HBF - eine Liga sucht ihren Modus

  • Wir haben in den vergangenen 35 Jahren (seitdem kann ich es ungefähr beurteilen) keine acht professionellen Vereine im deutschen Frauenhandball. Ich sehe nicht, wie wir irgendwann (zeitnah) zwölf haben sollen.

    Welche Teams sind denn deiner Meinung nach aktuell zu unprofessionell für die 1. Liga? Halle, Zwickau, Buxtehuder SV, HSG Blomberg?

  • Gibt es überhaupt ein einziges Team, in dem sämtliche Spielerinnen den Sport als einzigen Hauptjob ausüben? Wenn nicht, ist auch keiner wirklich professionell.


    Selbst mit etwas Auge zudrücken wird es wohl niemals auch nur 4 Teams in der Liga geben, die da überhaupt annähernd hinkommen. Egal, was für ein Modus da kommen möge.

  • was ich an eurer Diskussion nicht verstehe: da die Ansprüche heute an Professionalität gestiegen sind, soll auf 8 Vereine reduziert werden.

    D.h., wenn die Ansprüche an Professionalität in ein paar Jahren weiter steigen - was ja euer Ziel ist-: soll dann auf 6 Vereine gekürzt werden, usw.?

  • Wir wollen eine erfolgreiche Nationalmannschaft und die bekommen wir nicht, wenn das beste Teams mit 15 oder 20 Toren gegen den Letzten gewinnt. Dadurch wird man keinesfalls besser, im Gegenteil. Wenn man sich nicht anstrengen muss, dann stagniert man. Das Gefälle zur zweiten Liga soll ja genau aus diesem Grund auch größer werden. Es geht um die Förderung der Elite, denn wir sprechen von den besten Spielerinnen der Liga und einer möglichen Professionalisierung.

    Einige deiner Argumente teile ich durchaus, aber hier kann ich nicht mitgehen. Auch wenn es natürlich nicht eins zu eins vergleichbar ist: Niemand käme nach dem aktuellen 6:0 der Bayern gegen RB auf die Idee, die Anzahl der Mannschaften in der Bundesliga zu reduzieren (und schon gar nicht mit dem Argument, damit die Nationalmannschaft bzw. die Nationalspieler zu stärken) ...

    Eine gute Handballmannschaft ist mehr als nur die Ansammlung möglichst vieler guter (=teurer?) Einzelspielerinnen. Es macht ja gerade den Reiz des Handballsports aus, dass immer wieder vermeintlich unterlegene Mannschaften mit einer cleveren Spielidee den Favoriten das Leben schwer machen, man schaue nur auf die aktuelle Pokalrunde. Auch das sind wichtige Erfahrungen gerade für junge Spielerinnen, die sie in allen möglichen Facetten durchaus häufiger machen sollten, und das auf beiden Seiten! Deshalb bin ich nicht nur perspektivisch viel näher an diesen Positionen:

    Ich wäre wieder für eine Aufstockung der Liga auf 14 vielleicht sogar auf 16 Mannschaften. In den ersten 2-3 Jahren wäre dann zwar das Gefälle zwischen Mittelfeld und Keller sehr groß. Aber ich denke die Mannschaften unten wachsen dann auch mit ihren Aufgaben, wenn sie öfters gegen Topmannschaften spielen, dadurch wird dann das gesamte Niveau der Liga angehoben. Denn nur so kann die Leistungsfähigkeit der Mannschaften angehoben werden.


    Fände 12 Teams gut, dazu eine Vorgabe für recht hohen prozentualen Anteil Inländerinnen. Das schafft Kaderplätze und Entwicklungschancen für deutsche Talente in der höchsten Spielklasse.


    Eine geschlossene Top 8 wird wenig Raum dafür bieten.

    Unter dem Strich bleiben als wichtigste Aspekte für den Modus der Meisterschaft Stabilität und Kontinuität und eine klare, für jedermann überschaubare Struktur im Ablauf und natürlich auch im Regelwerk. Und das so bald wie nur irgend möglich!


    PS.

