Zurück aus Köln will ich auch ein paar Worte zum Wochenende schreiben.
Nach der Handball-EM 2024, dem DHB-Pokal Final Four und dem EHF Champions-League Final Four steht für mich ganz eindeutig fest: Könnte ich nur eines der vier Events besuchen, dann würde ich mich immer für die Champions-League entscheiden. Das Gesamtpaket aus sportlichen Leistungen auf dem Feld, dem richtigen Maß an Event auf hohem Niveau, die internationale Fankultur, das Miteinander der Fans und die Handball-Prominenz in und um die Halle sind unerreicht.
Halbfinale: SC Magdeburg - Aalborg Handbold
Ein echter Handball-Leckerbissen mit starken Abwehrreihen, gegen die jedes Tor erarbeitet werden musste. Die Dänen waren taktisch exzellent auf den SC Magdeburg eingestellt. Aalborgs Abwehr hat die Durchbruchversuche der Magdeburger hervorragend im Griff gehabt - vergleichbar mit den Rhein-Neckar Löwen beim DHB-Pokalsieg 2023. Der zweite entscheidende Faktor für die Niederlage des SC Magdeburg war die eigene Torhüterleistung. Man könnte sagen, dass die Sperre von Nikola Portner den SCM die Finalteilnahme gekostet hat. Ich halte es auch für einen Fehler von Bennet Wiegert Mikael Aggefors nicht wenigstens ausprobiert zu haben.
Halbfinale: FC Barcelona - THW Kiel
Das mag bei einer 12-Tore-Niederlage seltsam klingen, aber in meinen Augen hat in der ersten Halbzeit lediglich Emil Nielsen den Unterschied ausgemacht. Der Positionsangriff des THW Kiel war zwar unglaublich träge und zäh, aber dennoch haben sie sich freie Wurfgelegenheiten erarbeitet und sind dann immer wieder am starken Torhüter gescheitert. Die zweite Hälfte konnte Barcelona diese deutliche Führung verwalten und der THW Kiel hat diese Saison nicht die spielerischen Mittel ein solches Defizit gegen eine Mannschaft wie den FC Barcelona noch umkehren zu können. Die Kieler "Überflieger" mit dem "Sieger-Gen", denen man zutraut in den letzten fünf Minuten noch einen 10-Tore-Rückstand aufzuholen, gibt es nicht mehr.
Spiel um Platz 3: SC Magdeburg - THW Kiel
Nettes Vorspiel am Sonntag, mit dem die Kieler Mannschaft durchaus ein Bekenntnis zum Trainer abgegeben hat, während die Magdeburger Spieler den Biss vermissen ließen. Hauptsache es hat sich niemand ernsthaft verletzt. (In dem Zusammenhang verstehe ich auch nicht, wieso Daniel Pettersson nach seiner Verletzung mit einem dicken Tape-Verband weitergespielt hat.)
Finale: Aalborg Handbold - FC Barcelona
Das Finale bot einige handball-taktischen Finessen. Kein Vergleich zum Finalspiel der beiden Mannschaften vor drei Jahren. Die Dänen begannen mit einer 4:2-Abwehr um Melvyn Richardsson und Dika Mem von der 9-Meter-Zone wegzuhalten (was aufgrund der individuellen Klasse nur bedingt funktionierte), Barcelona reagierte mit einem zweiten Kreisläufer im Angriffsspiel, um Aalborgs Abwehr zurück an den Kreis zu zwingen. Je länger Aalborg das Spiel offenhielt, umso mehr hatte ich in der Halle das Gefühl, dass Barcelona die Ideen ausgehen. Aber man muss auch sagen, dass trotz mehrfacher Gelegenheiten die Dänen nie in Führung gegangen sind. Wann immer bei ausgeglichenem Spielstand die Aalborger in Ballbesitz kamen, wirkten ihr folgender Angriff "mutlos". Es wirkte ein wenig wie das kleine Kaninchen vor der übermächtigen Schlange und das gipfelte im letzten Angriff der Dänen. Dieser letzte psychologische Unterschied zwischen dem Überraschungsfinalisten und dem Seriensieger hat meiner Meinung nach am Ende den Ausschlag gegeben. So sehr ich den Dänen den Erfolg gegönnt hätte, ist der FC Barcelona verdient Champions-League-Sieger 2024.