Was ist mit dem deutschen Fußball los?

  • Der Aufschwung beim DFB kam mit Sammer als Sportdirektor (von 2006-2012). Man hatte plötzlich wieder Erfolg bei den U-Mannschaften. Es gab ein klares Konzept. Unter Bierhoff wurde dann nur noch versucht die Nationalmannschaft als Marketing-Produkt zu pushen um Geld zu verdienen. Gerade im Erfolg werden die größten Fehler gemacht, weil man sich darauf ausruht und nicht mehr den Blick für Problemstellen hat. Von 2006-2016 war Deutschland bei jedem Großturnier mindestens im Halbfinale. Klose war beim WM-Titel 2014 schon 36 Jahre alt, Lahm hat danach aufgehört. Bis heute hat man auf diesen Positionen in der Ausbildung Probleme. Und der WM-Titel liegt jetzt schon 9 Jahre zurück.

  • Nun, aber die grundlegende Arbeit ist ja schon vorher passiert. Die jungen Spieler die 2006-2010 aufkamen und dann Weltmeister wurden, wurden ja in den Jahren zuvor ausgebildet. Damit hat Sammer wenig zu tun. Ich bin mir daher nicht sicher, ob man das so einfach sagen kann. Lahms Position war Zeit seiner Nationalmannschaftskarriere bereits ein Problem. Außenverteidiger auf der anderen Seite ja zum Beispiel quasi jedes Turnier gewechselt. Bei ihm kann man eher one of a kind sagen, sonst hätten wir noch andere sehr starke Außenverteidiger in der Zeit gehabt.

  • Anfang der 2000er gab es die Vorgaben zur Führung von NLZs an die Vereine als Reaktion auf den Rückgang von Talenten Ende der 90er Jahre, was dann mit dem Vorrundenaus bei der EM 2000 und EM 2004 zusammenfiel und auch wenn die WM 2002 mit dem Finale ein Erfolg war, war das eher ein Verdienst von Oliver Kahn mit einer Menge Spiel- und auch Schiedsrichterglück. Die Generation um Neuer herum, die 2009 den U21-Titel gewonnen hat, war dann die erste, die durch das NLZ-Konzept gegangen ist. Damit wurden die Vereine verpflichtet Jugend-Trainer einzustellen, etc.


    Das ganze Thema NLZ wurde aber mit der Zeit immer mehr professionalisiert, und um die 2010er Jahre herum begann dann aber die zunehmende Arbeit mit Video-Scouting, etc. was rein technisch vorher gar nicht zur Verfügung stand. Das hat dazu geführt, dass in den NLZs oft wie in Profi-Mannschaften gedacht und gehandelt wurde. Sowohl was das Training angeht, als auch die Umfänge. Dazu wurden die Spieler sehr früh in Schablonen gesteckt, um in bestimmte Spielformen und -taktiken schon sehr früh zu spielen. Oft gibt es den Vereinen auch den Wunsch, dass die Nachwuchsteams genauso spielen wie das Profi-Team. Jugend und Profi sind aber zwei paar Schuhe und das versucht man jetzt zu ändern.


    Die Frage wird aber sein, was die Vereine machen. Gehen die das mit, gehen auch die Trainer das mit. Oft genug ist eine Nachwuchsmannschaft für Trainer auch eher ein Sprungbrett in den Profi-Bereich. Schon alleine, weil die Jugend-Trainer nicht selten mit Peanuts bezahlt werden. Selbst bei Bayern München wurde versucht die Nachwuchstrainer unter Mindestlohn arbeiten zu lassen.

  • Nun, aber die grundlegende Arbeit ist ja schon vorher passiert. Die jungen Spieler die 2006-2010 aufkamen und dann Weltmeister wurden, wurden ja in den Jahren zuvor ausgebildet. Damit hat Sammer wenig zu tun. Ich bin mir daher nicht sicher, ob man das so einfach sagen kann. Lahms Position war Zeit seiner Nationalmannschaftskarriere bereits ein Problem. Außenverteidiger auf der anderen Seite ja zum Beispiel quasi jedes Turnier gewechselt. Bei ihm kann man eher one of a kind sagen, sonst hätten wir noch andere sehr starke Außenverteidiger in der Zeit gehabt.

