Causa A. Fuhr und alles drumherum

  • Guter Post .

    Darf ich aber mal die Frage in Raum werfen , wofür die Spielerinnen einen Berater haben ?

  • Die wirkliche Charakterstärke haben die vermeintlich Schwächeren bewiesen, indem sie sich als Opfer geoutet haben, dafür gehört ihnen mein allerhöchster Dank und Respekt!

    Das Interview von Jackie Moreno halte ich persönlich in dieser Debatte für am "wertvollsten". Das Interview schildert eindrucksvoll, dass Moreno ihrem Traum, professionelle Handballerin zu werden, nachgeeifert ist und mit dem Wechsel zum BVB dieser Traum in Erfüllung zu gehen schien. Dann hat sich die Situation nach und nach zu einem Albtraum entwickelt. SIe hat als junge Spielerin in einem fremden Land in ihrer Situation keine Unterstützung erfahren. Es gab keinen anderen Ausweg mehr für sie, als ihre Handballkarierre vorerst komplett aufzugeben (da der BVB sie nicht aus dem laufenden Vertrag lassen wollte, so habe ich diesen Punkt im Interview jedenfalls verstanden). Jetzt geht es ihr hoffentlich wieder besser. Aber diese Erfahrung in Dortmund (in der sie hilflos und verweifelt war) wird ihr gesamtes weiteres Leben prägen. Das muß man sich immer vergegenwärtigen.


    Und Nordischbynature hat recht, es gehört viel Mut dazu, sowas in diesen Details der Öffentlichkeit zu offenbaren.

  • Nordischbynature Eine der besten, differenzierten Beiträge hier. Danke dafür,:thumbup::thumbup::thumbup::thumbup:

  • "Mich haben so viele Nachrichten von anderen Sportlerinnen abseits des Handballs erreicht, die sich bisher nicht getraut haben. Denen kann ich nur sagen: Seid mutig!", so Mia Zschocke gegenüber dem Tagesspiegel ...


    Zusammenfassung der dpa:
    https://www.handball-world.new….r/news-1-2-20-46633.html

    Orignal des Tagesspiegel (Paywall)
    https://www.tagesspiegel.de/sp…knochenbruch-8812762.html

  • Der Aufwand ein Abo abzuschließen und wieder zu kündigen lohnt sich beim Artikel der LZ. bzw. NW

    link

    Hier mal ein Ziat.

    Zitat


    André Fuhr habe sehr darauf geachtet, dass viele Themen in einem sehr kleinen Kreis passieren, sagt Pfennig.„Es hieß immer: ,Der André macht das schon.’ Das war natürlich für viele bequem. Aber er hat auch alles an sich gerissen“, bestätigt der Insider. Und weiter: „Er wurde immer mehr zum Despoten, hat ein perfides Netzwerk aufgebaut, in dem er seine Machtposition ausnutzte und die Menschen gegeneinander ausspielte.“

    Das deckt sich alles was man in "Boulevard-Management-Zeitungen" liest. Beispielsweise sowas

    link

    Es geistert auch immer wieder die These, dass 1 bis 2 Prozent der Bevölkerung Psychopathen seien und gerade im Management sich solche Leute entfalten können.

    AF scheint so eine Spezie zu sein, von welcher ich bisher immer nur gelesen habe. In meinen über 20 Jahren Beruflsleben im Großkonzern bis Mittelstand habe ich vielleicht 2 dieser Spezie angetroffen bzw. mir gedacht, dass da was locker sitzt. AF scheint mal ein lebendes Beispiel zu sein.

    Erinnert auch an einige schräge Theater-/fFilmregisseure. Der Fall Dieter Wedel fällt mir dazu ein. Ahnliche Konstellaition. Schauerspielerrollen kann man mit Einsatzzeiten von Handballerinnen vergleichen. Zudem auch ein kleiner Kosmos.

