Handball-EM 2024 - Hauptrunde, Gruppe 1

  • Das ist mir halt zu überzeichnet bzw. ein Tick zu polemisch. Ich sage lediglich, dass die Grundvoraussetzung ist um erfolgreich zu sein, dass man einen eingespielten Kern hat. Den sehe ich seit Jahren nicht. Gidsel und Mem kamen eben schon in eine erfolgreiche, gefestigte Mannschaft. Aus meiner Sicht ist das halt ein großer Unterschied. Die Spanier haben gefühlt 20 Jahre am Stück zusammengespielt. Es gibt in der Spitze sicher auch Qualitätsunterschiede, aber der Mannschaftssport lebt immer von Automatismen, die man nur bekommt wenn man nicht jedes Turnier wieder neue Nebenleute hat. Übrigens bin ich sofort dabei wenn es um realistische Zielsetzungen geht. Da rennst du bei mir offene Türen ein.

    Mir ist bei dir auch einiges zu polemisch, aber sei es drum. Es sind unterschiedliche Meinungen und Herangehensweisen mit leichter Übertreibung im Abgang.

    Aber zum Rest sehe ich das ja nicht anders, nur sind wir permanent am entschuldigen und das bei einer immer wieder vor jedem Turnier künstlich hochgepushten Erwartungshaltung jenseits jeder Realität.

    Weniger Hype, mehr Seriosität, mehr Risiko wagen. Ich habe das schon weit vorher gesagt, also weit vor der EM, dass man es mit der richtigen Verkaufsstrategie einem Publikum auch verkaufen könnte, wenn man mit einer konsequent verjüngten Mannschaft vielleicht nicht das HF erreicht hätte.

    Dann wäre man in Sachen Eingespieltheit zum nächsten Turnier auch schon wieder weiter gewesen.

    Die Bmigos!!! "In meiner Hose wohnt ein Iltis"!!!
    Die kulturelle Evolution ist lamarckisch und sehr schnell, während die biologische Evolution darwinistisch und normalerweise sehr langsam ist. -> Edward O. Wilson!

    2 Mal editiert, zuletzt von hlp ()

  • Na also. Da sind wir völlig einer Meinung. ;) Ein guter Abschluss. Besser wird es nicht mehr.

  • Noch was ganz anderes: bei dieser EM fällt mir extrem auf, dass es für mein Gefühl überdurchschnittlich häufig überragende Torhüterleistungen bei den Teams gibt. Wo man im Ligaalltag froh ist über alles um die 30%, glänzen hier viele mit Quoten um 40%. Irre ich mich da oder sind bei diesem Turnier die Torhüter überdurchschnittlich erfolgreich?

    Das Thema wurde gestern auch bei DYN diskutiert. Da gab es die These, die finde ich auch ganz interessant und könnte passen, dass die Schiedsrichter etwas mehr Abwehrarbeit zulassen und oftmals nicht bei jedem Wurf mit Abwehrkontakt ein Foul gepfiffen wird. Dadurch gibt es mehr Würfe aus der Bedrängnis, die für den TW leichter zu parieren sind.

  • Kleiner "Fun Fact" am Rande. Als gestern in der 2. HZ wieder zur 1. Besetzung (Knorr, Golla,...) gewechselt wurde stand es -3. Hat anscheinend nicht viel genutzt.

  • Die Mischung macht es. Und genau diese Spieler Generation Möllgaard, Mikkel Hansen fehlt doch im deutschen Team oder hat nicht die Klasse. Hier haben wir nur Häfner und Steinert mitgenommen. Generation Lauge/Mensah ist mit Wolff, Weber und Dahmke vertreten. Bis auf Wolff alles keine Weltklasse.


    Ich bin ehrlich gespannt, wie sich Dänemark künftig aufstellt ohne Lindberg, Hansen, Landin, Lauge. Für Lindberg sehe ich auf Abruf keinen gleichwertigen Ersatz. Johan Hansen, Oskar Vind Rasmussen oder Frederik Bo Andersen haben (noch) nicht die Klasse. Nach Landin kommen in der Hierarchie Kevin Möller (34), Jannick Green (35) und Simon Gade (27). Gade hat bei weitem nicht die Qualität von Nielsen und die anderen sind schon zu alt. Mikkel Hansen und Rasmus Lauge sind neben Ihrer sportlichen Qualität auch Führungsspieler. Dies kann ein Pytlick, Lasse Möller oder Aaron Mensing (noch) nicht leisten.