    Natürlich habe ich hier den Fokus in erster Linie auf die sportlichen Aspekte gelegt und bin mir der Tatsache bewusst, dass die wirtschaftliche Situation der Vereine ähnlich wichtig ist. Letztendlich bedingen sich aber beide gegenseitig!

  • Wir haben in den vergangenen 35 Jahren (seitdem kann ich es ungefähr beurteilen) keine acht professionellen Vereine im deutschen Frauenhandball. Ich sehe nicht, wie wir irgendwann (zeitnah) zwölf haben sollen.

    Dann ist es ein Armutszeugnis und man kann diese Profisportart in D gleich eindampfen.

  • Oder man legt Regeln fest (wie eine Gegentribüne oder zuvor ein einheitlicher Hallenboden), der sich die Liga in die richtige Richtung entwickeln lässt.

    Ich frage dich nochmal Capitano, wieso kommt in Dortmund die neue Tribüne nicht ? Nur weil man es jetzt nicht mehr zwingend machen muss ?


    Von alleine ein bisschen mehr die Professionalisierung voranschieben geht wohl auch in Dortmund nicht...

  • Ich weiß, du bist ein absoluter Verfechter der Gegentribüne. Aber ich denke, die Herangehensweise war totaler Unsinn. Bevor über die Hallen diskutiert wird, sollten doch erst im Umfeld der Vereine professionelle Strukturen geschaffen werden. In den meisten Fällen ist es doch noch so, dass es einen hauptamtlichen (festangestellten) Verantwortlichen gibt und der Rest, der ihm zuarbeitet zum größten Teil nur ehrenamtliche Mitarbeiter sind. Das wäre doch ein viel wichtigerer Punkt, an dem angesetzt werden muss, bevor überhaupt die Hallendiskussion geführt werden soll. Denn eine Tophalle macht einen Verein in meinen Augen noch nicht professioneller, wenn das Umfeld nicht professionell aufgestellt ist.

  • Ich frage dich nochmal Capitano, wieso kommt in Dortmund die neue Tribüne nicht ? Nur weil man es jetzt nicht mehr zwingend machen muss ?


    Von alleine ein bisschen mehr die Professionalisierung voranschieben geht wohl auch in Dortmund nicht...

    Investitionen in die Infrastruktur gehen kurzfristig zu Lasten der finanziellen Mittel für den Kader und man riskiert sportlich in der Tabelle z.B. ein oder zwei Plätze zu verlieren. Natürlich wäre es wünschenswert, wenn die Vereine aus eigenem Antrieb die Professionalisierung in den Fokus stellen. Aber bei einer Abwägung zwischen kurzfristigem sportlichem Erfolg und langfristiger Professionalisierung, wird bei fast allen Vereinen Ersteres den Vorrang bekommen - so lange es keine äußeren Zwänge gibt.

  • Investitionen in die Infrastruktur gehen kurzfristig zu Lasten der finanziellen Mittel für den Kader und man riskiert sportlich in der Tabelle z.B. ein oder zwei Plätze zu verlieren. Natürlich wäre es wünschenswert, wenn die Vereine aus eigenem Antrieb die Professionalisierung in den Fokus stellen. Aber bei einer Abwägung zwischen kurzfristigem sportlichem Erfolg und langfristiger Professionalisierung, wird bei fast allen Vereinen Ersteres den Vorrang bekommen - so lange es keine äußeren Zwänge gibt.

    Wäre auch kein Problem, wenn man sich dann nicht jede zweite Woche über fehlende Professionalisierung, Wertschätzung etc beschweren würde.


    Dann bitte mit der Thekenliga leben und fertig.

    Über die Professionalisierung wird schon seit Ewigkeiten "gestritten" und man kann natürlich noch 2029 von langfristiger Professionalisierung reden.


    Fakt ist, dass von den Vereinen alleine nichts kommt.

    Bestes Beispiel ist mal wieder, dass jahrelang ein Sponsor für die Liga gefordert wird, jetzt ist er da, zack wird wegen einem neuen Trikotsatz rumgenörgelt.


    Die Vereine wollen alles auf dem Silbertablett serviert haben.

    Manchmal hat man auch das Gefühl, dass man gar nichts verändern möchte.