  • Ich hoffe das Frau Prof. Dr. Borggrefe und Co das alles gut aufarbeiten und dann alle Verantwortlichen auch zur Verantwortung gezogen werden und alle Vereine für die Zukunft daraus lernen, denn nur so können die vielen jungen Handball Talente auch wieder Spaß am Handball haben.

    Nordischbynature : Bester Artikel in dieser Kategorie!!!

    • Offizieller Beitrag

    Ich kann nur sagen, dass der Christian Pfeiffer absolut spitze ist. Habe viel von ihm gelernt .


    Ein Prof, der über den juristischen Tellerrand geblickt und ganz viel psychologische und soziologische Aspekte in diie Seminare der Kriminologie eingeführt hat.


    Großartige Wahl des DHB als Teil einer Anlaufstelle!

  • Harzlicher Dank geht raus für die netten Reaktionen auf meinen Post von heute Mittag. Bin zu müde für PN, anstrengendes Handballwochenende fordert seinen Tribut. Ihr kennt das!

    Auch mange tak für die vielen Links zu so informativen Artikeln!

    23:17 Uhr, ich sollte längst schlafen.

    Gehirn: „Ladies and Gentlemen!“

    Ich: „GEHIRN, BITTE. NEIN!“

    Gehirn: „This is Mambo Number 5!“

  • Ich bin erschüttert, ob dem, was die Mädels erleben mussten! Sie wollten Handball spielen....Und dann sind sie ausgesetzt geifernden Trainern, die geschützt von ehrgeizigen Verbandsmitgliedern sexuell "do or die" erpressen! Keiner stand ihnen bei... Gerüchte waren seit Jahren unterwegs... Auch hier in der Handballecke... Die Mädels haben die Gespräche gesucht... Und wurden so was von "männlich" abgebügelt! Ich schäme mich fremd für diese Herren!

  • Für 1,90 Euro mit Tagespass gibt es diesen langen Beitrag mit einer anderen Facette.


    https://www.mt.de/lokalsport/h…-Andre-Fuhr-23395595.html


    Der Schlusssatz.


    Zitat


    Die Freunde sind ihm geblieben. „Freund ist man auch in schlechten Tagen“, sagt einer. Diese Tage erlebten seine Spielerinnen durch Fuhr als mutmaßlichen Täter. Und nun erlebt sie der mutmaßliche Täter selbst. Wenn die Vorwürfe stimmen, dann aus eigenem Verschulden.

    und das hatte ich ja auch schon im Hinterkopf als ich das Ausmaß der Presselawine beschrieb.


    Zitat


    Aber viele fühlen auch mit dem mutmaßlichen Täter, der die Zerstörung seines bisherigen Lebens erlebt. „Hoffentlich tut er sich nichts an“, formulierten viel ihre Sorge.

    und da steht da auch dieser Satz, zu welchem man zwangsläufig kommt.

    Zitat


    „Er hatte Erfolg“, sagt einer. Dazu stellt eine Spielerin fest: „Aber um welchen Preis?“

    Da wir durch die Geschichte von Moreno wissen wie hoch der Preis gehen konnte, ist die Antwort wohl klar.Kein CL-Titel wiegt diese Schäden auf.

  • alter Sack: Der Artikel ist ein guter und zeigt, wie schwer das Thema zu greifen ist und das er auch immer drauf geachtet hat sich nicht "zu viele Feinde" zu machen. Es war also immer sehr kalkuliert. Ich habe als Zuschauer auch unterschiedliche Seiten kennen gelernt über die Jahre. Es gab Jahre, da war klar der Fuhr bekommt mindestens 2 Minuten oder fliegt wenn Blomberg in Buxte gespielt hat. In der PK war er dann wieder ganz anders und durchaus Sympathisch. Der eine oder andere wird nun über die Vergangenheit anders denken und seine Meinung ändern.

  • Jetzt kommt der Spiegel ums Eck mit Gaugisch, was wusste er wird gefragt und er reagiert ausweichend. So, so.