    Natürlich hatte Deutschland auch eine Goldene Generation. Man gewann auch später unter Kuntz noch zweimal die U21-EM und stand noch einmal im Finale. Titel in diesem Altersbereich haben aber keine allzu große Aussagekraft. Da spielen manchmal physische Vorteile eine Rolle aber noch viel wichtiger ist, ob die Talente später dann auch regelmäßig in der Bundesliga zum Einsatz kommen.


    "Uns fehlt die Breite an Spielern, die Praxis in der Bundesliga bekommen. Unser Pool an Kandidaten ist viel geringer als jener der Franzosen oder Engländer", warnte kürzlich U21-Nationaltrainer Antonio Di Salvo (Kicker). Ihm fällt auf: "Bei den Jahrgängen 2000 und 2001 sind die Einsatzzeiten ausländischer Spieler in der Bundesliga doppelt so hoch wie die der deutschen. Das ist extrem." In anderen Ligen Europas seien die Einsatzzeiten für heimische Talente "drei- oder viermal so hoch". Schönweitz spricht von einer "extrem komplexen Thematik", deren Auswirkungen noch zunehmen werde: "Wir sehen, dass wir in einzelnen Jahrgängen nicht mehr zehn oder zwölf, sondern oft nur noch eine Handvoll Toptalente haben."


    Deutscher Fußball: Überstrahlt von den ausländischen Talenten - Sport - SZ.de (sueddeutsche.de)


    Sammer ging es aber um die Persönlichkeitsschulung. Das war von Anfang an ein Thema bei ihm. Welche Spieler können eine Mannschaft führen, wer ist kreativer veranlagt usw...Man muss sich nur die heutige Mannschaft anschauen. Sobald ein Gegentor fällt, fällt der ganze Laden auseinander. Auch das fällt seit Jahren bei der Nationalmannschaft auf.


    SZ: Die leidige Führungsspieler-Debatte. Macht die Ihnen wirklich noch Spaß?


    Sammer: Meine Erfahrung ist einfach, dass nicht alle Menschen, nicht alle Spieler gleich sind. Eine komplett flache Hierarchie widerspricht jeglicher Realität, wir dürfen nicht alle Spieler über einen Kamm scheren. Auch deshalb arbeiten wir im DFB-Nachwuchsbereich seit 2008 mit festen Kategorisierungen. Wir unterscheiden in Führungsspieler, Teamspieler und Individualisten.


    Matthias Sammer im Gespräch - "Ohne Struktur und Hierarchie in einer Mannschaft ist alles nichts" - Sport - SZ.de (sueddeutsche.de)


  • Wie viele Spieler, die Profis werden, kommen denn überhaupt je mit dem DFB auch nur in Verbindung? Ob beim DFB alle dies wollen oder das oder jenes ist doch im Alltag der Ausbildung recht egal. Ein Hannes Wolf tingelt jetzt in seiner Rolle beim DFB durch die Vereine, stellt vor, was ihm und seinen Experten um Gerland so vorschwebt und dann ist es den Vereinen überlassen, ob sie das interessiert, ob sie was davon mitnehmen oder ob ihnen das total egal ist. Das war früher bei Sammer auch nicht anders. Der Einfluss vom DFB ist im Alltag recht minimal.


    Bei Sammer ging es vor allem um Zusammenstellung und Umgang der National-Mannschaften im U-Bereich und nicht um die Talente-Basis. Er hat da klare Vorstellungen und wollte die bei den U-Mannschaften durchziehen bis es zum Kompetenzgerangel mit Löw und Bierhoff kam, wer die U21 zu verantworten hat. Den hat er gegen Löw verloren und dann ist er zu Bayern.


    Solange die Realität so aussieht, dass z.B. ein FC Bayern Spieler wie Harry Kane für 100 Mio holt und parallel die Jugendtrainer mit Mindestlohn bezahlt, kann man doch beim DFB machen, was man will. Jugend ausbilden muss man wollen, nicht müssen. Da braucht es Trainer, die das können und wollen. Und dafür muss ich die Trainer auch so bezahlen, dass sie ihre Jugendmannschaft nicht als reines Sprungbrett sehen und zusehen, wie sie Ergebnisse einfahren und sonst nichts.

