 7 Toren bleibt man drin.

  • Frauenfussball hat eine viel höhere mediale Präsenz, als Frauenhandball. Giulia Gwinn ist vielen bekannt (tja, ihre Schönheit spielt da auch sicher eine Rolle), ich wtte aber, dass auch Lena Oberdorf viel bekannter ist, als Emily Bölk.

    Tja, und ich kenn die Emily weil sie mal hier vor Ort spielte. Während ich die beiden anderen noch nie im TV gesehen habe, weil es mich nicht interessiert. Turbine Potzdam sagt mir was, aber die sind wohl ein Opfer der anderen Fußballfrauenclubs mit Männerkohle.

  • Du meinst sicherlich Turbine Potsdam... der RAABE ...

    Tja Emily ist doch eigentlich bekannt , genauso wie ihre Mama Andrea... Das nur mal so nebenbei...

    Wer sich für eine oder andere Frauensportart interessiert , wird immer wieder welche kennen... mal mehr , mal weniger...

  • Das Hauptproblem ist, dass Frauen sich als Zuschauer weniger für weiblichen Sport interessieren. Und zwar sowohl in der Sportstätte als auch vor dem Bildschirm.


    47 % der Männer ab 14 Jahren in Deutschland geben an, gelegentlich eine Sportveranstaltung zu besuchen. Bei Frauen sind es nur 28%.

    Noch eklataner fällt das Medienverhalten aus: 53 % der Männer verfolgen männlichen Spitzensport, 21 % auch weiblichen Spitzensport.

    Weniger, nur 18 % der Frauen (!) interessieren sich für weiblichen Spitzensport, dagegen sogar 26 % für männlichen Spitzensport.

    Das liegt auch daran, dass Frauen insgesamt weniger wettbewerbsorientierte Sportarten betreiben: während die beliebtesten Sportarten von Männern Fußball, Fitness- und Kraftsport, Radfahren, Schwimmen, Handball, Basketball und Boxen sind, bevorzugen Frauen Fitness/Aerobic/Cardio, Schwimmen, Radfahren, Yoga oder Pilates, Tanzen und

    Nordic Walking. Verkürzt und vereinfacht: Männer wollen gewinnen, Frauen wollen sich bewegen.


    Würden Frauen mehr zu Handballspielen gehen und mehr sportdeutschland schauen, würde die HBF auch eine größere Aufmerksamkeit erfahren.

    Gibt es hier im Frauen-Forum eigentlich eine einzige weibliche Mitdiskutantin?

  • Ganz starker Beitrag, diese Zusammenhänge hatte ich, obwohl sie so offensichtlich sind, auch noch nie wirklich bedacht.

  • Würden Frauen mehr zu Handballspielen gehen und mehr sportdeutschland schauen, würde die HBF auch eine größere Aufmerksamkeit erfahren.

    Gibt es hier im Frauen-Forum eigentlich eine einzige weibliche Mitdiskutantin?

    Ja, gibt es, die Mutter eine Profispielerin. Das ist aber ein Sonderfall.