    Also Gaugisch sollte man mal außen vor lassen denke ich, der ist ja noch nicht lange genug beim Frauenhandball dabei. Bei Kromer sieht das schon anders aus...

    "Der Spiegel" ist neu als User hier, hat sich im Oktober angemeldet. Holt er sich jetzt hier Informationen für weitere Artikel?;)

    An allem ist zu zweifeln. (Karl Marx- Philosoph)

    • Offizieller Beitrag

    Die aktuelle Debatte zeigt, wie vielschichtig und sensibel die Themen Ausnutzen von Abhängigkeiten, Machtmissbrauch, Mobbing und psychische Gewalt sind.


    Es ist ein Thema, das unsere gesamte Gesellschaft an unzähligen Stellen betrifft. Sei es ein Vorgesetzter, der seine Abteilung drangsaliert, aber die Firmenleitung befriedigende „gute Zahlen schreibt“ oder im Mikrokosmos der Familie ein Vater, der Frau und Kinder schlägt, gleichzeitig aber („Was sollen die Leute/Nachbarn denken?“) die Hecke sauber schneidet und samstags den neuen SUV vor der Garage wäscht.


    Das Thema ist nun im Frauenhandball hochgeploppt, es ist aber mitnichten ausschließlich ein Thema des Frauenhandballs. Dieser Aspekt kam mir bislang zu kurz.


    Zu Recht wird diskutiert, warum das System AF so lange unsanktioniert und unangetastet funktioniert hat.


    Hier wurden schon viele Facetten aufgezeigt; viel Zutreffendes geschrieben und gut analysiert, zuletzt im vom „alten Sack“ zitierten Artikel des Mindener Tageblattes („Er hatte Erfolg!“).


    Ich möchte dies alles nicht wiederholen, sondern das Thema abstrakt von der rechtlichen Seite versuchen zu beleuchten.


    Systeme haben die Eigenschaft, sich selbst zu erhalten, bis sie von außen „gesprengt“ werden.


    Unhaltbare Zustände können erst beendet werden, wenn sie hinlänglich genug öffentlich und von der Öffentlichkeit eben als „unhaltbar“ bewertet werden.


    Diese Öffentlichkeit wird gewöhnlich durch (soziale) Medien hergestellt. Der Anlass hierzu liegt häufig in juristischen Verfahren, oft Strafverfahren, die durch eine Anzeige in Gang gesetzt werden.


    Entgegen einer weit verbreiteten Meinung, die sich auch in einigen Medienberichten zum aktuellen Fall wiederfindet, ist Mobbing kein Straftatbestand im deutschen Recht.


    Es gibt allerdings Tatbestände, die sehr häufig – aber nicht zwingend - mit Mobbing einhergehen, z.B. Beleidigung, üble Nachrede, einfache Körperverletzung, Verleumdung, Nachstellung, Nötigung, Sexualdelikte verschiedenster Ausprägung.


    Die meisten dieser Delikte sind so genannte Antragsdelikte, die nur auf Antrag des Geschädigten, d.h. nicht von unbeteiligten Dritten (z.B. DHB, wie in einigen Veröffentlichungen gefordert) verfolgt und dann zumeist von der Staatsanwaltschaft auf den Privatklageweg (in der Praxis gleichbedeutend mit Verfahrenseinstellung) verwiesen werden.


    Ein solcher Strafantrag muss innerhalb von drei Monaten nach der Tat gestellt werden, ansonsten besteht grundsätzlich ein „Verfahrenshindernis“, d.h. das Verfahren wird eingestellt.


    Die Staatsanwaltschaft könnte zwar, auch ohne Antrag und nach Ablauf der Antragsfrist das „öffentliche Interesse“ feststellen, um gleichwohl tätig zu werden, unterlasst diese Feststellung allerdings in der Praxis oft. Fraglich ist, ob die Zuständigen für mutmaßliche Straftaten ein öffentliches Interesse z.B. im Bereich einer Frauenbundesligamannschaft sehen würden; das ist Ermessen der Zuständigen.