  • Jugend ausbilden muss man wollen, nicht müssen. Da braucht es Trainer, die das können und wollen. Und dafür muss ich die Trainer auch so bezahlen,

    Tja Geld , Geld , Geld ... Oft wird es an der falschen Stelle rausgeworfen um dann an anderer Stelle einzusparen...

    Wir werden auch in den nächsten 9 Jahren keine Titel holen. Alles andere wäre eine Überraschung.

  • Also wenn es an der gegenwärtigen Misere einen positiven Aspekt gibt, dann meiner Meinung nach den, dass überhaupt in der Jugendausbildung ein zentraler Lösungsansatz gesehen wird. So lange ist es noch nicht her, dass bei schlechten Leistungen des A-Teams viele Gründe gefunden wurden, aber (fast) zuletzt die Ausbildungsinhalte im Jugendfußball. Das hat erst vor zwanzig Jahren angefangen und ist imho ein gutes Zeichen. Wenn wir davon ausgehen, dass auch beim DFB nicht nur Blindfische rumlaufen, werden vielleicht die richtigen Schlüsse gezogen. Die Korrektur der eigenen Konzepte ist nie einfach. Dass entsprechende Maßnahmen erst in fünf bis zehn Jahren greifen steht dazu natürlich auf einem anderen Blatt. Trotzdem finde ich die Wertschätzung einer guten Jugendarbeit erst mal gut.

  • Ebenso wie dass das Thema in den Medien debattiert wird. Dabei sind bereits zahlreiche gute Beiträge entstanden, wie zB ein Videoübungsbuch von Hannes Wolf

  • Watzkes jüngste Äußerungen scheinen mir im Zusammenhang mit dieser Diskussion eher absurd. Nach dem Motto früher wurden wir auch verdroschen. Da arbeitet der Verband jahrelang ein Konzept aus und dann kommen solch einflussreiche Personen mit dem Stammtisch.

  • Seit es in Deutschland Usus wurde, bei Testspielen zu schwänzen und die auch irgendwie langweilig wurden, habe ich seit Jahren sowas nicht mehr eingeschaltet. Aber bei der jetzigen Situation fand ich es spannend und habe mir das Drama mal angesehen. Zumal angekündigt wurde, dass diesmal wirklich die künftige Stammmannschaft aufläuft.


    Die Defensive von Deutschland ist total schlecht. Wie man auch bei den EM und WM gesehen hat.

    Höchst erstaunlich finde ich, dass Spieler, die in ihren Vereinen absolute Leistungsträger sind, in der Nationalmannschaft zu viele einfache Fehler machen.

  • Schwierige Situation. Man kann Flick eigentlich weder behalten, noch kann man so kurz vor der Heim-EM einen neuen Trainer einsetzen, der dann quasi keine Zeit hat, seine Spielideen mit dem Team auf ein entsprechendes Level zu bringen. Bei einem schlechten EM-Abschneiden stünde dieser Trainer gleich wieder unter Beschuss.

    Ich bin nicht dein Feind.

  • Nach dem heutigen Flick-Interview nach der Niederlage, was nichts anderes

    als eine Bankrotterklärung war (Thema Basics), müsste Flick sofort freigestellt werden.


    Es wäre so schön, wenn der Fussball endlich nachhaltig Marktanteile verlieren würde, an Basketball, Eishockey, Handball etc.

    Aber dazu wird es leider nicht kommen.


    Trotzdem: der deutsche Fussball ist kurz vor der Heim-EM kaputt. Die Heim-EM wird hoffentlich ein Debakel.


    Morgen spielen die Basketballer um WM-Gold.

  • Wieso schimpfen wir immer über die Trainer ?

    Flick hat bei Bayern das Triple geholt etc , er ist kein Vollpfosten auf der Trainerbank .

    Aber Fan von Flick war ich ehrlicherweise auch noch nie ....


    Ich würde erstmal die Spieler in die Verantwortung nehmen .

    Was kann Flick dafür , wenn ein Spieler wie Schlotterbeck spielt wie ein E-Jugendlicher, haarsträubende Fehler macht und 2 bzw fast 3 Gegentore damit verschuldet ?


    Wir sind zur Zeit einfach nicht besser .

    Auch ein Klopp kann aus einem Fiat keinen Ferrari machen .


    Evtl bräuchten wir wirklich mal einen Trainer , der ein bisschen unangenehmer ist als Löw und Flick .

    Magath oder Werner Lorant 😉