    Es werden beschlossene Sachen aufgehoben oder ausgesetzt, Wahnsinn.

    Z.b. die Hallenproblematik bei Bensheim.

    Was wird 2028 anders sein als jetzt ?

    Bensheim hat auch 2028 keine neue Halle..


    Also verschiebt man nur die Probleme und wird auch 2028 auf eine Sonderbehandlung pochen.

  • Investitionen in die Infrastruktur gehen kurzfristig zu Lasten der finanziellen Mittel für den Kader und man riskiert sportlich in der Tabelle z.B. ein oder zwei Plätze zu verlieren. Natürlich wäre es wünschenswert, wenn die Vereine aus eigenem Antrieb die Professionalisierung in den Fokus stellen. Aber bei einer Abwägung zwischen kurzfristigem sportlichem Erfolg und langfristiger Professionalisierung, wird bei fast allen Vereinen Ersteres den Vorrang bekommen - so lange es keine äußeren Zwänge gibt.

    Welcher Verein hat denn aus eigenen Mitteln eine Halle gebaut oder grundlegend in deren Aufwertung investiert? Investitionen in die Infrastruktur und die Mittel für den Kader haben doch überhaupt nix miteinander zu tun.

  • Super auf den Punkt gebracht. Und genau dass ist der Punkt warum die HBF dann unprofessionell wirkt und sehr unglücklich agiert mit diesen Themen. Die Hallenthematik

    und das gerade das Thema Bensheim beschäftigt uns ja nicht erst seit gestern. Es wurde ja immer wieder durch Sonderbehandlung/Diskussionen das Thema umgangen, statt sich diesem aktiv zu stellen und auch mal handfestes zu präsentieren. Mal war es die Kameralösung , dann beschäftigte man sich oberflächlich nach alternative Hallen, oder einer mobilen Gegentribühne. Man wusste aber immer, dass man bei der Vollversammlung nur lang genug sein Leid klagen musste, um wieder eine endgültige Entscheidung aufschieben zu dürfen. Wie lange will man solche Spielchen noch machen?


    Als Verantwortlicher der anderen Clubs käme ich mir veralbert vor, wenn man seine Hausaufgaben macht sich den Problemen stellt, nach Lösungen sucht, agiert und aus Bensheim die Pressemitteilungen veröffentlicht werden, dass man für die Verpflichtungen von Thomaier und Degenhardt nach Lösungen gesucht, und alles getan hat um dies zu ermöglichen. Da ist es möglich, aber beim viel wichtigeren Thema was die Zukunft des Vereins betrifft, sitzt man es wieder aus, es wird die Male davor schon gut gehen und eine Sonderlösung geben…

  • Mir braucht auch keiner erzählen, dass man die Halle in Bensheim nicht so umgestalten könnte, dass sie den Vorgaben entspricht. Bin dort oft genug durch Halle und Katakomben gekrochen. Da ist genug Platz, um mit verhältnismäßig kleinen Aufwand was zu zaubern. In der Werner-Aßmann-Halle hat man es ja auch hinbekommen "telegen" zu sein und es fällt kaum auf, was für ein enger Kasten das ist. Da war der Aufwand sicherlich höher, als das, was in Bensheim zu tun wäre.

    Letztendlich ist die Hallenproblematik aber nur ein Symptom. Von außen betrachtet muss man leider annehmen, dass die Vereine nicht gewillt sind den Status-Quo zu ändern, weil sie den (langfristigen) Mehrwert für sich selbst nicht sehen. Irgendwo im Forum war letztens von "Henne-Ei-Problem" zu lesen, das sehe ich genauso. Ohne gehörige Anschubfinanzierung wird es nicht funktionieren, leider.

    War Michelmann nicht Politiker? Kann man nicht ein Sonderprogramm zur "Verbesserung des Hallensports" initiieren?

  • dass die Vereine nicht gewillt sind den Status-Quo zu ändern, weil sie den (langfristigen) Mehrwert für sich selbst nicht sehen.

    Ändern können es nur die Städte. Und da haben manche Glück und manche Pech mit ihren Städten. Das hat für mich mit den Vereinen nichts zu tun.