    Dies alles gilt nicht für die Nötigung, die schwere Nachstellung und die schwereren Sexualdelikte. In solchen Fällen muss die Staatsanwaltschaft tätig werden. Im Komplex Mobbing kommt es allerdings meist nicht zu so genannten „Offizialdelikten“ bzw. lassen sich bezogen auf eine Nötigung (meist ohne Zeugen begangen) schwer beweisen.


    Ein solches Strafverfahren gegen z.B. gegen einen Mitarbeiter – gleich in welchem Status – zwingt Arbeitgeber „tätig“ zu werden, schließlich haben sie eine „Fürsorgepflicht“ für die Angestellten.


    In der aktuellen Causa Fuhr hat es niemals ein Strafverfahren gegeben und wird es offenkundig auch nicht mehr geben.


    Was auch immer geschehen sein könnte, dürfte strafrechtlich verjährt sein bzw. die Antragsfristen wären abgelaufen.


    Warum schreibe ich dieses langweilige Juragedöns?


    Weil in dem eingangs umrissenen Themenkomplex in den meisten Fällen nur juristische Mittel greifen, um die Missstände zu beenden. Vorliegend ist dies erst nach langen Jahren durch arbeitsrechtliche Schritte (fristlose Kündigung der Spielerinnen) in Gang gesetzt worden.


    Wenn in der Debatte also auch Schuld bei denjenigen gesucht wird, die trotz konkreter Hinweise oder trotz eigener Wahrnehmung weggeschaut haben bzw. untätig geblieben sind, gehört es bei der Gesamtbetrachtung dazu, zumindest zu erwähnen, dass sie sich keinem juristischen Druck ausgesetzt sahen, um die notwendige Abhilfe zu schaffen. Oder bildlich gesprochen: Ihnen fehlte beim Abriss ein Hammer, was dann als „Alibi“ dafür vorgetragen wurde, dass das Gebäude noch steht.


    Dabei ist es Teil dieser bewusst und gewollt aufgebauten Abhängigkeitsverhältnisse, die Opfer dermaßen einzuschüchtern, dass sie den Rechtsweg nicht beschreiten.


    Ich habe vollstes Verständnis dafür, wenn vorliegend konkret betroffene Spielerinnen ihren Trainer nicht angezeigt haben. Zu stark ist der – aus meiner Sicht – Irrglaube verinnerlicht, in solchen Fällen der eigenen Karriere zu schaden und in der „Branche“ kein Bein mehr an den Boden zu bekommen. Das war zweifellos mal so; hier haben sich die Zeiten aber glücklicherweise geändert.


    Und Außenstehende? Hand auf`s Herz: Wer zeigt den oben beispielhaft genannten die Hecke schneidenden Nachbarn an, von dem man ohne konkrete Beweise zu haben lediglich vermutet, dass er Frau und Kinder schlägt?


    Abschließend ist zu sagen, dass rechtliche Mittel eine Handhabe sind, die es den Beteiligten erleichtern oder erst ermöglichen, die Beendigung der oben genannten Missstände in Gang zu setzen; sie sind allerdings kein Allheilmittel.


    Es bedarf ausgesprochenen Mutes, sich dieser zu bedienen!


    Aber der Mut lohnt sich, wie es Mia Zschocke und Amelie Berger bewiesen haben!


    Das ist aus meiner Sicht die erfreuliche Quintessenz des Unsäglichen!

  • Das sich die Berater auch ein Brot kaufen können.:P

    Genau, von jedem Wechsel verdienen die Berater das meiste Geld. Kommt die Spielerin zu ihrem Berater und sagt dies und das, so sagt dieser, das habe ich so nicht gewusst.

    An allem ist zu zweifeln. (Karl Marx- Philosoph)

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