    Einzig Möllgaard wird wohl durch Hald gleichwertig ersetzt werden können.

    Dann besteht ja Hoffnung, dass diese elende dänische Dominanz bald vorbei ist. Halleluja Schland!!!

    Na ja, im Ernst. Sie haben es gut vorbereitet und mit Gidsel haben sie einen Über-Performer, der aber auch noch und jetzt schon exzellent flankiert wird. Auch wenn es Helden sind, aber Hansen oder Landin brauchen sie doch schon jetzt nicht mehr. Da ist der alte Møllgaard vielleicht im IB sogar noch wichtiger.

    Die Bmigos!!! "In meiner Hose wohnt ein Iltis"!!!
    Die kulturelle Evolution ist lamarckisch und sehr schnell, während die biologische Evolution darwinistisch und normalerweise sehr langsam ist. -> Edward O. Wilson!

  • Freundschaft!

    Da gab es die These, die finde ich auch ganz interessant und könnte passen, dass die Schiedsrichter etwas mehr Abwehrarbeit zulassen und oftmals nicht bei jedem Wurf mit Abwehrkontakt ein Foul gepfiffen wird. Dadurch gibt es mehr Würfe aus der Bedrängnis, die für den TW leichter zu parieren sind.

    Das wäre dann der schwedischen Art zu pfeifen näher. Bei denen scheint das seit jeher so zu sein. Ich habe mal ein Interview mit Harry Jahns von Anfang der 1980er gelesen, in dem er das schon ansprach. In der Liga haben die guten Torhüter da schon mal Quoten über die Saison von 40 Prozent, was exorbitant ist. Vielleicht ein kleiner Vorteil für Schweden jetzt im Turnier?

  • Dann muss ich es wohl konkretisieren:


    Mir wäre es wichtig, wenn sich niemand mehr verletzt, unabhängig vom Heimatverein.

    Mir wäre es dennoch am wichtigsten, wenn sich kein Fuchs mehr verletzt. :bier:

    :thumbup: 8o :bier:


    Für immer erster deutscher Championsleaguesieger!


    Magdeburg ist Handball, Handball ist Magdeburg. So ist das! (J.Abati)

  • Das Thema wurde gestern auch bei DYN diskutiert. Da gab es die These, die finde ich auch ganz interessant und könnte passen, dass die Schiedsrichter etwas mehr Abwehrarbeit zulassen und oftmals nicht bei jedem Wurf mit Abwehrkontakt ein Foul gepfiffen wird. Dadurch gibt es mehr Würfe aus der Bedrängnis, die für den TW leichter zu parieren sind.

    Den Gegenbeweis hast Du doch gestern miterlebt. Der kroatische Torwart war phänomenal und die Abwehr hatte daran keinen Anteil. Wie viele knochenfreie haben wir nicht im Tor unterbringen können? Dass auf die Linie der SR zu schieben, halte ich für nicht tragbar.

  • oftmals nicht bei jedem Wurf mit Abwehrkontakt ein Foul gepfiffen wird.

    Interessant. Ich hab kein DYN und hab die Diskussion daher nicht mitbekommen. Mir ist bisher nicht aufgefallen, dass die Schiris viel mehr laufen lassen, als in der Liga was den Körperkontakt angeht. Das wäre aber vielleicht eine Erklärung, wobei gerade gestern im Spiel gegen Kroatien wir sehr häufig völlig freie Wurfpositionen hatten


    Edit: Tobi75 war schneller

  • Ich finde es sehr befremdlich wie hier über das Erreichen des HF geurteilt wird. Ich komme ursprünglich aus der Leichtathletik. Meisterschaften auf den Langstrecken werden gerne mal im Schluss-Spurt gewonnen, weil das Rennen vorher taktisch war. Dann gewinnen auch mal Läufer die von ihren Bestzeiten her deutlich schlechter sind als die absolute Weltspitze. Niemand würde hier auf die Idee kommen das als unverdient zu bezeichnen. Sie haben ihr Potenzial an der richtigen Stelle ausgespielt. Nur weil die anderen Teilnehmer an der Stelle schlechter waren kann man das doch wohl kaum als unverdient bezeichnen. Deutschland hat sich in der Gruppe als 2. durchgesetzt, also in den entscheidenden Spielen ihre Punkte gesammelt. Oder welche andere Mannschaft hätte es sonst verdient Gruppenzweiter zu werden? Keine, sie haben nämlich mehr Punkte liegen lassen. Aber für viele ist das Glas immer halb leer, anstatt sich auf ein tolles Halbfinale zu freuen, wo Deutschland nun wirklich nichts mehr zu verlieren hat.

