Folgendes ist ein ziemlich fieser Gedanke aber angesichts des hier schon beschriebenen, massiven Qualitätsverlusts der Übertragungen im Saisonverlauf möchte ich ihn trotzdem teilen:
Noch vor dem Start von Dyn gab es damals einige Auftritte von Seifert auf Konferenzen, auf denen er bildgewaltig das Unternehmens-Konzept vorgestellt hat. Die entsprechenden Videos sind alle noch auf YouTube. Das vorgestellte Schema F, nach dem man verfahren wollte (und es auch tut) ist eine direkte Kopie der hochkommerzialisierten US-Sport-Franchises.
Zentraler Knackpunkt dabei: Der Spieltag, das Spiel als solches, wird als "Content Creator" betrachtet. Es sollen Inhalte geliefert werden, die man dann in entsprechende Schnipsel und Formate zurechtschneidet (Das gängiste davon sind die sog. "Reels" - kurze 15-20 Sekunden-Videos, die perfekt zur Aufmerksamkeitsspanne der Generation TikTok passen und unerhörte Klickzahlen auf sich ziehen können) und diese die gesamte Woche lang dann in Social Media schießt.
Ich erinnere mich an eine Grafik aus einer dieser Präsentationen, in denen zwischen zwei Spieltagen die "tradierte Sportberichterstattung" keine Aufmerksamkeit für "das Produkt" generiert. Daher ist da unter der Woche ein großer Knick der Reichweite zu sehen und für den nächsten Spieltag geht er wieder hoch. In genau diesen Gap wollte Dyn vorstoßen - soweit die (aufgrund der modernen digitalen Möglichkeiten und "Bedürfnisse" funktionierende) Idee aus den USA.
Aber: Wenn der (Rentabilität steigern sollende) Fokus der gesamten Kiste wirklich primär auf "Zwischen der Woche" liegt - das würde auch die ganzen Videoformate erklären, die man nicht unbedingt braucht - dann wäre auch eine Erklärung gegeben, warum die Qualität des (aus unserer Sicht) Hauptproduktes Dyn fast schon zweitrangig sein kann.
Long story short: Vielleicht haben wir eingefleischten Handballfans einfach eine andere Priorisierung als Dyn. Uns gehts um ein reibungsloses Spiel am Wochenende, Dyn gehts um Akkumulation von Reichweite unter der Woche. Die Leute, die die Zielgruppe zB. der "coolen, actionreichen Handball-Reels" sind, die haben alle (noch) kein Dyn-Abo und daher keine Idee davon, wie schlecht das "Hauptprodukt" funktioniert.
Aber dann wäre die zu klärende Frage eben: Was ist für Dyn das "Hauptprodukt"?
Im Gegensatz zu NBA und NFL sind die meisten Handball-"Fans" eher schon nen Ticken älter und keine 14-20 jährige Teenager, die eine tägliche Handy-Bildschirmzeit von 8h+ aufweisen.