  • Wohl wahr, und ein Schaulaufen ist wie ein Freundschaftsspiel schnell ein Muster ohne Wert!

  • Was mir gestern bei einigen vergebenen Freien aufgefallen ist, neben den vielen Würfen "halbe Höhe"...

    Einige der vergebenen waren keine direkten, ansatzlosen Würfe sondern lange Warten ggf. antäuschen.

    Das was sich jahrelang durchgesetzt hat erfolgreich zu sein hatte Kuzmanovic gestern besonders gut lesen und entschärfen können.

    Eine Facette der gestrigen Niederlage ist sicherlich die hohe Wahrscheinlichkeit, dass am Ende des Heimturniers 3 Niederlagen in Folge stehen u. der so sehr benötigte Aufwind für unseren Sport in der Breite u. im Kinderhandball ausbleibt.

    Sportlich ja, aber vor allem zuschauertechnisch.

    Die gute Stimmung im Land wird meines Erachtens übertrieben dargestellt.


    Deutschland hat jetzt sein sportliches Ziel erreicht. Für die Breite Masse wurde somit bloß die Pflicht erfüllt. Für enorme Begeisterung also noch kein Grund. Und das merkt man auch.


    Dass es aber bis hierher eine enorme Gratwanderung war, sieht der normale Handballzuschauer, geschweige denn Sportinteressierte, nicht.

    Eigentlich hätte nach dem Schweiz-Spiel die Stimmung eskalieren müssen, denn bereits dieses Spiel war kein Selbstläufer.

    3 Mal editiert, zuletzt von Marc ()

  • Ich finde es sehr befremdlich wie hier über das Erreichen des HF geurteilt wird. Ich komme ursprünglich aus der Leichtathletik. Meisterschaften auf den Langstrecken werden gerne mal im Schluss-Spurt gewonnen, weil das Rennen vorher taktisch war. Dann gewinnen auch mal Läufer die von ihren Bestzeiten her deutlich schlechter sind als die absolute Weltspitze. Niemand würde hier auf die Idee kommen das als unverdient zu bezeichnen. Sie haben ihr Potenzial an der richtigen Stelle ausgespielt. Nur weil die anderen Teilnehmer an der Stelle schlechter waren kann man das doch wohl kaum als unverdient bezeichnen. Deutschland hat sich in der Gruppe als 2. durchgesetzt, also in den entscheidenden Spielen ihre Punkte gesammelt. Oder welche andere Mannschaft hätte es sonst verdient Gruppenzweiter zu werden? Keine, sie haben nämlich mehr Punkte liegen lassen. Aber für viele ist das Glas immer halb leer, anstatt sich auf ein tolles Halbfinale zu freuen, wo Deutschland nun wirklich nichts mehr zu verlieren hat.

    Das hat doch nichts mit Glas halb leer zu tun. Ich schätze viele von denen, die nicht in diese Jubelstimmung einstimmen, sind seit Jahren Fan des Handballs.


    Und so einfach wie du es schreibst, war es eben nicht:


    "Deutschland hat sich in der Gruppe als 2. durchgesetzt, also in den entscheidenden Spielen ihre Punkte gesammelt."


    Welche entscheidenden Spiele meinst du denn? Deutschland ist letztendlich im Halbfinale, weil gestern zwei Mannschaften verloren haben. Somit war Deutschland letztendlich abhängig von Anderen und hat es nicht direkt aus eigener Kraft geschafft. Und die meisten Spiele der Deutschen Nationalmannschaft waren einfach nicht gut.


    Ich bleibe dabei: natürlich freue ich mich für die Spieler, für die Mannschaft und Deutschland, dass wir im Halbfinale sind. Gleichzeitig bin ich trotzdem der Meinung, dass es unverdient ist. Beides schließt sich nicht aus.

  • Ich finde es nicht mal unverdient, aber es ist irgendwie schwierig zu begreifen, wie die Gesamtheit der gezeigten Leistungen für ein Erreichen des Halbfinals ausreichen kann. Es würde sich besser anfühlen, wenn man zumindest gegen Österreich ähnlich gewonnen hätte wie gegen Island, d.h. nicht hoch, aber am Ende doch immer wieder vorne. So bleibt ein Ergebnis, was im Grunde ein Erfolg ist, aber für wenig Begeisterung bei mir sorgt. Merkwürdiges Turnier aus deutscher Sicht.

  • Entscheidende Spiele in denen Deutschland Punkte gesammelt hat? Ungarn z.B.

    Ich bleibe beim Vergleich zur Leichtathletik: Schluss-Spurt bei 400m angesetzt, auf den letzten 100m riesen Vorsprung und austrudeln lassen. Mit dem Wissen bereits weiter zu sein läuft so ein Spiel eben auch anders. Aber die Argumentation: die anderen sind auf den letzten 200m eingebrochen und nur deswegen haben unsere grottenschlechten letzten 100m gereicht, aber eigentlich unverdient - da gehe ich nicht mit. Wir haben die Punkte, sind weiter - Punkt. Aber es ist eben auch typisch deutsch, das man auch in so einem Erfolg wieder das Haar in der Suppe findet...

  • Aber es ist eben auch typisch deutsch, das man auch in so einem Erfolg wieder das Haar in der Suppe findet...

    Es geht nicht um das Haar in der Suppe sondern die tönernen Füsse auf denen alles steht.

    Man verliert schnell den Überblick wenn die Vereinsbrille zu eng sitzt!

  • Entscheidende Spiele in denen Deutschland Punkte gesammelt hat? Ungarn z.B.

    Ich bleibe beim Vergleich zur Leichtathletik: Schluss-Spurt bei 400m angesetzt, auf den letzten 100m riesen Vorsprung und austrudeln lassen. Mit dem Wissen bereits weiter zu sein läuft so ein Spiel eben auch anders. Aber die Argumentation: die anderen sind auf den letzten 200m eingebrochen und nur deswegen haben unsere grottenschlechten letzten 100m gereicht, aber eigentlich unverdient - da gehe ich nicht mit. Wir haben die Punkte, sind weiter - Punkt. Aber es ist eben auch typisch deutsch, das man auch in so einem Erfolg wieder das Haar in der Suppe findet...

    Der Vergleich wäre eher, dass man bei 400m einen Spurt ansetzen wollte, der Gegner aber schneller ist, davonzieht und alles so aussieht, als würde er gewinnen. Dann stürzt er aber unglücklich und so kann man dann doch wieder vorbeigehen. Beim Versuch vom anderen dann doch nochmal aufzuschließen, reichen dessen Kräfte nicht mehr und man selber gewinnt. Da würde auch niemand hinterher sagen: War verdient, weil was stürzt der andere auch. Gehört aber natürlich dazu, dass man nicht stürzt. Insofern hat man das Rennen fair gewonnen, aber war man jetzt wirklich besser? In der Ergebnisliste auf jeden Fall und das haben wir jetzt hier auch.

  • Ich finde es sehr befremdlich wie hier über das Erreichen des HF geurteilt wird. Ich komme ursprünglich aus der Leichtathletik. Meisterschaften auf den Langstrecken werden gerne mal im Schluss-Spurt gewonnen, weil das Rennen vorher taktisch war. Dann gewinnen auch mal Läufer die von ihren Bestzeiten her deutlich schlechter sind als die absolute Weltspitze. Niemand würde hier auf die Idee kommen das als unverdient zu bezeichnen. Sie haben ihr Potenzial an der richtigen Stelle ausgespielt. Nur weil die anderen Teilnehmer an der Stelle schlechter waren kann man das doch wohl kaum als unverdient bezeichnen. Deutschland hat sich in der Gruppe als 2. durchgesetzt, also in den entscheidenden Spielen ihre Punkte gesammelt. Oder welche andere Mannschaft hätte es sonst verdient Gruppenzweiter zu werden? Keine, sie haben nämlich mehr Punkte liegen lassen. Aber für viele ist das Glas immer halb leer, anstatt sich auf ein tolles Halbfinale zu freuen, wo Deutschland nun wirklich nichts mehr zu verlieren hat.

    Danke. Ich kann das aus meiner eigenen Vergangenheit in der Leichtathletik (Trainings-Weltmeister) nachvollziehen. Aber der einzelne Athlet kann eine solche Strategie des geplanten Sieges erarbeiten, wie soll das eine Mannschaft können? Jedoch hast Du meine Sichtweise damit erleuchtet. Respekt.

Anzeige